Ein Vater mit einem Kleinkind in der Küche
Impfungen

Meningokokken: Impfung zum Schutz vor einer Hirnhautentzündung

Lesedauer unter 7 Minuten

Redaktion

  • Birgit Frohn, Diplom-Biologin

Qualitätssicherung

  • Heidi Günther (Apothekerin bei der Barmer)

Was sind Meningokokken?

Meningokokken sind Bakterien der Gattung Neisseria meningitidis. Sie besiedeln die Mund- und Rachenschleimhaut. Gelingt es den Meningokokken, die Schleimhautbarriere im Nasen-Rachen-Raum zu überwinden, können sie schwere Erkrankungen wie eine Hirnhautentzündung oder/und eine Blutvergiftung auslösen. Tritt beides zugleich auf, ist der Krankheitsverlauf bei dem Betroffenen besonders schwer.

Meningokokken sind in Deutschland die häufigsten Auslöser einer bakteriellen Hirnhautentzündung, medizinisch Meningitis genannt. Besonders häufig davon betroffen sind Babys, Kleinkinder und Jugendliche. So sind die Krankheitsraten in den ersten zwei Lebensjahren und bei 15- bis 19-jährigen Jugendlichen am höchsten. Allerdings können Infektionen mit Meningokokken in jeder Altersgruppe auftreten.

Insgesamt kommen Meningokokken-Infektionen hierzulande mit weniger als einer Erkrankung pro 200.000 Einwohner nur noch selten vor. In den betreffenden Fällen handelt es sich um Einzelfälle oder kleine örtliche Häufungen.

Wie gefährlich sind Meningokokken?

Weltweit gibt es zwölf verschiedene Arten von Meningokokken. Sie werden je nach der Zusammensetzung der Zuckerbausteine in ihrer Hülle in bestimmte Serogruppen eingeteilt. „Nur“ fünf dieser Gruppen verursachen Erkrankungen.

Die Übeltäter: A, B, C, W135 und Y

Die fünf Serogruppen A, B, C, W135 und Y sind jene Meningokokken, die zu gefährlichen Erkrankungen führen können. In den westlichen Industrienationen herrschen die beiden Serogruppen B und C vor. Sie sind für die überwiegende Mehrheit aller Meningokokken-Erkrankungen verantwortlich. Auf die Serogruppen A, W135 und Y als Auslöser entfallen nur zehn Prozent aller Fälle.

Interessanterweise treten in Europa und Nordamerika 30 bis 40 Prozent der Erkrankungen in den Wintermonaten und zu Frühlingsbeginn, von Dezember bis März, auf.

Der afrikanische Meningitis-Gürtel

In den Ländern der südlichen Sahara dominieren A- und W135-Meningokokken. Sie verursachen in diesem sogenannten Meningitis-Gürtel immer wieder schwere Epidemien, mit 100 bis 800 Patienten pro 100.000 Einwohner.

Risiko durch passive Träger und Überträger

Etwa zehn Prozent der europäischen Bevölkerung tragen Meningokokken im Nasen-Rachen-Raum, ohne dabei Krankheitsanzeichen zu entwickeln. Diese sogenannten passiven Träger können die Erreger allerdings weitergeben – also andere damit anstecken. Das geschieht vollkommen unbemerkt. Schließlich weiß niemand etwas von der bestehenden Infektion mit den Meningokokken.

Wie kann man sich mit Meningokokken anstecken?

Meningokokken werden durch Tröpfcheninfektion, also etwa durch Niesen, Husten, Küssen, oder den gemeinsamen Gebrauch von Geschirr übertragen.

In den allermeisten Fällen kommt es nur zu einer Besiedlung des Nasen-Rachen-Raums durch die Erreger. Denn die Schleimhautbarriere in diesem Bereich versperrt ihnen in der Regel den Weg, um weiter in den Körper vorzudringen. Sollten sie diesen Schutzschild allerdings überwinden, spricht man von einer sogenannten invasiven Meningokokken-Infektion.

Kontaktpersonen sind stark gefährdet

Patienten mit einer invasiven Meningokokken-Infektion können andere schon sieben Tage vor dem Auftreten der ersten Krankheitszeichen anstecken. Bedingt durch den Infektionsweg über Tröpfchen haben Personen, die in engem Kontakt mit Infizierten beziehungsweise Erkrankten stehen, ein besonders hohes Risiko, selbst an einer Meningokokken-Infektion zu erkranken.

