Ein junger Mann und eine Frau sitzen auf einer Bank
Angst

Was ist eine Angststörung und mit welchen Symptomen macht sie sich bemerkbar?

Lesedauer weniger als 8 Min

Redaktion:

Dr. med. Madeleine Vinnemeier (Ärztin, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung:

Viktoria Vida (Psychologin, Master of Science)

Angststörungen: Die wichtigsten Fakten im Überblick

Arten von Angststörungen

Angststörungen treten in unterschiedlichen Formen auf. Manche haben spezielle Auslöser wie etwa Spinnentiere oder Flugreisen, andere machen sich eher durch andauernde Sorgen und Befürchtungen bemerkbar.

Symptome von Angststörungen

Angststörungen können eine Fülle von Beschwerden auslösen. Diese sind nicht immer gleich und auch nicht immer gleich stark ausgeprägt. Wichtig ist, körperliche Ursachen vor einer Diagnosestellung abzuklären.

Ursachen von Angststörungen

Ganz klar ist der Wissenschaft nicht, wie es zu einer Angststörung kommt. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren, von denen sich manche beeinflussen lassen, andere nicht.

Die einen überfällt die Angst plötzlich und stark, die anderen leben in einem fast dauerhaften Zustand ängstlicher Anspannung. Die Auslöser der Angst erscheinen oft irrational, auch den Betroffenen selbst. Doch der Körper reagiert häufig, als wäre die Situation lebensbedrohlich. Eine Angststörung kann die Lebensqualität und den Alltag stark beeinträchtigen. Woran sie sich erkennen lässt und welche Ursachen sie hat. 

Was sind Angststörungen?

Angst an sich hat eine wichtige Funktion: Sie ist eine natürliche Reaktion auf eine bedrohliche Situation und dient unserem Schutz, indem sie uns in Alarmbereitschaft versetzt. Wenn auf der Straße plötzlich ein Auto um die Ecke biegt, schüttet unser Körper Stresshormone aus – und das ermöglicht es uns, schnell und richtig zu reagieren. Doch was passiert, wenn die Angst zum dauerhaften Begleiter wird und das tägliche Leben beeinträchtigt? In solchen Fällen könnte es sich um eine Angststörung handeln.

Angststörungen sind ernst zu nehmende Erkrankungen, die sich verschiedenartig äußern und unterschiedliche Auslöser haben können.

Phobien, Panikstörungen und generalisierte Angststörungen werden unter dem Sammelbegriff Angststörungen zusammengefasst. Obwohl sie alle durch das Hauptsymptom Angst gekennzeichnet sind, unterscheiden sie sich in der Art und Weise, wie diese Angst erlebt wird – in Bezug auf Intensität, Dauer, Auslöser und Situation.

Bei einer generalisierten Angststörung ist die Angst ein ständiger, allgegenwärtiger Zustand. Im Gegensatz dazu treten bei einer Panikstörung plötzliche und wiederkehrende Angstanfälle auf, die in unbestimmten Situationen entstehen können. Phobische Störungen zeichnen sich dadurch aus, dass die Ängste auf bestimmte Objekte oder Situationen beschränkt sind, zum Beispiel auf große öffentliche Plätze (Agoraphobie), soziale Interaktionen (soziale Phobie) oder bestimmte Tiere wie Spinnen (spezifische Phobie).

Die Angststörungen oder auch Angsterkrankungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen überhaupt. Frauen sind häufiger davon betroffen als Männer. Ganze 7,9 Prozent der Erwachsenen in Deutschland erhielten im Jahr 2023 die Diagnose einer Angststörung – und die Erkrankungshäufigkeit nimmt zu.

Welche Symptome ruft eine Angststörung hervor? 

