Eine Frau mit Schlafstörungen liegt im Bett und klappt ihr Kissen über den Kopf.
Gesundes Schlafen

Schlafstörungen - Welche Formen, Folgen und Behandlungen es gibt

Lesedauer unter 8 Minuten

Redaktion

  • Silke Jäger

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Madeleine Zinser (Ärztin, Content Fleet GmbH)

Guter Schlaf ist ein wichtiger Baustein unserer Gesundheit. Doch nicht immer finden wir in der Nacht erholsamen Schlaf – jeder Mensch leidet gelegentlich unter Schlafstörungen, zum Beispiel bei Krankheit, Sorgen oder Stress. Verschwinden die Schlafprobleme wie Durchschlafstörungen oder Probleme beim Einschlafen längere Zeit nicht und beeinträchtigt schlechter Schlaf die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität deutlich, sollten Betroffene zum Arzt oder zur Ärztin gehen. So lassen sich körperliche Ursachen für die Schlafstörungen abklären und eine passende Behandlung einleiten, damit Betroffene wieder besser schlafen können.

Was ist eine Schlafstörung?

Wir alle haben schon einmal die Erfahrung gemacht und uns auf den Schlaf wartend im Bett herumgewälzt: Gelegentliche Schlaflosigkeit ist ganz normal, etwa vor wichtigen Terminen oder Prüfungen oder in akuten Stressphasen. Danach normalisieren sich Schlafdauer und Schlafqualität wieder. Von Schlafstörungen wird gesprochen, wenn Menschen über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten mindestens dreimal pro Woche so schlecht schlafen, dass die Lebensqualität, die Leistungsfähigkeit und das psychische Wohlbefinden spürbar beeinträchtigt sind.

Welche Symptome treten bei Schlafstörungen auf?

Eine Schlafstörung, medizinisch als Insomnie bezeichnet, kann sich verschieden äußern. Im Vordergrund steht immer die Unzufriedenheit mit der Dauer oder der Qualität des Schlafs, verbunden mit einem oder mehreren der folgenden Symptome:

  • Schwierigkeiten einzuschlafen
  • Schwierigkeiten durchzuschlafen: die Betroffenen wachen nachts häufig auf oder haben Probleme, danach wieder einzuschlafen.
  • Sehr frühes Erwachen mit der Unfähigkeit, wieder einzuschlafen

Typisch für eine Schlafstörung ist, dass sich die Betroffenen besonders abends und nachts viele Gedanken und Sorgen über ihren Schlaf machen.

Eine übermüdete Frau liegt mit geschlossenen Augen auf einem Sofa. Sie hält sich mit ihrer rechten Hand die Stirn.

Schlafstörungen beim Ein- und Durchschlafen führen dazu, dass Betroffene tagsüber häufig übermüdet sind.

Wie werden Störungen beim Schlafen diagnostiziert?

Wenn Betroffene ihr Schlafverhalten genau beobachten, liefert das oft wichtige Ansätze für die ärztliche Diagnose und hilft bei der Suche nach den Ursachen für die Schlafstörung. Dazu führen die Betroffenen am besten ein Schlaftagebuch über die individuellen Symptome, die in der jeweils vergangenen Nacht aufgetreten sind. Oder sie füllen einen Schlaffragebogen aus. In einem ausführlichen diagnostischen Gespräch wird dann versucht herauszufinden, was die Ursachen für den beeinträchtigten Schlaf sein könnten.

Um körperliche Ursachen wie neurologische oder hormonelle Erkrankungen auszuschließen, können weitere Untersuchungen wie ein Bluttest oder eine Messung der Hirnströme (EEG) nötig sein. Bei Bedarf können auch eine oder mehrere Übernachtungen in einem medizinischen Schlaflabor erforderlich sein, in dem die Schlafqualität genau untersucht wird.

Ursachen für Schlafstörungen

Die Ursachen für eine Schlafstörung sind vielschichtig: Prädisponierende Faktoren führen dazu, dass manche Menschen anfälliger für eine Schlafstörung sind. Dazu gehören beispielsweise genetische Veranlagungen oder bestimmte Eigenschaften der Persönlichkeit wie Perfektionismus. Auslösende Faktoren wie lang andauernde Sorgen, dauerhafter Stress und sehr belastende Ereignisse wie eine Trennung können ebenfalls eine Schlafstörung verursachen. Zusätzlich gibt es noch aufrechterhaltende Faktoren, also Verhaltensweisen, die die Schlafstörung erhalten: Beispielsweise, indem bis in den Vormittag hinein oder tagsüber geschlafen wird. Regelmäßiger Drogen- oder Alkoholkonsum kann ebenfalls zu Schlaflosigkeit führen, ebenso wie dauerhafte oder häufige Verschiebungen des Schlaf-Wach-Rhythmus, etwa bei Schichtarbeit.

