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Lebensmittelvergiftung: Ursachen, Symptome und Therapie

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Redaktion:

Dr. rer. nat. Clara Neuhaus (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung:

Philipp Kirn (Arzt, Content Fleet GmbH)

Sie wachen auf und spüren es sofort: Der Weg ins Badezimmer duldet keinen Aufschub. War das aufgewärmte Essen gestern doch nicht mehr gut? Eine Lebensmittelvergiftung mit Magen-Darm-Beschwerden haben viele Menschen schon einmal erlebt – doch wie genau kommt es zu den unangenehmen Symptomen? Die Erkrankung ist komplex: Unterschiedlichste Erreger und Giftstoffe können sie auslösen. Alles Wichtige zu Ursachen, Symptomen und Behandlung.

Auf einen Blick

  • Symptome: Lebensmittelvergiftungen äußern sich in den meisten Fällen durch Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Auch Fieber, Kopfschmerzen und Kreislaufbeschwerden können hinzukommen.
  • Ursachen: Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten und von Bakterien produzierte Giftstoffe können die Ursache für Lebensmittelvergiftungen sein. In Deutschland sind Bakterien der häufigste Auslöser von Lebensmittelvergiftungen.
  • Verlauf: In der Mehrzahl der Fälle klingen die Symptome einer Lebensmittelvergiftung nach wenigen Tagen von selbst ab. Nur selten treten schwerwiegende Komplikationen auf.
  • Diagnose: Bei einer schwerwiegenden Lebensmittelvergiftung kann der Erreger über Blut- oder Stuhlproben im Labor identifiziert werden.
  • Therapie: Es ist bei einer Lebensmittelvergiftung besonders wichtig, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Dazu bieten sich Rehydrationslösungen zum Trinken an. In schweren Fällen kann eine bakterielle Lebensmittelvergiftung mit Antibiotika behandelt werden.

Definition: Was ist eine Lebensmittelvergiftung?

Eine Lebensmittelvergiftung ist eine Erkrankung des Magen-Darm-Trakts, die durch den Verzehr von Nahrungsmitteln mit krankmachenden Erregern oder Giftstoffen entsteht. Der Kartoffelsalat mit selbst gemachter Mayonnaise auf der Sommerparty, in dem sich über Stunden die Salmonellen vermehren konnten. Der nicht ganz durchgegarte Hähnchenschenkel, der leckere Rohmilchkäse, der leider mit Bakterien belastet war. All dies kann eine Lebensmittelvergiftung auslösen.

Eine junge Frau hält sich vor Schmerzen den Magen. In einer Hand hält sie ein Glas Wasser.

Typische Anzeichen einer Lebensmittelvergiftung sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchkrämpfe.

Insgesamt sind mehr als 250 mögliche Ursachen von Lebensmittelvergiftungen bekannt. Fast immer kommt es zu Magen-Darm-Beschwerden, die in den meisten Fällen rasch abklingen. Schwerwiegende Verläufe sind selten.
 

Ursachen: Wie entsteht eine Lebensmittelvergiftung?

Lebensmittelvergiftungen können durch Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten und von Bakterien produzierte Giftstoffe (Toxine) entstehen. In Deutschland verursachen vor allem Bakterien wie Salmonellen, E. coli, Campylobacter, Yersinien und Listerien sowie Noro-, Rota- und Hepatitis-E-Viren die Symptome. Lebensmittelvergiftungen durch Pilze oder Parasiten (kleine Lebewesen, die in oder auf einem anderen Lebewesen leben) sind deutlich seltener.

Lebensmittelvergiftung durch Bakterien

Besonders häufig entstehen Lebensmittelvergiftungen durch bakteriell verunreinigte Lebensmittel. Im Verdauungstrakt vermehren sich die Bakterien und lösen dort die typischen Symptome aus.

Zu den häufigsten bakteriellen Auslösern einer Lebensmittelvergiftung zählen:

  • Campylobacter (unter anderem über rohes Fleisch, Rohmilch, Kontakt zu erkrankten Tieren)
  • Escherichia coli (zum Beispiel über Sprossen, rohes Blattgemüse, rohes Fleisch)
  • Listerien (insbesondere durch Rohmilchprodukte, aber auch über Wurst und kalt geräucherten Fisch)
  • Salmonellen (vor allem über rohe tierische Produkte wie Geflügel, Milch und Eier)
  • Shigellen (unter anderem durch verunreinigtes Trinkwasser)
  • Yersinien (über Milchprodukte und rohes Schweinefleisch)

Lebensmittelvergiftung durch bakterielle Toxine

Bakterielle Giftstoffe, sogenannte Toxine, stellen eine weitere Ursache von Lebensmittelvergiftungen dar. Anders als bei typischen bakteriellen Infektionen, bei denen die Krankheitserreger selbst die Beschwerden auslösen, sind hier die von Bakterien produzierten Giftstoffe die eigentlichen Verursacher der Symptome.

