Eine Frau hat die Augen geschlossen und die Hand auf den Brustkorb gelegt
Angst

Ab wann ist Angst eine Phobie? Definition und Liste der Phobien

Lesedauer weniger als 6 Min

Redaktion:

Stefanie Schnoor (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung:

Viktoria Vida (Psychologin, Master of Science)

Phobien: Drei wichtige Fakten

Ist es „nur“ Angst oder eine Phobie?

Eine Angst ist nicht gleich eine Phobie. Ein Unterschied: Die Angstreaktion ist bei einer Phobie unangemessen stark ausgeprägt. Zum Glück muss niemand damit allein klarkommen. Es gibt Hilfe.

Welche Symptome hat eine Phobie?

Gemeinsam haben alle Phobien die übermäßig starke Angst und die belastenden Vermeidungsstrategien für den Alltag. Das heißt, dass Betroffene bestimmte Situationen meiden.

Welche Phobien treten häufig auf?

Phobien können sehr individuell sein. Von Platzangst und sozialer Phobie sind besonders viele Menschen betroffen, ebenso von der Angst vor Spritzen und Höhenangst.

Die überfüllte U-Bahn zur Rushhour, die drängelnde Menschenmenge beim Open-Air-Konzert, die leichten Turbulenzen im Urlaubsflieger: Solche Situationen können schon einmal für ein mulmiges, ungutes Gefühl sorgen – und manchmal sogar für Angst. Das ist zunächst ein wichtiger Instinkt. Aber was ist, wenn allein der Gedanke an solche Situationen Panik auslöst? Und Aktivitäten wie der Besuch von Konzerten oder Flugreisen dauerhaft im Alltag vermieden werden? Dann könnte eine Phobie dahinterstecken. Was sind Phobien und welche Phobien gibt es?

Was ist eine Phobie?

Normalerweise ist Angst wie ein guter Freund. Sie schützt uns vor Gefahren und ist ein wichtiger Teil unseres Gefühlslebens. Eine Angstreaktion kann aber auch unverhältnismäßig stark ausfallen – wie bei einer Phobie. Dann ist die Angst vor bestimmten Objekten, Situationen oder Tieren wie zum Beispiel Spinnen extrem groß, selbst wenn realistisch gesehen gar keine Gefahr von ihnen ausgeht. Typisch für eine Phobie ist, dass sie lange anhält. Meist bleibt sie mindestens ein halbes Jahr oder länger bestehen.

Solche übersteigerten Ängste können sich zum Beispiel bei der Begegnung mit einem Hund, während des Flugs in den Urlaub oder bei einer Veranstaltung mit vielen Menschen zeigen. Die Reaktion darauf ist bei einer Phobie viel heftiger als nötig. Denn der Hund könnte genauso gut freundlich sein, der Flug ohne Turbulenzen verlaufen und es könnten weniger Menschen die Veranstaltung besuchen als befürchtet. Bei einer Phobie kann aber allein die Vorstellung einer möglichen Gefahr ausreichen, um typische Angstsymptome wie Nervosität, Schweißausbrüche, Zittern und Herzklopfen und im schlimmsten Fall sogar Todesangst auszulösen.

Die Gedanken signalisieren dann: „Ich muss hier raus“. Oder: „Sei vorsichtig, es kann bald wieder gefährlich werden“. Die Bandbreite der Gefühle kann dabei von Unsicherheit bis zu regelrechter Panik variieren. Durch die Angst vor der Angst, die sogenannte Erwartungsangst, lässt das Angstgefühl nicht nach. Es fällt Betroffenen deshalb schwer, sich wieder ganz zu entspannen, und sie entwickeln Vermeidungsstrategien für ihren Alltag, um die auslösende Situation zu umgehen. Das kann – je nach Art der Phobie – sehr aufwendig sein und die Lebensqualität oder die Gesundheit beeinträchtigen: Etwa, wenn aufgrund einer Angst vor dem Zahnarzt kranke Zähne nicht behandelt werden oder eine Agoraphobie (Platzangst) Fahrten mit Bus und Bahn unmöglich macht. 

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Wie häufig sind Phobien?

Von einer Angststörung, zu der auch die Phobie zählt, waren 2022 schätzungsweise rund 359 Millionen Menschen weltweit betroffen. Circa 60 Prozent der Angststörungen entwickeln sich vor dem 21. Lebensjahr, Mädchen im Teenageralter sind häufiger betroffen als Jungen. Bei erwachsenen Frauen ist der Anteil doppelt so hoch wie bei erwachsenen Männern.

Ängste sind eine ganz natürliche Reaktion auf potentiell bedrohliche Situationen und treten häufig auf. Phobien, also starke, irrationale Angstgefühle, die das Leben stark einschränken können, sind deutlich seltener.

Ängste sind eine ganz natürliche Reaktion auf potentiell bedrohliche Situationen und treten häufig auf. Phobien, also starke, irrationale Angstgefühle, die das Leben stark einschränken können, sind deutlich seltener.

Die Ursachen einer Phobie sind vielfältig und wirken bei jedem Menschen anders zusammen – was eine allgemeingültige Erklärung schwer macht. Eine Phobie kann sich zum Beispiel nach einer Situation entwickeln, die tatsächlich angsteinflößend oder sogar lebensbedrohlich war, beispielsweise ein Autounfall oder ein unangenehmes Erlebnis mit einem bellenden Hund. Auch die eigene Persönlichkeit, das Verhalten der Eltern (in ihrer Rolle als Vorbild) und die Erziehung werden als mögliche Faktoren angesehen, die die Entstehung einer Phobie beeinflussen können. Zudem kann eine genetische Veranlagung die Entstehung einer Phobie begünstigen. Das bedeutet, dass Phobien oft familiär gehäuft auftreten. 