Weitere Ursachen für Schlafstörungen sind:

  • Schnarchen mit Atemaussetzern, auch Schlafapnoe genannt
  • Nächtliche Unruhe in den Beinen (Restless-Legs-Syndrom)
  • Körperliche Erkrankungen oder Beschwerden wie chronische Schmerzen, häufiger nächtlicher Harndrang oder Herz- und Lungenerkrankungen
  • Erkrankungen der Psyche, etwa Depressionen oder Angststörungen
  • Bestimmte Medikamente wie Blutdruck- oder Asthmamittel oder Antidepressiva
  • Schlafunterbrechungen aufgrund von Schlafwandeln oder Albträumen

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Schlafstörungen in besonderen Lebensphasen: Pubertät, Schwangerschaft, Wechseljahre

Sowohl in der Pubertät als auch während einer Schwangerschaft und in den Wechseljahren kommt es häufiger zu Schlafschwierigkeiten. Die Ursachen dafür sind in der Regel nicht direkt die hormonellen Umstellungen in dieser Phase, sondern die daraus resultierenden Beschwerden und Veränderungen.

  • In der Pubertät verändert sich der Schlaf-Wach-Rhythmus, die Jugendlichen werden später müde. So entsteht an den Wochentagen mit frühem Schulbeginn oft ein Schlafmangel, der meist am Wochenende durch eine verlängerte Schlafenszeit ausgeglichen wird. Der Schlaf-Wach-Rhythmus kommt durcheinander. Zusätzlich können eine vermehrte abendliche Mediennutzung sowie Leistungsdruck, Schulstress oder Sorgen den Schlaf von Jugendlichen stören.

Zwei Jugendliche liegen auf dem Sofa und schauen auf ein Smartphone

Ein durch die Pubertät veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus und vermehrte abendliche Mediennutzung können bei Jugendlichen zu Schlafmangel führen.

  • So aufregend und schön eine Schwangerschaft sein kann: Zusätzlich zum wachsenden Bauch, der einer bequemen Schlafposition im Wege stehen kann, können häufiger nächtlicher Harndrang, Sodbrennen und Wadenkrämpfe zu Schlafstörungen führen. Doch schon kleine Maßnahmen können viel bewirken: So können Schwangere besser schlafen.
  • In den Wechseljahren kommt es durch hormonelle Veränderungen häufig zu nächtlichen Hitzewallungen und Schweißausbrüchen, die Schlafdauer und Schlafqualität beeinträchtigen können. Ihre gynäkologische Praxis berät Sie dazu, wie sie dem entgegenwirken können.

Welche Folgen können Schlafstörungen haben?

Ausreichend guter Schlaf ist eine wichtige Voraussetzung für die körperliche und seelische Gesundheit, für Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden. Ein Mangel an gutem Schlaf über einen längeren Zeitraum kann die Gesundheit, Lebensqualität sowie die Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigen: Nach einer schlaflosen Nacht fällt es oft schwerer, sich tagsüber zu konzentrieren. Emotionale Unausgeglichenheit und Überforderungsgefühle sind mögliche Folgen.

Kann man sich angewöhnen, extrem wenig zu schlafen? 

Ein Bodybuilder aus Japan behauptet, er schlafe seit zwölf Jahren nur 30 Minuten am Tag und fühle sich trotzdem selten müde. Immer wieder liest man im Internet von Menschen, die ihren Schlaf angeblich optimieren und so Zeit sparen. Kann das gesund sein? 

„Schlaf erfüllt für den Menschen eine essenzielle Funktion und wirkt wie ein Reset“, sagt Markus B. Specht, Leiter des Zentrums für interdisziplinäre Schlafmedizin der DKD Helios Klinik Wiesbaden. Eine halbe Stunde pro Nacht reiche nicht aus, um alle Schlafphasen – also leichten Schlaf, Tiefschlaf und Träumen – zu durchlaufen, Abwehrkräfte aufzubauen, die Gedächtnisleistung zu verbessern und Emotionen zu verarbeiten. 

Auch Dieter Riemann, Vorstandsreferent der deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) aus Freiburg, hält es für sehr unwahrscheinlich, dass ein Mensch auf Dauer so wenig schlafen kann. „Schlaf ist ein biologisches Bedürfnis wie Essen und Trinken“, erklärt er. „In der gesunden erwachsenen Bevölkerung von Industrieländern liegt die benötigte Schlafdauer zwischen fünf und neun Stunden“. 

