Kleines Kind mit Kuscheldecke im Bett.
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Rotaviren-Infektion: Wie sich Kinder und Säuglinge schützen können

Lesedauer unter 6 Minuten

Redaktion

  • Birgit Frohn, Diplom-Biologin

Qualitätssicherung

  • Heidi Günther (Apothekerin bei der Barmer)

Rotaviren sind eine der häufigsten Ursachen für Magen-Darm-Erkrankungen bei Kindern. Die Viren sind hoch ansteckend, sodass nahezu alle Kinder bis zum Alter von fünf Jahren bereits einmal eine Infektion durchlebt haben. Eine Rotaviren-Impfung bietet hierfür einen zuverlässigen Schutz.

Warum sind vor allem Säuglinge und Kleinkinder durch eine Rotaviren-Infektion gefährdet? Die Erkrankung tritt vermehrt in den ersten fünf Lebensjahren auf. Säuglinge und Kleinkinder im Alter von sechs Monaten bis zu zwei Jahren sind aufgrund ihrer noch fehlenden Immunität besonders gefährdet.

Wenn sich größere Kinder oder Erwachsene mit Rotaviren infizieren, nimmt die Erkrankung in der Regel keinen so schweren Verlauf. Denn bei älteren Menschen wurde das Immunsystem bereits mehrfach mit den Erregern konfrontiert und ist entsprechend trainiert. Der erworbene Immunschutz hält allerdings nicht lebenslang an. Aus diesem Grund kann man sich auch mehrmals im Leben mit Rotaviren anstecken.

Wann treten Rotaviren-Infektionen am häufigsten auf?

Während der späten Wintermonate, also ab Februar bis April, häufen sich die Krankheitsfälle. Dies liegt vordergründig daran, dass sich die Rotaviren im warmen, trockenen Klima der geheizten Wohnungen leichter verbreiten können.

Extrem widerstandsfähige und aggressive Erreger
Das Rotavirus ist sehr widerstandsfähig und kann selbst unter widrigsten Umständen lange überleben. Im eingetrockneten Stuhl bleiben die Viren über mehrere Tage ansteckend, im Wasser überleben sie sogar mehrere Wochen. Wegen dieser langen Überlebensdauer der Viren ist die Gefahr der Ansteckung auf gemeinschaftlichen Toiletten, etwa in Kindergärten oder Schulen, besonders hoch.
Erschwerend hinzu kommt, dass bereits wenige Viren bei einem Kind zum Ausbruch der Infektion führen. Um ein Kind zu infizieren, reichen beispielsweise schon zehn Viruspartikel aus. In einem Gramm Stuhl – also nicht einmal ein Fingerhut voll – scheidet ein erkranktes Kind bereits Milliarden dieser Partikel aus.

Wie erfolgt die Ansteckung?

Rotaviren werden überwiegend von Mensch zu Mensch fäkal-oral als Schmierinfektion übertragen, denn die Betroffenen scheiden die Erreger in großen Mengen mit dem Stuhl aus. Über kleinste Spuren von Stuhlresten an den Händen können die Viren weitergegeben werden. Bei der nächsten Berührung der Hand mit dem Mund gelangen die Viren von dort aus weiter in den Verdauungstrakt.

Übrigens kann auch virenhaltiger Schleim der Atemwege über die Luft zur Übertragung führen.

Verunreinigte Gegenstände

Die Ansteckungskette kann von Mensch zu Mensch verlaufen. Gemeinsam genutzte Handtücher, Toiletten, Armaturen, Griffe oder Handläufe können auch verunreinigt sein und eine Ansteckung darüber möglich. Über die Hände gelangen die Viren dann wieder in den Mund und von dort aus weiter in den Verdauungstrakt.

In seltenen Fällen kann man sich auch über verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel, auf denen die Erreger haften, anstecken.

Welche Symptome treten bei Rotavirus-Infektionen auf?

Die Inkubationszeit, also die Zeitspanne von der Ansteckung mit dem Rotavirus bis zum Krankheitsausbruch, liegt bei ein bis drei Tagen.

Plötzliche Beschwerden sind typisch

Charakteristisch eine Infektion mit dem Rotavirus ist, dass sich die Beschwerden ganz plötzlich einstellen. Gewissermaßen von jetzt auf gleich kommt es zu einer Magen-Darm-Infektion (Gastroenteritis) mit wässrigen, auch schweren Durchfällen, heftigem, oft schwallartigem Erbrechen und mitunter starken Bauschmerzen. Oft haben die Patienten auch leichtes Fieber, Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen. Im Stuhl finden sich manchmal Schleimspuren. Die Symptome können denen einer Norovirus-Infektion ähneln.

Nach zwei bis sechs Tagen klingen die Beschwerden dann meist von selbst wieder ab. In der Regel sind die Betroffenen etwa acht Tage lang ansteckend, d. h. solange das Virus mit dem Stuhl ausgeschieden wird.

Welche Folgeerkrankungen sind möglich?

Die durch Rotaviren verursachte infektiöse Gastroenteritis verläuft bei Säuglingen und Kleinkindern meist schwerer als Infektionen durch andere Erreger, die den Magen-Darm-Trakt befallen. Die Erkrankten verlieren bei diesen schweren Verläufen durch Erbrechen und Durchfall schnell Körperflüssigkeit. Die Folge können dann Schwindel und Kreislaufprobleme sowie – noch gefährlicher – Austrocknung (Dehydration) sein. Wird der hohe Flüssigkeitsverlust nicht rechtzeitig und adäquat ausgeglichen, kann der Zustand mitunter lebensbedrohlich werden und sogar zum Tod führen.

