Schwangere Frau hält ihren Bauch und hat die Augen geschlossen
Schwangerschaft

Präeklampsie: Komplikation in der Schwangerschaft mit vielen Gesichtern

Lesedauer unter 6 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Diana Delle (Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe)
  • Dr. med. Utta Petzold (Dermatologin, Allergologin, Phlebologin, Barmer)

Die Präeklampsie (oft fälschlicherweise auch Schwangerschaftsvergiftung genannt) ist eine schwere Komplikation in der Schwangerschaft, die etwa jede 20. Schwangere trifft und in vielen Fällen Bluthochdruck mit sich bringt. Sie zeigt aber auch andere Symptome, wie Störungen der Leber, der Niere, des Nervensystems und der Blutgerinnung. Das macht die Diagnose besonders schwierig. Bei schweren Fällen kann eine Präeklampsie tödlich enden, meist durch eine Hirnblutung, ein Nierenversagen oder einen Leberriss der Mutter. Wachstumsverzögerungen und ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt können gefährlich für das Baby sein. Aber keine Sorge: Die Vorsorgeuntersuchungen sind auch auf die Erkennung von Präeklampsie ausgerichtet. Eine mögliche Erkrankung wird häufig bereits im Rahmen der routinemäßigen Vorsorgeuntersuchungen, auch schon in der Frühphase der Schwangerschaft, entdeckt und entsprechende Maßnahmen werden dann eingeleitet. 

Präeklampsie: Ursache ungewiss

Nach einer veralteten Theorie produziert der Körper während der Schwangerschaft Stoffe, die zu einer Vergiftung führen. Heute weiß man: Mit einer Vergiftung hat die Präeklampsie nichts zu tun, daher ist der Begriff "Schwangerschaftsvergiftung" falsch, wird aber noch häufig verwendet.

Nach heutigem Stand der Wissenschaft hat der Körper nicht mit einer Vergiftung, sondern mit einer Anpassungsstörung zu kämpfen, die verschiedenste Ausprägungen hat. Die Präeklampsie mit der Komplikation einer Eklampsie und das HELLP-Syndrom sind so genannte hypertensive Schwangerschaftserkrankungen, die neben Bluthochdruck jeweils unterschiedliche Symptome aufweisen. 

Es gibt viele Erklärungsversuche. Einig scheinen sich Mediziner bei der Beteiligung der Plazenta zu sein, welche Signale aussendet, die den Blutdruck in die Höhe schnellen lassen. Veränderungen an der Plazenta können auch die Blutgefäße der Mutter verändern und für eine Aktivierung des Immunsystems sorgen. Die Folge: Wassereinlagerungen und eine gestörte Blutgerinnung. Die Ursachen der Präeklampsie, der Eklampsie und des HELLP-Syndroms werden weiterhin erforscht.

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An welchen Symptomen eine Präeklampsie erkannt wird

Die Anzeichen einer Präeklampsie können sehr vielfältig sein, haben jedoch eines gemeinsam: einen hohen Blutdruck der Schwangeren. Beim Baby kann es zu Wachstumsstörungen kommen, weil die Plazenta es nicht mehr richtig versorgen kann. Außerdem besteht die Gefahr einer Frühgeburt. 

Eine Präeklampsie verläuft häufig jedoch nur mit milden Symptomen und lässt sich dann meist schon durch viel Ruhe in den Griff kriegen. Doch manchmal entwickelt sich auch ein schwerer Krankheitsverlauf. Deswegen ist es hilfreich, wenn auch Sie die Symptome kennen und Ihre Ärztin oder Ihren Arzt auch zwischen zwei Vorsorgeuntersuchungen daraufhin ansprechen können.

Bei den betroffenen Frauen können folgende Beschwerden auftreten:

  • Übelkeit
  • Kopfschmerzen
  • rechtsseitige Oberbauchschmerzen
  • Wassereinlagerungen
  • Sehstörungen
  • verminderte Urinmenge
  • plötzliche Gewichtszunahme

Krampfanfälle hingegen weisen bereits auf eine Eklampsie hin.

Je nachdem, welche Symptome vorliegen, handelt es sich um eine spezielle Form der Präeklampsie. Dabei können einzelne oder mehrere Anzeichen auftreten.

Präeklampsie: hoher Blutdruck (immer vorhanden), Eiweiß im Blut, Wassereinlagerungen, Sehstörungen, eingeschränkte Nierenfunktion, Wachstumsverzögerungen beim Kind, Kopfschmerzen, Oberbauchschmerzen durch Leberschädigung
Eklampsie: Symptome wie Kopfschmerzen, Sehstörungen, Übelkeit und Erbrechen, Apathie, Benommenheit,, die in Krampfanfälle übergehen können
HELLP-Syndrom: H = Hemolysis (rote Blutkörperchen zerfallen), EL = Elevated Liver Enzymes (erhöhte Leberwerte), LP = Low Platelets (niedrige Zahl an Thrombozyten). Diese besonders schwere Form geht einher mit einer gestörten Leberfunktion, Blutungsneigung, Gefahr einer Hirnblutung, eines Nierenversagens oder Leberrisses. Durch eine vorzeitige Plazentaablösung kann es auch für das Ungeborene lebensgefährlich werden.

