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Angst

Zukunftsangst: Hilfe für die Sorgen wegen morgen

Lesedauer weniger als 6 Min

Redaktion:

Helge Brumme (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung:

Constanze Klein (Psychologin, Master of Science)

Zukunftsangst: Drei Fragen, drei Antworten

Woher kommt die Zukunftsangst?

Die Zukunft ist oft ungewiss und viele Menschen machen sich deswegen Sorgen. Bei manchen ist die Angst dabei besonders ausgeprägt und kann sogar die Lebensqualität beeinträchtigen.

Ist Zukunftsangst eine Krankheit?

Es ist normal, sich um die Zukunft zu sorgen. Entstehen aber zum Beispiel dauerhafter Stress, Magenprobleme oder Schlaflosigkeit, ist professionelle Hilfe gegen die Ängste sinnvoll. 

Verursachen Medien Zukunftsangst?

Der ständige Kontakt mit negativen Meldungen kann verunsichern. Es kann helfen, sich feste Zeiten für die Handynutzung einzuplanen und auf verlässliche Quellen zu setzen.

Klimawandel, Kriege, politische Unruhe, Wohnungsnot – manchmal scheint es, als würde der Strom schlechter Nachrichten nie abreißen. Viele Menschen empfinden nachvollziehbar Sorge um die Zukunft. Doch wenn diese Sorgen überhandnehmen, können sie zur Belastung werden. Welche Strategien helfen können, Zukunftsängste zu bewältigen.

Was Zukunftsangst ist – und wann sie problematisch wird

Jeder Mensch macht sich mehr oder weniger Sorgen um die Zukunft, egal ob die Befürchtungen den Job, die Gesundheit oder die politische Weltlage betreffen. Diese Gedanken sind Teil des Lebens und motivieren uns, vorzusorgen und uns gegen mögliche Risiken in der Zukunft abzusichern. So schnell wie die Zukunftsängste kommen, gehen sie in der Regel auch wieder. 

Wenn uns jedoch die Sorgen und Ängste über Monate nicht mehr loslassen und Symptome wie eine ständige nervöse Anspannung, Bauchschmerzen, Muskelverspannungen und Schlafstörungen verursachen, nimmt die Zukunftsangst ungesunde Ausmaße an. Daher stellt Zukunftsangst keine eigenständige Diagnose dar, sondern wird als Symptom innerhalb bestehender Störungsbilder eingeordnet – etwa bei einer generalisierten Angststörung, Depression oder Anpassungsstörung.

Warum wir Angst vor der Zukunft haben

Wenn sich Unbekanntes abzeichnet, geraten wir in Alarmbereitschaft. Das ist ein evolutionsbiologisch natürlicher Mechanismus, durch den unser Gehirn potenzielle Bedrohungen priorisiert, um das Überleben zu sichern. Angst wird spürbar. Sie hilft uns, wachsam zu sein und mögliche Bedrohungen abzuwehren. Die Motivation dahinter ist meist die Furcht vor Verlust oder negativen Veränderungen: Unsere Gesundheit, unseren Wohlstand, unsere Sicherheit – all das möchten wir bewahren. 

Zu den Auslösern von Zukunftsängsten zählen nicht immer die großen globalen Probleme wie Kriege oder Umweltzerstörung. Auch ein möglicher Jobverlust, wirtschaftlicher Abstieg, Krankheiten oder Gebrechlichkeit im Alter können Angst auslösen. Typischerweise tritt Zukunftsangst bei bevorstehenden Veränderungen auf, etwa dem Umzug in eine neue Stadt oder zu Beginn eines neuen Jobs oder Lebensabschnitts. 
 

Welche Faktoren bei der Entstehung von Zukunftsangst mitwirken

Die Angst vor einer ungewissen Zukunft ist ein Gefühl, das viele Menschen teilen. Wie stark diese Zukunftsangst ausgeprägt ist, variiert jedoch individuell – abhängig davon, wie viel Unsicherheit wir tolerieren. Auch Faktoren wie Risikobereitschaft, Denkweise (pessimistisch oder optimistisch), Selbstvertrauen und persönliche Erfahrungen beeinflussen unser Empfinden. All diese psychologischen und persönlichen Faktoren nehmen Einfluss darauf, wie viel Angst wir vor der Zukunft empfinden. 

