Wenn normale soziale Situationen zur Belastung werden, ziehen sich Betroffene oft zurück. Selbst Alltägliches wird zur Hürde – der Leidensdruck kann über Jahre bestehen und das Leben stark einschränken.
Wann tritt eine Soziale Phobie auf?
Die soziale Phobie beginnt oft schon in Kindheit oder Jugend. Menschen mit dieser Störung fürchten die Bewertung durch andere. Oftmals sind mehrere Familienmitglieder von sozialer Phobie betroffen.
Kann man Soziale Phobie therapieren?
Bei fachgerechter Behandlung bestehen gute Chancen auf Verbesserung. Mithilfe von Psychotherapie und Medikamenten lassen sich Ängste reduzieren und die Lebensqualität kann sich nachhaltig positiv entwickeln.
Ein Telefongespräch, der Einkauf im Supermarkt, ein Treffen mit Freundinnen und Freunden: Für die meisten Menschen ist das kein Problem oder sogar ein schönes Erlebnis – für Personen mit sozialer Phobie jedoch eine echte Herausforderung. Wer unter sozialer Phobie leidet, ist nicht einfach nur schüchtern, sondern erlebt alltägliche soziale Situationen als zutiefst belastend. Welche Symptome auf eine soziale Phobie hinweisen und welche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Was ist eine soziale Phobie?
Die soziale Phobie ist eine häufige Form der Angststörung. Etwa sieben bis zwölf Prozent der Erwachsenen sind im Laufe ihres Lebens mindestens einmal davon betroffen. Aber auch bei Minderjährigen ist sie keine Seltenheit: Im Laufe der Kindheit und Jugend tritt die soziale Phobie bei fünf bis zehn Prozent aller Kinder und Jugendlichen auf.
Soziale Phobie äußert sich durch eine starke und anhaltende Angst, in sozialen Situationen von anderen Personen beobachtet, bewertet oder abgelehnt zu werden. Vorträge, Bewerbungsgespräche, der erste Tag im neuen Job – vor Situationen wie diesen sind die meisten Menschen nervös und manchmal auch etwas ängstlich. Das ist völlig normal. Doch für Menschen mit sozialer Phobie stellen sie eine fast unüberwindbare Herausforderung dar. Und schon alltägliche Situationen wie an der Supermarktkasse zu bezahlen, in einem Restaurant zu essen oder eine öffentliche Toilette zu nutzen können zu einer Angstreaktion führen.
Oft wird von sozialer Phobie gesprochen, fachlich korrekt heißt die Erkrankung jedoch soziale Angststörung, weil dieser Begriff die anhaltende Angst und Beeinträchtigung besser beschreibt. Ohne gezielte Behandlung kann die soziale Angststörung über viele Jahre bestehen bleiben – manchmal ein Leben lang.
Die gute Nachricht: Es gibt wirksame Therapien. Eine frühzeitige Diagnose und professionelle Unterstützung können entscheidend dazu beitragen, die Angst zu überwinden und soziale Situationen wieder positiver zu erleben.
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Welche Symptome treten bei einer sozialen Phobie auf?
Eine soziale Phobie kann mit ähnlichen Symptomen wie andere Angststörungen einhergehen:
Erröten
Schwitzen
Zittern
Schneller Herzschlag
Übelkeit
Gefühl einer Leere im Kopf
Starre Körperhaltung
Diese körperlichen Symptome müssen jedoch nicht vorliegen, damit eine soziale Phobie diagnostiziert werden kann. Wichtig für die Diagnose ist eine stark ausgeprägte Angst in sozialen Situationen und die dadurch erlebte Beeinträchtigung im Alltag.
Menschen mit einer sozialen Phobie erleben ihre Angst oft als kaum kontrollierbar. Einige Betroffene vermeiden soziale Situationen gänzlich, andere bewältigen sie, empfinden dabei jedoch großen inneren Stress. Oft beginnt die Störung im späten Kindes- oder Jugendalter und wird zunächst mit extremer Schüchternheit verwechselt. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, dieser Unterschied zeigt sich besonders deutlich in der Jugend. Oftmals leiden die sozialen Kontakte und Beziehungen unter der Angststörung.