Bei durch Toxine bedingten Lebensmittelvergiftungen sind die Giftstoffe meist bereits in den verzehrten Nahrungsmitteln enthalten. Viele dieser Gifte sind hitzebeständig. So kann es auch nach gründlichem Erhitzen noch zu Symptomen kommen. Einige Bakterienarten bilden ihre Giftstoffe jedoch erst im menschlichen Organismus, nachdem sie über kontaminierte Lebensmittel aufgenommen wurden.

Toxine, die Magen-Darm-Beschwerden verursachen, bezeichnen Fachleute als Enterotoxine. Zu den wichtigsten Enterotoxin-bildenden Bakterien, die im Zusammenhang mit Lebensmittelvergiftungen stehen, gehören:

  • Bacillus cereus (Gerichte mit Reis oder Nudeln, die nach Zubereitung nicht zeitnah gekühlt wurden, Gewürze und Trockenpilze)
  • Clostridium perfringens (vor allem fleischhaltige Gerichte, die nach Zubereitung nicht ausreichend gekühlt wurden)
  • Staphylococcus aureus (nicht durchgängig gekühlte Milchprodukte und Speisen mit Ei)

Lebensmittelvergiftung durch Viren

Eine Verunreinigung von Lebensmitteln mit Viren kann ebenfalls eine Lebensmittelvergiftung auslösen. Zu den viralen Auslösern von Lebensmittelvergiftungen zählen:

  • Hepatitis A (unter anderem über Trinkwasser und rohes Obst und Gemüse)
  • Hepatitis E (vor allem über nicht ausreichend erhitztes Schweinefleisch)
  • Noroviren (oftmals über Muscheln, Beeren, Salate und verunreinigte Gegenstände)
  • Rotaviren (über verschiedene Lebensmittel, Trinkwasser und verunreinigte Gegenstände)

Noro- und Rotaviren sind für einen Großteil der Magen-Darm-Erkrankungen in Deutschland verantwortlich, ursächlich sind jedoch nicht immer kontaminierte Lebensmittel. Die Viren können sich über direkten Kontakt zu Erkrankten, Stuhl und Erbrochenes, aber auch über verunreinigte Oberflächen verbreiten.

Im Gegensatz dazu erfolgt eine Ansteckung mit Hepatitis-A- und E-Viren sehr häufig über kontaminierte Lebensmittel und seltener durch direkten Kontakt zu Erkrankten.

Symptome: Welche Anzeichen treten bei einer Lebensmittelvergiftung auf?

Die Symptome einer Lebensmittelvergiftung können vielfältig sein. In den meisten Fällen treten Magen-Darm-Beschwerden auf. Dazu gehören:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Bauchkrämpfe
  • Blähungen
  • Magen-Darm-Geräusche

Weitere Anzeichen, die bei einer Lebensmittelvergiftung auftreten können:

  • Fieber
  • Allgemeines Krankheitsgefühl
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Kreislaufbeschwerden

In den meisten Fällen sind die Symptome einer Lebensmittelvergiftung nur leicht ausgeprägt. Bei starken Symptomen mit anhaltendem oder blutigem Durchfall oder Erbrechen sollten Betroffene unbedingt ärztliche Hilfe suchen. Erste Anlaufstelle ist die Hausarztpraxis.

Risikofaktoren: Welche Umstände begünstigen eine Lebensmittelvergiftung?

Einige Lebensmittel bergen ein erhöhtes Risiko für eine Lebensmittelvergiftung. Dazu gehören:

  • Rohes oder nicht ausreichend erhitzte Fleisch- und Wurstwaren (zum Beispiel Mett oder Tatar)
  • Roher Fisch (etwa in Sushi oder dem peruanischen Fischgericht Ceviche)
  • Nicht pasteurisierte Milch (Rohmilch und Produkte aus Rohmilch)
  • Rohe Eier (zum Beispiel in Desserts oder rohem Kuchenteig)
  • Ungewaschener Salat, Obst und Gemüse

Oftmals treten Lebensmittelvergiftungen in den Sommermonaten auf, da sich die Erreger bei hohen Temperaturen schneller vermehren. Manchmal kommt es zu lokalen Häufungen, zum Beispiel durch verdorbenes Essen auf Kreuzfahrtschiffen oder in Kantinen. Doch auch in der eigenen Küche kann unzureichende Hygiene das Risiko einer Lebensmittelvergiftung erhöhen.