Auch polyphasischer Schlaf wird im Internet immer wieder beworben: Hier wird ein kurzer Nachtschlaf mit mehreren Powernaps am Tag kombiniert. Laut Markus Specht ist dieses Intervallschlafen nicht sinnvoll: „Durch diese Zerstückelung wird der Schlaf nicht so tief und nicht so erholsam. Er kann dann nicht seine Aufgaben erfüllen."

Wer nicht ausreichend schläft, hat langfristig ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselkrankheiten. Erkrankungen wie ein Herzinfarkt, Bluthochdruck und Diabetes mellitus werden wahrscheinlicher. Darüber hinaus schwächt Schlafmangel das Immunsystem und begünstigt damit Infektionskrankheiten. Die Unfallgefahr steigt bei Müdigkeit ebenfalls.

Unbehandelte Schlafstörungen können das Auftreten von psychischen Erkrankungen wie Depressionen befördern. Außerdem ist ein gesunder und ausreichender Schlaf wichtig für unser Gehirn, er unterstützt Lern- und Gedächtnisprozesse und führt am Tage zu einer ausgeglichenen Stimmung. Es ist deshalb wichtig, Schlafstörungen behandeln zu lassen – und sie nicht einfach zu ertragen.

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Was tun bei Schlafstörungen? Behandlungsmöglichkeiten

Manchmal liegt die Ursache für die fehlende Nachtruhe in den Schlafgewohnheiten. Dann kann schon eine veränderte Schlafhygiene dafür sorgen, dass sich Schlafstörungen bessern oder ganz verschwinden. Zu einem geregelten Schlafrhythmus zu finden, die abendliche Mediennutzung zu reduzieren und für eine ruhige, schlaffördernde Umgebung zu sorgen, sind wichtige Elemente dabei.

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Erfahren Sie, wie das mit kleinen Veränderungen gelingt:

Schnell einschlafen: Sechs Tipps für guten Schlaf, die wirklich helfen

Schlafhygiene: besser schlafen

Bei länger andauernden Schlafstörungen sollte immer ärztlicher Rat eingeholt und eine individuelle Behandlung gefunden werden.

Welche Therapien für Störungen des Schlafes gibt es?

Neben der Behandlung von möglichen körperlichen Ursachen einer Schlafstörung wird in der Regel eine kognitive Verhaltenstherapie eingesetzt. Sie umfasst neben Entspannungsverfahren und der oben erwähnten Schlafhygiene auch Elemente, die helfen, die Grübeleien und Sorgen um den Schlaf zu unterbrechen.

Der große Vorteil ist zudem, dass die kognitive Verhaltenstherapie dauerhaft zu einem besseren Schlaf verhelfen kann: Im Rahmen der Therapie lernen Betroffene, schlafstörende Verhaltensweisen und innere Einstellungen abzulegen und durch ein schlafförderliche Verhalten und ebensolche Haltungen zu ersetzen.

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Medikamente gegen Schlafstörungen

Schlafmittel und Medikamente gegen Schlafstörungen sollten Betroffene nur nach ärztlicher Rücksprache einnehmen. Dies gilt auch für Medikamente, die ohne Rezept in der Apotheke erhältlich sind. Beim Termin in der Arztpraxis lässt sich bei Bedarf das individuell am besten geeignete Präparat in der passenden Dosierung auswählen.

Schlafmittel sollten lediglich verwendet werden, wenn es unbedingt notwendig ist, und dann so kurzzeitig wie möglich und angemessen dosiert. Bei einigen Wirkstoffen besteht die Gefahr der physischen und psychischen Abhängigkeit. Manche der Medikamente können Schlafstörungen auch verstärken oder langfristig dazu führen, dass die Qualität des Schlafes sich verschlechtert. Bei schlafbezogenen Atemstörungen können sich Dauer und Häufigkeit der Atemaussetzer erhöhen.

Insbesondere ältere Menschen sollten bei der Behandlung mit Medikamenten vorsichtig sein, da bestimmte Schlafmittel zu Gangunsicherheit führen und das Sturzrisiko erhöhen können. Ebenso ist es möglich, dass sie die Hirnleistung beeinträchtigen und Inkontinenz verursachen.

Auch Heilpflanzen können beim Einschlafen helfen und einen gesunden Schlaf fördern: Baldrian, Hopfen, Melisse und Passionsblume sind als Tees und Fertigpräparate erhältlich. Doch auch die Einnahme von pflanzlichen Präparaten sollte immer vorab mit dem Arzt oder der Ärztin oder ergänzend mit dem Apothekenpersonal besprochen werden – auch um Neben- und Wechselwirkungen zu vermeiden.

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