Junge Fahrerin, die das Autorad fest hält und nervös geradeaus durch die Windschutzscheibe schaut
Angst

Angst vorm Autofahren: Wenn schon der Gedanke ans Autofahren Panik auslöst

Lesedauer weniger als 6 Min

Redaktion:

Brigitte Funk (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung:

Nele Peerenboom (Psychologin, PhD)

Angst vorm Autofahren: Drei Fragen, drei Antworten

Wie entsteht Angst vorm Autofahren?

Die Ursachen sind vielfältig. Häufig tritt Angst vor dem Autofahren nach erlebten Unfällen oder brenzligen Situationen auf. Dabei ist egal, ob Sie auf dem Beifahrersitz gesessen haben oder selbst gefahren sind.

Welche Anzeichen gibt es bei Fahrangst?

Zu den typischen Symptomen der Autofahrangst gehören Herzrasen, Nervosität und eine beschleunigte Atmung. Bei schweren Fällen kann es auch zu Panikattacken kommen.

Wie kann ich wieder angstfrei Auto fahren?

Gegen die Angst vorm Autofahren können Sie einiges tun: Zum Beispiel kann eine psychotherapeutische Begleitung oder auch ein spezielles Fahrtraining dabei helfen, die Ängste zu überwinden.

Autofahren – die einen lieben es, die andern versuchen es zu vermeiden. Die Angst kann dabei so groß sein, dass schon der bloße Gedanke ans Autofahren Panik verursacht. In vielen Fällen führen bestimmte kritische Situationen oder negative Ereignisse dazu, dass die Angst entsteht. Doch keine Sorge: Sie können die Angst vorm Autofahren überwinden. Alles zu Ursachen, Anzeichen und Hilfe.

Was ist Angst vorm Autofahren?

Autobahnfahrten, enge Baustellen, dichter Verkehr, unbekannte Strecken, Fahrten bei Dunkelheit oder schlechter Witterung, Stadtverkehr oder Einparken sind für viele Menschen stressig – bei manchen Personen lösen diese Situationen sogar starke Ängste aus. 

Häufig wird dann die Angst so groß, dass das Autofahren nur unter größtem Stress möglich ist oder ganz vermieden wird. Darunter leiden Betroffene im Alltag: Sie sind in ihrer Mobilität, Unabhängigkeit und damit in ihren Alltagsaktivitäten (zum Beispiel beim Einkaufen oder auf dem Arbeitsweg) stark eingeschränkt. Rückzug und Isolation können die Folge sein und zu psychischen Beeinträchtigungen wie Depressionen führen. Dazu kommt: Wenn Betroffene das Autofahren meiden, wird die Angst eher stärker. Das muss nicht sein, die Angst vorm Autofahren lässt sich überwinden.

Gut zu wissen: Die Amaxophobie, so die wissenschaftliche Bezeichnung für die Angst beim oder vor dem Autofahren, zählt zu den spezifischen Phobien. Diese werden durch einzelne, meist ungefährliche Objekte oder Situationen ausgelöst – wie beispielsweise Spinnen, Höhen oder enge Räume. Laut wissenschaftlicher Einordnung gehört die Autofahrangst zu den häufigsten auf Situationen bezogenen spezifischen Phobien – rund 1 Prozent der Bevölkerung ist im Laufe ihres Lebens davon betroffen.
 

Welche möglichen Ursachen für Angst vorm Autofahren gibt es?

Die Angst beim oder vor dem Autofahren kann jede Person treffen: Menschen, die selbst Auto fahren – ob routiniert oder gerade erst den Führerschein gemacht –, oder auch Menschen, die als Beifahrerin oder Beifahrer mitfahren. Und dafür kann es ganz unterschiedliche Auslöser geben.

Am häufigsten treten die Ängste nach einem erlebten Unfall aufgrund des damit verbundenen Kontrollverlusts auf, unabhängig von der persönlichen Schuldfrage. Aber auch lediglich beobachtete oder Beinahe-Unfallsituationen können dazu führen, dass die Situation in Gedanken immer wieder erlebt wird und dieses gedankliche Durchleben die Angst schürt, dass sich dieses traumatisierende Ereignis wiederholt. Fachleute sprechen dann von einer posttraumatischen Belastungsstörung.

Ebenso können bereits bestehende Angststörungen der Grund für die Angst vorm Autofahren sein:

  • Wenn die ständige Sorge besteht, dass einem selbst oder anderen Personen etwas beim Fahren zustößt, könnte eine generalisierte Angststörung dahinterstecken. Dabei handelt es sich um eine Form der Angststörung, bei der Betroffene unter anhaltenden Sorgen und Ängsten leiden, die schwer zu kontrollieren sind.
  • Machen beengte Situationen beispielsweise in Tunneln, Parkhäusern oder Staus so viel Angst, dass solche Konstellationen gemieden werden, kann das auf eine Klaustrophobie hindeuten.
  • Höhenangst kann Betroffene dazu veranlassen, Umwege in Kauf zu nehmen, um über keine Brücken fahren zu müssen. Oder sie meiden offene Parkhäuser, Bergpässe und Straßen, die an Abhängen entlangführen.
  • Panikstörungen können eine Panikattacke beim Fahren auslösen.
  • Einige Betroffene denken ohne Grund, dass sie einen Unfall verursacht haben und fahren daher die Strecke immer wieder ab, um sicherzugehen, dass nicht passiert ist. In diesem Fall kann es sich um eine Zwangsstörung handeln.