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Wie merkt man, dass man Meningokokken hat?

Die invasive Meningokokken-Infektion kann eine Meningitis – eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute (Meningen) – oder eine Sepsisd.h. Blutvergiftung, auslösen. Bei etwa zwei Drittel der Patienten kommt es zu einer Meningitis. Rund ein Drittel erleidet eine Blutvergiftung. Beide Krankheitsformen können auch gleichzeitig auftreten. In diesem Fall ist der Verlauf der Erkrankungen besonders schwer.

Unspezifische Anzeichen zu Beginn

Die ersten Krankheitszeichen stellen sich drei bis vier Tage nach der Infektion ein und sind eher unspezifisch. Häufig kommt es zu grippeähnlichen Symptomen wie Beschwerden im Nasen-Rachen-Raum, Abgeschlagenheit, Schüttelfrost und hohem Fieber. Weiterhin kann es zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel kommen.

Rasante Verschlimmerung

Diese anfänglichen Beschwerden verschlimmern sich sehr schnell. Innerhalb von wenigen Stunden kann es bei dem Patienten zur vollen Ausbildung einer Hirnhautentzündung oder einer Blutvergiftung kommen. Dieser typische rasante Verlauf ist das Tückische an einer Meningokokken-Infektion.

Kennzeichen der Meningitis

Bei einer Hirnhautentzündung ist der Patient gereizt und erbricht. Weiterhin kann es zu starken Kopfschmerzen, Fieber und schmerzhafter Nackensteifigkeit kommen. Möglich sind auch Lichtscheue, Bewusstseinstrübungen, Krampfanfälle und Koma.

Andere Symptome bei Babys und Kleinkindern

Bei der Meningitis muss beachtet werden, dass sich die Symptome bei Babys und Kleinkindern von denen bei Jugendlichen und Erwachsenen unterscheiden. So kann bei Säuglingen und Kleinkindern das charakteristische Symptom der Nackensteifigkeit fehlen. Stattdessen ist die Fontanelle, die Spalte zwischen den Schädelplatten, vorgewölbt und hart.

Kennzeichen der Blutvergiftung

Bei der Sepsis verteilen sich die Meningokokken über das Blut im gesamten Körper. Da sie die Blutgerinnung behindern, entstehen zunächst punktförmige und kurz darauf größerflächige blauviolette Hauteinblutungen. Bei Einblutungen in die Nebennierenrinde kann es zu einem Kreislaufkollaps kommen. Eine weitere mögliche Komplikation ist ein Multiorganversagen.

Welche Folgeerkrankungen einer Infektion mit Meningokokken können auftreten?

Zehn bis 20 Prozent der Betroffenen erleiden Komplikationen, die zu schweren Folgeerkrankungen führen können.
So kann es in Folge der Hirnhautentzündung zu vielen verschiedenen bleibenden Schäden wie Lähmungen, Krämpfen, Hörverlust und geistiger Behinderung kommen. Blutvergiftungen können Amputationen befallener Gliedmaßen erforderlich machen. Seltener, aber ebenso möglich, sind Lungenentzündungen, Entzündungen des Herzens, der Gelenke, der Knochen und des Knochenmarks.

Wie wird eine Meningokokken-Infektion diagnostiziert?

Bei Verdacht auf eine invasive Meningokokken-Infektion macht der Arzt einen Rachenabstrich. Dieser wird anschließend auf gram-negative Diplokokken untersucht – jene Bakterien, zu denen auch die Meningokokken gehören. Fällt dieser Test positiv aus, d.h. sind also die Erreger nachgewiesen worden, erhält der betreffende Patient sofort eine antibiotische Therapie und wird in eine Klinik eingewiesen. Hier erfolgen dann im Labor gezieltere Nachweise der Meningokokken. Dazu werden das Blut und das Nervenwasser untersucht. Das Nervenwasser wird mittels einer Hohlnadel aus dem Wirbelkanal in Höhe des Beckenkamms entnommen.

Wichtig: Meldepflicht beachten

Eine Meningokokken-Infektion ist eine meldepflichtige Erkrankung. Bereits der Verdacht darauf muss vom behandelnden Arzt an das Gesundheitsamt gemeldet werden.