Wie Medienkonsum Zukunftsangst fördern kann

Verstärkend auf unsere Zukunftsangst wirken auch die Art und Menge der Nachrichten, die wir täglich konsumieren – besonders über digitale Kanäle. In sozialen Medien und auf reichweitengetriebenen Nachrichtenportalen dominieren häufig Inhalte, die gezielt auf Empörung, Angst und Aufmerksamkeit setzen. 

Eine Gruppe Jugendlicher sitzt auf einer Mauer und schaut auf ihr jeweiliges Smartphone.

Im Minutentakt hagelt es neue Meldungen, viele von ihnen können belastend sein: Gezielter Medienkonsum kann helfen, Zukunftsangst in den Griff zu bekommen.

Gerade bei hohem Medienkonsum können diese Faktoren unseren Blick auf die Welt verzerren: Durch die wiederholte Repräsentation nehmen wir dann vor allem Krisen, Gefahren und Probleme wahr, während positive Entwicklungen in den Hintergrund treten. Diese Wahrnehmungsverzerrung der Realität lässt sich psychologisch durch mentale Abkürzungen, sogenannte Heuristiken, erklären. Das Gehirn nutzt sie, um unter Unsicherheit Wahrscheinlichkeiten einzuschätzen. Eine dieser Heuristiken ist die sogenannte Verfügbarkeitsheuristik: Ereignisse, die besonders eindrücklich oder kürzlich erlebt wurden, werden als wahrscheinlicher eingeschätzt, als sie tatsächlich sind. Deshalb hat unser Umgang mit sozialen Medien einen so starken Einfluss darauf, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen: Scrollen wir ständig weiter durch negative Schlagzeilen – geben uns also dem Doomscrolling hin – verstärken wir damit den Zukunftspessimismus. 

Wer sich dieser Mechanismen bewusst ist, kann kritischer mit Medien umgehen, gezielter auswählen, wann und wo er sich informiert und so einen realistischeren Blick auf die Welt erhalten.

Zukunftsangst oder Depression? Wie beides zusammenhängt 

Auch wenn Zukunftssorgen häufig sind, können sie Teil einer Depression sein – insbesondere, wenn weitere Symptome hinzukommen. Auf der anderen Seite kann eine übermäßige Beschäftigung mit einer möglichen negativen Zukunft Depressionen nach sich ziehen. Die drohenden Folgen des Klimawandels, Inflation und Wohnungsnot entwickeln sich zu regelrechten Stressfaktoren. Summieren sich psychischen Belastungen, erschöpfen sie unsere psychische Widerstandsfähigkeit und machen uns anfällig für Depressionen. Nicht alle Belastungen führen zwangsläufig zu einer psychischen Erkrankung – entscheidend sind die individuelle Widerstandsfähigkeit und Verarbeitung.

Zukunftsangst gehört zum Leben dazu – man kann aber versuchen, besser mit ihnen umzugehen. Zum Beispiel, indem man sie offen ausspricht und regelmäßig auf Entspannung für Körper und Seele achtet.

Zukunftsangst gehört zum Leben dazu – man kann aber versuchen, besser mit ihr umzugehen. Zum Beispiel, indem man sie offen ausspricht und regelmäßig auf Entspannung für Körper und Seele achtet.

Ausgeprägte Zukunftsangst: Welche Symptome auftreten können

Wenn sich die negativen Gedanken über die Zukunft verselbstständigen, eine Person nicht mehr loslassen und zu permanentem Stress führen, nimmt die Zukunftsangst Formen einer generalisierten Angststörung an – also einer psychischen Erkrankung, bei der übermäßige Sorgen und Angst dauerhaft anhalten. Symptome wie Magenprobleme, Schlafstörungen, Herzrasen, Schwindel und Schwächegefühle bis hin zu Panikattacken können die Folge sein.

Zukunftsangst überwinden: Was sich gegen die Angst vor morgen tun lässt

Ein erster Schritt kann sein, Gedanken Raum zu geben, die Halt und Orientierung bieten. Die eigenen Gedanken bewusst zu beobachten und gezielt umzulenken, ist ein wirksames Mittel, um Zukunftsängsten zu begegnen. Das bedeutet nicht, dass wir die Probleme in der Welt ausblenden sollen, sondern dass wir ein Gegengewicht zu ihnen entwickeln und Gedanken der Zuversicht und des Vertrauens fördern. 

