Junge Frau im Bad hält Zahnseide in der Hand
Zahngesundheit

Zahnfleischbluten: Woher es kommt und was hilft

Lesedauer unter 6 Minuten

Redaktion

  • Natalie Tutzer (Medical Writer, TAKEPART Media + Science GmbH)

Qualitätssicherung

  • Gerhard W. Koch (Zahnarzt)

Zahnfleischbluten hat jeder mal: Meistens bemerkt man es, weil die Zahnseide oder die ausgespuckte Zahnpasta im Waschbecken rötlich gefärbt ist. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Ursachen es haben kann, wenn das Zahnfleisch blutet, wie Sie es stoppen und was Sie tun können, damit das Bluten nicht erneut auftritt.

Zahnfleischbluten: die häufigsten Ursachen

Was bedeutet es, wenn das Zahnfleisch blutet? Mögliche Ursachen von Zahnfleischbluten können sein:

  • Bakterien und schlechte Mundhygiene
  • Verletzungen der Mundschleimhaut
  • entzündetes Zahnfleisch (Gingivitis)
  • Erkrankungen
  • Nebenwirkungen von Medikamenten (z. B. blutverdünnende Medikamente)
  • Nährstoffmangel (z. B. Vitamin-C-Mangel)
  • Hormonschwankungen (etwa während der Schwangerschaft)

Bakterien im Ungleichgewicht

Bakterien im Mund sind normal und gesund: Hunderte von verschiedenen Bakterienarten bilden gemeinsam mit anderen Mikroorganismen die sogenannte Mundflora. Die Zusammensetzung dieser Mundflora ist von Mensch zu Mensch verschieden.

Wer sich regelmäßig die Zähne putzt, hält die Bakterien in einem gesunden Gleichgewicht. Eine unzureichende Mundhygiene kann allerdings dazu führen, dass sich schädliche Bakterien übermäßig vermehren. Auch Mundgeruch tritt dann auf. Das passiert besonders leicht an kleinen, schwer erreichbaren Stellen, die man beim Zähneputzen schnell vergisst: etwa den hinteren Backenzähnen oder den Zahnzwischenräumen.

Die Giftstoffe, die diese Bakterien als Abfallprodukte herstellen, können zu Zahnfleischbluten führen. Das wiederum kann im schlimmsten Fall Symptom für eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) sein.

Die Bakterien setzen sich gemeinsam mit Speiseresten als Zahnbelag (Plaque) auf den Zähnen ab. Mit der Zeit kann dieser Belag aufgrund von Mineralien im Speichel zu Zahnstein verhärten. Zahnstein hat eine raue Oberfläche mit winzigen Zwischenräumen.

Hier können sich Bakterien vor Zahnbürste und Zahnseide versteckt vermehren und sich bis zur Zahnwurzel ausbreiten. Wenn sich auf diese Weise das Gewebe und der Kieferknochen – also der gesamte Zahnhalteapparat – entzündet, nennt man das eine Parodontitis. Eine unbehandelte und fortschreitende Parodontitis kann dazu führen, dass sich die Zähne mit der Zeit lockern. 

Im schlimmsten Fall droht Zahnverlust. Damit diese Entzündung des Zahnhalteapparates gar nicht erst auftritt, sollte Zahnfleischbluten als mögliches Symptom einer Zahnfleischentzündung unbedingt so früh wie möglich ernst genommen werden. 

Verletzungen der Mundschleimhaut

Kleine Verletzungen oder Reizungen können dazu führen, dass das Zahnfleisch blutet. Das passiert beispielsweise, wenn man Zahnseide falsch benutzt oder sich die Zähne mit zu harten Borsten beziehungsweise zu viel Druck putzt.

Doch nicht nur das tägliche Zähneputzen kann zu Verletzungen führen: Auch zu heiße Speisen und Getränke reizen die Schleimhaut und können zu Verbrennungen im Mund führen. Zahnprothesen, die nicht (mehr) richtig sitzen, können das Zahnfleisch ebenfalls verletzen.

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Medikamente als weitere Ursache

Verschiedene Medikamente können unerwünschte Nebenwirkungen mit sich bringen, die die Ursache von Zahnfleischbluten sein können. Nach Organtransplantationen oder aufgrund einer Autoimmunerkrankung nehmen Menschen häufig dauerhaft Medikamente, die ihre Immunabwehr schwächen. Dadurch können sie anfälliger für blutendes Zahnfleisch sein.

Auch Arzneimittel, die eine Thrombose oder einen weiteren Herzinfarkt vorbeugen sollen, indem sie das Blut verdünnen, können dazu führen, dass das Zahnfleisch leichter und stärker blutet. Medikamente gegen Bluthochdruck können die Mundschleimhaut anschwellen lassen, so dass sie ebenfalls anfälliger für Zahnfleischbluten ist. In gereiztem oder verletzten Zustand ist das Zahnfleisch dann wiederum auch anfälliger für eine Gingivitis, sprich eine Zahnfleischentzündung.

Erkrankungen

Bei bestimmten Erkrankungen kann das Zahnfleisch öfter und regelmäßig bluten. Dazu gehören Störungen der Blutgerinnung, Diabetes mellitus Typ 1, Diabetes mellitus Typ 2 oder eine HIV-Infektion. Auch Herpesviren oder Pilze können Zahnfleischbluten verursachen, allerdings seltener.

