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Hautgesundheit

Biotin: Wundermittel gegen Haarausfall?

Lesedauer unter 5 Minuten

Redaktion

  • Catharina Gerber (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung

  • Meike Günther (Diplom-Ökotrophologin)

Biotin: Drei Fakten zum „Schönheitsvitamin“

Wofür ist Biotin gut?

Biotin ist an vielen Auf- und Abbauprozessen unseres Stoffwechsels beteiligt und spielt eine Rolle bei der Bildung von Keratin, einem zentralen Bestandteil unserer Haare.

Kommt Biotinmangel häufig vor?

Biotin steckt in vielen Lebensmitteln, sodass die meisten Menschen gut damit versorgt sind. Faktoren wie übermäßiger Alkohol- und Tabakkonsum können jedoch zu einem Mangel führen.

Was bringt eine Extradosis?

Solange kein Mangel an Biotin vorliegt, bringt eine zusätzliche Versorgung mit Biotin keine Vorteile. Wer unter Haarausfall leidet, sollte die Ursache zunächst ärztlich untersuchen lassen.

Biotin, auch bekannt als Vitamin B7 oder „Vitamin H“, geistert als Wundermittel gegen Haarausfall durchs Netz – gepusht von Influencern und Influencerinnen und den Herstellern von Nahrungsergänzungsmitteln. Aber was genau ist eigentlich Biotin? Wie häufig ist ein Biotinmangel und kann das Vitamin wirklich bei Haarausfall helfen? Antworten auf diese und weitere Fragen.

Was ist Biotin und welche Wirkung hat es im Körper?

Die Idee, Biotin als Vitamin H – „H“ wie „Haare“ – zu bezeichnen, kommt nicht von ungefähr. Der Körper braucht das wasserlösliche Vitamin, um Keratin zu produzieren. Das ist ein Protein, aus dem Haare, Haut und Nägel bestehen. Biotin gilt daher auch als „Schönheitsvitamin“ – doch das wird diesem vielseitigen Vitamin nicht gerecht. Denn: Biotin ist in zahlreiche weitere Stoffwechselprozesse im Körper eingebunden, etwa in die Bereitstellung von Energie aus Kohlenhydraten und die Reparatur von DNA-Schäden. Darüber hinaus trägt Biotin auch zu einer normalen psychischen Funktion bei.

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In welchen Lebensmitteln ist Biotin enthalten?

40 Mikrogramm: So viel Biotin sollten Erwachsene laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) täglich zu sich nehmen. Ernähren sich Personen ausgewogen, erfüllen sie dieses Soll problemlos, denn Biotin ist in sehr vielen verschiedenen Lebensmitteln enthalten. Zu den Lebensmitteln mit besonders hohem Biotingehalt gehören Innereien, Fisch, Fleisch, Samen, Nüsse, bestimmte Gemüsesorten (wie Spinat, grüne Bohnen, Erbsen, Pilze, Süßkartoffeln) und gegarte Eier (insbesondere das Eigelb). 

Getreide (etwa Reis und Hafer) sowie Milch und Milchprodukte tragen ebenfalls zu einer guten Versorgung mit Biotin bei. Zusätzlich produzieren Bakterien der Darmflora Biotin.

Bestimmte Lebensmittel, wie Samen, Nüsse und Süßkartoffeln, sind besonders reich an Biotin

Bestimmte Lebensmittel, wie Samen, Nüsse und Süßkartoffeln, sind besonders reich an Biotin.

Gut zu wissen: In rohem Eiklar (dem durchsichtigen, gallertartigen Teil des Eis) findet sich das Eiweiß Avidin, das Biotin bindet. Das führt dazu, dass das Vitamin nicht vom Körper aufgenommen werden kann. Aber keine Sorge. Beim Erhitzen eines Eis wird das Avidin unschädlich gemacht, dadurch kann der Körper das Biotin problemlos aufnehmen. Für einen gesunden Biotinspiegel kann der regelmäßige Verzehr von rohem Eiweiß hinderlich sein.

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Wann kommt es zu Biotinmangel und was sind die Symptome?