Ebenfalls wichtig zu wissen: Psychische Erkrankungen wie eine posttraumatische Belastungsstörung oder eine Depression können die Entstehung einer Phobie begünstigen. Depressionen etwa machen das Auftreten von spezifischen Phobien knapp dreimal wahrscheinlicher. Um eine zuverlässige Diagnose stellen zu können, muss daher zunächst ausgeschlossen werden, dass eine andere psychische Erkrankung die Phobie verursacht.

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Welche Phobien gibt es?

Per Definition werden Phobien in drei Arten unterteilt: die Platzangst (Agoraphobie), die soziale Phobie und die spezifischen Phobien. Allen Phobien gemeinsam sind langfristig angstverstärkende Gedanken, übermäßig starke Angstreaktionen, die Angst vor der Angst (Erwartungsangst) und Vermeidungsstrategien, die den Alltag sehr einschränken können. Vermeiden Betroffene die angstauslösende Situation nicht, ertragen sie diese mit großer Furcht. Die folgende Liste der Phobien gibt einen Überblick über die häufigsten Ängste.

Frauen sitzen zusammen und reden

Kognitive Verhaltenstherapie hilft Betroffenen, ihre Phobie durch veränderte Wahrnehmung und gezielte Verhaltensänderungen im Alltag zu kontrollieren und zu reduzieren.

Platzangst (Agoraphobie)

Bei der Agoraphobie bezieht sich die Angst vor allem auf Menschenmengen, öffentliche Orte oder einengende Situationen, beispielsweise in öffentlichen Verkehrsmitteln, an der Supermarktkasse oder in beengten, in sich geschlossenen Räumlichkeiten wie einem Fahrstuhl oder Flugzeug. Bei manchen Betroffenen ist die Agoraphobie so stark, dass sie nicht mehr das Haus verlassen möchten. Anderen hilft es, wenn sie von einer vertrauten Person begleitet werden.

Soziale Phobie

Bei einer sozialen Phobie fällt es schwer, vor anderen Personen zu sprechen oder mit ihnen etwas zu unternehmen. Zentraler Auslöser ist hier die Angst vor der Beobachtung, Bewertung oder Ablehnung durch andere Menschen. Auch Prüfungsangst zählt zu den sozialen Phobien. Eine solche Phobie entwickelt sich im frühen bis späten Jugendalter, nur selten nach dem 25. Lebensjahr.

Spezifische Phobien

Die Bezeichnung spezifische Phobie ist der Überbegriff für verschiedene individuelle Ängste vor bestimmten Tieren, Situationen oder Gegenständen. Zu dieser Liste der Phobien gehören unter anderem:

Wie können Phobien behandelt werden?

Es gibt verschiedene Behandlungsmethoden, die alle auf der kognitiven Verhaltenstherapie beruhen. Sie hat sich bei der Behandlung von Angststörungen wie einer Phobie bewährt. Die Betroffenen lernen dabei, wie sehr ihr Angstgefühl von ihrer eigenen Wahrnehmung abhängt. Und die lässt sich verändern. Ganz nach dem Motto: Muss ich jetzt wirklich so viel Angst haben? Mit einer realistischen Einschätzung kann es gelingen, die Reaktion auf die angstauslösende Situation bewusst und aktiv zu steuern. Das Ziel: Die übersteigerte Angst soll möglichst wenig, am besten gar keinen Einfluss mehr auf das eigene Leben haben. Dafür werden konkrete Verhaltensänderungen im Alltag geübt.

Eine andere Möglichkeit in der Verhaltenstherapie ist die Expositionstherapie. Bei ihr setzen sich die Betroffenen dem Angstauslöser immer wieder gezielt aus, in Gedanken, Bildern oder ganz konkreten Situationen. So soll der ursprüngliche Angstreiz als ungefährlich erlebt und verinnerlicht werden. Begleitet wird die Verhaltenstherapie von einer Therapeutin oder einem Therapeuten.

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Wo gibt es Hilfe bei einer Phobie?

Wer die Vermutung hat, von einer Phobie betroffen zu sein, kann sich als Erstes an die Hausarztpraxis wenden. Hier wird untersucht, ob auch körperliche Ursachen oder andere psychische Störungen für die übermäßige Angstreaktion infrage kommen.

 Bei Bedarf wird eine Überweisung für eine Psychotherapie bei einer Spezialistin oder einem Spezialisten mit psychotherapeutischer Ausbildung ausgestellt. Ganz wichtig: Niemand muss mit einer Phobie allein klarkommen. Es ist völlig in Ordnung, sich Hilfe zu holen. Und es lohnt sich: Phobien lassen sich wirksam behandeln, sodass sie für Betroffene im Alltag keine Belastung mehr darstellen und bestenfalls sogar verschwinden.

Video: Erste Schritte zur Psychotherapie

Psychische Erkrankungen können uns alle treffen. Eine Psychotherapie ist für viele eine wirksame Behandlung und kann ein Schritt zurück zu mehr Lebensqualität sein.

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