Alarmzeichen bei einer Austrocknung
Trockener, spröder Mund, eingesunkene Augen und nicht sichtbare Halsvenen, kühle, unelastische Haut und auftretende Teilnahmslosigkeit sind die typischen Anzeichen einer Austrocknung. Aufgrund des Flüssigkeitsverlustes kann das Kind auch wenig Urin abgeben, der dann meist dunkel gefärbt ist.
Alle diese Anzeichen stellen Alarmsignale dar, die eine unverzügliche ärztliche Versorgung nötig machen.

Wie wird die Diagnose bei Rotavirus-Infektionen gestellt?

Die Infektion mit dem Rotavirus unterscheidet sich zunächst nicht von Durchfallerkrankungen anderer Ursache. Nur bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Symptome vergleichsweise heftiger.

Die Erreger können erst frühestens ab dem dritten Tag nach der Infektion mit dem Auftreten von klinischen Symptome nachgewiesen werden – allerdings nur im Stuhl der Patienten. Hier wird im Labor ein Antigen-Nachweis aus dem Stuhl mit einem sogenannten Enzym-Immun-Test durchgeführt. Blutuntersuchungen auf das Rotavirus stehen (noch) nicht zur Verfügung.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Ursachen der Infektion können nicht behandelt werden, daher besteht die Behandlung in der Linderung der Beschwerden. Antibiotika wirken nicht gegen Krankheiten, die von Viren verursacht wurden. Den Durchfall mit stopfenden Medikamenten entgegenzuwirken ist zudem nicht empfehlenswert. Mitunter verlängern diese den Krankheitsverlauf.

Verlust von Flüssigkeit und Elektrolyten ausgleichen

Wie bei allen Durchfallerkrankungen muss vor allem dem Flüssigkeitsverlust und dem Verlust an Mineralsalzen entgegengewirkt werden. Dies geschieht durch eine hohe Flüssigkeitsaufnahme. Am besten geeignet sind mit Wasser verdünnter Kamillen- oder Fencheltee sowie Elektrolytlösungen, die es in Apotheken gebrauchsfertig zu kaufen gibt. Das erkrankte Kind sollte anfangs in Intervallen von wenigen Minuten ein bis zwei Teelöffel von der Elektrolytlösung eingeflößt bekommen. Auf diese Weise nimmt der kleine Patient binnen einer Stunde mehr als eine Tasse voll Flüssigkeit zu sich. Ist dies nicht ausreichend und stellen sich die Anzeichen einer Austrocknung ein, muss das Kind sofort ärztliche Hilfe erhalten. In der Regel ist dann eine Krankenhauseinweisung erforderlich.

Es gilt das Infektionsschutzgesetz
Bei Infektionen durch Rotaviren müssen die Regelungen des Infektionsschutzgesetzes beachtet werden. Ihnen zufolge dürfen Kinder unter sechs Jahren, die an ansteckendem Erbrechen oder Durchfall leiden oder bei denen der Verdacht auf das Rotavirus besteht, vorübergehend keine Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten besuchen. Eltern müssen diese Gemeinschaftseinrichtungen über die Erkrankung ihres Kindes informieren. Der Besuch der Einrichtungen ist frühestens zwei Tage nach Abklingen der Symptome wieder möglich.
Auch für erwachsene Patienten gibt es Auflagen. So dürfen Betroffene, die beruflich mit Lebensmitteln in Kontakt sind, ihre Tätigkeit frühestens zwei Tage nach dem Abklingen der Krankheitszeichen wieder aufnehmen. Ob und wann die Tätigkeit wieder aufgenommen werden kann, entscheidet der behandelnde Arzt oder das zuständige Gesundheitsamt.

Wie kann ich mich gegen eine Infektionen mit dem Rotavirus schützen?

Während die Ständige Impfkommission (STIKO) vom Robert-Koch-Institut Säuglingen eine Rotaviren-Impfung empfiehlt, stehen bei älteren Kindern und Erwachsenen strikte Hygienemaßnahmen im Vordergrund. Zur Vorsorge ist eine sorgfältige Hygiene unerlässlich, denn die Viren bleiben nicht nur gut an Oberflächen haften, sondern sind auch für mehrere Tage hochinfektiös.

Konsequente Hände- und Sanitärhygiene

Das Robert Koch-Institut empfiehlt eine konsequente Händehygiene. Nach jedem Toilettengang, vor der Zubereitung von Speisen, vor dem Essen sowie auch nach dem Windelwechsel von erkrankten Kindern ist sorgfältiges Waschen der Hände mit Wasser und Seife besonders wichtig.

In Kindergärten und Schulen empfiehlt sich der Einsatz von Einmalhandtüchern und Seifenspendern. Eltern, Geschwister und Angehörige sollten auf keinen Fall das bereits benutze Geschirr eines Infizierten verwenden. Handtücher und Waschlappen sollten immer separat für Gesunde und Infizierte zur Verfügung stehen.

Häufige Kontaktflächen wie Türgriffe, Wickeltisch und Spielzeug sowie Toiletten und Waschbecken sollten stets gründlich desinfiziert werden.

Literatur