Windpocken, medizinisch Varizellen genannt, sind sehr ansteckend und gehören zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Auslöser ist das Varizella-Zoster-Virus. Charakteristisch ist ein juckender Hautausschlag mit Bläschen, ein sogenanntes Exanthem. In den Bläschen sind die Varizella-Zoster-Viren gespeichert. An Windpocken erkranken überwiegend Kinder. Sie können jedoch auch bei Erwachsenen auftreten.

Ein kleines Kind liegt mit Windpocken krank im Bett.
Der Auslöser von Windpocken, das Varizella-Zoster-Virus, gehört zur Familie der Herpesviren. Die überaus häufige Infektionskrankheit hat aufgrund ihres Erregers den medizinischen Namen Varizellen.
Wo kommen Windpocken vor?
Windpocken sind weltweit verbreitet. Sie sind hochgradig ansteckend und gehören daher zu den häufigsten Infektionskrankheiten bei Kindern. Doch auch Erwachsene können an Varizellen erkranken.
Wer einmal Windpocken hatte, ist in der Regel lebenslang vor der Krankheit geschützt, allerdings kann noch Jahre später eine Gürtelrose als Folgeerkrankung auftreten.
Wie erfolgt die Ansteckung?
Die Ansteckung erfolgt über eine Tröpfcheninfektion; also durch Niesen, Husten oder Sprechen. Die virenhaltigen Tröpfchen können sogar im Umkreis von mehreren Metern zur Ansteckung führen. Wer sich eine Stunde in einem Zimmer mit einem Infizierten aufhält, steckt sich so gut wie sicher an.
Die Übertragung der extrem ansteckenden Varizella-Zoster-Viren kann allerdings auch über den Kontakt mit dem Bläscheninhalt oder den Krusten erfolgen. Dieser Infektionsweg wird als Schmierinfektion bezeichnet.
Krank "mit dem Wind"
Die Ansteckung erfolgt über eine Tröpfcheninfektion; also durch Niesen, Husten oder Sprechen. Die virenhaltigen Tröpfchen können sogar im Umkreis von mehreren Metern zur Ansteckung führen. Wer sich eine Stunde in einem Zimmer mit einem Infizierten aufhält, steckt sich so gut wie sicher an. Die Übertragung der extrem ansteckenden Varizella-Zoster-Viren kann allerdings auch über den Kontakt mit dem Bläscheninhalt oder den Krusten erfolgen. Dieser Infektionsweg wird als Schmierinfektion bezeichnet.
Was lange ist Inkubationszeit?
Die Inkubationszeit – also die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit – kann acht bis 28 Tage betragen. Meist liegt sie aber zwischen 14 und 16 Tagen. Die Ansteckungsgefahr beginnt schon ein bis zwei Tage vor dem Auftreten der Hautbläschen und endet fünf bis sieben Tage nach der Entwicklung der letzten Hautbläschen.
Erkrankungsspitzen, also gehäufte Windpockenfälle, treten vor allem im Winter und Frühjahr auf.
Was sind die Symptome bei Windpocken?
Ein bis zwei Tage vor Krankheitsbeginn treten bei den meisten Patienten unspezifische, grippeähnliche Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen auf. Es kann auch zu Fieber kommen, das allerdings selten auf über 39 Grad Celsius steigt.
Nach dieser Anfangsphase entwickelt sich ein juckender Hautausschlag – das typische Symptom der Windpocken.
Das Hauptsymptom ist der Sternenhimmel
Zunächst bilden sich rote Flecken auf der Haut, dann linsengroße Knötchen und Bläschen. Meist beginnt dieser Hautausschlag am Rumpf und im Gesicht. Von hier breitet er sich dann schubweise über den gesamten Körper aus – auch auf den behaarten Teil des Kopfs sowie auf Arme und Beine. Die Schleimhäute an Mund und Genitalien sowie die Bindehäute können ebenfalls betroffen sein.
Da der für Windpocken charakteristische Hautausschlag aus Papeln, Bläschen und Schorf besteht, die sich in verschiedenen Entwicklungsstadien befinden, sprechen Mediziner vom sogenannten „Sternenhimmel“.
Die Schwere des Hautausschlags kann sehr unterschiedlich sein. Kleinere Kinder bilden meist weniger Bläschen aus als ältere Menschen.
Wie ist der Krankheitsverlauf?
Nach einigen Tagen platzen die Bläschen auf der Haut, trocknen und heilen schließlich unter Krustenbildung aus. Diese Krusten fallen dann nach ein bis zwei Tagen ab. Einige Wochen bleiben helle Flecken zurück, die später aber verschwinden. Werden die juckenden Bläschen aufgekratzt – was verständlicherweise oftmals der Fall ist – kann es zu bakteriellen Hautinfektionen und Hauteiterungen kommen. Auf diese Weise entstehen oftmals bleibende Narben an den betreffenden Bereichen der Haut.