Zudem ist in manchen Urlaubsländern das Risiko einer Lebensmittelvergiftung erhöht. Gründe dafür sind die teilweise niedrigeren Hygienestandards, aber auch die oft höheren Temperaturen, die die Vermehrung von Bakterien begünstigen.
 

Häufigkeit: Wie oft tritt eine Lebensmittelvergiftung auf?

Pro Jahr werden in Deutschland etwa 100.000 Lebensmittelvergiftungen offiziell gemeldet. Das Bundesinstitut für Risikobewertung geht jedoch davon aus, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt, da viele Menschen mit einer Lebensmittelvergiftung nicht zwangsläufig eine ärztliche Praxis aufsuchen.
 

Verlauf: Wie entwickelt sich eine Lebensmittelvergiftung?

Die Zeitspanne zwischen dem Verzehr verunreinigter Lebensmittel und dem Auftreten einer Lebensmittelvergiftung hängt von der Art des jeweiligen Erregers ab. Bei einer Infektion mit Salmonellen oder Noroviren zeigen sich Symptome mitunter bereits nach wenigen Stunden. Bei anderen Erregern kann es auch mehrere Tage oder sogar Wochen dauern, bis die Erkrankung ausbricht.

Besonders schnell treten die Anzeichen einer Lebensmittelvergiftung durch bakterielle Toxine auf. Da die Giftstoffe oftmals bereits in den Nahrungsmitteln vorhanden sind – anders als bei Bakterien, die sich erst noch im Körper vermehren müssen –, können erste Symptome bereits eine halbe Stunde nach dem Verzehr sichtbar werden.

Obwohl eine Lebensmittelvergiftung oft sehr unangenehm ist, verläuft die Erkrankung in den meisten Fällen unkompliziert und heilt innerhalb weniger Tage von selbst aus. Gefährlich wird es, wenn der Flüssigkeitsverlust durch anhaltendes Erbrechen oder Durchfall nicht mehr ausgeglichen werden kann. Auch für kleine Kinder mit einem noch nicht vollständig ausgebildeten Immunsystem sowie ältere Personen, Schwangere und Menschen mit Vorerkrankungen kann eine Lebensmittelvergiftung potenziell gefährlich werden.

Vater und Sohn waschen an der Spüle in der Küche Gemüse

Gute Küchenhygiene schützt: Wer Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich wäscht, senkt das Risiko einer Lebensmittelvergiftung deutlich.

Diagnose: Wie wird eine Lebensmittelvergiftung festgestellt?

Ein Besuch in der ärztlichen Praxis ist bei einer Lebensmittelvergiftung nicht immer notwendig. Bei Kindern, Schwangeren oder geschwächten Personen sollten die Symptome jedoch medizinisch abgeklärt werden.

Die Hausärztin oder der Hausarzt versucht, die Ursachen der Symptome zu ermitteln. In einigen Fällen haben die Betroffenen selbst bereits ein bestimmtes Gericht in Verdacht.

Vor allem bei sehr schweren Verläufen ist eine genaue Bestimmung des Erregers oder Giftstoffs notwendig, um eine entsprechende Therapie einzuleiten. Dafür sendet die ärztliche Praxis Stuhl- und Blutproben zu einer Laboruntersuchung ein.

Auch das im Verdacht stehende Nahrungsmittel selbst kann im Labor untersucht werden. Dies ist besonders relevant, wenn ein meldepflichtiger Erreger die Symptome verursacht haben könnte. In Deutschland sind Labore unter anderem verpflichtet, Kontaminationen von Lebensmitteln mit Campylobacter, Salmonellen, Noroviren sowie Hepatitis A- und E-Viren zu melden.

Therapie: Was hilft bei einer Lebensmittelvergiftung?

Viele Betroffene fragen sich, was sie bei einer Lebensmittelvergiftung tun können. Selbstverständlich sollte das im Verdacht stehende Nahrungsmittel in keinem Fall weiter verzehrt werden. Zudem ist es besonders wichtig, dem Flüssigkeits- und Salzverlust entgegenzuwirken. Hierfür eignen sich Rehydratationslösungen, die den Wasser- und Elektrolytverlust ausgleichen. Elektrolyte sind für den Organismus wichtige Mineralstoffe. Je nach Schwere der Symptome können diese Lösungen oral (zum Trinken) oder intravenös (über eine Infusion) verabreicht werden.

