- Herzinfarkt – eine häufige Todesursache von Frauen
- Ein höheres Herzinfarktrisiko entsteht für Frauen durch die Menopause
- Herzinfarktsymptome äußern sich bei Frauen oft anders als bei Männern
- Keine Scheu vor falschem Alarm – lieber auf Nummer sicher gehen
- Was tun bei Verdacht auf Herzinfarkt?
- Werden Frauen bei Herzinfarkt anders behandelt als Männer?
- Risikofaktoren für Herzinfarkte kennen und vorbeugen
Fallen Frauen in Ohnmacht, denkt kaum jemand, dass ein Herzstillstand dahinterstecken könnte. Dieser kann jedoch die dramatische Folge eines Herzinfarktes sein, den nicht nur ältere Menschen erleiden können. Viele halten Herzinfarkte außerdem für eine „Männerkrankheit“. Doch auch junge Frauen sind betroffen. Diese Fehleinschätzung hat gefährliche Konsequenzen: Frauen werden seltener wiederbelebt als Männer – und sie sterben dadurch häufiger an einem Herzinfarkt.
In Deutschland sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit vier von zehn Fällen die häufigste Todesursache bei Frauen. Ob ein Herzinfarkt, Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen: Meistens unterschätzen Frauen ihr eigenes Risiko. Bei Symptomen wie Abgeschlagenheit, Übelkeit, oder Schulter- und Nackenschmerzen denken viele eher an Stress, Migräne oder eine Magenverstimmung. Auch Ärztinnen und Ärzte erkennen die Symptome für einen Herzinfarkt bei Frauen seltener als bei Männern.
Die Gendermedizin befasst sich mit dem Einfluss von Geschlecht auf Erkrankungen, medizinische Behandlung und Präventionsmaßnahmen. In den letzten Jahren haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermehrt die Unterschiede zwischen Männern und Frauen erforscht – auch in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Erkenntnisse dieser Studien sind aber noch nicht in unser aller Bewusstsein angekommen. Und teilweise hat es dieses wichtige Wissen auch noch nicht in die medizinische Praxis geschafft.
Umso entscheidender ist eine umfassende Aufklärung:
- Worauf müssen gerade Frauen achten?
- Bei welchen Symptomen brauchen sie einen Rettungswagen?
- Wie sehen diese geschlechtsspezifischen Unterschiede aus, die sich auf Risikofaktoren, Diagnose und Behandlung auswirken?
Insgesamt gilt: Ungleichbehandlung kann Leben retten.
Ihr Newsletter für ein gesünderes Leben
Jetzt unverbindlich anmelden und monatlich Gesundheitsthemen mit wertvollen Tipps erhalten und über exklusive Barmer-Services und -Neuigkeiten informiert werden.
Newsletter abonnieren
Herzinfarkt – eine häufige Todesursache von Frauen
Eigentlich haben Frauen seltener Herzinfarkte als Männer. Im Jahr 2019 waren Herzinfarkte bei Frauen für 4 von 100 Todesfällen verantwortlich. Bei Männern waren es knapp 6 von 100. Aus dem Herzinfarktregister geht aber hervor, dass Herzinfarkte bei Frauen häufiger tödlich verlaufen als bei Männern. Das gilt auch für die Sterblichkeit im akuten Notfall. Es versterben mehr Frauen als Männer an einem Herzinfarkt bevor sie das Krankenhaus erreichen.
Aber wie kommt es zu diesen Unterschieden? Warum ist es für Frauen wahrscheinlicher, an einem Herzinfarkt zu sterben?
Ein höheres Herzinfarktrisiko entsteht für Frauen durch die Menopause
Bevor Frauen in die Wechseljahre (Menopause) kommen, sind sie – was Herz-Kreislauf-Erkrankungen betrifft – gegenüber Männern im Vorteil: Ihr Herzinfarktrisiko ist durch ihren Hormonspiegel geringer als das gleichaltriger Männer. Die weiblichen Geschlechtshormone (Östrogene) haben Einfluss auf verschiedene Stoffwechselprozesse im Körper und wirken zum Beispiel erweiternd auf die Blutgefäße. So sind Frauen besser vor Gefäßablagerungen geschützt, die zu Herzinfarkten führen können.
Mit den Wechseljahren nimmt jedoch der Hormonspiegel ab – und damit auch die Schutzwirkung. Eine Hormonersatztherapie kann diesen Nachteil nicht ausgleichen, wie Studien gezeigt haben. Nach den Wechseljahren steigt das Risiko für einen Herzinfarkt bei Frauen schneller an als bei gleichaltrigen Männern. Die individuelle Herzinfarktwahrscheinlichkeit hängt allerdings noch von vielen weiteren Faktoren ab wie z. B. dem Alter und den Blutfettwerten.
Alles in allem haben Männer und Frauen im Laufe ihres Lebens ein vergleichbares Risiko für eine koronare Herzkrankheit. Bei dieser sind die Gefäße am Herzen (Herzkranzgefäße oder Koronararterien) durch Ablagerungen verengt. Körperliche Anstrengung kann dann Brustschmerzen und Kurzatmigkeit auslösen (z. B. Angina Pectoris). Wenn sich ein Herzkranzgefäß verengt, wird der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.