Liegen die Ursachen für die Ängste vor allem an mangelnder Fahrpraxis, kann gezieltes Training schon viel bewirken. Oft sind es aber auch Unsicherheiten durch mangelndes Selbstvertrauen, Nervosität und Stress durch Zeitdruck oder alltägliche Sorgen, die die Angst auslösen oder noch verschlimmern. Manchmal ist es auch der belastende Gedanke an die Angst vor dem Autofahren, also die Angst vor der Angst (sogenannte Erwartungsangst), die die Fahrangst noch verstärkt.

Wie macht sich die Angst vorm Autofahren bemerkbar?

Die Merkmale einer Amaxophobie sind sehr individuell und können zu unterschiedlichen Zeitpunkten auftreten. Bei manchen Menschen reicht schon der Gedanke ans Autofahren beziehungsweise an bestimmte Situationen aus, um Angst auszulösen. 

Da die Symptome einer Amaxophobie sehr komplex sind, lassen sie sich nicht immer eindeutig zuordnen. Folgende körperliche Anzeichen für Fahrangst sind typisch:

  • Herzrasen
  • beschleunigtes Atmen
  • Bauchschmerzen, Übelkeit
  • Schweißausbrüche 

Zudem leiden Betroffene unter Stress, Unwohlsein und Nervosität und verspüren den Drang, der Situation zu entfliehen.

Es kann auch passieren, dass sich die Angst vorm Autofahren zu sehr starken Angstanfällen ausweitet. Solche Panikattacken gehen oft mit schweren körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Atemnot, Schweißausbrüchen, Zittern, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen einher. Betroffene befinden sich dann in einer Art Schockstarre. Tritt die Panikattacke während des Fahrens im fließenden Verkehr auf, ist sowohl die eigene Sicherheit als auch die anderer Personen in Gefahr.

So lässt sich die Angst vorm Autofahren überwinden

Das Wichtigste ist, dass Sie Ihre Angst beim oder vor dem Autofahren ernst nehmen, insbesondere wenn sie Panikattacken auslöst. Werden Sie sich Ihrer Fahrangst bewusst, seien Sie ehrlich zu sich selbst und gehen Sie das Problem an, auch wenn es Kraft und Mut erfordert.

Im ersten Schritt kann es hilfreich sein, offen mit der Familie oder anderen nahestehenden Personen über Ihre Angst vorm Autofahren zu sprechen. Auch das Führen eines Angsttagebuchs kann nützlich sein. So können Sie nachvollziehen, welche Situationen Ihre Ängste auslösen. Zudem kann der Austausch mit anderen Betroffenen entlastend wirken und neue Perspektiven eröffnen.

Bei starker oder anhaltender Angst vorm Autofahren, besonders in Kombination mit Panikattacken, sollten Sie sich psychotherapeutische Unterstützung suchen.

Eine individuelle Therapie hilft Ihnen, die Ursachen Ihrer Fahrangst zu verstehen und wirksame Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Die Therapeutin oder der Therapeut gibt Ihnen Anleitungen für ein selbstständiges Fahrtraining, das Sie zwischen den Sitzungen durchführen können.

Im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie können auch moderne Hilfsmittel wie Fahrsimulatoren oder Virtual-Reality-Brillen zum Einsatz kommen. Diese bieten einen geschützten virtuellen Raum zum Üben und ermöglichen es Ihnen, angstauslösende Situationen ohne reale Gefahr zu bewältigen.

Ein Mann hält das Steuer seines Auto

Schrittweises Herantasten die angstauslösende Situation – zum Beispiel erst als Beifahrer oder Beifahrerin, dann kurze Fahrten auf ruhigen Straßen – kann helfen, die Angst vorm Autofahren abzubauen.

Besonders effektiv ist die direkte Anwendung therapeutischer Techniken während des Fahrens. Die Therapeutin oder der Therapeut begleitet Sie entweder persönlich im Auto oder unterstützt Sie telefonisch während Ihrer Übungsfahrten im eigenen Fahrzeug. Einige psychologische Praxen arbeiten dabei eng mit Fahrschulen zusammen, sodass Sie von psychologischer Expertise mit fachlicher Fahrbegleitung profitieren.

Wichtig ist, dass die zugrundeliegenden Ursachen der Fahrangst festgestellt werden. Die Angst vorm Autofahren als spezifische Phobie wird vor allem über die kognitive Verhaltenstherapie behandelt. Steckt hingegen eine generalisierte Angststörung oder Panikstörung dahinter, können auch andere Behandlungsstrategien erwogen werden.

Wenn Sie sich Ihre Angst vorm Autofahren eingestehen und die Ängste mit professioneller Unterstützung angehen, kommen Sie dem Ziel ein großes Stück näher. Und das lautet: endlich wieder angstfrei Auto fahren zu können.

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