Eine Frau sitzt am Boden und hält mit beiden Händen ihr Gesicht bedeckt.
Angst

Panikattacken: Symptome und Ursachen der plötzlichen Angst

Lesedauer weniger als 4 Min

Redaktion:

Dr. Nele Peerenboom (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung:

Sina Clausen (Psychologin, Master of Science)

Wenn der Körper Alarm schlägt: Drei Fakten zu Panikstörungen

Intensive körperliche Reaktion

Eine Panikattacke äußert sich oft durch Herzrasen, Atemnot und Schwindel. Sie setzt ein, obwohl keine akute Gefahr besteht.

Frauen häufiger betroffen

Rund zwei Prozent der Menschen in Deutschland sind jährlich betroffen von einer Panikstörung. Besonders häufig betroffen sind Frauen.

Gute Behandlungschancen

Panikstörungen lassen sich wirksam behandeln, zum Beispiel mit Verhaltenstherapie und Medikamenten, die das Angstniveau senken.

Plötzlich rast das Herz, die Atmung wird flach, ein Schwindelgefühl macht sich breit – und das scheinbar ohne Grund. Viele Betroffene erleben eine Panikattacke als Kontrollverlust, begleitet von intensiven körperlichen Symptomen. Sie fühlt sich bedrohlich an, obwohl medizinisch gesehen keine Gefahr besteht. Welche Anzeichen für Panikattacken typisch sind und weitere wichtige Infos zu Ursachen und Diagnose.

Definition: Was ist eine Panikattacke?

Panikattacken sind plötzlich auftretende, intensive Angstreaktionen ohne erkennbaren äußeren Auslöser oder reale Gefahr. Betroffene erleben körperliche Symptome wie Herzklopfen, Atemnot und Zittern. Während eine einzelne Panikattacke jeden Menschen treffen kann, entwickeln manche eine Panikstörung. Das bedeutet, dass die Panikattacken wiederholt auftreten.

In Deutschland sind etwa zwei von 100 Menschen jedes Jahr von einer Panikstörung betroffen. Frauen erkranken deutlich öfter als Männer. Wenn Sie unter wiederkehrenden Panikattacken leiden, sind Sie nicht allein. Sie müssen diese Erkrankung nicht einfach aushalten, sondern können Hilfe und Unterstützung erhalten.

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Symptome: Was sind typische Anzeichen für eine Panikattacke?

Die Symptome einer Panikattacke sind vielfältig. Viele Betroffene deuten die Beschwerden zunächst als Anzeichen eines Herzinfarkts oder einer schweren Erkrankung. Häufige Anzeichen für Panikattacken sind:

  • Herzrasen oder stark spürbarer Herzschlag
  • Atemnot oder Erstickungsgefühle
  • Zittern, Muskelanspannung oder innere Unruhe
  • Schweißausbrüche, Hitzewallungen oder Kälteschauer
  • Druck auf der Brust oder Engegefühl
  • Magen- oder Darmbeschwerden, Übelkeit
  • Schwindel, Benommenheit oder Unsicherheit
  • Kribbeln, Taubheit oder Gefühllosigkeit
  • Das Gefühl, vom eigenen Körper oder Erleben losgelöst zu sein (Depersonalisation)
  • Das Gefühl, dass die Umgebung fremd oder unwirklich wirkt (Derealisation)
  • Angst, die Kontrolle zu verlieren, ohnmächtig zu werden oder zu sterben

Die Symptome einer Panikattacke erreichen meist innerhalb weniger Minuten ihren Höhepunkt und lassen danach langsam wieder nach. 

In den allermeisten Fällen dauert eine Panikattacke nicht länger als eine halbe Stunde. Betroffene erleben dabei intensive Angstsymptome.

In den allermeisten Fällen dauert eine Panikattacke nicht länger als eine halbe Stunde. Betroffene erleben dabei intensive Angstsymptome.

Auch wenn sich die körperlichen Reaktionen wie Herzrasen, Atemnot oder Schwindel sehr unangenehm anfühlen, sind sie medizinisch betrachtet ungefährlich. Sie gehen von selbst vorbei und hinterlassen keine bleibenden körperlichen Folgen.

