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Kinderwunsch

Fruchtbarkeit: wie Sie die fruchtbaren Tage erkennen

Lesedauer unter 8 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Martin Waitz (Arzt, medproduction GmbH)
  • Daniela Beerens (Gesundheitsinformation, Barmer)

Im weiblichen Zyklus wechseln sich unfruchtbare und fruchtbare Tage ab, doch da die zugrunde liegenden hormonellen Signale und Prozesse unbewusst und unbemerkt ablaufen, kann man dem Körper nicht so einfach „von außen“ ansehen, in welcher Phase des Zyklus er sich gerade befindet. Zu erkennen, wann Sie fruchtbar sind, ist aber mit ein wenig Übung gut zu erlernen.

Und der Aufwand lohnt sich, denn es ist eine Chance, den eigenen Körper besser kennenzulernen und zu verstehen. Darüber hinaus ist das Wissen um die fruchtbaren Phasen des Zyklus natürlich auch hilfreich, wenn Sie einen Kinderwunsch hegen – oder wenn Sie durch eine natürliche Familienplanung gerade vermeiden möchten, schwanger zu werden. Hier erfahren Sie, wie Sie die fruchtbaren Tage erkennen können und mit welchen Hilfsmitteln sich die Bestimmung vereinfachen lässt.

Wann sind die fruchtbaren Tage?

Die Dauer des Zyklus ist von Frau zu Frau sehr unterschiedlich und kann zudem von Zyklus zu Zyklus schwanken. Einen idealen „Modellzyklus“ von 28 Tagen haben daher nur die wenigsten Frauen; meist liegt die Zykluslänge zwischen 25 und 35 Tagen. 

Entscheidend für die Bestimmung der fruchtbaren Tage ist der Zeitpunkt des Eisprungs, das heißt, wann die Eizelle den Eierstock verlässt und ihre Wanderung über den Eileiter in Richtung Gebärmutter beginnt. Die Eizelle ist nach dem Eisprung nur 24 Stunden lang befruchtungsfähig; wird sie in diesem Zeitfenster nicht befruchtet, stirbt sie ab.

Die fruchtbaren Tage umfassen jedoch nicht nur diese 24 Stunden, sondern auch die Zeit direkt vor dem Eisprung. Der Grund dafür sind die Spermien: Diese bleiben nach dem Geschlechtsverkehr vier bis sieben Tage lang befruchtungsfähig. 

Zwei Tage vor dem Eisprung bis zum Tag des Eisprungs selbst ist deshalb bei Kinderwunsch die beste Zeit für Geschlechtsverkehr, damit genug befruchtungsfähige Spermien im Körper der Frau vorhanden sind und die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, am höchsten ist.

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Wie sich die fruchtbaren Tage messen lassen

Die einfachste Methode, die fruchtbaren Tage zu bestimmen, ist, anhand des Kalenders den voraussichtlichen Tag des Eisprungs zu berechnen. Dazu müssen Sie lediglich die Dauer Ihres Zyklus kennen, das heißt die Zeit vom ersten Tag der Periode, dem sogenannten Zyklusbeginn, bis zum letzten Tag vor der nächsten Periode, dem Zyklusende. Da der Zyklus grob in zwei Phasen eingeteilt werden kann und bei den meisten Frauen die zweite Phase üblicherweise etwa 12 bis 16 Tage dauert, findet der mutmaßliche Eisprung im Mittel 14 Tage vor dem Zyklusende statt.

Bei einer Zykluslänge von 28 Tagen entspricht dies dem 14. Tag nach dem Beginn der Periode; bei einer Zykluslänge von 32 Tagen kommt es voraussichtlich am 18. Tag nach dem Beginn der Periode zum Eisprung.

Diese sogenannte Kalendermethode ist jedoch recht ungenau, da die Länge des Zyklus bei vielen Frauen sehr variabel ist. Besonders groß scheint diese Variabilität bei jungen Frauen zu sein sowie bei Frauen mit Adipositas, das heißt mit einem Body-Mass-Index von 35 oder mehr. Auch Untergewicht, also ein Body-Mass-Index von 18,5 oder weniger, kann die Zykluslänge beeinflussen, wenn auch in geringerem Maße als Übergewicht.

