Was passiert in einer Verhaltenstherapie?
Im Zentrum einer Verhaltenstherapie bei Akrophobie steht meist die Konfrontation mit Höhe. Das scheint zunächst absurd, doch die Wissenschaft zeigt: Konfrontation ist die wirksamste Methode, um Angst dauerhaft zu bewältigen.
Die Betroffenen setzen sich dabei kontrolliert und schrittweise angstauslösenden Situationen aus – zum Beispiel durch den Besuch eines Aussichtsturms oder das Besteigen einer Leiter.
Wichtig: Alles geschieht freiwillig und im eigenen Tempo. Eine gute Möglichkeit, um erste Erfahrungen in sicherer Umgebung zu sammeln, ist auch virtuelle Realität (VR). Dabei kann man zum Beispiel mittels einer VR-Brille simulieren, über eine Glasbrücke zu gehen oder in schwindelerregende Höhen auf einem Aussichtsturm zu sein – und das ganz ohne echtes Risiko.
Daneben lernen Betroffene, wie Angst entsteht und warum typische körperliche Reaktionen wie Herzklopfen oder Schwindel ganz normal und nicht gefährlich sind. Wer beispielsweise versteht, dass ein schneller Puls kein Warnzeichen für eine Ohnmacht ist, kann in der Situation gelassener bleiben.
In der Therapie lernen Betroffene auch, wie sie in unerwarteten Situationen ruhig bleiben können, etwa durch Atemtechniken oder einfache Denkstrategien. Ziel ist, die Übungen nach und nach selbstständig im Alltag anzuwenden – auch wenn die Angst einmal wiederkommt.
Was kann ich selbst gegen Höhenangst tun
Wenn die eigene Höhenangst zwar lästig, aber noch gut beherrschbar ist, kann man selbst aktiv werden. In vielen Fällen helfen einfache Strategien, um die Angst schrittweise zu mindern.
Wichtig: Geübt werden sollte nur in kontrollierbaren Situationen, zum Beispiel auf sicheren Aussichtspunkten, Balkonen oder kleinen Leitern. Es geht nicht darum, sich mit Bungee-Seilen in die Tiefe zu stürzen, sondern darum, im Alltag Stück für Stück die Erfahrung zu machen: Die Angst kommt – und sie geht auch wieder.
- Sich der Angst stellen – aber in kleinen Dosen
Wer Situationen dauerhaft meidet, in denen Angst auftritt, hält sie am Leben. Der Weg hinaus führt, so paradox es klingt, mitten hindurch. Konfrontieren sich Betroffene gezielt mit diesen Situationen, können sie lernen: Die Angst ist unangenehm, aber ungefährlich. Am wirksamsten ist es, sich nicht abzulenken, sondern die Gefühle bewusst zuzulassen. Ein paar Stufen auf der Leiter erklimmen, so lange stehen bleiben, bis das Herz wieder ruhiger schlägt – das ist bereits ein erster Schritt Richtung Freiheit. - Gedanken prüfen – und der Realität begegnen
Hinter der Angst stehen oft dramatische Gedanken: „Ich werde stürzen. Ich werde ohnmächtig. Ich halte das nicht aus.” Fragen sich Betroffene, wie realistisch diese Befürchtungen wirklich sind, können sie Kontrolle zurückgewinnen. Der Körper ist nicht in Gefahr – auch wenn er sich so anfühlt. Wer vergangene Erfahrungen bewusst reflektiert („Letztes Mal ist auch nichts passiert“) und sich realistische Alternativen vor Augen führt, kann aus der Gedankenspirale aussteigen. - Akzeptieren statt ankämpfen
Angst wird oft schlimmer, wenn man sich gegen sie wehrt. Der Gedanke: „Ich darf keine Angst haben“, bringt einen selbst unter Druck. Achtsamkeits- und Akzeptanztechniken helfen, Gefühle wertfrei zu beobachten, ohne sie sofort abstellen zu wollen. Meditation, langsames Atmen und das bewusste Wahrnehmen der Umgebung helfen, in der Situation ruhig zu bleiben. So lässt sich mit der Zeit nicht nur die Angst, sondern auch die Angst vor der Angst verringern.