Junge Frau steht im Bad vor dem Spiegel und putzt sich die Zähne
Zahnpflege und Zahnarzt

Zahnstein: Entstehung, Entfernung, Vorsorge

Lesedauer unter 7 Minuten

Redaktion

  • Natalie Tutzer (Medical Writer, TAKEPART Media + Science GmbH)

Qualitätssicherung

  • Gerhard W. Koch (Zahnarzt)

Er sieht schmutzig aus, aber alles Putzen ist vergebens: Zahnstein ist mineralisierter, hart gewordener Zahnbelag (Plaque), der durch normales Zähneputzen nicht mehr entfernt werden kann. Zahnbelag bildet sich aus Essensresten, Bakterien und Speichel. Wir beschreiben, wie Zahnstein entsteht, wie man ihn entfernt und wie man ihn vorbeugen kann.

Wie entsteht Zahnstein?

Die Ursache von Zahnstein ist Zahnbelag (Plaque), der nicht entfernt wird. Dieser weiche Belag auf der Zahnoberfläche setzt sich aus organischem Gewebe aus Essensresten und Bakterien zusammen, die sich mit Mineralien verbinden. Zahnbelag kann man mithilfe gründlicher Zahnhygiene gut entfernen. Wird Zahnbelag beim Zähneputzen nicht entfernt, etwa an schwer erreichbaren Stellen, verhärtet er sich durch die Verbindung mit Mineralien im Speichel wie Kalziumphosphat zu Zahnstein.

Das medizinische Fachwort für Zahnstein ist Calculus Dentis. Zahnärzte unterscheiden Zahnstein danach, ob er über dem Zahnfleischrand (supragingival) oder als sogenannte Konkremente unter dem Zahnfleisch (subgingival) dem Zahn anheftet.

Plaque, die sich zu Zahnstein verfestigen kann, entsteht in vier Phasen:

  1. Direkt nach dem Zähneputzen umhüllen Eiweiße aus dem Speichel die Zähne. Diese Hülle heißt Schmelzoberhäutchen (Pellikel). Sie ist wichtig für gesunde Zähne, weil sie diese vor Säure schützt, die wir mit dem Essen und Trinken zu uns nehmen. Auf dem Schmelzoberhäutchen des „blanken Zahns“ können Bakterien nicht haften.
  2. Innerhalb einiger Stunden verbinden sich die Bakterien im Mund mit Kohlenhydraten aus dem Essen und bilden zusammen mit Enzymen, Proteinen und Mineralien aus dem Speichel einen Biofilm auf den Zähnen. Wir können diesen Zahnbelag mit der Zunge als pelzige Oberfläche fühlen.
  3. Nach ein bis zwei Tagen verbindet sich Plaque über die Zähne hinweg und in ihr bilden sich Mineralienkerne, etwa aus Kalziumphosphat.
  4. Nach zehn bis zwanzig Tagen verhärtet die Plaque. Aus weichem Zahnbelag, den man abputzen kann, wird harter, mineralisierter Zahnstein. Diesen kann man sehen und mit der Zunge als raue Struktur erfühlen.

Zahnstein selbst ist keine Erkrankung. Dennoch ist er ein Risiko für die Zahngesundheit: Die raue Oberfläche von Zahnstein begünstigt, dass Bakterien sich immer weiter Richtung Wurzel ausbreiten. Tückisch sind Ablagerungen unter dem Rand des Zahnfleischs (Konkremente), wo Bakterien vor Zahnbürste und -seide geschützt gut siedeln können. Wird der Zahnstein nicht entfernt, kann er Entzündungen verursachen und sich in eine Parodontitis entwickeln.

Zahnstein vorbeugen

Das beste Hausmittel gegen Zahnstein ist das älteste: die Zahnbürste. Mit einer sorgfältigen und guten Mundhygiene kann Zahnbelag leicht entfernt werden, damit Zahnstein gar nicht erst entsteht. Das bedeutet: Zwei Mal am Tag gründlich Zähneputzen und einmal täglich Zahnseide verwenden, um den Biofilm aus den Zahnzwischenräumen zu entfernen. 

