Ursachen der Klaustrophobie: Wie kommt es zu der Angst vor engen Räumen?
Wie bei anderen Angststörungen gibt es vielfältige Ursachen, die eine Klaustrophobie auslösen können. Dazu gehört auch eine familiäre Veranlagung, also eine genetische Disposition. Die Biografie der betroffenen Person spielt ebenfalls eine Rolle. Es kann ein auslösendes Angstereignis geben, das in der Vergangenheit liegt und nicht zwangsläufig erinnert werden muss – beispielsweise, wenn die betroffene Person als kleines Kind von älteren Geschwistern in einem Schrank eingesperrt wurde. Insgesamt sind die Ursachen für das Auftreten einer Klaustrophobie aber vielschichtig. Sie kann im Jugend- und Erwachsenenalter erworben werden, sich schleichend festsetzen und keinen konkreten Anlass besitzen oder mit anderen Faktoren wie Leistungsdruck, Beziehungsproblemen oder traumatischen Erlebnissen in Verbindung stehen.
Diagnose einer Klaustrophobie: Wie läuft sie ab?
Erste Ansprechperson für Betroffene ist die Hausärztin oder der Hausarzt. Sie oder er kann eine Überweisung an eine psychotherapeutische oder psychiatrische Praxis veranlassen. Um auszuschließen, dass die Symptome andere Ursachen wie zum Beispiel eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Lungenerkrankung haben, können körperliche Untersuchungen nötig werden. Im Zentrum der Diagnose steht aber zunächst die Anamnese, also das ausführliche Gespräch, in dem die Ärztin oder Arzt gezielte Fragen zu den Symptomen und etwaigen Erkrankungen stellt. Gegebenenfalls kommen Fragebögen zum Einsatz, um die Diagnose einzugrenzen und die Klaustrophobie von einer Agoraphobie zu unterscheiden.
Welches ist die wirksamste Behandlung bei Klaustrophobie?
Wie bei anderen spezifischen Phobien ist das wichtigste Werkzeug bei der Behandlung der Angststörung die kognitive Verhaltenstherapie. Zusammen mit einer Therapeutin oder einem Therapeuten wird den Ursachen der Angst auf den Grund gegangen. „Was glauben Sie, könnte im schlimmsten Fall passieren?“ oder „Wie sicher sind Sie sich, dass genau das passieren wird?“ sind dabei typische Fragen, um gedankliche Muster, Gefühle und Verhaltensweisen aufzudecken, die die Klaustrophobie aufrechterhalten.
Teil der Therapie kann die direkte Konfrontation mit der Angst im Rahmen einer sogenannten Expositionstherapie sein. Dabei werden Betroffene gezielt den angsteinflößenden Situationen ausgesetzt. Der „Schwierigkeitsgrad“ steigert sich im Verlauf der Therapie. Sollte etwa ein voll besetzter Fahrstuhl die Panik auslösen, würde die erste Stufe der Therapie nur bis zur Schwelle des Fahrstuhls führen oder zunächst lediglich in Gedanken durchgespielt werden. In den folgenden Sitzungen würde der Schritt in den Fahrstuhl hinein probiert werden, wobei die Patientin oder der Patient unter Anwendung gelernter Techniken – wie Entspannung, Achtsamkeit, Reflexion – die Angst zu kontrollieren lernt und eine Panikreaktion verhindert wird.
Im Rahmen einer Expositionstherapie lassen sich oft bereits innerhalb weniger Sitzungen deutliche Fortschritte erzielen. Die Angst kann sich deutlich verringern, sodass Betroffene zuvor gemiedene Situationen wieder selbstbestimmt bewältigen können. Viele Patientinnen und Patienten lernen, dass ihre Angst vor engen Räumen nicht ins Unermessliche steigt und sich kontrollieren lässt.
Die Konfrontation mit der Angst lässt sich auch in der virtuellen Realität (VR) wirksam durchführen. Dafür werden VR-Brillen genutzt, die mithilfe von 3D-Welten oder 360-Grad-Videoumgebungen ein Eintauchen in die angstbesetzten Situationen ermöglichen. Auch nicht ohne Weiteres zugängliche Räume wie ein Flugzeug können virtuell ohne Aufwand betreten werden.
Weitere Therapieoptionen sind in bestimmten Fällen die dynamische Psychotherapie, die systemische Therapie oder eine medikamentöse Behandlung der Angststörung.