Welche Arten von sozialer Phobie gibt es?
Im klinischen Alltag wird oft zwischen einer sozialen Angststörung mit breitem Spektrum sozialer Ängste und einer Form mit ausschließlich leistungsbezogenen Situationen unterschieden. Die häufigere Variante ist die generalisierte soziale Phobie. Sie beginnt häufig bereits im Kindes- oder Jugendalter und betrifft nahezu alle sozialen Situationen. Menschen mit dieser Art der Angststörung meiden beispielsweise Partys, Gespräche in Gruppen oder Meetings. Die Angst vor solchen Momenten beginnt häufig schon Wochen im Voraus und kann so stark sein, dass der Besuch von Schule, Arbeit oder öffentlichen Orten vermieden wird. Im Laufe der Zeit nehmen die Beschwerden häufig zu und können das berufliche und private Leben erheblich beeinträchtigen.
Seltener ist die soziale Phobie, die sich ausschließlich auf Leistungssituationen beschränkt. Sie beginnt in der Regel später im Leben und zeigt sich vor allem dann, wenn Betroffene im Mittelpunkt stehen – etwa bei Vorträgen, Musikauftritten oder sportlichen Wettkämpfen. Während der soziale Umgang im Alltag oft problemlos verläuft, können solche Situationen heftige Angstsymptome auslösen. Im Vergleich zur generalisierten Form gilt diese Variante als weniger stark ausgeprägt und hat in der Regel geringere Auswirkungen auf das tägliche Leben. Für die betroffene Person kann sie trotzdem sehr belastend sein.
Wenn Menschen eine Angst vor dem öffentlichen Sprechen entwickeln, wird dies als Logophobie bezeichnet. Sie kann im Rahmen einer sozialen Phobie auftreten, aber auch als eigenständige Angststörung vorkommen und zu einem erheblichen Leidensdruck führen.
Welche Ursachen hat eine soziale Phobie?
Eine soziale Phobie hat in der Regel nicht nur eine einzelne Ursache. Soziale Angststörungen entstehen durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren – sowohl persönliche Veranlagung als auch Umweltfaktoren spielen eine Rolle.
Hinweise auf genetische Ursachen ergeben sich unter anderem aus familiären Häufungen. Bei vielen Betroffenen zeigen sich biologische Besonderheiten wie ein besonders empfindliches Nervensystem, das bereits auf geringe Auslöser mit einer starken Stressreaktion reagiert. Auch bestimmte Botenstoffe im Gehirn wie etwa Serotonin und Oxytocin können aus dem Gleichgewicht geraten. Sie beeinflussen, wie Menschen Gefühle regulieren, soziale Situationen wahrnehmen und wie intensiv sie Ängste empfinden. Zudem reagieren bei Betroffenen bestimmte Hirnregionen, die für Emotionen zuständig sind, besonders empfindlich auf Reize.
Neben den biologischen Grundlagen spielen auch psychosoziale Faktoren eine wichtige Rolle. Persönlichkeitsmerkmale wie Schüchternheit oder ein hohes Harmoniebedürfnis, belastende Kindheitserfahrungen, ein überbehütender oder kritischer Erziehungsstil sowie prägende negative Erlebnisse können das Risiko für die Entwicklung einer sozialen Phobie erhöhen.
Angststörungen wie die soziale Phobie treten häufig gemeinsam mit anderen psychischen Erkrankungen auf, darunter Depressionen, andere Angststörungen oder auch Abhängigkeitserkrankungen wie Alkoholismus.
Wie wird eine soziale Phobie diagnostiziert?
