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Arteriosklerose: Ursachen, Symptome und Behandlung

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Redaktion:

Jörg Mucke (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung:

Philipp Kirn (Arzt, Content Fleet GmbH)

Arteriosklerose entsteht schleichend – oft über viele Jahre hinweg und zunächst ohne Beschwerden. Doch die Erkrankung kann lebensbedrohlich werden: Verengte und verhärtete Arterien (Schlagadern) behindern den Blutfluss und erhöhen das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und weitere Organschäden. Die häufigste Form ist die Atherosklerose, bei der sich Blutfette wie Cholesterin an den Gefäßwänden ablagern. Auch Bluthochdruck, Diabetes oder das Alter begünstigen diesen Prozess.

Auf einen Blick

  • Symptome: Frühstadien der Arteriosklerose verlaufen meist symptomfrei. Kommt es durch Gefäßverengungen zu Durchblutungsstörungen, treten Beschwerden auf – zum Beispiel ein Engegefühl in der Brust oder Schmerzen beim Gehen (Schaufensterkrankheit).
  • Ursachen: Bei der häufigsten Form, der Atherosklerose, verengen sich durch Ablagerungen eines Blutfetts, dem LDL-Cholesterin, zunehmend die Gefäße. Diesen Prozess begünstigen unter anderem Bluthochdruck, Nikotinkonsum und Diabetes mellitus.
  • Verlauf: Entsteht durch Ablagerungen und Verhärtung der Arterien ein Gefäßverschluss, drohen lebensgefährliche Organausfälle, beispielsweise durch einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall.
  • Diagnose: Eine Arteriosklerose lässt sich mithilfe von Blutuntersuchungen und bildgebenden Verfahren diagnostizieren. Im Vorfeld erfragen Ärztinnen und Ärzte Risikofaktoren wie Rauchen und weitere Erkrankungen, etwa Diabetes mellitus.
  • Therapie: Insbesondere bei Atherosklerose gilt es, erhöhte LDL-Cholesterinwerte zu senken. Das können eine ausgewogene Ernährung, viel Bewegung und Rauchverzicht bewirken. Reicht das nicht aus, kommen Medikamente zum Einsatz. Ein Gefäßverschluss lässt sich operativ behandeln.

Was ist Arteriosklerose?

Arteriosklerose – umgangssprachlich oft Arterienverkalkung genannt – ist eine Erkrankung der Schlagadern (Arterien), bei der sich die Gefäßwände allmählich verdicken, verhärten und an Elastizität verlieren. Die Folge: Der Blutfluss wird eingeschränkt, und das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder Durchblutungsstörungen steigt.

Älterer Mann und Ärztin im Behandlungszimmer im Gespräch

Erste Anlaufstelle bei einem Verdacht auf Arteriosklerose ist die Hausärztin beziehungsweise der Hausarzt.

Medizinisch gesehen ist Arteriosklerose ein Oberbegriff für verschiedene krankhafte Veränderungen der Arterienwand, die mit Verdickung, Verhärtung und Elastizitätsverlust der Arterien einhergehen. Die bekannteste und häufigste Form ist die Atherosklerose, ein chronisch-entzündlicher Prozess. Atherosklerose entsteht durch Ablagerungen von Blutfetten – vor allem Cholesterin – an den Innenwänden der Gefäße. Diese sogenannten Plaques verengen die Arterie (Stenose) und können sie im Verlauf sogar vollständig verschließen. Im alltäglichen Sprachgebrauch kommt es häufig zu einer Gleichsetzung von Atherosklerose und Arteriosklerose.

Neben der Atherosklerose gibt es weitere Formen von Arteriosklerose:

  • Altersbedingte Arterienveränderungen: Die Arterien verlieren mit der Zeit an Elastizität, die Wände verdicken sich. Das kann den Blutfluss ebenfalls beeinträchtigen – auch ohne Ablagerungen.
  • Mediaverkalkung (Mönckeberg-Sklerose): Kalk lagert sich in der mittleren Gefäßschicht ein. Die Gefäße bleiben zwar offen, werden aber starr.
  • Arteriolosklerose: Betrifft die kleinen Endverzweigungen der Arterien, oft in Zusammenhang mit Bluthochdruck oder Diabetes. 