Daher ist es besser, auf typische, körpereigene Veränderungen im Verlauf des Zyklus zu achten, da diese eine genauere Bestimmung der fruchtbaren Tage ermöglichen. Am besten kombinieren Sie die verschiedenen Möglichkeiten, denn so bekommen Sie ein zuverlässigeres Ergebnis, als wenn Sie sich nur auf eine einzige Beobachtung verlassen.

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Messung der Basaltemperatur

Durch das Wechselspiel der Hormone im Verlauf des weiblichen Zyklus verändert sich die Körpertemperatur. Diese Veränderungen sind relativ klein; sie betragen meist nur wenige Zehntel Grad Celsius. Da die Körpertemperatur im Tagesverlauf und durch körperliche Aktivität ebenfalls schwankt, hat sich für die Bestimmung der fruchtbaren Tage die Messung der sogenannten Basaltemperatur bewährt, auch Aufwachtemperatur genannt. 

Dazu messen Sie die Temperatur unmittelbar nach dem Aufwachen, noch vor dem Aufstehen. Direkt vor dem Eisprung fällt die Temperatur meist um 0,1 Grad ab und steigt dann an den folgenden Tagen in der Regel um 0,2 bis 0,4 Grad an.

Wichtig ist, dass Sie mindestens eine Stunde, besser noch sechs Stunden, vorher geschlafen haben, damit Ihr Körper zur Ruhe gekommen ist, und dass Sie die Messung möglichst immer zur gleichen Uhrzeit durchführen. Da die von Tag zu Tag gemessenen Temperaturveränderungen vergleichsweise klein sind, ist es sinnvoll, ein möglichst genaues Thermometer zu benutzen, das mindestens zwei Nachkommastellen anzeigt.

Ideal ist eine rektale oder vaginale Temperaturmessung, da sie am wenigsten störanfällig sind; eine orale Messung unter der Zunge ist häufig weniger genau und von einer Messung unter der Achsel sollten Sie ganz absehen. Auch Infrarot-Thermometer, die die Temperatur im Ohr messen, sind für die Bestimmung der Basaltemperatur ungeeignet.

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Beobachtung des Zervixschleims

Die Gebärmutter, genauer gesagt der von Medizinern Zervix genannte Gebärmutterhals, bildet Schleim, den Sie am Scheideneingang erfühlen können. Die Zusammensetzung des Schleims unterscheidet sich während der verschiedenen Phasen des Zyklus: Kurz nach der Periode ist der Schleim zäh, dickflüssig und hat eine weißliche Farbe. In dieser Zeit ist er für Keime – ebenso wie für Spermien – undurchdringlich und verschließt die Öffnung des Muttermundes.

In den Tagen vor dem Eisprung wird der Zervixschleim immer wässriger, bis er eine glasklare Färbung hat und zwischen den Fingern dehnbar ist. Dadurch wird der Weg für die Spermien durch den Muttermund zur Gebärmutter und den Eileitern leichter passierbar. Nach dem Eisprung wird der Schleim wieder fester und klebriger und in seiner Farbe milchig-trüb.

Um den Zervixschleim genau zu begutachten, sollten Sie nicht den Schleim am Scheideneingang verwenden, sondern Schleim direkt vom Muttermund. Waschen Sie sich dazu gründlich die Hände und entnehmen Sie den Schleim mit zwei Fingern. Ziehen Sie ihn dann vorsichtig zwischen Zeigefinger und Daumen auseinander. Lässt er sich leicht zu einem Faden ziehen, gilt er als „spinnbar“. Je länger der spinnbare Schleimfaden ist, umso näher steht der Eisprung bevor. Am Tag des Eisprungs ist der Zervixschleim bis zur Fingerlänge dehnbar.

Beobachtung des Muttermundes und des Gebärmutterhalses

Der äußere Muttermund befindet sich zwischen Scheide und Gebärmutter; er ist sozusagen die Tür zur Gebärmutter und ein wichtiges Hindernis, das Spermien auf dem Weg zur Eizelle passieren müssen. Hinter dem Muttermund befindet sich der Gebärmutterhals. Der Gebärmutterhals bildet den untersten Teil der Gebärmutter und ist wie ein Kanal geformt. Hinter dem inneren Muttermund weitet sich die Gebärmutter zum sogenannten Gebärmutterkörper.

