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Transparenzbericht

Extras von der Krankenkasse: Leistungen für Versicherte, die sich lohnen

Lesedauer weniger als 10 Min

Redaktion:

Christin Kaufmann

Qualitätssicherung:

Christian Hebel (Barmer)

Zusatzleistungen können attraktive Vorteile bieten. Aber was genau bezahlt die Krankenkasse und worauf sollten Versicherte achten? Hier erfahren Sie, wie Sie von Zusatzangeboten profitieren.

Die gesetzlichen Krankenkassen sind für alle ihre Versicherten gleichermaßen da: Egal ob Studentin, Freiberufler, werdender Vater oder Rentnerin – allen stehen die gleichen Leistungen zu, unabhängig davon wie alt oder fit sie sind. Rund 95 Prozent der Kassenleistungen sind nämlich gesetzlich vorgeschrieben. Wo jemand versichert ist, macht da keinen Unterschied.

Doch wer genauer hinschaut, findet durchaus Möglichkeiten, bei der eigenen Krankenversicherung etliche Extras für sich herauszuholen. Denn die gesetzlichen Krankenkassen bieten eine Vielzahl von finanziellen Vorteilen, Bonusprogrammen und kostenlosen Services, die über die reine medizinische Grundversorgung hinausgehen.

Im Jahr lassen sich durch solche Angebote unter Umständen mehrere hundert Euro sparen. Sich mit den verschiedenen Leistungen der eigenen Krankenkasse vertraut zu machen, lohnt sich also. So bezuschussen manche Kassen digitale Hautchecks oder Reiseschutzimpfungen. Andere übernehmen Kosten für Gesundheitskurse oder finanzieren sportmedizinische Untersuchungen. Viele dieser Leistungen sind zudem für die ganze Familie nutzbar.

Bonusprogramme: Extras für Gesundheitsbewusste

Eine Extraleistung, die es bei allen Krankenkassen gibt, sind Bonusprogramme. Das schreibt der Gesetzgeber so vor. Mit den Boni sollen Kassen ihre Mitglieder und deren Angehörige zu gesundheits- und kostenbewusstem Verhalten motivieren.

Porträtfoto Christian Hebel

Christian Hebel arbeitet bei der Barmer in der Abteilung Extraleistungen.

„Die Maßnahme wurde 2004 eingeführt, um den Präventionsgedanken zu stärken“, sagt Christian Hebel. „Versicherte sollen einen Anreiz haben, zum Beispiel Vorsorge- und Früherkennungsangebote wahrzunehmen.“ Hebel arbeitet bei der Barmer in der Abteilung Extraleistungen – also dort, wo solche Anreize entwickelt werden. 

Wofür es Bonuspunkte gibt, ist von Kasse zu Kasse verschieden. Manche setzen eher auf Bewegung, honorieren also Sport-Abzeichen, eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio oder die Teilnahme an Wettkämpfen. Andere vergeben Punkte, wenn sich alle Familienmitglieder impfen lassen oder regelmäßig zu den Zahnkontrollen gehen. Grundsätzlich gilt: Je mehr Aktivitäten, desto höher der Bonus.

Zuschuss zu Brillengläsern oder Fitnesstracker

Gesammelt wird über eine App oder ein Bonus-Heft. In der Regel müssen sich Versicherte dafür anmelden. Das Bonusprogramm läuft dann meist über ein Jahr – entweder das Kalenderjahr oder zwölf Monate ab Anmeldung. Die gesammelten Punkte lassen sich in Prämien umtauschen. Abhängig von der Krankenkasse kann das eine Barauszahlung sein, eine Sachprämie oder ein Zuschuss für individuelle Gesundheitsleistungen wie Akupunktur, Brillengläser oder für den Fitnesstracker. Letzterer ist unter Umständen wichtig, um mehr Punkte zu sammeln. „Das ist ein Trend, der sich in vielen Bonusprogrammen widerspiegelt“, sagt Christian Hebel. „Die Versicherten tracken zum Beispiel ihre Schritte oder Radkilometer und geben diese Daten an ihre Krankenkasse weiter. So zeigen sie, dass sie kontinuierlich etwas für ihre Gesundheit tun.“