Welche Symptome verursacht eine Arteriosklerose?

Arteriosklerose entwickelt sich langsam und bleibt häufig lange unbemerkt. Erst wenn die Gefäßverengungen den Blutfluss stark behindern, treten Beschwerden auf – oft abhängig davon, welches Organ betroffen ist. Arteriosklerose kann theoretisch alle Schlagadern des Körpers betreffen.

Die häufigsten Beschwerden je nach betroffener Region:

  • Herz: Wenn sich die Herzkranzgefäße verengen, wird der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Typische Anzeichen:
    • Engegefühl in der Brust, Druck oder Schmerzen (Angina pectoris), besonders bei körperlicher Belastung
    • Herzinfarkt bei vollständigem Gefäßverschluss
  • Gehirn: Wird ein Hirngefäß eingeengt oder verschlossen, können auftreten:
    • Sprachstörungen, Lähmungen, Sehstörungen
    • Vorübergehende Ausfälle (TIA – transitorische ischämische Attacke)
    • Schlaganfall bei dauerhaftem Gefäßverschluss
  • Beine: Sind die Beinarterien betroffen, spricht man von peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) mit:
    • Schmerzen beim Gehen (Schaufensterkrankheit)
    • Kältegefühl, blasse oder schlecht heilende Hautstellen
  • Nieren: Verengte Nierenarterien können führen zu:
    • Erhöhtem Blutdruck (sekundäre Hypertonie)
    • Nierenfunktionsstörungen bis zum Nierenversagen führen

Hintergrund: Arteriosklerose ist lebensbedrohlich. Koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt und Schlaganfall – häufig ausgelöst durch Atherosklerose – gehören zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Im Jahr 2021 machten sie 33,3 Prozent aller Todesfälle aus.

Gruppe älterer Menschen beim Laufen

Ein aktiver Lebensstil in Verbindung mit einer ausgewogenen Ernährung und Rauchverzicht hilft, Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.

Was sind Ursachen und Risikofaktoren für Arteriosklerose?

Mit zunehmendem Alter verändern sich bei jedem Menschen die Arterien: Die Gefäßwände verlieren an Elastizität, verdicken sich und können sich durch Ablagerungen verengen. Dieser Prozess ist zum Teil altersbedingt – doch bestimmte Risikofaktoren können ihn deutlich beschleunigen. Vor allem bei der häufigsten Form, der Atherosklerose, bei der sich Blutfette wie Cholesterin an den Gefäßwänden ablagern, spielen Lebensstil und genetische Einflüsse eine große Rolle.

Wichtige Risikofaktoren für Atherosklerose:

  • Alter: Atherosklerose tritt bei älteren Menschen häufiger auf.
  • Männliches Geschlecht: Männer erkranken tendenziell früher als Frauen.
  • Genetische Veranlagung: In manchen Familien treten infolge sogenannter primärer Dyslipidämien (erblich bedingte Fettstoffwechselstörungen) Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Atherosklerose häufiger und schon in jungen Jahren auf.
  • Bluthochdruck: Hoher Blutdruck schädigt die Wände der Blutgefäße zusätzlich.
  • Erhöhter Cholesterinspiegel: Hohe Werte von LDL-Cholesterin fördern die Entstehung von Plaques.
  • Rauchen: Tabakkonsum gilt als größter Risikofaktor für Atherosklerose-bedingte Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Diabetes mellitus: Schlecht eingestellte Blutzuckerspiegel führen zu zusätzlichen Schäden an den Blutgefäßen.
  • Entzündungen: Eine hohe Konzentration des Entzündungswerts CRP im Blut weist auf ein erhöhtes Risiko für Arteriosklerose hin.
  • Gestörter Homozystein-Stoffwechsel: Homozystein ist eine Aminosäure, die dem Eiweißstoffwechsel entstammt. Bestimmte Enzymdefekte erhöhen die Homozystein-Konzentration. Das ist problematisch, da die Aminosäure maßgeblich an der Plaquebildung in den Gefäßen beteiligt ist.