Der Gebärmutterhals und der äußere Muttermund verändern ihre Position und Festigkeit im Verlauf des Zyklus. Durch tägliches Tasten können Sie diese Veränderungen erspüren. Führen Sie dazu einen Finger an der vorderen Scheidenwand entlang in den Körper. So stoßen Sie automatisch auf eine rundliche Struktur mit einer Art Grübchen in der Mitte.

Kurz nach der Periode fühlt sich der Muttermund fest und geschlossen an. Der Gebärmutterhals und der Muttermund liegen tief und ragen deutlich spürbar in die Scheide hinein. Während der fruchtbaren Tage wird der Muttermund weicher und öffnet sich leicht, zudem verlagern sich Gebärmutterhals und Muttermund höher in die Scheide und sind daher etwas schwerer mit den Fingern zu erreichen. Nach dem Eisprung schließt sich der Muttermund wieder und wird erneut fest.

Indizien für die fruchtbaren Tage

  • Temperatur fällt um 0,1 Grad direkt vor dem Eisprung und steigt in den folgenden Tagen um mindestens 0,2 Grad.
  • Zervixschleim ist klar und zwischen den Fingern dehnbar
  • Muttermund ist weich und leicht geöffnet

Dokumentation der Beobachtungen

Um den eigenen Zyklus möglichst genau zu kennen und so die fruchtbaren Tage bestmöglich zu bestimmen, ist es sinnvoll, jeden Tag die eigenen körperlichen Veränderungen zu beobachten und festzuhalten. Um bei der Vielzahl an Daten den Überblick zu behalten, können Sie die Ergebnisse in einer Zyklustabelle festhalten. So haben Sie alle wichtigen Werte auf einen Blick beisammen und können die verschiedenen Beobachtungen zueinander in Beziehung setzen.

Hier stellen wir Ihnen eine Zyklustabelle zum Ausdrucken und Ausfüllen sowie ein Beispiel für eine ausgefüllte Tabelle bereit.

Digitale Helfer: Kinderwunsch-App und Zykluscomputer

Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe technischer Hilfsmittel, mit denen Sie Ihre fruchtbaren Tage bestimmen können. Hierzu gehören beispielsweise spezielle Apps, bei denen Sie die Basaltemperatur sowie die Beschaffenheit von Zervixschleim und Muttermund beziehungsweise Gebärmutterhals eingeben können.

Aus diesen Daten erstellen die Apps dann eine Zykluskurve und zeigen fruchtbare und unfruchtbare Tage an. Oft lassen sich damit auch verschiedene Zyklen vergleichen – so bekommen Sie einen Überblick darüber, wie sehr Ihr Zyklus von Mal zu Mal schwankt. Worauf Sie bei der Wahl solcher Kinderwunsch-Apps achten sollten, hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung für Sie zusammengefasst. 

Neben den klassischen Apps gibt es auch spezielle Hormoncomputer und Ovulationstests, bei denen die fruchtbaren Tage mittels Hormonmessungen bestimmt werden. Hierzu müssen Sie lediglich den Beginn Ihrer Periode in den Computer eingeben und das Gerät fordert Sie dann an bestimmten Tagen auf, einen Urintest durchzuführen. 

Dabei wird mit Hilfe von Teststreifen die Konzentration bestimmter Hormone im Morgenurin ermittelt. Die eingelesenen Ergebnisse wertet der Computer aus und signalisiert, ob der jeweilige Tag ein fruchtbarer oder unfruchtbarer Tag ist.

Einer der Vorteile dieser Hormoncomputer ist, dass dadurch das morgendliche Temperaturmessen entfallen kann. Allerdings sind Hormoncomputer nur bei bestimmten Zykluslängen einsetzbar; Frauen mit einem sehr langen oder kurzen Zyklus müssen daher auf andere Methoden zur Bestimmung der fruchtbaren Tage zurückgreifen. Außerdem können bestimmte Medikamente oder Erkrankungen, die den Hormonhaushalt beeinflussen, das Ergebnis verfälschen.

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