Ein kleiner Junge mit Fernglas auf einer Wiese
Krankheiten von A bis Z

FSME – Frühsommer-Meningoenzephalitis durch Zecken

Lesedauer unter 7 Minuten

Redaktion

  • Birgit Frohn, Diplom-Biologin

Qualitätssicherung

  • Heidi Günther (Apothekerin bei der Barmer)

Was ist FSME?

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine infektiöse Erkrankung, die durch das FSME-Virus verursacht wird. Das FSME-Virus wird – wie die Borreliose – durch einen Stich von Zecken übertragen. Ihre Namen hat die FSME erhalten, weil sie vor allem im Frühjahr und Sommer auftritt. Die Krankheit kann in verschiedenen Stadien verlaufen. Im schlimmsten Fall kann eine Infektion mit FSME-Viren zu einer Entzündung der Hirnhäute, des gesamten Gehirns und des Rückenmarks führen.

Wie kann man sich mit FSME anstecken?

Ähnlich wie die Erreger der Lyme-Borreliose befinden sich die FSME-Erreger im Speichel einer infizierten Zecke. Nach dem Zeckenbiss oder Zeckenstich diese sofort in die Wunde über und verteilen sich von dort im gesamten Körper. Die Zecke gleich nach dem Stich zu entfernen, schützt leider nicht vor der Ansteckung mit den FSME-Viren. 

Allerdings reduziert das schnelle Entfernen die sogenannte Virenlast. Das heißt, es können nicht so viele der Erreger in den Körper gelangen. Eine Übertragung der Viren von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. Daher sind Personen mit  Meningoenzephalitis auch nicht ansteckend. Es sind einige seltene Fälle bekannt, bei denen Rohmilch von Kühen oder Ziegen, die mit den Viren infiziert waren, der Auslöser der Erkrankung war.

Was sind Symptome bei FSME?

Die Inkubationszeit, also die Zeitspanne von der Infektion mit Meningoenzephalitis bis zum Auftreten der ersten Krankheitszeichen, ist unterschiedlich. Sie beträgt gewöhnlich sieben bis 14 Tage. In Einzelfällen kann sie bis zu 28 Tagen dauern. Ist die FSME dann ausgebrochen, verläuft sie üblicherweise in zwei Stadien.

Erste Krankheitsphase: Etwa eine Woche nach dem Zeckenstich kann sich die Krankheit durch grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Glieder- und Kopfschmerzen zeigen. Bei der überwiegenden Mehrheit der Patienten ist die Phase damit auch bereits überstanden.

Zweite Krankheitsphase: Die FSME-Viren können das zentrale Nervensystem befallen. Dies geschieht nur bei einigen der Patienten. Bei etwa 70 bis 95 Prozent verläuft die Krankheit ohne Symptome oder das zweite Stadium bleibt aus. Bricht die FSME dagegen aus, kann es zu einer Hirnhautentzündung, auch Meningitis genannt, kommen. 

Diese geht mit hohem Fieber, starken Kopfschmerzen und vielfach auch mit einem steifen Nacken (Halsstarre) einher. Bei einer sehr schweren Erkrankung entzündet sich auch das Rückenmarks. Betroffen sind dann nicht nur die Hirnhäute, sondern das ganze Gehirn und die Nervenwurzeln von der Infektion betroffen. Die Folge sind starke Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, Krampfanfälle, Übelkeit, Lähmungen bestimmter Körperbereiche.

Ihr Newsletter für ein gesünderes Leben

Jetzt unverbindlich anmelden und monatlich Gesundheitsthemen mit wertvollen Tipps erhalten und über exklusive Barmer-Services und -Neuigkeiten informiert werden.

Newsletter abonnieren

Wie stellt der Arzt eine Frühsommer-Meningoenzephalitis fest?