Krankenkassen konkurrieren um attraktivstes Angebot

Ein Kritikpunkt, der immer wieder zu hören ist: Bonusprogramme würden vor allem von jungen, gesunden und sportlichen Versicherten genutzt. Menschen mit chronischen Erkrankungen, Behinderungen oder solche aus weniger privilegierten sozialen Gruppen profitierten hingegen seltener. Für sie seien die geforderten Aktivitäten schwerer zu erbringen. Christian Hebel: „Die Krankenkassen stehen hier im Wettbewerb um das attraktivste Angebot. Versicherte sollten sich die Programme genau ansehen, um zu entscheiden, welcher Anbieter sie in ihrem individuellen Lebensstil am besten unterstützt.“ Mit Präventionsangeboten von Bewegung über Ernährung bis zu Entspannung oder Entwöhnung von Suchtmitteln sei eine breite Bevölkerungsschicht in der Lage, Boni zu nutzen. Der Barmer-Mitarbeiter räumt jedoch ein: „Nicht jede teilnehmende Person wird immer den maximalen Bonus bekommen.“ Der Belohnungseffekt sei jedoch entscheidend, um viele Menschen für gesundheitsbewussteres Verhalten zu gewinnen. „Es geht ums Anfangen und Dranbleiben.“

Geld zurück bei Wahltarifen

Wer zusätzlich sparen möchte, kann bei seiner Krankenkasse einen Wahltarif abschließen. Dazu zählt der sogenannte Selbstbehalt, bei dem Versicherte einen Teil der Behandlungskosten selbst zahlen und dafür eine Prämie erhalten. Oder die Beitragsrückzahlung (auch Cash-Back genannt), die greift, wenn Versicherte in einem Jahr keine oder möglichst wenige ärztliche Leistungen in Anspruch genommen haben. Je nach Tarif und Krankenkasse sind Rückzahlungen von bis zu 600 Euro pro Jahr möglich. Solche Wahltarife lohnen sich vor allem für Personen, die selten medizinische Leistungen benötigen. Für chronisch Kranke oder Menschen mit erhöhtem Behandlungsbedarf eignen sie sich eher nicht.

Kleinerer Tarif – geringeres Risiko

„Bei der Barmer heißen die Selbstbehalttarife ‚Geld-zurück-Tarife‘“, sagt Christian Hebel. „Wir haben festgestellt, dass diese Tarife für Versicherte nicht ganz einfach zu verstehen sind. Deswegen haben wir uns für eine Darstellung entschieden, mit der die meisten Menschen etwas anfangen können.“ Die Barmer bietet die Tarife nun in den T-Shirt-Größen S, M und L an – denn wie diese haben sie einen unterschiedlichen Umfang. Vereinfacht gesagt erhalten Versicherte im kleinsten Tarif am wenigsten Geld zurück. Dafür müssen sie auch nicht so viel nachzahlen, wenn sie im Lauf des Jahres doch mehr ärztliche Termine wahrnehmen als gedacht.

Generell gilt: Wer über einen Wahltarif nachdenkt, sollte sich genau über die jeweiligen Bedingungen informieren. Welche Leistungen sind inbegriffen? Was kann zum Verlust der Prämie führen? Niemand sollte auf wichtige Untersuchungen oder Behandlungen verzichten, nur um am Ende des Jahres eine Rückzahlung zu erhalten. Wichtig: Wahrgenommene Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen reduzieren die Wahltarifprämie nicht. Christian Hebel: „Die eigene Gesundheit sollte immer Vorrang vor kurzfristigen finanziellen Vorteilen haben.“ Ebenfalls wichtig: Bei vielen Wahltarifen besteht eine Mindestbindungsdauer von ein bis drei Jahren. In dieser Zeit ist ein Wechsel der Krankenkasse nur möglich, wenn die eigene zwischenzeitlich ihren Zusatzbeitrag erhöht.

Gesundheitskurse

Junge Frau im Fitnessstudio macht eine Pause und trinkt aus einer Flasche

Yoga-Klasse, Ernährungsberatung oder Nordic Walking in der Gruppe: Einige Krankenkassen haben für ihre Versicherten eine breite Auswahl an Gesundheitskursen im Portfolio. Und nicht ohne Grund. Laut einer Umfrage des Geld-Ratgebers Finanztip sind diese bei den Versicherten sehr beliebt: 73 Prozent der Befragten finden sie wichtig oder sehr wichtig. Verständlich, immerhin unterstützen die Kurse dabei, körperlich und seelisch fit zu bleiben – und das unabhängig davon, wie Versicherte finanziell aufgestellt sind.

Versicherte können aus vier Sparten wählen: Bewegung, Entspannung, Ernährung oder Entwöhnung von Suchtmitteln. Alle Gesundheitskurse, die von den Krankenkassen angeboten werden, sind von der Zentralen Prüfstelle Prävention (ZPP) zertifiziert. Üblich sind wöchentliche Kurse, die in der Nähe des Wohnorts stattfinden. Manche Kassen unterstützen aber auch sogenannte wohnortferne Kompaktkurse, für die man einige Tage an einem anderen Ort verbringt. Damit sich die Krankenkasse an den Kosten beteiligt, müssen die Teilnehmenden jedoch auch anwesend sein. Bei Präsenzkursen bedeutet dies, dass sie an 80 Prozent der Termine teilnehmen.

