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Gürtelrose (Herpes zoster): Ursachen, Symptome und Behandlung

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Redaktion

  • Birgit Frohn, Diplom-Biologin

Qualitätssicherung

  • Heidi Günther (Apothekerin bei der Barmer)

Bei Gürtelrose handelt es sich um einen meist streifenförmigen Hautausschlag mit Bläschen, der oftmals sehr schmerzhaft ist. Er wird durch die gleichen Viren ausgelöst, die auch Windpocken (Varizellen) verursachen: die sogenannten Varizella-Zoster-Viren. Von ihnen leitet sich auch der medizinische Name Herpes zoster ab. Jeder, der schon einmal Windpocken hatte, kann später an einer Gürtelrose erkranken.

Eine Frau fasst sich an den Rücken

Nach einer Infektion mit Windpocken verbleiben die ursächlichen Viren im Körper. Sie können viele Jahre später wieder aktiv werden und zu einer Gürtelrose führen. Als auslösender Faktor ist häufig ein geschwächtes Immunsystem verantwortlich.

Die Gürtelrose ist vor allem bei älteren Menschen eine recht häufige Erkrankung, die sehr unangenehm sein kann. Etwa jeder Zweite, der das 85. Lebensjahr erreicht hat, ist in seinem Leben schon einmal an Gürtelrose erkrankt. Sofern keine Komplikationen auftreten, ist diese jedoch nach zwei bis vier Wochen überstanden.

Vorkommen

Generell ist davon auszugehen, dass etwa zwei von zehn Personen, die an Windpocken erkrankt waren, im Laufe ihres Lebens eine Gürtelrose bekommen werden. Davon betroffen sind überwiegend Menschen im Alter über 50 Jahren. Denn das Risiko für eine Gürtelrose erhöht sich mit zunehmendem Alter. Grund dafür ist, dass auch unser Immunsystem in die Jahre kommt, das heißt es wird schwächer.

In Deutschland erkranken jährlich im Durchschnitt etwa 300.000 Menschen an Herpes zoster. 5 Prozent der Patienten entwickeln eine Postherpetische Neuralgie, bei der über Wochen Nervenschmerzen bestehen.

Die Impfung schützt nicht hundertprozentig
Von einer Gürtelrose können auch Menschen betroffen sein, die gegen Windpocken geimpft worden sind. Dies kann daran liegen, dass schon vor der Windpocken-Impfung eine Infektion stattgefunden hat, diese aber symptomlos verlief oder aber weil die Windpocken-Impfung nicht gewirkt hat. Dies ist in 5 Prozent der Fälle möglich.

Was sind die Ursachen einer Gürtelrose?

Wie eingangs bereits erwähnt, bleiben die Varizella-Zoster-Viren all jenen „treu“, die einmal an Windpocken erkrankt waren; und zwar das ganze Leben lang, meist ohne dass man davon etwas spürt. Das gelingt den Viren, indem sie sich unbemerkt in den Nervenwurzeln im Bereich des Rückenmarks oder in den Hirnnerven einnisten.

Schwaches Immunsystem macht die Viren wieder stark

Wenn das Immunsystem zum Beispiel durch eine Erkrankung, starken Stress oder auch altersbedingt geschwächt ist, können die Viren erneut aktiv werden und sich vermehren. Sie wandern dann am betroffenen Nerv (das heißt dort wo sie bislang ausgeharrt haben) entlang in die Haut.

Durch die Vermehrung der Viren in den Hautzellen kommt es dann zu einer Entzündung und dem für die Gürtelrose typischen Hautausschlag. Die Entzündung des Nervs führt dazu, dass die von ihm versorgten Hautbereiche schmerzen – mitunter sehr stark.

Achtung Ansteckungsgefahr!

Eine Gürtelrose ist ansteckend – allerdings nur für jene Personen, die noch keine Windpocken hatten. Sie können sich bei Kontakt mit der Bläschenflüssigkeit einer Gürtelrose mit dem Varizella-Zoster-Virus infizieren. Die Ansteckung kann dann zunächst nur zu Windpocken, nicht jedoch zu einer Gürtelrose führen.

Wenn alle Bläschen des Hautausschlags ausgetrocknet sind und die letzte Kruste abgefallen ist, besteht keine Ansteckungsgefahr mehr.

Was sind Symptome einer Gürtelrose?

In dem Zeitraum, bevor sich der Hautausschlag ausbildet und sichtbar wird, fühlen sich die Betroffenen in der Regel sehr abgeschlagen und müde. Es kann in dieser Phase auch zu leichtem Fieber kommen. Möglich ist zudem ein Kribbeln unter der Haut.

Nach diesem Anfangsstadium treten dann nach zwei bis drei Tagen die für die Gürtelrose typischen Beschwerden auf: brennende oder stechende Schmerzen in dem betroffenen Bereich, gefolgt von leichten Hautrötungen mit kleinen Knötchen. Der Schmerz kann mittelstark bis stark sein.