Nach einem Zeckenstich muss insbesondere an eine Borreliose gedacht werden. Darüber hinaus können die Symptome einer FSME auch anderen bakteriellen Infektionen, beispielsweise durch Meningokokken, ähneln und müssen gesondert abgeklärt werden. Die genaue Abklärung erfolgt durch Laboruntersuchungen. Dabei wird im Blutserum oder in der Rückenmarksflüssigkeit, dem Liquor, nach FSME-spezifischen Antikörpern, das sind sogenannte IgM- und IgG-Antikörper, gesucht. Diese Antikörper bildet das Immunsystem bei einer Infektion mit FSME-Viren. 

Im ersten Stadium der FSME-Erkrankungen ist auch ein Nachweis der Viren über deren Erbgut aus dem Blut des Erkrankten möglich. Dies geschieht mittels spezieller genmedizinischer Verfahren. Allerdings kann ein negativer Befund eine Infektion mit FSME-Viren nicht vollständig ausschließen – das Nachweisverfahren ist also nicht hundertprozentig sicher.

Zu beachten ist auch, dass Impfungen gegen Gelbfieber und Japanische Enzephalitis zu falsch positiven Ergebnissen führen können. Die Viren, die diese Erkrankungen auslösen können, gehören auch zu den Flaviviren. Die Antikörper, die aufgrund der Impfung gebildet wurden, können im Labortest eine Zeckeninfektion vortäuschen. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis gehört zu den meldepflichtigen Erkrankungen. Jeder Patient und Verdachtsfall muss vom behandelnden Arzt namentlich an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet werden.

Wie wird eine FSME-Erkrankung behandelt?

Eine FSME kann nicht ursächlich behandelt werden, denn die Viren können nicht mit Medikamenten oder anderen Maßnahmen bekämpft werden. Die Therapie beschränkt sich deshalb auf die Linderung der Symptome. Entsprechend bekommen die Patienten fiebersenkende und schmerzstillende Medikamente verordnet.

Gibt es mögliche Folgeerkrankungen bei FSME?

Bei schweren Verläufen der Infektion mit Frühsommer-Meningoenzephalitis besteht die Gefahr von bleibenden neurologischen Ausfällen. Diese zeigen sich in der Regel in Form von Paresen (Lähmungen), aber auch von Anfallsleiden oder lange andauernden Kopfschmerzen. 

Diese Beschwerden können oft noch Monate nach der Erkrankung fortbestehen. Häufig kommt es jedoch selbst nach schlimmen Krankheitsverläufen zur völligen Heilung. Das Risiko eines solchen Verlaufs haben vor allem Erwachsene. Möglich sind in so einem Fall bleibende Schäden am Nervensystem. Bei Kindern verläuft eine FSME-Infektion in der Regel milder. Bei etwa einem Prozent der Patienten mit einer Beteiligung des zentralen Nervensystems führt sie zum Tod.

Wie kann ich mich vor FSME schützen?

Zur Vorsorge gilt es das Risiko von einer Zecken gestochen zu werden, zu vermeiden. Dazu ist es wichtig zu wissen, dass sich die kleinen stichfreudigen Tiere bevorzugt in hohem Gras und im Gebüsch aufhalten. Die Vorstellung, dass sich Zecken vom Baum fallen lassen, ist nicht korrekt. Bei Wanderungen und Spaziergängen, die durch Strauchwerk oder hohes Gras führen, etwa beim Beerensuchen, sollte man sich also entsprechend gegen Zecken schützen. 

Das gelingt durch Kleidung, die möglichst viel Körperoberfläche bedeckt, wie lange Hosen und langärmelige Hemden. Auch wenn Kinder es lieben, barfuß herumzutollen, ist festes Schuhwerk wichtig, damit die Zecken nicht an den Füßen stechen können. Auch Abwehrmittel gegen Insekten bieten einen gewissen Schutz. Allerdings lässt die Wirkung nach etwa zwei Stunden nach. Hinzu kommt, dass nicht alle Abwehrmittel gegen Insekten für Kinder geeignet sind.