Diese sechs Tipps helfen dabei, Zukunftsangst zu lindern: 

  1.  Weniger Doomscrolling – ein bewussterer Medienkonsum
    Rund 60 Prozent der über 14-Jährigen in Deutschland nutzen regelmäßig Social Media. Dabei stehen das Schauen von Videos und das Lesen von Artikeln an vorderster Stelle. Und häufig ist die Lektüre schlechter Nachrichten besonders verlockend. Wenn Sie sich darin wiedererkennen, kann es hilfreich sein, den eigenen Medienkonsum bewusst zu begrenzen. Dazu kann es hilfreich sein, Push-Benachrichtigungen am Smartphone auszuschalten, feste Medienzeiten einzuführen oder bewusst einen nachrichtenfreien Tag pro Woche einzuplanen.
  2. Aktiv sein – zurück ins Jetzt
    Zukunftsängste drehen sich meist um Dinge, die noch nicht eingetreten sind. Wer aktiv wird, verankert sich gedanklich wieder in der Gegenwart. Ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft oder das bewusste Zubereiten einer Mahlzeit kann helfen, den Fokus nicht mehr auf die Angst zu richten und im Hier und Jetzt neue Energie zu tanken.
  3. Resilienz stärken – die psychischen Abwehrkräfte trainieren
    Psychische Widerstandskraft, auch Resilienz genannt, lässt sich gezielt stärken. Sie unterstützt dabei, psychische Belastungen zu bewältigen. Resiliente Menschen können sich schneller von negativen Erfahrungen erholen und finden oft neue Lösungswege. Hilfreiche Maßnahmen sind unter anderem gesunde Routinen. Dazu zählen regelmäßige Schlaf- und Bewegungszeiten, Achtsamkeitsübungen, ein stabiles soziales Umfeld sowie das bewusste Pflegen positiver Gedanken und eines mitfühlenden Umgangs mit sich selbst.
  4. Ängste aussprechen
    Wenn wir Ängste artikulieren, entlasten wir uns. Reden Sie mit Menschen, denen Sie vertrauen: Familie, Freundinnen und Freunde oder Kolleginnen und Kollegen. Das Gefühl, nicht allein zu sein, wirkt beruhigend – und oft eröffnet der Austausch neue Perspektiven und Möglichkeiten. Wenn das direkte Gespräch schwerfällt, kann es helfen, Gedanken zunächst aufzuschreiben – oder eine vertraute Person über eine geschriebene Nachricht anzusprechen. Auch Online-Beratungsangebote und Selbsthilfegruppen können eine niedrigschwellige Möglichkeit sein, sich zu öffnen.
  5. Professionelle Unterstützung suchen
    Belasten Zukunftsängste dauerhaft, schränken den Alltag ein oder führen gar zu Panikattacken, ist therapeutische Unterstützung sinnvoll. Sie kann helfen, die gedanklichen Muster hinter der Angst zu erkennen und gezielt zu verändern. Die kognitive Verhaltenstherapie hat sich unter anderem bei der Behandlung von Angststörungen wissenschaftlich als wirksam erwiesen – also bei den Formen von Ängsten, zu denen auch eine ausgeprägte dauerhafte Zukunftsangst gehören kann. Erste Anlaufstellen für therapeutische Hilfe ist die Hausarztpraxis, die an eine psychotherapeutische Facharztpraxis weitervermitteln kann. Bis ein Psychotherapieplatz verfügbar ist, bieten psychologische Beratungsstellen, Online-Angebote oder die ärztliche Zwischenversorgung wichtige Unterstützung
  6. Entspannungstechniken für mehr Gelassenheit
    Entspannungstechniken wie Progressive Muskelentspannung, Meditation und autogenes Training können für mehr Gelassenheit sorgen. Sie können helfen den Körper in einen Zustand der Ruhe zu versetzen und den Fokus vom Grübeln über die Zukunft auf den gegenwärtigen Moment zu lenken. Regelmäßig angewendet, können sie akute Anspannung lindern und langfristig das Stressempfinden senken.
     

Literatur und weiterführende Informationen

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