Angststörungen können sich durch verschiedene Symptome äußern. Die Beschwerden treten sowohl auf körperlicher als auch auf psychischer Ebene auf. Außerdem kann das reine Angstgefühl weitere spezielle Ängste auslösen, etwa die Angst zu sterben und die Angst vor einem Kontrollverlust. Typisch ist, dass sich die Angststörung nicht immer gleich äußert – die Beschwerden treten in unterschiedlicher Intensität und nicht alle gleichzeitig auf. Es gibt auch Phasen, in denen Betroffene weniger belastet sind.

Eine Frau hat die Augen geschlossen und die Hand auf den Brustkorb gelegt

Menschen mit Angststörungen können intensive Symptome erleben, zum Beispiel starkes Herzklopfen oder -rasen.

Zu den gemeinsamen Symptomen der Angststörungen gehören unter anderem:

  • Herzklopfen und Herzrasen
  • Schweißausbrüche, Hitzegefühl, Kälteschauer
  • Zittern
  • Mundtrockenheit
  • Schwindel, Benommenheit und Unsicherheit
  • Atemnot mit Beklemmungs- oder Erstickungsgefühl
  • Brustschmerzen
  • Übelkeit
  • Missempfindungen wie Kribbeln, Muskelverspannungen
  • Angst vor Kontrollverlust oder davor, „verrückt“ zu werden
  • Angst zu sterben
  • Gefühl, sich selbst fremd zu sein oder dass die Umgebung unwirklich erscheint

Zu den Symptomen der Angststörungen kommt es unter anderem, weil die Nebenniere das Hormon Adrenalin ausschüttet, das zahlreiche Körperfunktionen beschleunigt. Dies dient in der Regel dazu, die Wachsamkeit und Reaktionsfähigkeit vorübergehend zu steigern: Das Herz beginnt schneller zu schlagen, und die Atmung wird kurz und flach. Bei Personen mit einer generalisierten Angststörung beispielsweise dauert dieser normalerweise nur kurz anhaltende körperliche Alarmzustand oft länger an und wird als sehr unangenehm empfunden.

Wichtig zu wissen: Viele Menschen leiden unter mehr oder weniger starken Ängsten. Dass diese oft irrational, also unvernünftig erscheinen – etwa, weil klar ist, dass der Aufenthalt in einer vollen U-Bahn oder eine Fahrt im Fahrstuhl eigentlich keine lebensbedrohliche Situation darstellt – ändert nichts an den Ängsten. Und: Es ist kein Grund, sich zu schämen. Vielmehr ist diese Irrationalität der Angst Teil der Angststörung. Zögern Sie also nicht, belastende Ängste mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt zu besprechen. 

Wie kommt es zu einer Angststörung?

Es ist nicht vollständig geklärt, wie genau es zur Entstehung einer Angststörung kommt. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Wie bei anderen seelischen und auch körperlichen Erkrankungen spielen bei den Angsterkrankungen zum einen biologische Faktoren wie unser Erbgut eine Rolle und zum anderen die Umwelt, also vergangene sowie aktuelle Erfahrungen und Lebensumstände.

Biologische Faktoren: Wirkung der Gene und Botenstoffe

Studien zeigen, dass es einige Gene gibt, die mit Angsterkrankungen in Zusammenhang stehen könnten. Gene sind Abschnitte des Erbguts, die die Bauanleitung für die Eiweiße in unserem Körper enthalten. Leider ist die Forschung noch nicht so weit, diesen Genen allgemeingültig eine ursächliche Rolle für die Angsterkrankungen zuzuschreiben oder Marker festzulegen, die im Blut bestimmt werden könnten.

Bekannt ist zudem, dass Menschen mit Angsterkrankungen eine erhöhte Aktivität bestimmter Hirnregionen aufweisen, etwa der Amygdala, dem Angstzentrum. Auch die verschiedenen Botenstoffe im Gehirn (Neurotransmitter) scheinen eine Rolle bei den Angsterkrankungen zu spielen. Deshalb setzen die Medikamente, die bei Angsterkrankungen eingesetzt werden, an diesen Neurotransmittersystemen an. Nicht zuletzt sind auch hormonelle Veränderungen an unseren Gefühlen beteiligt, zum Beispiel in den Tagen vor Eintreten der Regelblutung, während der es zu einem Anstieg von Angstsymptomen kommen kann.