Abgesehen vom Vermeiden von Zeckenstichen bietet die FSME-Impfung, häufig auch Zeckenimpfung genannt, die beste Möglichkeit, sich vor einer Erkrankung zu schützen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt allen Personen, die in einem FSME-Risikogebiet wohnen oder in ein solches Gebiet reisen und dort mit Zecken in Kontakt kommen könnten, impfen zu lassen. Kinder können ab dem ersten Geburtstag gegen FSME geimpft werden. 

Kleinkinder können ab einem Jahr geimpft werden. Für Babys können am besten mit leichter Baumwollkleidung geschützt werden. Der Kinderwagen sollte mit einem Mosquitonetz abgedeckt und nicht durch hohes Gras geschoben werden. Bitte sprechen Sie mit Ihrer Kinderärztin bzw. Ihrem Kinderarzt über die Impfung.

Mit einer Impfung vor einer FSME Erkrankung schützen

Barmer-Versicherte die in einem FSME-Risikogebiet wohnen oder in ein FSME-Risikogebiet in Deutschland oder im Ausland verreisen, erhalten die FSME-Impfung kostenlos.

FSME-Impfung

Wie entfernt man Zecken richtig?

Bei einem Zeckenstich oder Zeckenbiss muss die Zecke so schnell wie möglich entfernt werden. Dabei sollten Sie möglichst alle Teile des Tieres beseitigen, um eine Entzündung zu vermeiden. Hierzu greift man die Zecke mit einer Pinzette oder einem speziellen Instrument zur Zeckenentfernung nahe der Hautoberfläche, also an ihren Mundwerkzeugen (niemals am vollgesogenen Körper), und zieht sie langsam und gerade aus der Haut. 

Die Zecke sollte dabei möglichst nicht gedreht werden. Auf keinen Fall darf sie vor dem Entfernen mit Öl oder Klebstoff beträufelt werden, was leider immer noch oft empfohlen wird. Denn das reizt das Tier unnötig und kann dazu führen, dass es seinen Speichel und somit mögliche Infektionserreger abgibt. Nach der Entfernung der Zecke sollten Sie die Wunde desinfizieren.

Tipp: Minimieren Sie das Risiko, indem Sie bei Aufenthalten in der freien Natur immer eine Pinzette oder eine Zeckenzange dabei haben. So können Sie sich und Ihre Kinder zusätzlich gut schützen. Eine Untersuchung der Zecke auf Krankheitserreger wird in Fachkreisen als wenig sinnvoll eingestuft. War die Zecke infiziert, kann nicht automatisch auf eine Infektion des gestochenen Patienten geschlossen werden.

Wo liegen FSME-Risikogebiete?

Das Risiko, sich mit den Viren per Zeckenbiss anzustecken, ist nicht überall gleich groß. Nur in ganz bestimmten Regionen sind Zecken mit den Erregern infiziert. Sie werden als FSME-Risikogebiete bezeichnet. In Deutschland sind es vor allem um Regionen im Süden: Zahlreiche Landkreise sind in Baden-Württemberg, Bayern, im südlichen Hessen und im südöstlichen Thüringen sowie in Sachsen betroffen. Doch auch in Mittelhessen, Rheinland-Pfalz und im Saar-Pfalz-Kreis im Saarland gibt es ausgewiesene FSME-Risikogebiete. Diese werden übrigens jährlich vom Robert Koch-Institut, kurz RKI, in Berlin neu eingestuft. 

Auf der Website des Robert Koch-Instituts erfahren Sie, weitere Informationen zur Verbreitung und ob Ihre Region auch dazu gehört. Wer in einem Risikogebiet lebt, dorthin reisen möchte oder sich in der Freizeit häufig dort aufhält, sollte zur Vorsorge sich selbst und seine Kinder mit einer Impfung schützen. Weitere Informationen zur Krankheit, Impfung und häufig gestellten Fragen bietet auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. 

Literatur

Weiterführende Informationen