Mann denkt während der Therapiesitzung über etwas nach
Angst

Was tun bei Panikattacken? Wege aus der Angst

Lesedauer weniger als 7 Min

Redaktion:

Dr. Nele Peerenboom (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung:

Sina Clausen (Psychologin, Master of Science)

Drei hilfreiche Tipps bei Panikattacken: Akut und langfristig

Symptome erkennen und einordnen

Panikattacken lösen starke Reaktionen wie Herzrasen und Atemnot aus. Auch wenn sie sich bedrohlich anfühlen: Körperlich sind sie in der Regel ungefährlich.

Sich der Angst stellen, statt davor wegzulaufen

Vermeidung verstärkt Angst. Am besten ist es, während einer Panikattacke bewusst in der Situation zu bleiben, ruhig zu atmen, sich zu bewegen oder mit anderen zu sprechen.

Hilfe und Therapien in Anspruch nehmen

Mit psychotherapeutischer oder medikamentöser Unterstützung lassen sich wiederholt auftretende Panikattacken gut behandeln und Angstkreisläufe wirksam durchbrechen.

Plötzliches Herzrasen, Atemnot, Schwindel und das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren: Panikattacken sind beängstigend. Doch zum Glück gibt es viele Wege, mit diesen Angstanfällen umzugehen und langfristig wieder Sicherheit zu gewinnen. Was gegen Panikattacken hilft – sowohl akut als auch bei der langfristigen Behandlung.

Soforthilfe bei einer Panikattacke: Fünf Tipps

So schlimm die Symptome einer Panikattacke auch wirken: Sie sind nicht gefährlich. Wenn der Körper plötzlich in den Alarmzustand wechselt, ist es für Betroffene wichtig, das eigene Verhalten zu steuern und sich nicht von der Angst beherrschen zu lassen. Stattdessen sollten sie ganz bewusst damit umgehen. Situationen, in denen die Panik eventuell auftreten könnte, zu vermeiden, hilft nicht, auch wenn es zunächst so scheinen kann. Langfristig wird die Angst dadurch nur verstärkt.

Akutmittel bei Panikattacken – das hilft Ihnen bei einer Panikattacke sofort:

  1. Bleiben Sie möglichst in der Situation und machen Sie trotz Angst weiter. Auch wenn Sie am liebsten flüchten würden – gehen Sie nicht weg. Wenn Sie zum Beispiel im Supermarkt eine Panikattacke bekommen, bleiben Sie an Ort und Stelle, statt den Laden zu verlassen. Kaufen Sie weiter ein, auch wenn es schwerfällt.
  2. Erinnern Sie sich: Die körperlichen Symptome sind Ausdruck der Angst, aber nicht lebensbedrohlich. Sagen Sie sich innerlich: „Ich halte das aus. Das geht vorbei.“
  3. Ablenkung hilft. Rufen Sie jemanden an, zählen Sie die Produkte im Regal, wiederholen Sie innerlich den Songtext eines Liedes oder konzentrieren Sie sich auf Ihre Umgebung: Was hören, sehen, riechen Sie gerade?
  4. Werden Sie körperlich aktiv. Laufen Sie ein paar Treppenstufen hoch, schütteln Sie die Arme aus oder spannen Sie Ihre Muskeln kurz an und lassen Sie wieder locker – das kann die überschüssige Energie abbauen.
  5. Bewusst atmen. Konzentrieren Sie sich und holen Sie ganz bewusst Luft: Atmen Sie tief und kontrolliert in den Bauch hinein ein, halten Sie den Atem für einige Sekunden und atmen dann langsam wieder aus. Die Bauchatmung kann helfen, Stress und Angst zu reduzieren.

Bei Panikattacken helfen zum Beispiel tiefes Ein- und Ausatmen sowie körperliche Aktivität, um aufgestaute Energie abzubauen.

Bei Panikattacken helfen zum Beispiel tiefes Ein- und Ausatmen sowie körperliche Aktivität, um aufgestaute Energie abzubauen. Diese einfachen Soforthilfen unterstützen dabei, Ruhe zu finden und die Kontrolle zurückzugewinnen.

Sie haben die Panikattacke überstanden? Feiern Sie kleine Erfolge! Wenn Sie trotz Angst zehn Minuten im Bus geblieben sind oder ein Gespräch geführt haben, das Sie sich sonst nicht zugetraut hätten, erkennen Sie das an. Das ist ein echter Fortschritt.