Auch bei anderen Formen der Arteriosklerose, wie der Mönckeberg-Sklerose (Mediaverkalkung) oder der Arteriolosklerose, gelten Bluthochdruck und Diabetes mellitus als entscheidende Einflussfaktoren – hier sind vor allem kleine und mittlere Gefäße betroffen.

Wie bilden sich die Ablagerungen bei Atherosklerose?

Bei der Entstehung von Atherosklerose spielen Cholesterin und Entzündungsprozesse eine zentrale Rolle. 

Der Entstehungsprozess läuft in mehreren Schritten ab:

  1. LDL-Cholesterin gelangt in die Gefäßwand 
    Im Blut wird Cholesterin mithilfe von Eiweißen transportiert – diese Verbindungen heißen Lipoproteine, die wichtigsten sind LDL (Low Density Lipoprotein) und HDL (High Density Lipoprotein). Daher ist auch von LDL-Cholesterin und HDL-Cholesterin die Rede. Das LDL-Cholesterin bringt Cholesterin aus der Leber in die Körperzellen. Ist zu viel LDL im Blut und kommt es zu einer Fehlfunktion der Zellen der Gefäßinnenwände (Endotheldysfunktion), kann sich das LDL-Cholesterin an den Innenwänden der Arterien ablagern. Deshalb ist umgangssprachlich auch von dem „schlechten“ LDL-Cholesterin die Rede, während das „gute“ HDL-Cholesterin für den Abtransport von Cholesterin zur Leber zuständig ist.
  2. Entzündungsreaktion setzt ein
    Der Körper erkennt die Ablagerungen als Gefahr: Weiße Blutzellen wandern in die Gefäßwand und nehmen LDL auf. Dabei entstehen sogenannte Schaumzellen – sie sind der erste Schritt zur Bildung einer arteriosklerotischen Plaque.
  3. Plaques wachsen in der Gefäßwand
    Weitere Immunzellen folgen, setzen Entzündungsstoffe frei, und die Ablagerung wächst. Muskelzellen aus der Gefäßwand wandern in Richtung Gefäßinnenseite und bilden eine schützende Kappe über die Plaque. Der Blutfluss bleibt zunächst erhalten.
  4. Gefahr durch Riss und Gerinnsel
    Wird diese Kappe brüchig oder reißt, kommt der Kern der Plaque mit dem Blut in Kontakt. Die Folge: Blutplättchen (Thrombozyten) lagern sich an – es bildet sich ein Blutgerinnsel, das das Gefäß teilweise oder vollständig verstopfen kann. So entstehen Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Infografik „So entsteht Atherosklerose“. Schrittweise wird gezeigt, wie sich LDL-Cholesterin in geschädigten Gefäßwänden ablagert, Immunzellen eindringen und Fettstreifen bilden. Darauf folgen Einlagerungen von Muskel- und Bindegewebe, die eine Plaque entstehen lassen. Diese kann wachsen, instabil werden und reißen, wodurch ein Blutgerinnsel entsteht. Mögliche Folgen: Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Bei Atherosklerose lagert sich LDL-Cholesterin in Gefäßwänden ab. Es entsteht Plaque, was einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen kann. 

Wie erfolgt die Diagnose einer Arteriosklerose?

Zunächst gilt es, Risikofaktoren für Arteriosklerose zu ermitteln. Gehen Sie bei einem Verdacht auf Arteriosklerose zu Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt. Sie oder er fragt nach Punkten wie Rauchen, dem Lebensstil oder einer familiären Vorbelastung. Außerdem messen sie den Blutdruck, die Körpergröße und das Gewicht.

