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Herzinfarkt: Ursache, Symptome und Behandlung

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Redaktion:

Luciano Arslan (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung:

Jannis Stange (Assistenzarzt für Innere Medizin/Kardiologie)

Ein plötzlich auftretender starker Druck auf der Brust, Atemnot, Angst: So beginnt für viele Betroffene ein Herzinfarkt. Doch im Körper bahnt sich das Ereignis oft über Jahre an, still und unbemerkt. Tritt ein Herzinfarkt auf, ist jede Minute kostbar, schnelle Hilfe lebenswichtig. Lesen Sie hier, an welchen Anzeichen und Symptomen Sie einen Herzinfarkt erkennen können, was dann zu tun ist und wie die Behandlung aussieht.

Auf einen Blick 

  • Symptome: Ein Herzinfarkt äußert sich typischerweise durch starken Brustdruck, Schmerzen mit Ausstrahlung in den linken Arm, Atemnot oder kalten Schweiß. Untypische Symptome wie Oberbauchschmerzen, Rückenschmerzen oder Übelkeit treten vermehrt bei Frauen, Diabetikern und älteren Menschen als Anzeichen für einen Herzinfarkt auf.
  • Ursachen: Meist verstopft ein Blutgerinnsel ein vorgeschädigtes Blutgefäß im Bereich des Herzens. Grund hierfür ist in vielen Fällen Arteriosklerose, oft auch als Gefäßverkalkung bezeichnet.
  • Risikofaktoren: Da Arteriosklerose die mit Abstand häufigste Ursache für einen Herzinfarkt darstellt, sind die Risikofaktoren für einen Herzinfarkt dieselben, die Arteriosklerose begünstigen. Dazu zählen Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel. Aber auch Stress, Depressionen und familiäre Vorbelastung spielen eine Rolle.
  • Verlauf: Je schneller eine medizinische Behandlung beginnt, desto besser sind die Überlebenschancen bei einem Herzinfarkt. Trotz moderner Behandlungsmethoden verlaufen sieben bis acht Prozent der Herzinfarkte, die im Krankhaus behandelt werden, tödlich.
  • Diagnose: EKG, Blutwerte und Ultraschall geben Hinweise auf den Infarkt. Auch mittels einer Kontrastmitteluntersuchung lässt sich prüfen, ob ein Gefäß verschlossen ist.
  • Therapie: Ein Herzinfarkt wird meist durch einen Eingriff am verengten Gefäß, Medikamente und eine engmaschige Nachsorge behandelt. Das Ziel: das Gefäß wieder eröffnen, das Herz entlasten und Rückfälle verhindern.
     

Definition: Was ist ein Herzinfarkt genau?

Ein Herzinfarkt – medizinisch als Myokardinfarkt bezeichnet – ist ein plötzliches, akut lebensbedrohliches Ereignis, bei dem aufgrund von Sauerstoffmangel Gewebe des Herzmuskels abstirbt. Die Folge: Das Herz kann unseren Körper nicht mehr mit ausreichend Blut und Sauerstoff versorgen. 

Eine ältere Frau sitzt zuhause auf dem Sofa fasst sich mit einer Hand vor Schmerzen an die Brust

Ein Herzinfarkt zeigt sich oft durch starke Brustschmerzen, Druckgefühl und Atemnot – manchmal aber auch durch unspezifische Beschwerden wie Oberbauchschmerzen oder ungewöhnliche Erschöpfung.

Die dadurch entstehenden typischen Symptome bei einem Herzinfarkt sind ein starker Druck auf der Brust, Schmerzen, die in den linken Arm oder Kiefer ausstrahlen können, Engegefühl, Atemnot und kalter Schweiß. Doch nicht immer äußert sich ein Infarkt so eindeutig. Vor allem bei älteren Menschen, Personen mit Diabetes mellitus und Frauen sind die Anzeichen oft unspezifisch.

Herzinfarkte sind keine Seltenheit und keine Frage des Alters allein. Sie können in jedem Lebensabschnitt auftreten, wenngleich mit unterschiedlicher Häufigkeit. Rund 4,7 Prozent aller 40- bis 79-Jährigen in Deutschland erleiden einen Herzinfarkt. Männer trifft es mit etwa 7 Prozent deutlich häufiger als Frauen (2,5 Prozent). Doch dieser Unterschied kehrt sich im hohen Alter um:

  • Unter 60 Jahren sind Männer deutlich häufiger betroffen.
  • Über 75 Jahren ist das Risiko bei Frauen leicht erhöht.