Langfristige Behandlung von Panikstörungen

Wenn Panikattacken wiederkehren, sprechen Fachleute von einer Panikstörung. Beginnen Betroffene damit, Situationen und Orte aus Angst vor einer Panikattacke zu meiden, liegt vielleicht eine Agoraphobie vor. In diesem Fall reichen Soforthilfemaßnahmen nicht mehr aus. Stattdessen ist eine gezielte, längerfristige Behandlung sinnvoll. Die folgenden Möglichkeiten können Ihnen auf Ihrem Weg helfen.

Psychotherapie gegen Panikattacken

Psychotherapie kann sehr wirksam bei der Behandlung von Panikstörungen sein. Besonders bewährt hat sich die kognitive Verhaltenstherapie. Sie hilft, angstauslösende Gedanken zu erkennen und zu hinterfragen, um den Kreislauf aus Angst und körperlichen Reaktionen zu durchbrechen. Zudem unterstützt sie dabei, das Vermeidungsverhalten abzubauen, das die Angst aufrechterhält, und sich stattdessen gezielt mit angstauslösenden Situationen auseinanderzusetzen. Durch diese sogenannte Exposition erleben Betroffene, dass die Angst von selbst nachlässt.

Wenn eine kognitive Verhaltenstherapie nicht verfügbar ist oder nicht ausreichend wirkt, kann auch eine psychodynamische Psychotherapie hilfreich sein. In dieser Form der Psychotherapie geht es darum, in einem geschützten Rahmen innere Konflikte und emotionale Auslöser der Angst zu erkennen und besser zu verstehen. Gemeinsam mit der Therapeutin oder dem Therapeuten arbeiten Sie daran, alte Muster aufzulösen und neue Wege im Umgang mit belastenden Gefühlen zu finden. Ganz gleich für welche Form der Therapie Sie sich entscheiden: Hilfe anzunehmen ist ein wichtiger Schritt – und er zeigt, dass Sie der Angst nicht hilflos ausgeliefert sind.

Medikamente gegen Panikattacken

Auch Medikamente können sehr erfolgreich für die Behandlung einer Panikstörung eingesetzt werden. Verschreiben kann sie allerdings nur Ihr Arzt, nicht Ihr psychologischer Psychotherapeut. Bei der medikamentösen Behandlung einer Panikstörung werden häufig Antidepressiva verschrieben, sogenannte selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) oder selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs). Sie wirken direkt auf das Serotonin-System im Gehirn. 

In bestimmten Ausnahmefällen – etwa bei sehr starken Angstzuständen oder wenn andere Arzneimittel nicht geeignet sind – kann ein beruhigendes Medikament eingesetzt werden. Diese Medikamente wirken zwar schnell, bergen aber ein hohes Risiko für Abhängigkeit und Nebenwirkungen. Daher sollten sie nur nach sorgfältiger Abwägung, zeitlich befristet und unter ärztlicher Aufsicht bei Panikattacken angewendet werden.

Wichtig zu wissen: Wenn Medikamente zur langfristigen Behandlung von Panikattacken eingesetzt werden, wirken sie in der Regel nicht sofort. Meist dauert es ein bis zwei Wochen, in manchen Fällen bis zu sechs Wochen, bis eine spürbare Besserung eintritt. Daher ist es wichtig, die Medikamente nicht einfach abzusetzen, falls sich die Wirkung noch nicht gezeigt hat, sondern geduldig zu bleiben. Zu Beginn der Einnahme können vorübergehend Nebenwirkungen wie Unruhe, Schlafprobleme oder Übelkeit auftreten. Solche Begleiterscheinungen klingen bei vielen Betroffenen nach einiger Zeit wieder ab. Möchten Sie die Medikamente absetzen, sollten Sie sie nicht abrupt weglassen, sondern langsam ausschleichen – immer in Absprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt.

Generell gilt: Sprechen Sie über alle Fragen zur medikamentösen Behandlung offen mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Gemeinsam können Sie die passende Lösung für Ihre persönliche Situation finden.

Panikattacken: Wann ist professionelle Hilfe wichtig?

Sie sollten auf jeden Fall ärztliche oder psychotherapeutische Hilfe suchen, wenn:

  • Sie wiederholt Panikattacken erleben.
  • Sie sich dauerhaft durch Angst eingeschränkt fühlen.
  • Sie Situationen vermeiden, um möglichen Attacken aus dem Weg zu gehen.
  • Sie zu Alkohol, Medikamenten oder anderen Substanzen greifen, um mit Ihrer Angst umzugehen.
  • Sie Gedanken an Selbstverletzung oder Suizid haben.
     

Barmer Doc Sebastian: Was tun bei einer Panikattacke?