Wenn aus einer Panikattacke eine Panikstörung wird

Die Symptome einer Panikattacke wirken auf viele Betroffene dennoch extrem bedrohlich. Es entsteht die Angst, die Kontrolle zu verlieren, ohnmächtig zu werden oder ernsthaft krank zu sein. Aus dieser Erfahrung heraus entwickeln viele eine „Angst vor der Angst“ – also die ständige Sorge, erneut von einer Panikattacke überrascht zu werden. Diese sogenannte Erwartungsangst kann zu einer andauernden Panikstörung führen, die den Alltag immer mehr bestimmt: Panikattacken treten immer häufiger auf und die Angst wird zum dauerhaften Begleiter – die Panikstörung wird chronisch.

Wie Panikattacken und Agoraphobie zusammenhängen

Viele Menschen, die schon einmal eine Panikattacke erlebt haben, entwickeln zudem die Sorge, dass die Panik an Orten ausbricht, an denen Hilfe schwer erreichbar scheint oder sie sich bloßgestellt fühlen könnten. Aus dieser Angst entsteht oft eine sogenannte Agoraphobie: Die Betroffenen beginnen, bestimmte Situationen zu meiden wie volle Busse, Warteschlangen, große Plätze oder Reisen, um sich so vor einer möglichen Panikattacke zu schützen.

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Barmer Doc Sebastian: Was tun bei einer Panikattacke?

Barmer Doc Sebastian erklärt wie eine Panikattacke entsteht und was wir dagegen tun können.

Ursachen: Wie entstehen Panikstörungen?

Die Ursachen für Panikstörungen sind vielfältig und individuell. Panikattacken treten häufig erstmals zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf, oft mit schubweisem Verlauf. Meist greifen mehrere Faktoren ineinander:

  • Biologische Veranlagung: Eine genetische Anfälligkeit oder eine besondere Reaktionsweise des Gehirns auf Stress kann eine Rolle spielen.
  • Frühere Erfahrungen: Traumatische Erlebnisse, eine belastende Kindheit oder instabile Beziehungen erhöhen das Risiko für Panikattacken.
  • Erlernte Angst: Wenn eine Panikattacke an einem bestimmten Ort auftritt, wird dieser oft unbewusst mit Gefahr verknüpft, was weitere Attacken wahrscheinlicher macht.
  • Stress und Überlastung: Dauerhafter Druck, Schlafmangel oder ungelöste Konflikte überfordern das Nervensystem und können ebenfalls Panikattacken verursachen.
  • Äußere Einflüsse: Auch Substanzen wie Koffein, Alkohol oder bestimmte Medikamente können Panikattacken begünstigen.

Junger Mann sitzt aufrecht in seinem Bett und kann nicht schlafen

Stehen wir dauerhaft unter Druck, haben viel Stress oder können immer wieder schlecht schlafen, kann das Panikattacken begünstigen.

Diagnose: Wie wird eine Panikstörung festgestellt?

Die Diagnose stellt in der Regel ein Hausarzt, ein psychologischer Psychotherapeut oder ein Psychiater. Grundlage ist ein ausführliches Gespräch über die Beschwerden (Anamnese). Häufig kommen auch Fragebögen oder psychologische Tests zum Einsatz.

Zur Untersuchung körperlicher Ursachen können folgende Maßnahmen sinnvoll sein:

  • Elektrokardiogramm (EKG)
  • Blutuntersuchungen
  • Körperliche Untersuchung

Diese Untersuchungen sind wichtig, um andere Erkrankungen sicher auszuschließen wie beispielsweise Asthma oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen können. In manchen Fällen werden weitere Fachärzte hinzugezogen, um eine mögliche organische Ursache zu überprüfen.

Behandlung: Was hilft bei Panikstörungen?

Wenn Sie vermuten, an einer Panikstörung zu leiden, sollten Sie nicht zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Panikstörungen können gut behandelt werden. Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist besonders wirksam, denn sie hilft, angstauslösende Gedankenmuster zu erkennen, Vermeidungsverhalten abzubauen und sich schrittweise mit beängstigenden Situationen auseinanderzusetzen. 

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Ergänzend oder alternativ zur Psychotherapie können Medikamente helfen. Besonders häufig kommen Antidepressiva aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) oder der selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs) zum Einsatz. Diese senken das allgemeine Angstniveau und helfen auf diese Weise, den Alltag der Betroffenen zu stabilisieren.

Literatur und weiterführende Informationen

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