Aus den Knötchen entwickeln sich innerhalb weniger Stunden kleine Bläschen, die jucken können. Dieses Stadium hält bis zu fünf Tage an. Danach trocknen die Bläschen innerhalb von zwei bis zehn Tagen aus und es bilden sich oft gelbliche Krusten.

Insgesamt dauert es zwei bis vier Wochen, bis die meist sehr unangenehmen und schmerzhaften Hautveränderungen wieder komplett verschwunden sind.

Woher kommt der Name Gürtelrose?

Der bei Herpes zoster auftretende Hautausschlag hat einen ganz charakteristischen Verlauf. Er tritt einseitig überwiegend im Rumpf- oder Brustkorbbereich auf und zieht sich streifenförmig über die betroffene Körperhälfte. Am Rumpf erinnert der Hautausschlag dann an einen Gürtel. Daher hat diese Erkrankung auch die Bezeichnung „Gürtelrose“ erhalten.

Hautausschlag an anderen Körperteilen

Der Hautausschlag kann bei einigen Patienten auch größere Bereiche betreffen. Und er kann sich außer an Rumpf und Brustkorb auch anderswo am Körper einstellen – so zum Beispiel auf den Armen, am Kopf oder im Gesicht. Mitunter sind dann auch Augen oder Ohren von dem Ausschlag betroffen. Darüber hinaus kann es vorkommen, dass sich die Bläschen außerhalb der ursprünglich betroffenen Hautstelle bilden.

Wie ist der Krankheitsverlauf bei einer Gürtelrose?

Bei einem normalen Verlauf ohne Komplikationen dauert es bei Erwachsenen zwei bis vier Wochen, bis eine Gürtelrose abgeheilt ist. Bei Kindern und jungen Menschen verläuft die Erkrankung im Allgemeinen unkompliziert.

In der Regel erkrankt man nur einmal im Leben an Herpes zoster, allerdings sind auch wiederkehrende Erkrankungen möglich. Man geht davon aus, dass bei gesunden Personen die Wahrscheinlichkeit bei unter 2 Prozent liegt, innerhalb der nächsten 2 Jahre erneut an Gürtelrose zu erkranken. Nach acht Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit bei sechs Prozent.

Risikofaktor Ausbreitung
Sehr selten kann es vorkommen, dass sich die Bläschen des Ausschlags auf benachbarte Hautbereiche oder sogar über den gesamten Körper ausbreiten. Dies kann bei Menschen passieren, deren Immunsystem sehr geschwächt ist. Das trifft beispielsweise für Patienten mit einer schweren Erkrankung wie Krebs oder Aids zu. Für sie kann eine Gürtelrose lebensbedrohlich werden.

Welche Folgeerkrankungen können auftreten?

Wenn die juckenden Bläschen aufgekratzt werden, kann es zu einer bakteriellen Entzündung der Haut kommen. Dann können an diesen Stellen dauerhaft Narben zurückbleiben.

Weitere Folgen einer Gürtelrose können auch eine Überempfindlichkeit der Haut oder Pigmentstörungen sein. Bei einer solchen Pigmentstörung ist die Haut an den betroffenen Stellen blasser oder dunkler als die umliegende Haut.

Mögliche Folgen im Gesichtsbereich

Tritt die Gürtelrose im Gesicht auf, kann sie auf das Auge übergreifen und dort eine Hornhautentzündung verursachen. Sind die Hör- und Gesichtsnerven betroffen, kann es auch zu einer Hörminderung oder zu Lähmungen im Gesicht kommen. Diese Beschwerden verschwinden jedoch glücklicherweise nach dem Abheilen der Gürtelrose wieder.

Die Post-Zoster-Neuralgie

Etwa zehn bis 20 von 100 Patienten haben bedingt durch die Nervenentzündung auch dann noch erhebliche Schmerzen, wenn der Ausschlag längst abgeheilt ist.
Dieses Phänomen bezeichnet man als „Post-Zoster-Neuralgie“ oder „postherpetische Neuralgie“. Sie kann über mehrere Wochen, Monate oder sogar Jahre anhalten.

Mehr Komplikationen bei Abwehrschwäche

Bei Menschen mit einer stark geschwächten Immunabwehr besteht ein erhöhtes Risiko für schwere Komplikationen. Bei ihnen kann sich infolge der Erkrankung an Herpes zoster durchaus eine Lungen-, Leber- oder Hirnhautentzündung entwickeln.

Ungeborene sind außer Gefahr
Anders als eine Erkrankung an Windpocken ist eine Gürtelrose während der Schwangerschaft für das heranwachsende Kind im Mutterleib ungefährlich.

Wie wird eine Gürtelrose diagnostiziert?

Mediziner erkennen eine Gürtelrose in der Regel am typischen einseitigen Hautausschlag sowie den zugehörigen Schmerzen oder Empfindungsstörungen. Meist wird auch die Bläschenflüssigkeit auf den Gehalt an Varizella-Zoster-Viren untersucht. Darüber hinaus kann überprüft werden, ob sich im Blut vermehrt Antikörper gegen das Varizella-Zoster-Virus finden.