Zwei verschiedene Krankheitsbilder
Varizella-Zoster-Viren können zwei verschiedene Krankheitsbilder hervorrufen: Windpocken bei der Erstinfektion und eine Gürtelrose, Herpes Zoster. Zur Gürtelrose kommt es, wenn die Viren im Körper reaktiviert werden.
Welche möglichen Folgeerkrankungen kann es geben?
Windpocken heilen komplikationslos von selbst aus. Bei kleinen Kindern dauert die Erkrankung zwischen sieben und zehn Tagen, bei größeren Kindern und Erwachsenen dauert die Erkrankung nicht nur länger sondern verläuft auch schlimmer.
Fatal: das fetale Varizellen-Syndrom
Bei Schwangeren, die noch keine Windpocken hatten und auch nicht dagegen geimpft sind, können die Varizella-Zoster-Viren schwerwiegende Schäden beim Ungeborenen hervorrufen.
Bei Infektionen in den ersten fünf Monaten einer Schwangerschaft kann es zu schweren Fehlbildungen beim Ungeborenen kommen. Dies wird fetales Varizellen-Syndrom genannt.
Erkrankt eine ungeschützte (d. h. nicht gegen Windpocken geimpfte) Mutter im Zeitraum des Geburtstermins – etwa fünf Tage vor bis zwei Tage nach der Entbindung – können die Windpocken beim Neugeborenen lebensbedrohlich verlaufen. Denn zum einen hat die Mutter noch nicht genügend schützende Antikörper gebildet, um dem Neugeborenen einen ausreichenden Nestschutz zu gewähren. Zum anderen ist das Immunsystem des Kindes noch zu schwach, um die Infektion zu bekämpfen.
Risikogruppen
Auch bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem können Windpocken sehr schwer verlaufen und sogar tödlich enden. Bei Kindern mit Leukämie verlaufen Windpocken unbehandelt häufig tödlich.
Es können Komplikationen auftreten
Werden die juckenden Hautbläschen aufgekratzt, kann das eine bakterielle Sekundärinfektion der Haut verursachen. Diese wird meist durch die Bakterien namens Streptococcus pyogenes oder Staphylococcus aureus ausgelöst.
Eine weitere, sehr schwere Komplikation bei Windpocken ist die Varizellen-Lungenentzündung (Varizellen-Pneumonie). Sie tritt bei Erwachsenen häufiger als bei Kindern auf und beginnt meist drei bis fünf Tage nach dem Ausbruch der Windpocken. Schwangere Frauen sind besonders gefährdet, an dieser Lungenentzündung zu erkranken.
Mitunter geschieht es, dass bei Patienten mit Windpocken auch das zentrale Nervensystem von der Infektion betroffen ist. In solchen Fällen kann es beispielsweise zu einer Hirnhautentzündung, Meningitis, kommen.
Folgeerkrankung Gürtelrose
Eine häufige Folgeerkrankung der Windpocken ist die Gürtelrose, medizinisch Herpes zoster genannt. Denn jeder, der früher einmal an Windpocken erkrankt war, kann später eine Gürtelrose entwickeln. Gehäuft tritt sie jenseits des 50. Lebensjahres auf, vor allem bei Erwachsenen mit einer Abwehrschwäche. Man schätzt, dass rund 20 von 100 Erwachsenen einmal im Leben an einem Herpes zoster erkranken.
An Gürtelrose erkranken können allerdings auch Personen, die gegen Windpocken geimpft wurden. Der Windpockenimpfstoff ist ein Lebendimpfstoff. Er enthält abgeschwächte Viren, die ebenso wie die durch Ansteckung erworbenen Viren lebenslang in den Nervenzellen verbleiben und Jahre später reaktiviert werden können. Eine durch ein Impfvirus verursachte Gürtelrose verläuft allerdings milder.
Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen
Windpocken verlaufen bei größeren Kindern und Erwachsenen oftmals schwerer als bei kleinen Kindern. In der Regel dauert die Erkrankung bei ihnen auch länger. Wer älter ist, entwickelt außerdem oft eine viel größere Anzahl an Bläschen auf der Haut. Auch Komplikationen wie die Varizellen-Lungenentzündung und die Hirnhautentzündung sind bei älteren Patienten häufiger.
Diagnose von Windpocken
Windpocken sind gut an dem charakteristischen Hautausschlag erkennbar, bei dem sich innerhalb kurzer Zeit juckende Bläschen bilden. Deshalb kann der Arzt die Diagnose in der Regel bereits anhand des äußeren Erscheinungsbildes stellen.
Die Varizella-Zoster-Viren lassen sich auch direkt aus dem Bläscheninhalt nachweisen, was jedoch sehr aufwändig ist. Alternativ kann man auch die Antikörper gegen diese Viren im Blut bestimmen. Ein solches diagnostisches Vorgehen ist aber nur in Ausnahmefällen nötig.
