Psychotherapie bei Angststörungen
Bei allen Angststörungen – dazu gehören die generalisierte Angststörung, die Panikstörung, die spezifischen Phobien und die soziale Phobie – hat sich die kognitive Verhaltenstherapie als besonders wirksam erwiesen. Alternativ können auch psychodynamische Verfahren wie eine analytische Psychotherapie oder eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie zum Einsatz kommen, die weiter unten erklärt werden. Psychotherapie wird beispielsweise von psychologischen Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen oder Ärztinnen und Ärzten mit entsprechender Weiterbildung angeboten. Die Dauer der Psychotherapie ist je nach Verfahren und Diagnose unterschiedlich. Manche Betroffene verspüren schon nach wenigen Sitzungen Erleichterung, andere müssen langfristig am Ball bleiben und nach und nach lernen, mit ihrer Angststörung umzugehen.
Kognitive Verhaltenstherapie bei Angststörungen: Gedanken, Gefühle und Verhalten hängen zusammen
Bei der kognitiven Verhaltenstherapie lernen Betroffene, dass die Art und Weise, wie eine Situation interpretiert und bewertet wird, bestimmte Gefühle hervorruft. Das bedeutet: Wenn ich meine Denkweise ändere, ist es möglich, dass ich mich besser fühle und leichter mit beängstigenden Situationen umgehen kann.
Menschen mit Angsterkrankungen können so die Unterschiede zwischen Gedanken und Gefühlen neu kennenlernen und verstehen, dass Gedanken, Gefühle und Verhalten miteinander zusammenhängen. Sie lernen, aufkommende Gedanken zu überprüfen: Entsprechen diese wirklich der Wahrheit und sind sie überhaupt hilfreich?
Ein fiktives Beispiel:
Maria leidet unter einer sozialen Phobie und hat große Angst, auf einer Party negativ beurteilt zu werden. Das beeinträchtigt ihr Leben, da sie gesellschaftliche Events oft vermeidet und sich isoliert fühlt. In den Sitzungen mit ihrem Therapeuten arbeitet Maria daran, ihre negativen Gedanken zu erkennen und zu verändern.
Sie stellt etwa fest, dass sie bei sozialen Zusammentreffen vor allem befürchtet, dass sie sich blamiert und andere Personen sie für langweilig halten. Gemeinsam mit dem Therapeuten hinterfragt sie diese Gedanken. Der Experte ermutigt Maria, realistischere und konstruktivere Gedanken zu formulieren, zum Beispiel, dass es möglich ist, dass sie auf einer Feier gute Unterhaltungen führt. Oder dass die meisten anderen Besucherinnen und Besucher wahrscheinlich freundlich sein werden und sich auf die Feier konzentrieren werden, nicht auf sie.
Im weiteren Verlauf der Behandlung plant Maria, sich ihren Ängsten schrittweise zu stellen, indem sie zunächst an einem kleineren Treffen teilnimmt. Dies nennen Fachleute Exposition. Maria setzt sich ihrer Angst aus, reflektiert ihre Gedanken während und nach dem Treffen und bespricht diese mit ihrem Therapeuten.
Durch diese Methoden lernt Maria allmählich, dass veränderte Denkgewohnheiten ihre Angst reduzieren und sie in sozialen Situationen sicherer werden kann. Außerdem kann sie korrigierende Erfahrungen machen: Maria erlebt direkt, dass die Realität anders sein kann als das, was sie befürchtet oder erwartet hat.