Die mechanische Entfernung des Zahnbelags ist die Basis der Zahnsteinprophylaxe. Doch putzen ist nicht gleich putzen: auch auf die richtige Putztechnik kommt es an. Wer unsicher ist, kann seine Zahnärzte ansprechen, die gerne ihr Wissen über optimales Zähneputzen teilen. Wer in der täglichen Zahnpflegeroutine gründlich ist, muss sich oft auch über Karies, Parodontitis und Co. keine Sorgen machen.

Mundspülung ist eine Frage der persönlichen Präferenz. Manche empfinden bestimmte Mundwasser bei empfindlichen Zahnhälsen als hilfreich, oder mögen einfach das Frischegefühl im Mund. Bei Mundwasser mit antibakterieller Wirkung auf Plaque sollte man wissen, dass dieses die Plaque selbst nicht entfernen kann – das geht nur mit der Zahnbürste. Für saubere Zähne ist Mundspülung kein Muss.

Eine bestimmte Zahnpasta gegen Zahnstein gibt es nicht. Dadurch, dass wir durch unsere Nahrung oft schon ausreichend Fluorid aufnehmen, muss sie nicht zwingend damit angereichert sein.

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Beugen elektrische Zahnbürsten Zahnstein besser vor als mechanische Handzahnbürsten? Das kommt auf die Putztechnik an. Richtig benutzt kann eine Handzahnbürste genauso wirksam gegen Zahnbelag sein wie eine elektrische Zahnbürste.

Zahnstein ist zunächst einmal ganz „normal“: jede und jeder kann ihn bekommen. Auch mit optimaler Putztechnik und Mundhygiene bildet sich bei fast allen Menschen im Laufe der Zeit etwas Zahnstein. Außerdem hat der Speichel individuell unterschiedliche Zusammensetzungen von Mineralstoffen: Manche Menschen haben etwa mehr Kalziumphosphat im Speichel als andere und bilden damit mehr Zahnstein. Deshalb ist es aus medizinischer Sicht sinnvoll, die Zähne mindestens jährlich kontrollieren und bei Bedarf Zahnstein entfernen zu lassen.

Infografik: Zahnstein vorbeugen

Infografik: Zahnstein vorbeugen 

Zahnstein durch richtiges Zähneputzen vorbeugen

Zahnstein bildet sich am ehesten dort, wo über mehrere Tage oder Wochen hinweg Zahnbelag beim Putzen nicht entfernt wird. Wenn Sie nicht wissen, ob Sie beim Zähneputzen wirklich den gesamten Zahnbelag entfernen, gibt es ein gutes Hilfsmittel, um Beläge sichtbar zu machen: Ihr Zahnarzt oder Ihre Zahnärztin trägt ein spezielles, harmloses Färbemittel auf die Zähne auf. Es handelt sich hierbei um Flüssigkeiten, welche Bakterien in Zahnbelägen dunkel oder grellfarbig einfärben.

Damit kann Ihr Zahnarzt oder Ihre Zahnärztin sichtbar machen, wo bei Ihnen Plaque liegen geblieben ist. So können Sie sehr anschaulich nachvollziehen, welche Stellen Sie beim Putzen übersehen. Danach entfernt Ihr Zahnarzt oder Ihre Zahnärztin die eingefärbten Beläge zielgerichtet mitsamt des Färbemittels. Diese Methode kann sehr hilfreich sein, um leicht vergessene Stellen zukünftig beim Zähneputzen mitzudenken – und lästigem Zahnstein in Zukunft ein Schnippchen zu schlagen.

Zahnstein selbst entfernen: die besten Hausmittel

Viele Menschen haben den Wunsch, Zahnstein selbst entfernen zu können. Doch mit Hausmitteln wie Backpulver, Kokosöl und Teebaumöl tut niemand seinem Gebiss einen Gefallen: Zahnstein ist meist an Zahnwurzel und Zahnhals verfestigt und kann zuhause nicht vollständig und gründlich entfernt werden. Zitrone und Essig sind sogar schädlich für den gesunden Zahnschmelz.

Sogenannte Zahnsteinradierer können – das sagen die Hersteller selbst – Zahnstein nicht entfernen. Vielmehr handelt es sich dabei um einen gummi-artigen Stift, der helfen kann, die gesunden Zähne zu polieren. Zahnstein entfernt er zwar nicht, ist aber zumindest nicht schädlich – was man nicht für alle Hausmittel für Zahnsteinentfernung sagen kann. Einen Vorteil gegenüber der Zahnbürste hat er nicht und Plaque bildet sich nach einigen Stunden neu.