Die Blutuntersuchung zeigt, ob erhöhte Cholesterin- oder Blutzuckerwerte vorliegen. Die Dopplersonografie, eine spezielle Ultraschallmethode, übersetzt den Blutfluss in den Gefäßen in akustische und optische Signale. Diese Informationen erlauben Rückschlüsse auf arteriosklerotische Veränderungen der Gefäßwände. 

Aufwändiger ist die Angiografie. Diese Untersuchung stellt das Gefäßsystem mithilfe von Kontrastmittel dar und macht Engstellen in Gefäßen und Unterbrechungen der Blutversorgung sichtbar. Angiografien lassen sich mit verschiedenen bildgebenden Verfahren durchführen, mit klassischen Röntgenaufnahmen ebenso wie mit Computertomografie (CT) oder Kernspintomografie (MRT).

Welche Diagnosemethoden darüber hinaus zum Einsatz kommen, hängt davon ab, welche Schlagadern untersucht werden sollen. Das Belastungs-EKG (Elektrokardiogramm) gibt beispielsweise Hinweise auf Sauerstoffmangel im Herzmuskel und wird zur Abklärung einer koronaren Herzkrankheit eingesetzt. Bei Arteriosklerose der Beinarterien gibt die Länge der schmerzfreien Gehstrecke Hinweise auf das Ausmaß der Durchblutungsstörung.

Welche Therapiemöglichkeiten bei Arteriosklerose gibt es?

Eine gesunde Lebensführung ist der erste Behandlungsschritt bei Arteriosklerose. Sie kann das Fortschreiten der Erkrankung stoppen und Folgeschäden verhindern. Im Frühstadium ist manchmal sogar eine Rückbildung der Plaques möglich. Deshalb lohnt es sich, etwaiges Übergewicht abzubauen, körperlich aktiv zu sein, sich ausgewogen zu ernähren und gegebenenfalls das Rauchen aufzugeben.

Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und Diabetes mellitus lassen sich auch gut mit Medikamenten einstellen, wodurch sich das Risiko einer Arteriosklerose verringert. Blutverdünnende Mittel wie Azetylsalizylsäure können die Bildung von Gerinnseln in den Gefäßen hemmen, Personen mit einer Arteriosklerose der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit) müssen sie meist dauerhaft einnehmen.

Sinken die Cholesterinwerte auch durch eine Ernährungsumstellung nicht, können sie durch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten (Statine) gesenkt werden. Statine hemmen auch die Plaquebildung.

Akut bedrohliche Arterienverkalkungen sind zudem im Rahmen einer Katheteruntersuchung oder chirurgisch behandelbar. Welche Technik dafür geeignet ist, hängt von Ort, Art und Ausmaß der Verkalkung ab.

Grundsätzlich gibt es zwei Herangehensweisen: Entweder versuchen Internistinnen und Internisten, das Blutgefäß wieder durchgängig zu machen. Das erfolgt zum Beispiel, indem sie die Engstelle von innen mit einem Ballonkatheter dehnen (perkutane Transluminale Angioplastie, PTA) und mit einer kleinen Drahtstütze (Stent) stabilisieren. Oder die Chirurgin oder der Chirurg näht eine „Umleitung“ über den Engpass. Dieser sogenannte Bypass setzt an einem freien Abschnitt der Arterie an und mündet schließlich hinter der verengten Stelle wieder ins Gefäß.

Wie lässt sich Arteriosklerose vorbeugen?

Viele Risikofaktoren von Arteriosklerose, insbesondere der Atherosklerose, sind durch eine ausgewogene Ernährung, ausreichende Bewegung sowie Rauchverzicht positiv beeinflussbar.

Vorsorgeuntersuchungen helfen, Arteriosklerose früh zu erkennen – besonders ab 35 Jahren. Bis zu diesem Alter zahlen die Krankenkassen einmal einen Gesundheits-Check, danach alle drei Jahre.

Literatur

Weiterführende Informationen

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