Hormonschwankungen und Schwangerschaft

Viele Frauen haben während der Schwangerschaft öfters Zahnfleischbluten. Hormonelle Veränderungen sorgen dafür, dass die Organe und das Gewebe stärker durchblutet werden. Der Körper soll durch diese hormonellen Einflüsse weicher werden, um ihn auf die Geburt vorzubereiten. 

Als Begleiterscheinung kann auch das Gewebe im Mund anschwellen und so leichter bluten. Zusätzlich siedeln sich Bakterien schneller im Mundraum an und können so zu Entzündungen am Zahnfleisch (Schwangerschaftsgingivitis) führen.

Auch in anderen Lebensphasen können Hormonschwankungen ähnliche Beschwerden verursachen. Das ist beispielsweise bei Jugendlichen in der Pubertät oder bei Frauen während der Menopause der Fall.

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Ernährung

Fehlen dem Körper bestimmte Nährstoffe, etwa Vitamine oder Eiweiße, kann Zahnfleischbluten die Folge sein. Dazu gehört zum Beispiel ein Mangel an Vitamin C.

Was kann man gegen Zahnfleischbluten tun?

Akut lässt sich blutendes Zahnfleisch meistens am besten stoppen, indem Sie einen Wattetupfer oder einen Eiswürfel auf die Stelle pressen.

Die beste Behandlung von Zahnfleischbluten ist langfristig Vorbeugen:

  • sanfte und gute Mundhygiene
  • Zähneputzen mit richtiger Putztechnik
  • ausgeglichene, gesunde Ernährung
  • rauchfrei leben

Mit der richtigen Zahnpflege und Mundhygiene können Sie am meisten zu gesunden Zähnen und gesundem Zahnfleisch beitragen: dafür ist mindestens zwei Mal täglich gründliches Zähneputzen notwendig. Achten Sie dabei auf den Zahnfleischrand und entfernen mit Zahnseide bakterielle Ablagerungen und Zahnbelag aus den Zahnzwischenräumen. Besser putzen heißt dabei nicht „fester“ putzen, denn auch „Schrubben“ kann das Zahnfleisch reizen und verletzen.

Auch harte Zahnbürsten können bei zu fester Anwendung das Zahnfleisch reizen und verletzen. Bei empfindlichem Zahnfleisch ist es ratsam, auf eine weiche Zahnbürste zurückzugreifen. Auch eine elektrische Zahnbürste will richtig angewendet werden, damit das Zahnfleisch nicht gereizt oder verletzt wird.

Bestimmte medizinische Mundspülungen, etwa mit Chlorhexidin, können helfen, die Menge an Bakterien im Mund auf ein gesundes Maß zu reduzieren.

Eine ausgeglichene und gesunde Ernährung trägt zur gesamten körperlichen und seelischen Gesundheit bei und verhindert Mangelerscheinungen. Gibt es keine sonstigen Einschränkungen in der Ernährung bedeutet das für viele Menschen, dass sie vor allem reichlich Obst und Gemüse sowie Eiweiße (Proteine), etwa aus Hülsenfrüchten, essen sollten.

Rauchen verengt die Gefäße und kann ebenfalls ein Bluten fördern. Ein rauchfreies Leben verringert die Gefahr für Zahnfleischbluten – und hat viele andere Vorteile.

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Wann mit Zahnfleischbluten zum Arzt?

In der Regel ist gelegentliches Zahnfleischbluten, das rasch wieder abklingt, kein Grund zur Sorge. Es muss nicht direkt eine Zahnfleischentzündung die Ursache sein. Es kann jedoch ein Zeichen sein, dass etwas nicht stimmt. Starkes Zahnfleischbluten sollte immer mit einem Zahnarzt oder einer Zahnärztin abgeklärt werden. Auch regelmäßiges Zahnfleischbluten bedarf einer Klärung durch einen Zahnmediziner.

Ist Zahnfleischbluten gefährlich? Wenn Blutungen immer wiederkehren oder über Wochen hinweg anhalten, obwohl man den Eindruck hat, alle vorbeugenden Maßnahmen zu treffen, sollte man einen Termin in der Zahnarztpraxis vereinbaren.

Das Zahnfleisch wird untersucht und es kann eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) aufgrund mangelnder Mundhygiene, oder auch anderer (systemischer) Ursachen wie Erkrankungen festgestellt werden. Wenn notwendig, kann der Zahnarzt oder die Zahnärztin eine Behandlung in die Wege leiten.

Wird eine solche Entzündung nicht behandelt, breitet sie sich in seltenen Fällen bis zum Zahnhalteapparat aus und entwickelt sich so zu einer Parodontitis (umgangssprachlich: Parodontose). Diese Entzündung von Gewebe und Knochen kann sogar dazu führen, dass einzelne Zähne anfangen zu wackeln und ausfallen.

Bemerken Sie lediglich hin und wieder eine leichte Blutung, sprechen Sie es einfach bei Ihrem regelmäßigen Kontrolltermin an. Ihre Zahnärzte und Zahnärztinnen können mögliche Ursachen feststellen und beispielsweise den korrekten Sitz von Zahnprothesen prüfen und falls nötig korrigieren.

Sie können Ihnen auch Empfehlungen geben, was Sie gegen das Bluten tun können. Im Rahmen der Früherkennung von Parodontitis können Zahnärzte anhand des Parodontalen Screening Index (PSI) den sogenannten PSI-Wert und damit Ihr Risiko für eine Parodontitis feststellen. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen alle zwei Jahre für die Parodontitis-Früherkennungsuntersuchung.

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