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Typhus – Reisende schützen sich mit einer Impfung vor den Erregern

Lesedauer unter 7 Minuten

Redaktion

  • Birgit Frohn, Diplom-Biologin

Qualitätssicherung

  • Heidi Günther (Apothekerin bei der Barmer)

Typhus ist eine Infektionskrankheit, Auslöser oder Erreger sind Bakterien mit dem Namen Salmonella enterica. 

Ein Mädchen liegt krank auf einer Couch und der Vater fühlt ihre Stirn

Ein Vater überprüft die Krankheits-Temperatur seiner Tochter mit der Hand

Was ist Typhus?

Von der Bakterie Salmonella enterica gibt es zwei Arten: Handelt es sich um das Bakterium Salmonella Typhi , nennt der Arzt die Krankheit  „Typhus abdominalis“. Sind im Körper des Patienten die Bakterien "Salmonella Paratyphi", spricht der Arzt von Paratyphus.

Umgangssprachlich werden beide Erkrankungen einfach als „Typhus“ bezeichnet. Wohl auch deshalb, weil beide ähnliche Verläufe haben. Beide Typhus-Erkrankungen kommen weltweit vor. Typhus abdominalis ist jedoch viermal häufiger als Paratyphus. Insgesamt erkranken jährlich fast 28 Millionen Menschen rund um den Globus an dieser Erkrankung, die vor allem, aber nicht nur den Magen-Darm-Trakt befällt und mit starkem Fieber die Patienten schwächt. Davon sterben ca. 1.000 Menschen pro Jahr an Typhus abdominalis.

Aufgrund der guten hygienischen Verhältnisse spielt diese Erkrankung in Deutschland kaum noch eine Rolle. Im Jahr 2019 gab es hier 36 Patienten mit Paratyphus-Erkrankungen und 86 Patienten mit Typhus abdominalis. Erkrankte haben die Bakterien meist von Reisen in Länder mit schlechten hygienischen Bedingungen mitgebracht. 

Wie wird Typhus übertragen?

Am häufigsten erfolgt die Infektion mit den Bakterien durch verunreinigte Nahrungsmittel oder Trinken von Wasser, das mit menschlichen Fäkalien verunreinigt ist. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist zwar möglich, kommt jedoch selten vor. Möglich ist auch eine Schmierinfektion. Denn damit die Infektion letztlich ausgelöst wird, muss die Bakterienlast relativ hoch sein. Der Begriff Bakterienlast bezeichnet die Menge an Bakterien, die übertragen wurden.

Wer Typhus-Erreger hat, scheidet die Bakterien etwa sieben Tage nach Ansteckung mit dem Stuhl, meist als Durchfall, aus. Und ist auf diese Weise für andere Menschen ansteckend. Penible Hygiene verhindert diesen Vorgang. Eine Ausscheidung der Bakterien und damit die Ansteckung anderer können allerdings noch Wochen nach dem Abklingen der Symptome möglich sein. In zwei bis fünf Prozent der Fälle bleibt die Ansteckungsgefahr sogar lebenslang bestehen.

Wie äußert sich Typhus?

Typhus abdominalis: 

  • es beginnt mit Kopfschmerzen und Gliederschmerzen
  • es folgen Magen-Darm-Beschwerden (zunächst Verstopfung, dann Erbrechen und starker Durchfall)
  • Schmerzen im Bauchraum
  • hohes Fieber, Temperaturen um 40 Grad Celsius, die durchaus drei Wochen hinweg anhalten; Mediziner bezeichnen es auch als Typhoides Fieber;
  • stecknadelkopfgroße, hellrote Hautausschläge in der Bauchgegend; diese nicht juckenden Hautausschläge treten zwar recht selten auf, sind aber charakteristisch für die Erkrankung

Ersten Krankheitszeichen in der Regel acht bis 14 Tage nach der Ansteckung. Die Krankheitsdauer im Durchschnitt: drei bis vier Wochen.