Wie kann eine Meningokokken-Infektion behandelt werden?

Durch Meningokokken verursachte Erkrankungen treten plötzlich auf und sind sehr aggressiv. Bei der Behandlung muss deshalb alles enorm schnell gehen.

Antibiotika sind zwar prinzipiell wirksam, allerdings muss deren Einnahme früh genug im Krankheitsverlauf erfolgen.
Meist erhalten die Patienten zunächst das Antibiotikum Penicillin G. Da Meningokokken jedoch resistent dagegen sein können, werden auch weitere Antibiotika aus der Gruppe der Cephalosporine eingesetzt. Das können zum Beispiel die Wirkstoffe Cefotaxim oder Ceftriaxon sein.
Neben der Gabe von Antibiotika wird durch Kortikosteroide versucht, die Blutvergiftung und/oder Hirnhautentzündung unter Kontrolle zu bringen. Sie dienen auch dazu, schwere Komplikationen zu verhindern.

Umgebungsprophylaxe

Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr müssen auch die engen Kontaktpersonen eines mit Meningokokken infizierten Patienten mit Antibiotika behandelt werden. Diese sogenannte Umgebungsprophylaxe dient dazu, eine weitere Ausbreitung der Erreger zu verhindern oder zumindest einzudämmen.

Impfstoff: Gibt es eine Meningokokken-Impfung zum Schutz gegen eine Infektion?

Der beste Schutz gegen die Infektion und Meningokokken-Erkrankungen besteht in der Impfung gegen die Erreger. Sich impfen zu lassen ist wichtig, da die antibiotische Therapie aufgrund der oft schweren Krankheitsverläufe und der hohen Sterblichkeit scheitern kann.

Impfstoff: Wann und wie oft sollte man gegen Meningokokken geimpft werden?

Die unterschiedlichen Arten von Meningokokken machen unterschiedliche Impfungen erforderlich.
In Deutschland gibt es Impfungen, die nur gegen B-Meningokokken oder nur gegen C-Meningokokken schützen. Weiterhin gibt es sogenannte quadrivalente Impfstoffe, die gleichzeitig einen Schutz gegen A, C, W und Y bieten.


Der Anteil der Erkrankungen durch Meningokokken C konnte in den vergangenen Jahren durch die routinemäßige Impfung von Säuglingen stark verringert werden.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Impfung gegen Meningokokken C im zweiten Lebensjahr. Menschen mit einem schwachen Immunsystem wird von der STIKO eine Impfung gegen die Serogruppen A, C, W, Y und B empfohlen.

Kostenlose Meningokokken B-Impfung bei Kindern

Barmer-Mitglieder erhalten die Meningokokken B-Impfung bis zum 18. Geburtstag und alle von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen kostenlos. Außerdem bekommen Sie die Kosten für Reiseschutzimpfungen in voller Höhe erstattet.

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Warum eine Reiseschutzimpfung so wichtig ist

Im Ausland kommen Erkrankungen aufgrund von Meningokokken-Infektionen immer noch häufig vor. Betroffen ist vor allem der erwähnte Meningitis-Gürtel in Afrika.
Ein erhöhtes Risiko, an einer invasiven Meningokokken-Infektion zu erkranken, haben auch Reisende nach Mekka - wenn sie nicht geimpft sind. Denn bei Großveranstaltungen wie dem jährlichen Haddsch und der Umra ist das Ansteckungsrisiko besonders hoch.
Die STIKO empfiehlt deshalb allen Reisenden, die betroffene Länder aufsuchen, eine Impfung. Dies gilt auch für Länder, die eine Empfehlung zur Impfung für die einheimische Bevölkerung ausgesprochen haben.

Ebenso sollten sich Schüler und Studenten vor Langzeitaufenthalten in andere Länder impfen lassen, wenn diese Länder Jugendlichen und Studenten eine Impfung empfehlen.
Beim Impfstoff gegen Meningokokken-Erkrankungen ist zu beachten, dass in anderen Ländern andere Meningokokken-Typen als in Deutschland gehäuft vorkommen. Selbstverständlich erhalten Sie die Meningokokken B-Impfung auch als Reiseschutzimpfung und zwar unabhängig vom Lebensalter.

Literatur

Weiterführende Informationen

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