Unterschiede zur sozialen Phobie
Die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung und die soziale Angststörung, auch als soziale Phobie bezeichnet, zeigen viele Gemeinsamkeiten. Sie unterscheiden sich jedoch in wichtigen Aspekten.
Der zentrale Unterschied liegt darin, dass die Ängste und das niedrige Selbstwertgefühl bei der ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung überdauernd sind, als Teil der eigenen Persönlichkeit erlebt werden und tief im Selbstbild verankert sind.
Darüber hinaus tritt die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung deutlich häufiger zusammen mit anderen psychischen Erkrankungen auf als die soziale Phobie. In vielen Fällen erhalten Betroffene jedoch beide Diagnosen gleichzeitig.
Unterschiede zu People Pleasern
Vielleicht haben Sie bei der Beschreibung der ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung bereits an den Begriff „People Pleasing“ gedacht. People Pleasing beschreibt die Neigung, kontinuierlich die Wünsche und Erwartungen anderer Menschen erfüllen zu wollen.
Der entscheidende Unterschied liegt jedoch in der Motivation: Während bei der ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung die tiefe Angst vor Ablehnung und Zurückweisung im Zentrum steht, ist People Pleasing primär durch das Bedürfnis geprägt, es allen recht zu machen und Harmonie zu schaffen. Zudem handelt es sich beim People Pleasing um ein psychologisches Phänomen und nicht um eine klinische Diagnose.
Obwohl People Pleaser oft an ihre persönlichen Grenzen gehen, um anderen zu gefallen, hat dieses Verhaltensmuster in der Regel nicht die schwerwiegenden Auswirkungen einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung und schränkt die Lebensqualität weniger stark ein.
Gut zu wissen: Die Grenzen zwischen ausgeprägten Charakterzügen und einer Persönlichkeitsstörung sind fließend. Nur weil der Charakter etwas von der sogenannten Norm abweicht, liegt noch keine Persönlichkeitsstörung vor. Ausschlaggebend ist der persönliche Leidensdruck: Sollten Betroffene sich durch ihre Persönlichkeitsmerkmale erheblich eingeschränkt fühlen und sich in bestimmten Situationen ein anderes Verhalten wünschen, ist es ratsam, professionelle therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Neben dem Leidensdruck sind auch Dauer und Beeinträchtigung in mehreren Lebensbereichen wichtige Kriterien.