Impfungen

Wie schnell und wie lange wirken Impfungen?

Lesedauer unter 4 Minuten

Redaktion

  • Constanze Löffler (Wissenschaftsjournalistin, Ärztin)

Qualitätssicherung

  • Heidi Günther (Apothekerin bei der Barmer)

Impfungen schützen mit einer gewissen Verzögerung – das Immunsystem benötigt Zeit, um Antikörper und Gedächtniszellen gegen die Erreger zu bilden. Einzige Ausnahme: die passive Immunisierung mit fertigen, spezifischen Antikörpern gegen bestimmte Erreger. Wie lange eine Impfung wirkt, hängt immer vom jeweiligen Impfstoff ab.

Wie schnell wirken Impfungen?

Durch eine Impfung mit Lebend- und Totimpfstoffen soll der Körper aktiv einen langfristig wirksamen Schutz gegen bestimmte Erreger aufbauen. Nach dem Impfen bildet die körpereigene Immunabwehr Antikörper und Gedächtniszellen.

Sie verhindern beim Kontakt mit den jeweiligen Erregern, dass sich die Keime im Körper ausbreiten und zur Erkrankung führen. Dafür bedarf es je nach Erreger mehrerer Impfdosen: In der Regel sind zwei bis vier Teilimpfungen für einen ausreichenden Grundschutz notwendig. Erst nach der Grundimmunisierung ist die breite Masse immun. In der Regel dauert es also ein paar Monate, bis Impflinge sicher geschützt sind.

Antikörper für rasche Wirkung

Eine Ausnahme bildet die passive Immunisierung. Sie bietet sofortigen Schutz. Denn: Der Impfling bekommt fertige Antikörper gegen einen bestimmten Erreger gespritzt. Der Organismus muss sie nicht wie bei einer Impfung oder gar Infektion erst selbst bilden.

Mit Hilfe der fremden Antikörper kann das eigene Immunsystem den Erreger sofort bekämpfen. Einziger Nachteil: Der Schutz währt nur für eine kurze Zeit, in der Regel etwa für drei Monate. Ärzte nutzen die passive Immunisierung daher nur im Notfall: wenn nämlich unklar ist, ob jemand, der Kontakt mit einem Erreger hatte, ausreichend immun dagegen ist.

Betroffene bekommen Konzentrate gespritzt, die entweder von Menschen stammen, welche die jeweilige Erkrankung durchlaufen haben. Oder die Antikörper werden mit gentechnischen Methoden hergestellt. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) überwacht die Herstellung und Zulassung solcher Impfseren nach strengen Kriterien.

Gegen diese Erreger wird passiv geimpft

Am bekanntesten ist die passive Immunisierung gegen Wundstarrkrampf (Tetanus). Sie wird immer dann gegeben, wenn ein Patient mit unklarem Impfstatus eine verunreinigte Wunde hat.

Bei Biss- und Kratzwunden von verdächtigen Wild- und Haustieren oder Fledermäusen , die den Tollwuterreger übertragen könnten, erfolgt dagegen eine passive Impfung gegen Tollwut. Abwehrstoffe gegen spezielle Erreger werden auch gegeben, nachdem Ungeimpfte oder Risikopersonen Kontakt mit Masern, Windpocken (Varizellen), dem Respiratory Syncytial Virus (RSV) oder Hepatitis B-Viren hatten.

Passiver Schutz durch mütterliche Antikörper

Das Prinzip der passiven Immunisierung kennt man schon aus dem Mutterleib: Noch in der Gebärmutter überträgt die Mutter ihre Antikörper auf das ungeborene Kind.

Nach der Geburt gehen mütterliche Antikörper mit der Muttermilch auf das Neugeborene über. Dadurch ist das Baby in den ersten Lebenswochen vor vielen Krankheiten geschützt ist. Experten sprechen vom Nestschutz.

Abhängig von der Stilldauer lässt der Schutz mit der Zeit jedoch nach. Für einen lückenlosen Schutz empfiehlt die Ständigen Impfkommission (STIKO) daher zahlreiche Kinderschutzimpfungen.

Mit einer Impfung vor Krankheiten schützen

Barmer-Mitglieder erhalten alle von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen kostenlos. Außerdem bekommen Sie die Kosten für Reiseschutzimpfungen in voller Höhe erstattet.

Impfungen

Wie lange wirken Impfungen?

Manche Impfungen schützen ein Leben lang. Nach abgeschlossener Grundimmunisierung sind Kinder beispielsweise lebenslang immun gegen Masern, Mumps und Röteln. Andere Impfungen müssen nach einiger Zeit wiederholt werden.

Welche das sind, hängt von der Art des Impfstoffs ab. In der Regel gilt: Bei Impfstoffen, die nur Teile des Erregers oder – wie bei Tetanus – das unschädlich gemachte Toxin oder Bakteriengift enthalten, baut sich der Schutz nach und nach wieder ab. Bei Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Polio oder Keuchhusten braucht das Immunsystem daher immer mal wieder einen Stups, um sich zu „erinnern“. Hier müssen regelmäßig Auffrischimpfungen durchgeführt werden.

Wie oft muss man auffrischen?

Die meisten Impfungen sollten Sie alle fünf bis zehn Jahre auffrischen lassen. Ausnahme: die Impfung gegen die saisonale Grippe. Menschen, denen die Ständige Impfkommission (STIKO) diese Impfung empfiehlt oder die die Grippeimpfung als Satzungsleistung in Anspruch nehmen möchten, sollten den Immunschutz jedes Jahr erneuern lassen. Denn: Der Grippeerreger verändert sich enorm schnell, so dass der Impfstoff jedes Jahr angepasst wird.

Auffrischimpfungen lieber früher als später

Eine frühere Auffrischungimpfung schadet dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge nicht. Die STIKO empfiehlt sogar, sich lieber einmal mehr impfen zu lassen, selbst wenn der reguläre Zeitpunkt für die nächste Auffrischung noch in der Ferne liegt.

Das gilt vor allem für Ältere: Menschen ab 60 Jahren reagieren auf Auffrischimpfungen, beispielsweise gegen Tetanus, FSME, Keuchhusten und Diphtherie, schwächer. Bei ihnen hält auch die Auffrischung weniger lang an. Für sie ist es daher sinnvoll, den Impfschutz häufiger erneuern zu lassen. Die gute Nachricht: Wer sich im Leben regelmäßig hat impfen lassen, dessen Immunsystem reagiert auch im Alter effektiver auf erneute Impfungen.

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