Verschließt sich das Herzkranzgefäß plötzlich ganz, wird der Blutfluss unterbrochen und es kann zu einem Herzinfarkt kommen. Auch ein Thrombus (Blutgerinnsel) kann bei einer koronaren Herzkrankheit unter anderem zu einem Herzinfarkt führen. Bei Männern beginnt die Erkrankung häufig schon zwischen 60 und 70, bei Frauen meist erst mit über 70 Jahren. Eine mögliche Ursache dafür, dass Frauen häufiger an einem Herzinfarkt sterben, könnte demnach auch sein, dass sie durchschnittlich älter sind, wenn sie einen Herzinfarkt haben.
Mit der Barmer Arztsuche eine Ärztin oder einen Arzt in Ihrer Nähe finden
Finden Sie Medizinerinnen und Mediziner nach Fachgebiet und Therapieschwerpunkt sortiert in Ihrer Umgebung und deutschlandweit.
Barmer Arztsuche
Herzinfarktsymptome äußern sich bei Frauen oft anders als bei Männern
Bei einem Herzinfarkt denken wir oft an einen Mann, der sich plötzlich wegen eines stechenden Schmerzes an die Brust fasst. Der klassische Brustschmerz, der auch in die Arme ziehen kann, ist bei allen Geschlechtern ein mögliches Anzeichen für einen Herzinfarkt. Bei Frauen und älteren Menschen kann der Schmerz jedoch weniger stark sein. Um im Falle eines Herzinfarkts schnell reagieren zu können, sollte jeder Mensch die möglichen Symptome kennen und deuten können. Dabei besonders wichtig: Die Anzeichen für einen Herzinfarkt können sich bei Frauen und Männern unterscheiden.
Frauen zeigen bei einem Herzinfarkt häufiger als Männer Symptome, die unspezifisch wirken.
Zu den typischen Anzeichen für einen Herzinfarkt bei Frauen gehören:
- Engegefühl in der Brust
- Schmerzen im Oberbauch
- Übelkeit mit Erbrechen
- Müdigkeit beziehungsweise Schwäche
- Kiefer-, Nacken- oder Halsschmerzen
- Rückenschmerzen
- starke Kurzatmigkeit, Atemnot
- Benommenheit
- Schweißausbrüche
- Schmerzen oder Ziehen in einem oder beiden Armen
Der typische Brustschmerz dagegen kann ganz ausbleiben. Werden die vorherrschenden Symptome falsch interpretiert, etwa als Rücken- oder Magenprobleme, kann es für eine Frau mit Herzinfarkt lebensgefährlich werden. Bei einem sogenannten „stummen Herzinfarkt“ treten sogar überhaupt keine Symptome auf, dies kann bei Frauen und Männern vorkommen.
Keine Scheu vor falschem Alarm – lieber auf Nummer sicher gehen
Ein Herzinfarkt ist ein medizinischer Notfall. Dabei zählt jede Minute. Je länger es dauert, bis der Infarkt behandelt wird, desto mehr Herzmuskelzellen können absterben. Zudem besteht die Gefahr, dass Herzrhythmusstörungen auftreten, die innerhalb weniger Minuten zum plötzlichen Herztod führen können.
Studien haben gezeigt: Von dem Moment an, in dem ein Mensch die ersten Symptome bemerkt, bis zur Einlieferung ins Krankenhaus vergeht die meiste Zeit mit Überlegungen, ob überhaupt medizinische Hilfe nötig ist. Bemerken Sie oder jemand in Ihrem Umfeld die (oder einige der) oben beschriebenen Symptome, zögern Sie also nicht, sofort den Notarzt unter 112 zu rufen.
Männer mit Herzinfarktsymptomen rufen durchschnittlich nach 80 Minuten den Rettungswagen. Frauen warten rund 108 Minuten – beinahe eine halbe Stunde länger. Nicht nur das Geschlecht, auch das Alter beeinflusst, wie schnell der Notruf gewählt wird.
Expertinnen und Experten vermuten, dass gerade ältere Frauen bei Herzinfarktsymptomen zögern, den Notruf zu wählen, weil sie keine unnötigen Umstände bereiten wollen. Im Zweifel warten viele lieber ab, ob die Schmerzen nicht von allein verschwinden – und lassen so wichtige Minuten oder gar Stunden verstreichen. Bei Frauen über 65 Jahren vergeht im Vergleich zu anderen Menschen besonders viel Zeit, bis sie mit einem Herzinfarkt in der Notaufnahme ankommen.
- Laut einer Studie des Helmholtz Zentrums München dauert es durchschnittlich viereinhalb Stunden, bis ältere Patientinnen in der Notaufnahme eintreffen.
- Bei über 65-jährigen Männern geht es rund eine Stunde schneller.
- Bei jüngeren Frauen dauert es im Schnitt zweieinhalb Stunden, bis sie nach einem Herzinfarkt die Klinik erreichen, bei jüngeren Männern sind es gut drei Stunden.