Viele Menschen mit Gürtelrose halten ihren Hautausschlag allerdings zunächst nicht für die ansteckende Erkrankung Herpes zoster, sondern oft für ein simples Ekzem. Dies kann dazu führen, dass sie einen Arztbesuch nicht für nötig halten und sich die Diagnose verzögert.

Diagnostisches Verwirrspiel

Da sich zunächst oftmals Schmerzen und dann erst die typischen Hautveränderungen durch die Gürtelrose bemerkbar machen, kann die Diagnose am Anfang schwierig sein. Denn je nachdem, wo die Gürtelrose auftritt, werden häufig zuerst andere Ursachen für die Schmerzen vermutet: so zum Beispiel eine Entzündung von Blinddarm oder Gallenblase, ein Bandscheibenvorfall oder sogar ein Herzinfarkt.

Wie wird Gürtelrose behandelt?

Beschwerden wie Schmerzen und Fieber lassen sich durch schmerzlindernde und fiebersenkende Mittel wie beispielsweise Paracetamol oder Acetylsalicylsäure (ASS) lindern. Bei starken Schmerzen werden manchmal auch verschreibungspflichtige Schmerzmedikamente verordnet.

Sorgfältige Hautpflege

Um die Beschwerden zu lindern, ist bei Herpes zoster eine sorgfältige Hautpflege unerlässlich.

Antiseptische oder juckreizstillende Lotionen, Gele oder Puder können helfen, den Juckreiz abzumildern. Meist werden Präparate angewendet, die Gerbstoffe, Zink, Menthol oder Polidocanol enthalten.

Wenn sich bereits Bläschen gebildet haben, sind kühlende feuchte Umschläge angezeigt. Neben Umschlägen mit kaltem Wasser eignen sich auch Quarkumschläge sehr gut zur Behandlung.

Neben der Hautpflege kann das Abdecken der Hautpartien eine Ansteckung vermeiden. 

Antivirale Therapie

In vielen Fällen wird der Einsatz von speziellen Medikamenten gegen die Varizella-Zoster-Viren erforderlich. Eine solche antivirale Therapie erfolgt bei allen Patienten über 50 Jahren (der Hauptgruppe der Betroffenen), bei einer Gürtelrose im Kopf-Hals-Bereich sowie bei Personen mit einem geschwächten Immunsystem. Auch bei schweren Verläufen oder einem erhöhten Risiko für Komplikationen werden antivirale Arzneimittel angewendet.

Eine frühzeitige Einnahme dieser Medikamente kann die Heilung beschleunigen und die Dauer der Schmerzen verkürzen. Diese antivirale Therapie sollte innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten des Hautausschlags beginnen. Bei einem schweren Krankheitsverlauf können die Medikamente auch als Infusion in die Vene (intravenös) gegeben werden.

Kortison 

Sind auch die Ohren von der Gürtelrose betroffen, wird oft zusätzlich mit Kortison behandelt.  

Worauf die Patienten achten müssen
Auch wenn es durchaus oft stark juckt – das Aufkratzen der Bläschen auf der Haut sollten die Patienten möglichst vermeiden. Denn zum einen ist die Bläschenflüssigkeit, die beim Aufkratzen austritt, sehr ansteckend. Zum anderen können aufgekratzte Bläschen unschöne Narben zurücklassen.
Solange eine Gürtelrose ansteckend ist (also bis die letzten Bläschen komplett ausgeheilt sind), sollten Erkrankte den direkten körperlichen Kontakt mit anderen Menschen meiden. Das gilt vor allem dann, wenn sie nicht wissen, ob diese durch eine Impfung vor Windpocken geschützt sind. Besonders Menschen mit einem geschwächten Immunsystem und Schwangere sollten dringend gemieden werden.

Wie kann ich mich gegen eine Gürtelrose schützen?

Seit Ende 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung für alle Personen ab 60 Jahren mit einem Totimpfstoff. Das heißt, der Impfstoff enthält nur Virusbestandteile, keine abgeschwächten Viren. 

Bei Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, rheumatoider Arthritis, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Niereninsuffizienz oder einer Immunschwäche wird die Impfung bereits ab 50 Jahren empfohlen.

Die Impfung mit dem Totimpfstoff erfolgt zweimalig im Abstand von mindestens zwei bis maximal sechs Monaten. Ob der Impfschutz länger als vier Jahre anhält, lässt sich im Moment noch nicht sicher sagen, weil der Totimpfstoff noch relativ neu ist. Nach der Impfung kann es zu Nebenwirkungen wie Hautrötungen und Ausschlägen sowie zu Schmerzen an der Einstichstelle oder Schwellungen kommen.

Die Impfkosten gegen Herpes zoster übernimmt selbstverständlich Ihre Barmer. Barmer-Versicherte profitieren sogar darüber hinaus. Wer ein erhöhtes Risiko hat, an Gürtelrose zu erkranken, weil zum Beispiel eine chronische Erkrankung vorliegt, bekommt die Impfung ab einem Alter von 18 Jahren als Satzungsleistung bezahlt.

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