Paratyphus: 

  • es beginnt mit Kopfschmerzen und Gliederschmerzen
  • es folgen Magen-Darm-Beschwerden (zunächst Verstopfung, dann Erbrechen und starker Durchfall)
  • Schmerzen im Bauchraum
  • Fieber, aber weniger stark als bei der anderen Typhus-Art
  • stecknadelkopfgroße, hellrote Hautausschläge in der Bauchgegend; diese nicht juckenden Hautausschläge treten zwar recht selten auf, sind aber charakteristisch für die Erkrankung

Erste Krankheitszeichen sind bei Paratyphus schon drei Tage nach der Ansteckung möglich, aber auch erst sehr viel später, nach etwa bis zu acht Wochen. Krankheitsdauer vier bis zehn Tage.

Wie wird Typhus diagnostiziert?

Bereits beim bloßen Verdacht auf diese Infektionskrankheit verordnet der Arzt dem Typhus-Patienten umgehend Antibiotika. Anschließend wird ein Nachweis der Typhus-Bakterien, durchgeführt. Diese kann er im Blut, Knochenmark, Harn, Stuhl und Verdauungssaft des Zwölffingerdarms nachweisen. In der Regel erfolgt der Nachweis durch eine Blutuntersuchung. Diese ergibt unter anderem eine Verminderung der weißen Blutkörperchen.

Typhus ist eine meldepflichtige Infektionskrankheit. Bereits bei einem Verdacht muss der Arzt an das zuständige Gesundheitsamt den Fall und den Namen des Patienten melden. Die Gesundheitsämter legen für Erkrankte und Kontaktpersonen besondere Maßnahmen fest. Beispielsweise dürfen Gemeinschaftseinrichtungen und Arbeitsplätze in Lebensmittelbetrieben erst wieder aufgesucht werden, wenn mehrere Stuhlproben hintereinander keine entsprechenden Bakterien mehr enthalten.

Kann Typhus behandelt werden? Kann Typhus tödlich sein?

Im schlimmsten Fall kann die Infektionskrankheit tödlich enden. Besonders Kinder unter einem Jahr sind von schweren Verläufen betroffen. Eine frühzeitige Therapie mit Antibiotikum senkt die Sterblichkeitsrate unter ein Prozent und vermindert die Rate an Komplikationen. Erwachsenen Patienten wird zur einer solchen Therapie häufig Ciprofloxacin verordnet. Ebenso kommen für Kinder und Erwachsene solche Arzneimittel zum Einsatz, die ein breites Spektrum der Erreger abdecken, die sogenannten Breitband-Antibiotika. Bei dieser Krankheit sind das vorwiegend Wirkstoffe der Gruppe Cephalosporine wie etwa das Ceftriaxon. Weiterhin werden auch Cotrimoxazol und Amoxicillin eingesetzt.

Sind nach erfolgter Behandlung über mehr als sechs Monate hinweg immer noch Erreger im Stuhl nachweisbar, handelt es sich bei dem Betreffenden um einen sogenannten Dauerausscheider. Diese sind zwar nicht mehr selbst krank, können allerdings andere Menschen mit Typhus anstecken. Auch diese Patienten werden mit Antibiotika therapiert, meist bis zu vier Wochen lang.

Welche Folgekrankheiten können auftreten?

Möglich sind schwere Komplikationen, die den gesamten Körper betreffen können. Dazu gehören etwa Darmblutungen und -durchbrüche, Bauchfellentzündungen sowie eine Entzündung der Gallenblase mit einer Zerstörung des Gallengewebes. Verklumpungen der Blutplättchen können zu schweren Durchblutungsstörungen führen, die sogar einen Schlaganfall und Herzinfarkt auslösen. Da sich die Bakterien im Körper ausbreiten, können sich auch die Knochen und das Knochenmark sowie Herz und Hirnhäute entzünden.

Auch wer einmal Typhus überstanden hat, besitzt keine lebenslange Immunität. Nach einer solchen Krankheit besteht für ein Jahr ein Immunschutz. Wer jedoch mit einer hohen Anzahl an Typhus-Bakterien in Kontakt kommt, läuft Gefahr, auch innerhalb des Folgejahres erneut zu erkranken. Da Typhus in Deutschland aufgrund der guten hygienischen Standards so gut wie gar nicht mehr vorkommt, sind die meisten Erkrankungen daran aus dem Ausland eingeführt worden. Wer nach einem Urlaub mehrere Tage lang an Fieber und Magen-Darm-Beschwerden leidet, sollte deshalb auch an eine mögliche Infektion mit Typhus-Bakterien denken. Der behandelnde Arzt sollte auf jeden Fall über die zurückliegende Reise informiert werden.