Barmer Doc Sebastian erklärt wie eine Panikattacke entsteht und was wir dagegen tun können.

Wer behandelt eine Panikstörung?

Viele Ärztinnen und Ärzte sowie Therapeutinnen und Therapeuten können Sie bei der Behandlung einer Panikstörung unterstützen. Doch wer ist hier eigentlich wer? Ein Überblick über mögliche Anlaufstellen:

  • Hausarzt: Oft erste Ansprechperson, kennt Ihre Krankengeschichte, kann Untersuchungen veranlassen und Sie an Fachkräfte überweisen.
  • Psychologische Psychotherapeuten: Haben Psychologie studiert und eine staatlich anerkannte psychotherapeutische Ausbildung abgeschlossen. Sie dürfen Psychotherapie anbieten.
  • Ärztliche Psychotherapeuten: Haben ein Medizinstudium absolviert und sich auf Psychotherapie spezialisiert.
  • Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie: Diagnostizieren und behandeln mit Gesprächen und gegebenenfalls Medikamenten.
  • Fachärzte für psychosomatische Medizin: Haben besonderen Fokus auf die Verbindung von Körper und Seele.
  • Psychosoziale Unterstützungsangebote durch Sozialarbeiter, Ergotherapeuten oder psychiatrische Pflegekräfte können ergänzend helfen.

Die Behandlung einer Panikstörung kann ambulant (in Praxen), stationär (in Kliniken) oder teilstationär (zum Beispiel in Tageskliniken) erfolgen. Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt kann Sie dabei beratend begleiten.

Eine stationäre oder teilstationäre Behandlung kann sinnvoll sein, wenn: 

  • akute Suizidgedanken oder Risiken für Selbstgefährdung bestehen.
  • die ambulante Behandlung keinen Fortschritt bringt.
  • die Angststörung sehr schwer ist oder chronisch zu werden droht.
  • die Wartezeit auf einen Therapieplatz sehr lang und der Leidensdruck sehr hoch ist.

Weitere unterstützende Maßnahmen bei Panikattacken

Über die ärztliche Unterstützung hinaus können Ihnen folgende Maßnahmen auf dem Weg zu mehr Stabilität helfen:

  • Digitale Angebote: Einige auf Psychologie spezialisierte Apps bieten fundierte Unterstützung – ideal auch zur Überbrückung von Wartezeiten.
  • Achtsamkeit und Entspannungstechniken: Zum Beispiel Atemübungen und Progressive Muskelentspannung. Aber Vorsicht, probieren Sie in Ruhe aus, was Ihnen guttut, denn bei manchen Betroffenen verstärken sich die Symptome durch bestimmte Entspannungsübungen.
  • Bewegung: Ausdauersport kann ebenfalls unterstützen, beispielsweise regelmäßiges Joggen oder Schwimmen.
  • Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen kann Mut machen, entlasten und neue Perspektiven aufzeigen.

Zwei Frauen laufen über eine sonnige Wiese

Bei Panikattacken ist es wichtig, ruhig zuzuhören und Betroffenen das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein. Unterstützen Sie sie dabei, professionelle Hilfe zu suchen und zeigen Sie, dass es Wege gibt, die Angst zu bewältigen.

Hilfe bei Panikattacken: Tipps für Angehörige

Was tun, wenn Ihre Partnerin oder Ihr Partner, Ihr Kind oder andere Menschen in Ihrem Umfeld Panikattacken erleben oder eine Panikstörung haben? Folgende Tipps helfen Ihnen dabei, die herausfordernde Situation zu meistern und die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen:

  • Vermeiden Sie Relativierungen: Wertungen wie „Stell dich nicht so an“ helfen nicht, sondern können verletzen.
  • Zeigen Sie Verständnis: Auch einfache Aufgaben wie Einkaufen oder Cafébesuche kosten Betroffene oft große Überwindung.
  • Ermutigen Sie zur Therapie: Viele Betroffene schämen sich oder haben Angst, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
  • Begleiten Sie den Prozess: Erinnern Sie an Termine, unterstützen Sie bei der Medikamenteneinnahme.
  • Helfen Sie bei der Konfrontation: Unterstützen Sie die Person darin, sich angstauslösenden Situationen zu stellen, statt sie zu vermeiden.
  • Achten Sie auch auf sich selbst: Wenn Sie selbst stark belastet sind, kann auch eine Angehörigen-Selbsthilfegruppe hilfreich sein.
     

Literatur und weiterführende Informationen

Zertifizierung

Auf unsere Informationen können Sie sich verlassen. Sie sind hochwertig und zertifiziert.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren