Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) betrifft 5 bis 18 Prozent aller Frauen im geschlechtsreifen Alter und zählt damit zu den häufigsten Hormonstörungen überhaupt. Bei PCOS tanzen die Hormone aus der Reihe: Der Zyklus verläuft unregelmäßig, männliche Hormone werden vermehrt produziert, und in den Eierstöcken bilden sich Zysten. Die Symptome sind vielfältig – von Hautproblemen über Gewichtsschwankungen bis zu Schwierigkeiten, schwanger zu werden. Wie sich PCOS behandeln lässt und was Betroffene selbst tun können.
Auf einen Blick
Symptome: Typische Anzeichen des PCO-Syndroms sind Zyklusstörungen, verstärkte Körperbehaarung, Hautprobleme und Haarausfall. Auch der Eisprung bleibt oftmals aus.
Ursachen: Die genauen Ursachen von PCOS sind noch nicht vollständig verstanden. Es wird vermutet, dass ein gestörter Insulinstoffwechsel eine zentrale Rolle spielt. Genetische Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle – Mütter von Betroffenen sind häufig ebenfalls erkrankt.
Verlauf: PCOS tritt typischerweise zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf. Frauen mit PCOS kommen im Durchschnitt etwas später in die Menopause. Die Erkrankung lässt sich zwar nicht heilen, ist aber gut behandelbar.
Diagnose: In einer gynäkologischen Praxis kann die Diagnose PCOS durch die Erfassung des Menstruationszyklus, der körperlichen Symptome sowie durch Ultraschalluntersuchungen und Laborwerte gestellt werden.
Therapie: Neben der Einnahme von Medikamenten ist auch die Anpassung des Lebensstils wichtig. Eine gesunde Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität können die Symptome deutlich verbessern.
Definition: Was ist PCOS?
PCOS, PCO-Syndrom oder polyzystisches Ovarialsyndrom – all diese Begriffe bezeichnen die gleiche Erkrankung. Doch was genau ist das PCO-Syndrom? Die Abkürzung PCOS steht für den englischen Begriff Polycystic Ovary Syndrome, auf Deutsch: polyzystisches Ovarialsyndrom.
Das Wort ovarial bedeutet „die Eierstöcke betreffend“. Bei Menschen mit PCOS zeigen sich häufig sogenannte polyzystische Eierstöcke. In polyzystischen Eierstöcken befinden sich ungewöhnlich viele Follikel, das sind Bläschen, in denen Eizellen heranreifen.
PCOS ist weitverbreitet: Schätzungen gehen davon aus, dass 5 bis 18 Prozent aller geschlechtsreifen Frauen in Deutschland betroffen sind. Obwohl das PCO-Syndrom damit die häufigste Hormonstörung bei Frauen darstellt, ist die Erkrankung relativ unbekannt.
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Das PCO-Syndrom äußert sich durch ein vielfältiges Symptombild, das individuell stark variieren kann. Während manche Betroffene aufgrund des hormonellen Ungleichgewichts deutliche körperliche Veränderungen wahrnehmen, zeigen sich bei anderen nur schwach ausgeprägte Symptome.
Unregelmäßiger Zyklus: Eine unregelmäßige oder vollständig ausbleibende Regelblutung (Amenorrhö) tritt bei vielen Betroffenen von PCOS auf. Oftmals kommen auch längere Zyklusphasen von mehr als 35 Tagen vor.
Ausbleibender Eisprung: Ein weiteres typisches Merkmal ist ein seltener oder gänzlich ausbleibender Eisprung. Dies kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und das Eintreten einer Schwangerschaft erschweren.
Verstärkte Körperbehaarung: Bei einem Teil der Betroffenen entwickelt sich aufgrund des PCO-Syndroms ein eher männliches Behaarungsmuster (Hirsutismus) mit vermehrtem Haarwuchs im Gesichtsbereich sowie an Bauch und Rücken.
Fettige Haut und Akne: Die Hormonstörung bei PCOS führt häufig zu Hautunreinheiten mit vermehrt fettigen Hautpartien und einer verstärkten Neigung zu Akne.
Haarausfall: Ein weiteres Symptom kann androgenetische Alopezie sein – Haarausfall am Kopf nach männlichem Muster, der durch das hormonelle Ungleichgewicht verursacht wird.
Stimmveränderungen: Bei einigen Betroffenen kann es durch die Hormonveränderungen auch zu einer Vertiefung der Stimmlage kommen.
Wichtig zu wissen: Zu Beginn der Periode sind unregelmäßige Blutungen ganz normal. Ebenso gehören Hautprobleme bei vielen Heranwachsenden zu den typischen Erscheinungen während der Pubertät. Es dauert etwa acht Jahre nach Einsetzen der ersten Menstruation, bis sich das Hormonsystem vollständig stabilisiert und eingependelt hat. Diese Entwicklungsphase sollte daher nicht vorschnell mit einer Erkrankung wie PCOS in Verbindung gebracht werden.
Zur Diagnose von PCOS führt die Ärztin oder der Arzt ein ausführliches Gespräch und macht diverse Untersuchungen. Treffen mindestens zwei der genannten Symptome zu, kann die Diagnose polyzystisches Ovarialsyndrom gestellt werden.
Mögliche Folgeerkrankungen und Komplikationen bei PCOS
Beim PCO-Syndrom kann das hormonelle Ungleichgewicht eine Reihe weiterer gesundheitlicher Probleme nach sich ziehen, die in engem Zusammenhang stehen und sich häufig gegenseitig verstärken:
Veränderung der Blutfettwerte (Dyslipidämie), zum Beispiel des Cholesterinwerts
Das gemeinsame Auftreten mehrerer dieser Faktoren wird in der Medizin als metabolisches Syndrom bezeichnet – ein Risikokomplex, der die Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall stark erhöht.
Bei Personen mit PCOS wird häufiger die Schilddrüsenerkrankung Hashimoto diagnostiziert, bei der die Schilddrüse chronisch entzündet ist und nicht mehr ausreichend Hormone produziert.
Zudem kann das PCO-Syndrom mit einer Reihe von Schwangerschaftskomplikationen einhergehen. Dazu gehört Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck während der Schwangerschaft, Präeklampsie und ein erhöhtes Risiko für eine Früh- oder Fehlgeburt. Das PCO-Syndrom ist jedoch sehr individuell und Beschwerden müssen nicht bei jeder Person auftreten. Eventuelle Komplikationen können bei den Vorsorgeuntersuchen erkannt und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.
PCOS kann auch die Psyche betreffen: Viele Betroffene empfinden die Erkrankung als seelisch belastend und leiden unter Ängsten bis hin zu Depressionen.
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Die genaue Ursache des PCO-Syndroms ist wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt. Es wird jedoch vermutet, dass ein gestörter Insulinstoffwechsel maßgeblich daran beteiligt sein könnte. Viele Betroffene reagieren weniger sensibel auf das Hormon Insulin (Insulinresistenz), worauf der Körper als Kompensation mit einer erhöhten Insulinproduktion reagiert.
Hohe Mengen an Insulin wiederum bewirken, dass vermehrt männliche Hormone, sogenannte Androgene, gebildet werden. Außerdem verursacht der hohe Insulinspiegel ein Ungleichgewicht bei Hormonen, die den weiblichen Zyklus regulieren. Aufgrund der hormonellen Veränderungen ist die Reifung der Eibläschen und auch der Eisprung selbst gestört.
Genetische Faktoren scheinen bei den Stoffwechselveränderungen im Zusammenhang mit PCOS eine bedeutende Rolle zu spielen. Bei vielen Frauen mit diagnostiziertem PCO-Syndrom sind auch die Mütter von dieser Erkrankung betroffen. Darüber hinaus deuten Beobachtungen darauf hin, dass ebenso väterliche Gene relevant sein könnten: Bei Vätern von Frauen mit PCOS entwickelt sich häufig frühzeitig eine hormonbedingte Glatze.
Neben genetischen Faktoren können auch die mütterlichen Hormone während der Schwangerschaft eine Rolle spielen: Hormonungleichgewichte aufgrund eines unbehandelten PCO-Syndroms der Mutter können dazu führen, dass die Tochter ebenfalls an PCOS erkrankt.
Verlauf: Wie entwickelt sich PCOS?
In den meisten Fällen tritt PCOS zwischen dem 20. und dem 30. Lebensjahr auf. Betroffene suchen oftmals aufgrund von Zyklusunregelmäßigkeiten oder unerwünschtem Haarwuchs eine ärztliche Praxis auf. Andere Frauen hingegen bemerken kaum Symptome, sodass die Diagnose PCO-Syndrom in manchen Fällen erst bei unerfülltem Kinderwunsch gestellt wird.
Meist tritt PCOS zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf. Andere Frauen haben keine Symptome und bekommen die Diagnose erst infolge eines unerfüllten Kinderwunschs.
Wie sich PCOS in späteren Lebensabschnitten entwickelt, ist bisher nicht ausreichend erforscht. Prognosen zeigen jedoch, dass die Menopause bei betroffenen Frauen durchschnittlich zwei Jahre später als üblich einsetzt.
Diagnose: Wie wird PCOS festgestellt?
Um das PCO-Syndrom zu diagnostizieren, kommen verschiedene Methoden zum Einsatz.
Anamnese und körperliche Untersuchung: Das ärztliche Gespräch (Anamnese) in einer gynäkologischen Praxis umfasst Fragen nach Unregelmäßigkeiten im Menstruationszyklus oder unerfülltem Kinderwunsch. Körperliche Anzeichen wie verstärkte Körperbehaarung, Akne oder Haarausfall geben ebenfalls wichtige Hinweise. Während der körperlichen Untersuchung messen Ärztinnen und Ärzte zudem den Blutdruck und bestimmen den Body-Mass-Index (BMI).
Ultraschalluntersuchung: Bei Frauen mit PCOS sind die Eierstöcke häufig vergrößert und verstärkt mit Eibläschen, sogenannten Follikeln, gefüllt. Im Ultraschall sind dann oftmals mehr als 20 Follikel pro Eierstock sichtbar (polyzystische Eierstöcke), zudem ist das Volumen der Eierstöcke erhöht.
Laboruntersuchungen: Die Hormonwerte können zwischen verschiedenen Personen mit PCOS sehr unterschiedlich ausfallen. Dennoch sind Veränderungen bestimmter Hormone ein möglicher Hinweis auf das PCO-Syndrom. Zusätzlich können Tests zur Feststellung einer Insulinresistenz oder von Veränderungen der Blutfettwerte durchgeführt werden.
Nach der internationalen evidenzbasierten Leitlinie zur Beurteilung und Behandlung des polyzystischen Ovarialsyndroms müssen für eine eindeutige Diagnose mindestens zwei der folgenden drei Kriterien erfüllt sein:
Ein unregelmäßiger oder ausbleibender Zyklus und/oder ausbleibende oder unregelmäßige Eisprünge
Eine erhöhte Konzentration männlicher Hormone (Androgene) im Blut mit verstärkter Körperbehaarung, Akne oder Haarausfall
Polyzystische Eierstöcke oder eine erhöhte Konzentration des Anti-Müller-Hormons (Eiweiß, das als Hinweis auf die Eizellreserve, also die Anzahl der noch vorhandenen Eizellen, dient)
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Das PCOS ist leider nicht heilbar, lässt sich jedoch gut behandeln. Dabei kommen nicht nur Medikamente zum Einsatz, Betroffene sollen in der Regel auch ihren Lebensstil anpassen.
Anpassung des Lebensstils
Ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger Bewegung kann bei PCOS bereits einiges bewirken. Bei vielen Betroffenen bilden sich durch eine Gewichtsabnahme Symptome wie Insulinresistenz, verstärkte Körperbehaarung, Akne und Haarausfall zurück.
Ernährung bei PCOS
Wenn im Rahmen des PCO-Syndroms eine Insulinresistenz vorliegt, kann eine Ernährungsumstellung besonders positive Effekte erzielen. Fachleute empfehlen eine kohlenhydratarme Ernährung mit gesunden Getränken, wenig Zucker und möglichst wenigen hochverarbeiteten Kohlenhydraten. Zudem sollten Betroffene den Konsum von rotem Fleisch reduzieren und stattdessen deutlich mehr Gemüse und Obst essen. Auf sehr zuckerreiches Obst wie Bananen und Weintrauben sollten sie aber verzichten.
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Zur Behandlung der Zyklusstörungen und Symptome wie verstärkte Körperbehaarung, Akne und Haarausfall verordnen Ärztinnen und Ärzte oftmals die Antibabypille.
Falls die Antibabypille allein nicht ausreichend wirkt oder nicht vertragen wird, kann sie mit einem antiandrogenen Gestagen kombiniert werden, das die männlichen Hormone zusätzlich unterdrückt. Bei besonders schwerer Akne oder anderen ausgeprägten Symptomen wie sehr starker Körperbehaarung stehen weitere spezielle hormonelle Wirkstoffe zur Verfügung, die ärztlich verordnet werden können.
Für Betroffene mit Insulinresistenz kann das Diabetesmedikament Metformin eine Option sein. Es senkt den Blutzuckerspiegel und damit die Insulinfreisetzung. Wichtig zu wissen: Metformin ist nicht offiziell zur Therapie des PCO-Syndroms zugelassen. Daher muss das Medikament „Off-Label“ mittels Privatrezept verordnet werden.
Kinderwunsch bei PCOS
Einige Personen mit PCO-Syndrom haben aufgrund der Erkrankung Schwierigkeiten, schwanger zu werden. Obwohl viele Eibläschen vorhanden sind, kommt es oftmals nur selten oder sehr unregelmäßig zum Eisprung, was die Wahrscheinlichkeit einer spontanen Schwangerschaft verringert.
Die gute Nachricht: Mit einem gesunden Lebensstil steigt auch die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden. Bei vielen Betroffenen führt eine Gewichtsabnahme zu regelmäßigeren Zyklen und einer verbesserten Fruchtbarkeit. Medikamente können ebenfalls dabei helfen, den Eisprung herbeizuführen. Da die Eierstöcke bei PCOS meist grundsätzlich funktionsfähig sind und das Hauptproblem in der Reifung der Eizellen und dem Ausbleiben des Eisprungs liegt, ist die durch PCOS bedingte verminderte Fruchtbarkeit in der Regel gut behandelbar.
Kommt es dennoch nicht zu einer Schwangerschaft, können Paare mit Kinderwunsch auf eine Methode der künstlichen Befruchtung, die sogenannte In-Vitro-Fertilisation (IVF), zurückgreifen.
Vorsorge: Wie lässt sich PCOS früh erkennen?
Wenn das PCO-Syndrom unbehandelt bleibt, schreitet die Erkrankung kontinuierlich fort und erhöht das Risiko für Folgeerkrankungen wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei einer Schwangerschaft mit unbehandeltem PCOS steigt zudem die Wahrscheinlichkeit, dass auch die Tochter später an PCOS erkrankt.
Daher ist es wichtig, bei typischen Symptomen wie Zyklusstörungen, verstärkter Körperbehaarung, Akne und Haarausfall frühzeitig eine gynäkologische Praxis aufzusuchen. Das PCO-Syndrom lässt sich gut behandeln und durch eine frühe Diagnose können den Betroffenen viele Komplikationen erspart bleiben.
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