Ein Biotinmangel ist aus den obigen Gründen selten. Verschiedene Faktoren können aber dazu führen, dass unser Körper nicht ausreichend mit dem Vitamin versorgt wird. Dazu zählen:

Fehlt es dem Körper an Biotin, zeigt sich das zunächst oft an der Haut. Schuppiger, roter Ausschlag an Augen, Nase und Mund, aber auch Hautinfektionen und Bindehautentzündungen sind möglich. Betroffene können zudem über körperliche Schwäche sowie Übelkeit klagen. 

Und: Besteht ein Mangel an Biotin, kann das tatsächlich auch die Haargesundheit beeinträchtigen oder Haarausfall begünstigen. Besteht der Verdacht auf einen Biotinmangel, können Ärztinnen und Ärzte ihm über Urin- und Blutuntersuchungen auf die Spur kommen.

Hilft Biotin bei Haarausfall?

Biotinmangel kann zu Haarausfall führen. Aber bedeutet eine Extradosis Biotin umgekehrt automatisch, dass lichter werdende Haare ein Ende haben? So einfach ist es leider nicht. Ein Blick auf die Studienlage zeigt: 

Bislang gibt es keine Hinweise dafür, dass Präparate mit Biotin das Haarwachstum fördern, wenn kein Biotinmangel vorliegt. Es ist in den allermeisten Fällen also nutzlos, zusätzliches Biotin in Pillenform einzunehmen. 

Eine Person bürstet ihre Haare

Haarausfall kann viele Ursachen haben – Biotinmangel gehört meist nicht dazu. 

Anders bei einem bestehenden Biotinmangel, etwa aufgrund von genetischen Besonderheiten oder der Einnahme bestimmter Medikamente: Dann kann eine zusätzliche Zufuhr von Biotin dem Haarverlust entgegenwirken.

Wichtig: Haarausfall kann zahlreiche Ursachen haben. Dazu zählen Faktoren wie Eisenmangel, Stress, schwere Infektionen und eine Schilddrüsenerkrankung. Sollten Sie übermäßigen Haarverlust bemerken, ist ein Arztbesuch ratsam, um der Ursache auf den Grund zu gehen.

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Hat Biotin Nebenwirkungen und was passiert bei einer Überdosierung? 

Normalerweise ist es unproblematisch, größere Mengen Biotin durch Nahrungsergänzungsmittel zu sich zu nehmen. Selten kommt es zu einer Magenverstimmung. Als wasserlösliches Vitamin wird überschüssiges Biotin vom Körper über den Urin ausgeschieden. Daher hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) auch keine Höchstmenge für Biotin in Nahrungsergänzungsmitteln festgelegt. Anzeichen dafür, dass Biotin krebserregend sein könnte, gibt es keine.

Doch Vorsicht: Eine übermäßige Zufuhr von Biotin ist trotzdem nicht immer unproblematisch, da ein sehr hoher Biotinspiegel im Blut bestimmte Labortests beeinflussen kann. Besonders bei Untersuchungen der Schilddrüsen- und Sexualhormone könnten ungenaue Ergebnisse und womöglich falsche Diagnosen die Folge sein. Expertinnen und Experten raten daher von übermäßigen Tagesdosen ab. Nehmen Sie Biotinpräparate ein und steht eine Laboruntersuchung bevor? Dann sollten Sie Ihr Behandlungsteam vorab darüber informieren.

Fazit 

Biotin ist für unseren Körper unverzichtbar. Das Vitamin versorgt uns mit notwendiger Energie und ist ein wichtiger Baustein unserer Haare. Normalerweise nehmen wir über die Nahrung mehr als genug Biotin auf. Mitunter können aber Faktoren wie eine Schwangerschaft zu einem Biotinmangel und Symptomen wie Haarausfall führen. Dann kann eine Extradosis Biotin helfen. Liegt keine Mangel vor, haben Biotinpräparate keinen Effekt auf das Haarwachstum. Die Einnahme von zusätzlichem Biotin birgt zwar keine direkten gesundheitlichen Risiken, kann aber die Ergebnisse von Laboruntersuchungen verfälschen. 

Haarausfall kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Daher gilt grundsätzlich: Wenn die Haare lichter werden, empfiehlt sich zunächst ein Arztbesuch, um den Auslöser ausfindig zu machen und eine mögliche Erkrankung auszuschließen. 

Literatur und weiterführende Informationen

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