Rücksicht auf andere nehmen
Jeder, der vermutet, an Windpocken erkrankt zu sein, sollte bitte unbedingt vorher die Arztpraxis darüber informieren. Damit man möglichst keine anderen Personen ansteckt, gibt es abgetrennte Bereiche in den Praxen. Diese Rücksicht auf andere sollte selbstverständlich sein.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Windpocken?
Die Windpocken können nicht ursächlich behandelt werden. Das heißt, dass die Therapie darin besteht, die Beschwerden zu lindern und möglichen Komplikationen vorzubeugen.
Im Zuge dieser symptomatischen Behandlung kommen folgende Maßnahmen zum Einsatz.
Den Juckreiz stillen
An den juckenden Bläschen zu kratzen, sollte möglichst vermieden werden. Im Fokus steht es deshalb, dem üblen Juckreiz Herr zu werden.
Da Wärme und Schwitzen den Juckreiz verstärken, sollte sich der Patient etwas kühlen. Entsprechend helfen kalte Umschläge an den betroffenen Hautbereichen gut gegen den Juckreiz.
Zudem gibt es auch Medikamente, die den Juckreiz lindern. Dazu gehören beispielsweise zinkhaltige, entzündungshemmende Lotionen, die auf die Haut aufgetragen werden. Antihistaminika (als Tropfen), die normalerweise bei Allergien Anwendung finden, können ebenfalls gegen den manchmal sehr starken Juckreiz helfen.
Die Haut gut pflegen
Wichtig zur Behandlung ist auch eine sorgfältige Hautpflege. Das beinhaltet tägliches Duschen oder Baden. Auch damit können die bakteriellen Sekundärinfektionen der Haut verhindert werden.
Übrigens ist es weiterhin sehr ratsam, die Fingernägel kurz zu schneiden. Muss man sich doch einmal an den juckenden Stellen kratzen, lassen sich die Schäden auf diese Weise geringer halten. Aufgekratzte Bläschen hinterlassen nämlich auch unschöne kleine Narben.
Die Viren bekämpfen
Bei schweren Fällen von Windpocken können auch virenhemmende Mittel, sogenannte Virustatika, eingesetzt werden. Diese Medikamente töten zwar die Viren nicht ab, verhindern jedoch deren Vermehrung. Diese Behandlungsmethode empfiehlt sich vor allem für Patienten mit einer geschwächten Immunabwehr.
Wichtiger Hinweis
Jeder Windpockenpatient ist so lange infektiös, bis alle Krusten abgefallen sind und keine neuen Bläschen mehr hinzukommen. Ein Patient mit Windpocken sollte auf keinen Fall in die Öffentlichkeit gehen, sondern zu Hause bleiben.
Kann ich mich mit einer Impfung gegen Windpocken schützen?
Der beste Schutz gegen diese Infektionskrankheit besteht in der Impfung gegen Varizella-Zoster-Viren. Sie wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts seit 2004 für Kinder in Deutschland empfohlen.
Davor erkrankten jährlich etwa 750.000 Personen an Windpocken.
Zur Impfung gegen Windpocken wird ein sogenannter Lebendimpfstoff eingesetzt, der abgeschwächte Erreger enthält. Diese können die Erkrankung nicht auslösen, sondern sorgen dafür, dass der Körper gegen die Krankheit immun wird.
Wann und wie oft sollte man sich gegen Windpocken impfen?
Geimpft wird in der Regel zwischen dem elften und 14. Lebensmonat, dann erneut zwischen dem 15. und 23. Lebensmonat. Der Mindestabstand zwischen den beiden Impfdosen sollte – je nach Impfmedikament – vier bis sechs Wochen betragen.
Es gibt auch Kombinationsimpfstoffe für eine gleichzeitige Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen. Aufgrund einer besseren Verträglichkeit erhalten Kinder bei der ersten Impfung die Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln als Kombinationsimpfung und zusätzlich die Impfung gegen Windpocken. Bei der zweiten Impfung kann dann gegen alle vier Krankheiten gleichzeitig geimpft werden.
Impfempfehlungen
Kinder und Jugendliche, die als Säugling nicht geimpft wurden und noch keine Windpocken hatten, können sich ebenfalls bis zum 18. Lebensjahr nachimpfen lassen. Das gilt auch für Frauen mit Kinderwunsch, Personen vor einer Organtransplantation und Patienten, die Medikamente einnehmen müssen, welche die Aktivität des Immunsystems dämpfen (immunsuppressive Therapie).
Auch denjenigen, die an schwerer Neurodermitis leiden und keine Antikörper gegen die Windpockenviren haben, d. h. seronegativ sind, empfiehlt die STIKO sich impfen lassen. Dies gilt auch für seronegative Personen, die im Gesundheitsdienst oder in einer sozialen Einrichtung arbeiten, beispielsweise im Krankenhaus oder in Kindergärten.
Die Barmer übernimmt selbstverständlich die Kosten der Impfung gegen Varizellen.