Welche Ursachen kann Testosteronmangel haben?
Es wird oft suggeriert, dass Männer auch eine Art Wechseljahre – die Andropause – durchlaufen. Der Begriff „männliche Wechseljahre“ sei jedoch irreführend, betont Zitzmann. Ab dem 40. Lebensjahr kommt es zu einer natürlichen Abnahme des Testosterons um etwa 0,4 bis 1 Prozent pro Jahr. Eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Symptomen spielen jedoch Krankheiten und der Lebensstil.
In der Medizin wird zwischen klassischem und funktionellem Testosteronmangel unterschieden. Beim klassischen Mangel sind die Hoden oder der hormonelle Regelkreis im Gehirn geschädigt. Der Körper produziert zu wenig oder gar kein Testosteron – eine Therapie ist notwendig. Beim funktionellen Mangel stören Entzündungsstoffe aus dem Fettgewebe die hormonelle Regulation. „Übergewicht ist der Haupttreiber“, sagt Zitzmann. Ein Teufelskreis aus Übergewicht, Entzündung und weiter sinkendem Testosteron kann entstehen. Auch Medikamente wie Glukokortikoide oder bestimmte Schmerzmittel können den Testosteronspiegel verringern.
Es gibt Gerüchte, dass Haferflocken den Testosteronspiegel senken würden. Doch dem ist nicht so.
„Hafer enthält Phytoöstrogene – aber in so geringen Mengen, dass sie den Hormonspiegel nicht beeinflussen“, sagt Zitzmann. Im Gegenteil: Hafer liefert wichtige Pflanzen- und Mineralstoffe sowie Vitamine, die sich in vielerlei Hinsicht positiv auf die Gesundheit auswirken können.
Wie wird ein Testosteronmangel festgestellt?
Männer sollten eine neu aufgetretene körperliche Schwäche immer abklären lassen. Erster Anlaufpunkt ist die Hausarztpraxis. Denn auch eine Schilddrüsenunterfunktion, chronisch-entzündliche Krankheiten oder psychische Belastungen können ähnliche Beschwerden wie ein Testosteronmangel verursachen. Sind solche Ursachen ausgeschlossen und ein Testosteronmangel bestätigt, empfiehlt sich ein Termin bei einer Ärztin oder einem Arzt mit der Zusatzbezeichnung Andrologie – sie sind auf Hormonstörungen beim Mann spezialisiert.
Ein einziger Bluttest reicht meist nicht aus, um zwischen den verschiedenen Ursachen eines Testosteronmangels zu unterscheiden. Daher kann es hilfreich sein, wenn neben dem Gesamttestosteron auch diese Werte bestimmt werden: Freies Testosteron (fT), Luteinisierendes Hormon (LH), Follikelstimulierendes Hormon (FSH) und Sexualhormonbindendes Globulin (SHBG).