Das liegt unter anderem daran, dass Östrogene – die weiblichen Sexualhormone – bei Frauen bis zur Menopause eine gewisse Schutzwirkung auf die Gefäße ausüben. Nach den Wechseljahren sinkt dieser Effekt rapide und das Risiko holt auf.

Ursachen: Wodurch entsteht ein Herzinfarkt?

Ein Herzinfarkt entsteht, wenn der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Denn: Das Herz benötigt als Ausdauermuskel, genau wie alle anderen Organe des Körpers, sauerstoffreiches Blut, um zu überleben. Dafür pumpt es Blut über die Herzkranzgefäße, auch Koronararterien genannt, in den eigenen Herzmuskel. Bekommt das Herz über diese Gefäße nicht ausreichend Blut und Sauerstoff, beginnt das Herzmuskelgewebe nach kurzer Zeit abzusterben. Das kann zahlreiche Ursachen haben. Der mit Abstand häufigste Grund ist die Gefäßverkalkung – die Arteriosklerose. Der Herzinfarkt ist dabei nur das dramatische Finale eines schleichenden Prozesses, der über Jahre hinweg voranschreitet.

Wenn Gefäße verengen – Hauptursache Arteriosklerose 

Bei der Arteriosklerose lagern sich im Verlauf der Zeit Fette, Kalk und Bindegewebe in den Gefäßwänden der Arterien ab. Die Blutgefäße werden enger, die Durchblutung schlechter. Am Herzen nennt sich dieser Prozess koronare Herzkrankheit (KHK). Zunächst macht sich die koronare Herzkrankheit nur bei Belastung bemerkbar: beim Sport, Treppensteigen oder Toben mit den Kindern oder Enkeln. Dann muss das Herz vermehrt arbeiten, es benötigt mehr Sauerstoff. Diesen Mehrbedarf können die verengten Gefäße aber nicht decken. 

Die Folge sind Atemnot, ein Druckgefühl in der Brust, Enge, Schmerzen bei körperlicher Anstrengung oder unter Stress. In der Regel verschwinden die Beschwerden, sobald man zur Ruhe kommt. Doch diese Signale sind mehr als nur lästig: Sie können langfristige Vorzeichen für einen Herzinfarkt sein, für eine gefährliche Engstelle in den Gefäßen.

Die Gefäßablagerungen, die sogenannte Plaques, können nämlich spontan aufreißen. Der Körper interpretiert das als Verletzung und reagiert, wie er es auch bei einem Schnitt in die Haut tun würde: Er bildet ein Gerinnsel, um die Wunde zu verschließen. Das Gerinnsel, Thrombus genannt, kann das Gefäß dann komplett verstopfen. Der Blutfluss kommt abrupt zum Erliegen, das Gewebe des dahinterliegenden Herzmuskels wird nicht mehr versorgt und beginnt nach wenigen Minuten abzusterben: Ein Herzinfarkt tritt auf.

Wenn der Infarkt eine andere Ursache hat

Zwar ist die Plaqueruptur mit anschließendem Gefäßverschluss die häufigste Ursache eines Herzinfarkts – doch es gibt auch andere Wege, wie das Herz in akuten Sauerstoffmangel geraten kann. In einigen Fällen wird eine Koronararterie tatsächlich durch andere Mechanismen blockiert, etwa durch einen Koronarspasmus, also ein krampfartiges, plötzliches Zusammenziehen eines Gefäßes. 

Doch selbst ohne vollständigen Verschluss kann ein Infarkt entstehen, wenn beispielsweise das feine Gleichgewicht zwischen Sauerstoffangebot und -bedarf gestört ist. Das ist etwa bei einer schweren Herzschwäche der Fall: Das geschwächte Herz schafft es nicht mehr, ausreichend Blut – und damit auch Sauerstoff – durch den eigenen Muskel zu pumpen. Das Ergebnis ist am Ende dasselbe wie bei einem verstopften Gefäß: Der Muskel bekommt zu wenig Sauerstoff – und beginnt zu sterben. Und auch bei einer Hyperthyreose, einer Vergrößerung des Herzmuskels (Myokardhypertrophie), wie sie bei einem Bluthochdruck entstehen kann, einer Herzmuskelentzündung und Herzrhythmusstörungen kann ein Herzinfarkt ohne verschlossenes Gefäß entstehen.

Symptome: Was sind Anzeichen eines Herzinfarktes?