Umweltfaktoren: Der Einfluss der Erfahrungen und Lebensumstände

Die Erfahrungen, die wir sammeln, prägen uns. Deshalb machen bestimmte Situationen, die ein Mensch beispielsweise als Kind erlebt hat, anfälliger für Angsterkrankungen. Das kann der Verlust eines Elternteils in der Kindheit oder eine Trennung der Eltern sein. Und natürlich sind es nicht nur vergangene Erfahrungen, die belasten können. Eine extrem stressige Lebensphase kann auch dazu führen, dass eine Person vermehrt Ängste entwickelt. 

Darüber hinaus können die Erziehung und bestimmte Lernprozesse eine ausgeprägte Anfälligkeit für Angsterkrankungen darstellen. Wenn die Eltern selbst ängstlich waren oder überbehütend, kann das zur Folge haben, dass auch die Kinder ängstlicher sind. Oftmals fehlten Personen mit Angsterkrankungen in der Kindheit verlässliche und sicherheitsgebende Beziehungserfahrungen. Das führt dazu, dass Betroffene im täglichen Leben sehr nach Sicherheit streben und häufig beunruhigt und besorgt sind. 

Aufrechterhaltende Faktoren: Wie Vermeidungsverhalten und Teufelskreise die Angst erhalten

Es gibt auch bestimmte Verhaltensweisen, die die Angst aufrechterhalten. Etwa wenn Menschen anfangen, Unternehmungen aus Angst zu vermeiden. Das hilft zwar kurzfristig, kann aber langfristig dazu führen, dass aus Angst immer mehr Alltägliches vermieden und die Lebensqualität dadurch stark beeinträchtigt wird. 

Ein weiteres Beispiel ist der Teufelskreis der Angst: Die Angst macht sich körperlich bemerkbar, sie wird wahrgenommen, die Person entwickelt Gedanken dazu und bewertet diese. Das wiederum führt erneut zu Angst, körperlichen Symptomen und einem speziellen Verhalten – beispielsweise einem Rückzug aus der Situation. Ein Beispiel: Sie sitzen im Bus und verspüren plötzlich Schwindel und Übelkeit. Beunruhigt richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf diese Symptome. Sie beginnen, sich Sorgen zu machen, dass etwas Ernstes wie eine Ohnmacht passiert. Diese Gedanken steigern Ihre Angst und lassen die Symptome intensiver erscheinen. Ein mögliches Rückzugsverhalten könnte sein, den Bus vorzeitig zu verlassen. 

Wichtig zu wissen: Es ist möglich, den Angstkreislauf zu jedem Zeitpunkt zu durchbrechen. Der Kreislauf kann auch damit beginnen, dass Sie sich Sorgen machen, in Ohnmacht zu fallen. Eine Möglichkeit könnte sein, Ihren Gedanken „Stopp“ zu sagen oder im Bus zu verbleiben, um dann zu merken, dass die Angst wieder abflaut.

Wie wird eine Angststörung behandelt?

Es gibt verschiedene wirkungsvolle Ansätze, Angststörungen zu behandeln. Die wichtigsten Therapiepfeiler sind die Psychotherapie und bei bestimmten Arten von Angststörung der Einsatz von Medikamenten. Je nach Ausprägung kann die Behandlung ambulant oder auch stationär erfolgen. Bei Angststörungen kommt häufig die kognitive Verhaltenstherapie zum Einsatz. Dabei lernen Betroffene viel über ihre Erkrankung und wie sie den Ängsten entgegenwirken können. Unterstützend können Entspannungsverfahren erlernt werden – es lässt sich also vieles gegen belastende Ängste tun.

Literatur und weiterführende Informationen

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