Wenn Sie Anzeichen einer sozialen Phobie bei sich wahrnehmen, sprechen Sie mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt. Besteht der Verdacht auf eine soziale Phobie, sollte dieser abgeklärt werden. Sie erhalten dann eine entsprechende Überweisung an eine fachärztliche Praxis.
In einer psychiatrischen oder psychotherapeutischen Praxis erfolgen ein ausführliches Gespräch und eine körperliche Untersuchung, zudem werden die Symptome mithilfe standardisierter Fragebögen erfasst. Dabei ist es wichtig, weitere mögliche Ursachen wie andere psychische Erkrankungen oder neurologische Entwicklungsstörungen auszuschließen. Bestehen die Beschwerden mehrere Monate, kann die Diagnose einer sozialen Angststörung gestellt werden.
Soziale Phobien treten relativ häufig auf und beginnen oft schon schon im Jugendalter.
Wie lässt sich soziale Phobie behandeln?
Eine soziale Phobie klingt ohne eine gezielte Therapie nur selten ab. Die gute Nachricht ist, dass mit fachgerechter Unterstützung sehr gute Chancen auf Linderung bestehen und Betroffene ihre Ängste überwinden können.
Zur Behandlung stehen verschiedene Optionen zur Verfügung, die sich einzeln oder kombiniert einsetzen lassen. Im Mittelpunkt stehen dabei psychotherapeutische Verfahren, insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie, sowie medikamentöse Ansätze.
Schneller Zugang zu Online-Psychotherapie
Die Online-Psychotherapie mit MindDoc bietet Hilfe bei Angststörungen, Depressionen, Essstörungen oder Zwangsstörungen. Zeitlich flexibel von Zuhause aus per Video-Chat.
Die kognitive Verhaltenstherapie gilt als besonders wirksam, um soziale Phobien zu überwinden. Sie unterstützt Betroffene dabei, angstauslösende Gedanken zu erkennen, zu hinterfragen und mit herausfordernden Situationen aktiv umzugehen. Dabei werden konkrete Bewältigungsstrategien vermittelt. Studien zeigen, dass fast 70 Prozent der Betroffenen auch zwei Jahre nach abgeschlossener Psychotherapie noch von der Behandlung profitieren.
Medikamentöse Therapie
Ergänzend oder alternativ kann eine medikamentöse Therapie hilfreich sein. Am häufigsten kommen Antidepressiva zum Einsatz, insbesondere selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI). Diese Medikamente wirken auf Botenstoffe im Gehirn, die bei sozialen Angststörungen aus dem Gleichgewicht geraten sein können. Der volle Effekt setzt in der Regel nach etwa drei Monaten ein, erste Verbesserungen sind jedoch oft schon früher spürbar.
Unterstützende Maßnahmen – was Sie selbst tun können
Ergänzend zur fachgerechten Behandlung können verschiedene Selbsthilfetechniken dazu beitragen, soziale Ängste abzubauen.
Selbstsicherheit stärken: Kurse zur Förderung von Selbstbewusstsein und sozialer Kompetenz können unterstützend wirken.
Entspannungstechniken anwenden: Methoden wie Atemübungen, progressive Muskelentspannung und Achtsamkeitsübungen helfen dabei, frühzeitig auf Angstsymptome zu reagieren.
Gedanken reflektieren: Belastende Gedanken aufzuschreiben erleichtert es, diese zu erkennen, einzuordnen und schrittweise zu verändern.
Auf das Gegenüber konzentrieren: Eine gezielte Verlagerung der Aufmerksamkeit – weg von selbstkritischen Gedanken, hin zur Gesprächspartnerin oder zum Gesprächspartner – kann entlastend wirken.
Vermeidungsverhalten abbauen: Ein zentraler Bestandteil der Selbsthilfe ist es, Vermeidungsstrategien bewusst zu erkennen und schrittweise abzubauen.
Schwierige Situationen strukturieren: Belastende Aufgaben in kleinere, gut zu bewältigende Schritte aufzuteilen, kann den Umgang mit sozialen Herausforderungen erleichtern
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