Die Lösungen zum Trinken sind in der Apotheke erhältlich, können aber auch relativ einfach zu Hause hergestellt werden.

Ist der Erreger bekannt, können bakteriellen Infektionen in einigen Fällen mit Antibiotika behandelt werden. Bei den meisten viralen Infektionen hingegen lassen sich nur Symptome wie der Flüssigkeitsverlust behandeln, da es gegen Viren wie Rota- oder Noroviren keine spezifische Therapie gibt. Auch bei einer Lebensmittelvergiftung durch bakterielle Toxine ist eine Antibiotikagabe nicht immer sinnvoll, da das Toxin und nicht die Bakterien selbst die Symptome verursachen.

Vorsorge: Wie kann eine Lebensmittelvergiftung vermieden werden?

Natürlich lässt sich eine Lebensmittelvergiftung nicht immer vermeiden. Mit einfachen Hygienemaßnahmen lässt sich das Risiko jedoch leicht reduzieren:

  • Hände waschen: Die Hände sollten grundsätzlich regelmäßig mit Seife und Wasser gereinigt werden. Dies gilt besonders nach dem Toilettengang und nach dem Kontakt mit Tieren.
  • Kühlkette einhalten: Besonders bei leicht verderblichen Lebensmitteln wie tierischen Produkten sollte auf eine möglichst lückenlose Kühlkette geachtet werden, zum Beispiel durch die Verwendung von Kühltaschen beim Einkaufen.
  • Richtig lagern: Nahrungsmittel sollten im Kühlschrank abgedeckt und getrennt voneinander gelagert werden. Insbesondere der Kontakt von rohem Fleisch und Fisch zu anderen Lebensmitteln sollte vermieden werden.
  • Lebensmittel waschen: Obst und Gemüse sollten vor dem Verzehr gründlich gewaschen werden.
  • Gebrauchsgegenstände trennen: Wenn möglich, sollten für rohes Fleisch und Fisch nicht die gleichen Schneidebretter und Messer verwendet werden wie für andere Nahrungsmittel. Alle Materialien, die mit rohem Fleisch oder Fisch in Kontakt waren, müssen gründlich mit heißem Wasser gereinigt werden.
  • Zubehör reinigen: Alle Küchenutensilien, Oberflächen sowie der Kühlschrank sollten regelmäßig gereinigt werden. Auch Spüllappen, Schwämme und Bürsten müssen regelmäßig gesäubert oder in der Waschmaschine gewaschen werden.
  • Ausreichend erhitzen: Eine hohe Temperatur sorgt dafür, dass Keime in Fleisch und Fisch abgetötet werden. Dafür sollte die Kerntemperatur von Fleisch und Fisch beim Erhitzen für mindestens zwei Minuten über 70 Grad Celsius liegen. Diese Regel gilt auch für Gerichte, die erneut aufgewärmt werden.
  • Richtig auftauen: Eingefrorene Speisen sollten abgedeckt im Kühlschrank aufgetaut werden. Das Tauwasser von Fleisch und Fisch muss umgehend entsorgt werden und sollte nicht mit anderen Nahrungsmitteln in Kontakt kommen.
  • Schnell kühlen: Zubereitete Speisen sollten zügig gekühlt werden. Das gilt vor allem für Gerichte, die rohe Eier enthalten wie zum Beispiel Mousse au Chocolat sowie Gerichte mit Reis oder Nudeln.
  • Vor Gebrauch prüfen: Bevor das Nahrungsmittel verkocht oder verzehrt wird, empfiehlt sich ein kritischer Blick. Ist Verpackung unbeschädigt und das Produkt frei von Schimmel? Riecht und schmeckt es normal?
  • Haustiere fernhalten: Bakterien wie Campylobacter können von Haustieren übertragen werden. Daher sollten Haustiere keinen direkten Kontakt zu Lebensmitteln haben und während der Essenszubereitung nicht gestreichelt werden.

Impfungen bieten Schutz

Nicht allen Lebensmittelvergiftungen kann durch eine Impfung vorgebeugt werden. Gegen einige Erreger existieren jedoch wirksame Impfstoffe – etwa gegen Hepatitis A und Rotaviren.

Für bestimmte Reiseziele empfiehlt das Robert Koch-Institut (RKI) außerdem eine Impfung gegen Typhus und Cholera, um Ansteckungen über verunreinigte Lebensmittel zu verhindern. 

Literatur

Weiterführende Informationen

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