Auch wenn die wenigsten wissen, wie sich ein Herzinfarkt anfühlt, kennen viele Menschen die klassischen Symptome, nicht zuletzt aus Filmen: ein plötzlicher, starker Schmerz hinter dem Brustbein, der in den linken Arm ausstrahlt, dazu kalter Schweiß, Atemnot, Angst. Doch es gibt auch sogenannte untypische Anzeichen für einen Herzinfarkt, welche vermehrt bei Frauen, älteren Menschen und Personen mit Diabetes mellits auftreten können.

Typische Symptome eines Herzinfarkts:

  • Plötzlicher Schmerz oder Druckgefühl hinter dem Brustbein, häufig als „Enge“ oder „Last“ beschrieben
  • Ausstrahlung der Beschwerden in
    • linken Arm oder linke Schulter
    • Hals, Kiefer, Rücken oder Oberbauch
    • gelegentlich auch in die rechte Körperseite
  • Kalter Schweiß, Übelkeit, Erbrechen, innere Unruhe oder intensive Angst
  • Schock (bei einem schweren Herzinfarkt): Erkennbar an kalter, fahler Haut, flachem Puls, Atemnot, Verwirrtheit oder einem raschen Bewusstseinsverlust


Untypische oder „stumme“ Symptome eines Herzinfarkts sind:

  • Unklare Oberbauch-, Rücken- oder Kieferschmerzen
  • Plötzliche Atemnot oder ungewöhnliche Erschöpfung
  • Übelkeit ohne Brustschmerz

Bei Menschen mit Diabetes mellitus kann es sogar zu einem sogenannten „stummen Infarkt“ kommen. Dabei werden Schmerzreize kaum oder gar nicht mehr wahrgenommen, da Diabetes die Nerven schädigt, die die Symptome des Herzinfarktes an das Gehirn weiterleiten. Die Gefahr: Der Infarkt bleibt unbemerkt – und wird erst spät, zufällig oder gar nicht entdeckt.

Verlauf: Welche Komplikationen können bei einem Herzinfarkt auftreten?

In Deutschland sterben trotz optimaler Behandlung immer noch rund sieben bis acht Prozent der Betroffenen eines Herzinfarkts im Krankenhaus. Auch Komplikationen sind keine Seltenheit. Einige treten unmittelbar nach dem Ereignis auf, andere entwickeln sich erst im weiteren Verlauf.

Zu den Folgen zählen unter anderem Herzrhythmusstörungen, eine akute oder chronische Herzschwäche und das Risiko eines erneuten Infarkts. In schweren Fällen kann es außerdem zu einem Kreislaufzusammenbruch (kardiogener Schock) oder gefährlichen Blutungen kommen.
 

Diagnose: Wie wird ein Herzinfarkt festgestellt?

Wenn der Verdacht auf einen Herzinfarkt besteht, zählt jede Minute. Denn: Je schneller erkannt wird, was genau passiert ist, desto schneller kann gezielt behandelt werden. Zu den ersten Schritten gehört die sogenannte Notfallanamnese, ein kurzes Gespräch, bei dem medizinisches Personal möglichst schnell erfassen will: Wann haben die Beschwerden begonnen? Gibt es Vorerkrankungen oder Risikofaktoren? Werden Medikamente eingenommen?

Doch dabei bleibt es nicht, es folgen weitere wichtige Untersuchungen. Zu diesen gehören:

  • Elektrokardiogramm (EKG): Das EKG misst die elektrische Aktivität des Herzens und kann erste Hinweise auf einen Herzinfarkt geben. Es zeigt dabei häufig typische Veränderungen, wenn ein Teil des Herzmuskels nicht mehr ausreichend durchblutet wird.
  • Laborwerte: Nach einer Blutentnahme werden Werte wie das Protein Troponin untersucht, die auf eine Schädigung des Herzgewebes deuten. Erhöhtes Troponin ist ein starker Hinweis auf einen Infarkt – auch dann, wenn das EKG zunächst unauffällig bleibt.
  • Bildgebung: Haben EKG und Labor noch nicht ausreichend Aufschluss gegeben, kann der Blick ins Herz helfen, herauszufinden, ob ein Infarkt vorliegt. Dies geschieht mittels:
  • Echokardiografie (Herzultraschall): Sie zeigt, ob das Herz überall gleichmäßig pumpt oder ob einzelne Bereiche der Herzmuskulatur und Herzwände stillstehen oder sich nicht regelgerecht bewegen, weil sie nicht durchblutet werden.
  • Koronarangiografie: Eine Röntgenuntersuchung der Herzkranzgefäße, bei der Kontrastmittel über einen Katheter eingebracht wird, macht Engstellen oder Verschlüsse sichtbar und ermöglicht bei Bedarf sofort eine Behandlung. 