Gibt es einen Schutz gegen Typhus?

Da die Impfung nur 60 Prozent der Geimpften wirksam schützt, sind weitere Schutzmaßnahmen erforderlich. Das gilt besonders für die Lebensmittelhygiene im Urlaub. Denn die Erreger gelangen vor allem über Lebensmittel und verunreinigtes Trinkwasser in den Körper. Leitungswasser sollten Sie daher stets abkochen. Lebensmittel wie etwa Eis und Eiswürfel sollten Sie vermeiden. Auch rohe oder nicht ausreichend erhitzte Speisen wie Salate, Meeresfrüchte, roher Fisch, ungeschältes Obst oder Säfte besser nicht verzehren.

Gibt es einen Impfstoff gegen Typhus?

Ja, eine Immunisierung damit kann wirksamen Schutz gegen die Typhus-Infektion bieten. Diese gibt es allerdings nur gegen das Salmonella Typhi, also nicht gegen die schwächere Form Paratyphus. Es helfen zwei Arten der Typhus-Impfung. Die eine wird gespritzt und die andere geschluckt, in Form von magensaftresistenten Kapseln. Bei der gespritzten Typhus-Impfung kommt ein Totimpfstoff und bei der Schluckimpfung ein Lebendimpfstoff zum Einsatz.

Gespritzte Impfung

Der Impfstoff, der gespritzt wird, darf ab dem vollendeten zweiten Lebensjahr eingesetzt werden. Totimpfstoffe enthalten abgetötete Erreger der Krankheit oder Bruchstücke von diesen (daher auch der Name) und regen damit das Immunsystem an, Antikörper zu bilden. Der Typhus-Impfstoff zum Spritzen wird einmal verabreicht. Der Impfschutz bildet sich dann zwei Wochen danach aus und hält ungefähr ein bis drei Jahre an. Ist also drei Jahre nach der Impfung eine weitere Reise des Geimpften in ein Land mit einem erhöhten Risiko für diese Krankheit nötig, braucht der Reisende bei beiden Impfstoffen – Tot- und Lebendimpfstoff – eine Auffrischimpfung. Das gilt auch für Personen mit ständigem Aufenthalt in Ländern, die häufig solche Infektionen haben, also in endemischen Gebieten. Weitere Informationen zur Krankheit bietet auch das Robert Koch-Institut.

Typhus-Schluckimpfung

Sie ist für Kinder ab dem vollendeten fünften Lebensjahr zugelassen. Hierbei werden drei Kapseln im Abstand von zwei Tagen geschluckt. Die Kapseln müssen nüchtern, also mindestens eine Stunde vor einer Mahlzeit, eingenommen werden. Der Impfschutz setzt zehn Tage nach Einnahme der dritten Kapsel ein. Bei der Schluckimpfung mit dem sogenannten oralen Lebendimpfstoff ist eine Auffrischung eventuell schon nach einem Jahr empfehlenswert. Es müssen dann wieder drei Kapseln eingenommen werden.

Für Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission keine routinemäßige Impfung. Aber für Reisen in Typhus-Risikogebiete, meist Länder mit einem niedrigen Hygienestandard, eine Reiseschutzimpfung gegen Typhus. Wer mit Personen, die Typhus haben, in Kontakt kommt, sollte einen Arzt aufsuchen und dessen Rat einzuholen. Eine schnelle vorsorgliche Einnahme von Antibiotika hilft, dieser schweren Krankheit vorzubeugen.  

Stark geschützt mit der Barmer

Die Barmer übernimmt die Kosten für die Reiseschutzimpfung gegen Typhus. Die Impfungen sind im Allgemeinen gut verträgliche, mögliche Nebenwirkungen gibt es nur selten. Der Barmer Teledoktor bietet allen Versicherten eine kostenfreie individuelle Beratung zu notwendigen Impfungen für das jeweilige Reiseziel an. Sie erreichen den Barmer Teledoktor über die Teledoktor-App oder die Hotline 0800 3333 500.

Mit dem Impfplaner im digitalen Gesundheitsmanager können Sie alle Impftermine – auch für Ihre Urlaubsreise – im Blick behalten. 

Literatur

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