Kassen zahlen in der Regel zwei Präventionskurse pro Jahr

Die Kursgebühr zahlt man in der Regel zunächst selbst. Am Ende des Kurses erhält man dann eine Teilnahmebescheinigung, die man bei der Krankenkasse einreichen kann. Diese erstattet dann zwischen 80 und 100 Prozent der Kurskosten – und das zweimal pro Jahr. Wie viel jeweils übernommen wird, hängt auch von den Kosten des Kurses ab. Meist ist der Zuschuss bei 75 bis 100 Euro gedeckelt.

Eine noch günstigere Alternative sind Online-Kurse: Diese sind flexibel nutzbar und werden von manchen Kassen komplett übernommen. So bieten einige Krankenkassen, darunter auch die Barmer, ihren Versicherten zum Beispiel kostenlosen Zugriff auf das gesamte Angebot des Online-Fitnessportals Gymondo. Für sechs Monate können Barmer-Versicherte so über 1.500 Workouts und 120 abgeschlossene Trainingsprogramme nutzen – quasi ein Fitnessstudio für zuhause und unterwegs.




Online fit mit Gesundheits-Apps und DiGAs

Durch die Digitalisierung sind viele Unterstützungsangebote heute überall zugänglich, die man früher nur vor Ort absolvieren konnte. So leiten Apps beim Meditieren an oder helfen dabei, Erkrankungen wie Diabetes, Migräne oder Rückenschmerzen zu managen. Solche Anwendungen kosten jedoch meist Abogebühren. Viele Krankenkassen übernehmen diese Kosten aber monate- oder jahresweise für ihre Versicherten. Ein Blick auf die Webseite der eigenen Krankenkasse kann sich hier also lohnen. Handelt es sich bei einer App um eine sogenannte Digitale Gesundheitsanwendung, kurz DiGA, ist dafür ein Rezept nötig. Ärztinnen und Ärzte, beziehungsweise Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten können diese abhängig von der Diagnose verordnen. Einen Überblick über erhältliche DiGAs bietet das DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte.

Familienversicherung und -pakete für Große und Kleine

Eine junge Mutter mit Tochter am Schreibtisch mit Laptop

An Glück lässt sich kein Preisschild kleben. Doch Kinder zu haben, ist teuer. Geschätzt 164.000 Euro kostet ein Kind bis zum 18. Geburtstag im Durchschnitt. Die Krankenkassen unterstützen Paare mit Kinderwunsch und Familien deshalb mit speziellen Angeboten. „Werdende Eltern haben meist eine ganze Reihe Fragen: Auf welche Vorsorgeuntersuchungen habe ich Anspruch? Wie läuft das mit den Vorbereitungskursen? Was ist, wenn ich als Schwangere Nahrungsergänzungsmittel benötige? Ist mein neugeborenes Baby eigentlich mitversichert? Wir versuchen, sie in dieser Lebensphase bestmöglich zu unterstützen“, so der Barmer-Mitarbeiter Christian Hebel. Während die Familienversicherung gesetzlich geregelt ist und von allen Kassen angeboten wird, unterscheiden sich die Zusatzleistungen rund um die Familiengründung durchaus. Wer zum Beispiel eine Kinderwunschbehandlung benötigt, ist gut beraten, sich über die entsprechenden Mehrleistungen der verschiedenen Krankenkassen zu informieren.

Während der Schwangerschaft übernehmen einige Kassen dann zusätzliche Früherkennungsuntersuchungen. Andere tragen die Kosten für die Hebammenrufbereitschaft. Wer bei der Barmer versichert ist, kann beispielsweise über das sogenannte Familientelefon rund um die Uhr Kinderärztinnen und -ärzte erreichen. Auch zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen bei älteren Kindern oder ein extra Beitrag zur professionellen Zahnreinigung sind für viele Eltern attraktiv.

Fazit: Extras prüfen lohnt sich

Die Krankenkasse ist eine wichtige Begleiterin durch die verschiedenen Lebensphasen: in der Kindheit, während Ausbildung oder Studium, im Berufsleben, bei Familiengründung oder im Ruhestand. Ihre Leistungen sollten nicht nur zu den individuellen Bedürfnissen passen, sondern bestenfalls auch einen finanziellen Mehrwert bieten. Wer davon profitieren will, schaut deshalb genauer hin. Ob das die kostenlose Sport-App ist, die einem Gebühren für das Fitness-Studio spart, oder die Prämie am Ende des Jahres: Zusatzleistungen können das eigene Konto Jahr für Jahr entlasten – und das bei bester Versorgung.

Literatur:

Ein junger Mann macht Rehasport Übungen.

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