Gruppe fitter Seniorinnen und Senioren beim Ausruhen nach dem Training im Fitnessstudio

Ein Grund mehr fürs Fitnessstudio: Wer sich regelmäßig bewegt, kann das Risiko für einen Herzinfarkt deutlich senken.

Therapie: Wie wird ein Herzinfarkt behandelt?

Wenn ein Herzinfarkt vermutet wird, läuft im Hintergrund ein minutiös durchgeplanter medizinischer Ablauf ab. Ziel ist immer dasselbe: den Blutfluss so schnell wie möglich wiederherstellen und das Herz entlasten, um bleibende Schäden zu verhindern.

Die wichtigsten Bausteine der akuten Behandlung bei Herzinfarkt

Die medizinische Versorgung greift von der Blutverdünnung bis zum Eingriff ins verstopfte Gefäß wie ein Uhrwerk ineinander. Im Fokus stehen dabei folgende Verfahren:

  • Blutverdünnung: Medikamente wie ASS (Acetylsalicylsäure) oder Heparin sollen verhindern, dass sich das Blutgerinnsel weiter vergrößert.
  • Herzkatheter: Wenn klar ist, dass ein Gefäß verschlossen ist, folgt meist ein Eingriff per Herzkatheter – medizinisch perkutane koronare Intervention (PCI) genannt. Dabei wird über die Leiste oder das Handgelenk ein dünner Schlauch bis zum Herzen geschoben, das verschlossene Gefäß mit einem winzigen Ballon geöffnet und ein Stent – ein kleines Drahtgitter – eingesetzt, das das Gefäß dauerhaft offenhalten soll.
  • Lysetherapie: In seltenen Fällen kann ein Medikament gespritzt werden, das das Gerinnsel chemisch auflöst. Diese Methode wird in Deutschland jedoch nicht mehr flächendeckend angewendet, da der Herzkatheter als bevorzugte Therapieoption gilt.
  • Bypassoperation: Bei komplexeren Fällen, zum Beispiel wenn mehrere Gefäße betroffen sind, wird das verstopfte Gefäß mit einem körpereigenen Blutgefäß überbrückt. Das Blut fließt dann über diese „Umleitung“ am Engpass vorbei.

Nach der Akutphase folgt die Überwachung auf einer Intensiv- oder Überwachungsstation, auf der Herzrhythmus, Kreislauf und mögliche Komplikationen rund um die Uhr kontrolliert werden. Im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt kann eine Reha in Anspruch genommen werden.

Das Herz schützen, bevor es erneut passiert

Nach einem Infarkt beginnt die zweite Phase der Therapie: die Vorbeugung eines weiteren Infarkts und die Stabilisierung der Herzfunktion. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören:

  • Blutverdünnung: Bestimmte Medikamente hemmen die Zusammenlagerung der Blutplättchen und sollen so verhindern, dass sich neue Blutgerinnsel bilden.
  • Cholesterinsenkung: Statine senken den LDL-Cholesterinwert und helfen dabei, dass Ablagerungen in den Gefäßen weniger schnell fortschreiten.
  • Herzentlastung: Ist durch den Infarkt eine Herzschwäche entstanden, helfen Betablocker, die das Herz langsamer schlagen lassen und so die Durchblutung des Herzens verbessern.
  • Gefäß- und Herzschutz: ACE-Hemmer wirken nicht nur blutdrucksenkend, sondern schützen auch vor gefährlichen Umbauprozessen, die nach einem Infarkt in gesundem Herzgewebe entstehen können.

Ebenso entscheidend ist es, bestehende Risikofaktoren konsequent zu behandeln. Dazu gehören ein gut eingestellter Blutdruck, kontrollierter Blutzucker bei Diabetes und vor allem der Verzicht aufs Rauchen.

Vorbeugung: Was schützt vor einem Herzinfarkt?

Herzinfarkte lassen sich oft verhindern, vorausgesetzt, man kennt sein persönliches Risiko und handelt rechtzeitig. Regelmäßige Check-ups bei der Hausärztin oder beim Hausarzt helfen, Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Diabetes und familiäre Vorbelastung früh zu erkennen. Wer diese gezielt behandelt, mit dem Rauchen aufhört, sich regelmäßig bewegt und auf eine herzgesunde Ernährung achtet, kann das Risiko deutlich senken – oft, bevor erste Beschwerden überhaupt auftreten.

Literatur

Weiterführende Informationen

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