Also was hilft? Ist der Zahnstein erst einmal entstanden, kann er nur beim Zahnarzt zuverlässig entfernt werden. Zahnärzte nutzen beispielsweise sogenannte Scaler für die professionelle Entfernung von Zahnstein. Diese sollten auch unbedingt in den Händen von Ärzten bleiben – zuhause droht mit solchem Werkzeug Verletzungsgefahr, ohne dass der Zahnstein vollständig entfernt werden kann. Die gute Nachricht: die professionelle Zahnsteinentfernung in der Zahnarztpraxis dauert nicht lange und entfernt Zahnstein zuverlässig.

Wie wird Zahnstein professionell entfernt?

Zahnärzte entfernen Zahnstein gründlich und vollständig im Rahmen der regelmäßigen Kontrolluntersuchungen. Für die Behandlung benutzen sie spezielle Geräte wie Küretten oder Ultraschallgeräte. Mit Küretten kann der Zahnstein mit einer Methode, die Scaling heißt, abgekratzt werden. Bei Ultraschallgeräten brechen Schallwellen den Zahnstein auf, der dadurch regelrecht vom Zahn abspringt. Anschließend wird die noch etwas raue Zahnoberfläche poliert.

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Eine professionelle Zahnreinigung kann eine zusätzliche Möglichkeit sein, um gesunde Zähne zu pflegen.

Doch manchen Menschen fällt der Besuch der Zahnarztpraxis nicht leicht, weswegen sie vielleicht schon seit Jahren keinen Termin mehr wahrgenommen haben. Ein Grund kann Zahnarztangst sein. Das Phänomen ist nicht ungewöhnlich: Etwa einer von zehn Erwachsenen gibt an, mit dem Zahnarztbesuch starke Ängste zu verbinden. Das Beste ist, diese Sorge schon bei der Terminvereinbarung zu nennen. Dann kann die Praxis sich darauf einstellen und sich besonders um Sie kümmern.

Was kostet eine Zahnsteinentfernung?

Gesetzliche Krankenkassen übernehmen einmal im Jahr die Kosten einer professionellen Zahnsteinentfernung. Bei pflegebedürftigen Menschen und Menschen mit Behinderungen zahlen gesetzliche Krankenkassen die Zahnsteinentfernung zweimal pro Jahr.

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Zahnstein und Lebensalter

An Milchzähnen ist Zahnstein sehr selten. Oft tritt er im Erwachsenenalter das erste Mal auf. Mit dem Alter kann sich auch die mineralische Zusammensetzung im Speichel verändern, was das Risiko für Zahnsteinbildung erhöht. Die „Dritten“ entwickeln bei unzureichender Pflege zwar keine Karies, können aber durch bleibende Beläge Zahnstein bilden. 

Mikroorganismen und Bakterien im Zahnbelag erhöhen außerdem das Risiko für Karies und Parodontitis an den Restzähnen im Mund. Selbst wenn keine Restzähne vorhanden sind, ist es wichtig, Zahnbelag zu entfernen: Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem können die Bakterien in der Plaque sonst Infektionen verursachen, beispielsweise der Atemwege.

Zahnstein kann sich auch in den Klammern und Übergängen im Prothesenkunststoff absetzen. Da Zahnersatz und seine Halterungen millimetergenau in den Mund eingepasst sind, können schon geringe Ablagerungen Probleme verursachen. Kann der Zahnersatz nicht mehr so einfach herausgenommen werden wie anfangs, ist das ein Zeichen dafür, dass zeitnah ein Termin beim Zahnarzt vereinbart werden sollte.

Die tägliche, gründliche Reinigung ist also auch bei den „Dritten“ sehr wichtig. Mit einer guten Pflege von Zahnersatz und Zahnprothesen kann man Probleme des Tragekomforts, Infektionen und Entzündungen gut vorbeugen. Wichtig ist die tägliche Reinigung mit einer Zahnbürste, um Zahnbelag mechanisch zu entfernen. Zusätzlich können Reinigungsmittel in Form von Pulver oder Tabletten die Pflege unterstützen, indem sie die Prothese desinfizieren.

Literatur und weiterführende Informationen