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Risikofaktoren für Präeklampsie: Diese Frauen sind besonders betroffen

Jede Frau kann an einer Präeklampsie erkranken. Einige Faktoren erhöhen jedoch das Risiko. Wer sie kennt, hat ein geschärftes Bewusstsein für bestimmte Warnzeichen. Folgende Risikofaktoren gibt es:

  • Übergewicht (BMI über 35)
  • Alter über 40 oder unter 18 Jahren
  • Erstgebärend
  • Präeklampsie in einer früheren Schwangerschaft oder in der Familie
  • Mehrlingsschwangerschaften
  • Blutgerinnungsstörungen
  • Diabetes mellitus
  • Nieren- oder Lebererkrankungen
  • Autoimmunerkrankungen
  • Vorbestehender Bluthochdruck
  • Erhöhter Blutwiderstand in den Gebärmuttergefäßen

Vorbeugung: Wie Sie sich vor einer Präeklampsie schützen können

Der beste Schutz ist die regelmäßige Kontrolle beim Frauenarzt im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge. Dort werden Ihr Blutdruck sowie der Urin überprüft und eine Präeklampsie wird frühzeitig erkannt und behandelt. Nutzen Sie die Chance, mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt über ungewöhnliche Beschwerden zu sprechen.

Präeklampsie-Screening

Es besteht auch die Möglichkeit, zwischen der 11. und 14. Schwangerschaftswoche ein freiwilliges Präeklampsie-Screening vornehmen zu lassen. Dieses ist keine Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen und wird als IGeL-Leistung, also als individuelle Gesundheitsleistung, privat bezahlt. Dabei wird Folgendes betrachtet:

  • medizinische Vorgeschichte
  • Blutdruck an beiden Armen
  • Bluteiweiße
  • Eiweiß im Urin
  • Blutfluss der Gebärmutterarterien

Aus den Ergebnissen wird ein Risikoquotient für das Auftreten einer Präeklampsie berechnet.

Acetylsalicylsäure (ASS) bei Risikopatienten

Bei Patientinnen mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko kann die Frauenärztin oder der Frauenarzt zur Vorbeugung die tägliche Gabe von niedrig dosiertem ASS beziehungsweise Aspirin empfehlen. Eine internationale Studie zeigt, dass das Risiko einer Präeklampsie damit um über 60 Prozent reduziert werden konnte.

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Die Diagnose einer Präeklampsie

Eine Präeklampsie zu diagnostizieren ist nicht leicht. Das liegt an den vielen unterschiedlichen Symptomen und Ausprägungen dieser Erkrankung. Deswegen wird eine Reihe von Untersuchungen vorgenommen.

Neben der regulären Blutdruckmessung und Urinprobe auf Eiweiß können Frauenärzte Ihnen Blut abnehmen, um die Leberenzyme sowie die Menge an Blutplättchen überprüfen zu lassen. Bei einem Ultraschall checkt Ihr Arzt die Blutversorgung und das Wachstum Ihres Babys. 

Die Kardiotokografie, kurz CTG, überwacht den Herzschlag und die Wehentätigkeiten – sie kommt jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen zum Einsatz , etwa bei vorzeitiger Wehentätigkeit. Vielleicht führt Ihr Arzt auch einen Ultraschall Ihrer Leber durch. Haben Sie außer dem Bluthochdruck keine Symptome, kommt für Sie eventuell auch eine Langzeit-Blutdruckmessung in Frage. All diese Parameter helfen Ihrem Arzt bei der Diagnose einer Präeklampsie.

Behandlung: Das sind Ihre Möglichkeiten

Bei einer leichten Präeklampsie kann es schon helfen, Stress zu reduzieren und sich körperlich zu schonen. Eine schwere Präeklampsie, beispielsweise ab einem Blutdruck von 150/100 mmHg, muss die Patientin unter Umständen stationär behandelt werden.

Dabei werden Sie rund um die Uhr beobachtet, Ihr Baby wird engmaschig überwacht und Sie erhalten blutdrucksenkende Medikamente. Häufig wird auch Magnesium gegeben. Leider ist die Entbindung des Kindes die einzige Möglichkeit, die Präeklampsie kausal zu behandeln. Je nach Schwere der Erkrankung und Gefahr für die Mutter kann es notwendig sein, die Geburt einzuleiten.

Ist die Lungenreife des Babys noch nicht erreicht, wird diese medikamentös beschleunigt. Das wird so lange wie möglich herausgezögert und kommt nur im Notfall in Frage. Ist die Mutter noch vor der vollendeten 24. Schwangerschaftswoche und in Lebensgefahr, wird die Schwangerschaft im schlimmsten Fall beendet, um das Leben der Mutter zu retten.

Die meisten Schwangerschaften verlaufen komplikationslos. Seien Sie dennoch achtsam und suchen Sie ärztlichen Rat, falls Sie ungewöhnliche Beschwerden bemerken. Eine Präeklampsie kann viele Gesichter haben – wir sind an Ihrer Seite.

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