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Schlafapnoe: Ursachen, Symptome und Behandlung der nächtlichen Atemaussetzer

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Redaktion:

Dr. rer. nat. Clara Neuhaus (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung:

Philipp Kirn (Arzt, Content Fleet GmbH)

Lautes Schnarchen, Atemaussetzer im Schlaf und chronische Tagesmüdigkeit: Häufig verbirgt sich dahinter eine Schlafapnoe. Viele Betroffene bemerken ihre nächtlichen Atemprobleme selbst nicht, dabei können die gesundheitlichen Folgen schwerwiegend sein. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige über die Symptome der Schlafapnoe, ihre Ursachen sowie die verfügbaren Therapiemöglichkeiten – und weshalb eine rechtzeitige Diagnose von entscheidender Bedeutung ist.

Auf einen Blick

  • Symptome: Charakteristische Anzeichen sind nächtliche Atemaussetzer, lautes Schnarchen und häufiges nächtliches Erwachen. Tagsüber zeigen sich typischerweise Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und eine ausgeprägte Müdigkeit.
  • Ursachen: In den meisten Fällen ist eine Verengung der Atemwege für die Schlafapnoe verantwortlich. Doch auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen können die Ursache sein.
  • Verlauf: Eine unbehandelte Schlafapnoe beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich und erhöht das Unfallrisiko durch extreme Tagesmüdigkeit. Langfristig können schwerwiegende Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck entstehen.
  • Diagnose: Eine ärztliche Befragung und körperliche Untersuchung bilden die Grundlage für die Diagnose einer Schlafapnoe. Eine detaillierte Begutachtung des Schlafes erfolgt anschließend im Schlaflabor.
  • Therapie: Die Behandlung richtet sich individuell nach den zugrundeliegenden Ursachen. Mögliche Therapieansätze umfassen eine Anpassung des Lebensstils, operative Korrekturen, die Behandlung von Begleiterkrankungen, eine nächtliche Beatmung sowie eine gute Schlafhygiene.

Was ist eine Schlafapnoe?

Das Wort Apnoe stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich übersetzt „ohne Luft“. Bei Menschen mit Schlafapnoe treten beim Schlafen Atemaussetzer auf – als Apnoe bezeichnen Fachleute Atempausen von mindestens zehn Sekunden Dauer. Die nächtlichen Atemaussetzer bleiben von den Betroffenen selbst zumeist unbemerkt. In schweren Fällen können die Atemaussetzer mehrere hundertmal pro Nacht auftreten und Minuten andauern.
 

Frau sitzt, sich die Hände an dem Kopf haltend, auf dem Bett

Menschen mit Schlafapnoe berichten häufig von Kopfschmerzen nach dem Schlafen.


Meist entsteht die Schlafapnoe durch eine Verengung im Rachenraum – es gelangt zu wenig Luft in die Lungen. Die Folge: Der Körper wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt. Daraufhin löst das Atemzentrum im Gehirn einen Weckreiz aus. Die betroffene Person wacht kurz auf, bemerkt dies in der Regel jedoch nicht, und die Atemwege öffnen sich wieder. In diesem Moment schnarchen die betroffenen Personen oftmals besonders laut.
 

Welche Ursachen kann eine Schlafapnoe haben?

Die Medizin unterscheidet hauptsächlich zwischen zwei Formen der Schlafapnoe: dem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom und dem zentralen Schlafapnoe-Syndrom. Je nach Form der Schlafapnoe bestehen unterschiedliche Ursachen für die Erkrankung:

  • Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSAS): Diese häufigste Form betrifft mehr als 90 Prozent aller Fälle. Sie entsteht durch eine Verengung der Atemwege. Bei Betroffenen erschlafft die Muskulatur des Rachenraums so stark, dass sich die Atemwege verengen und die Atmung kurzzeitig aussetzt.
  • Zentrales Schlafapnoe-Syndrom: Diese seltenere Form macht weniger als zehn Prozent der Fälle aus und entsteht aufgrund eines ausbleibenden Nervensignals. Normalerweise aktivieren regelmäßige Nervenimpulse die Atemmuskulatur, was zu der typischen Atembewegung des Brustkorbs führt. Bleiben diese Signale aus, kommt es zu einem zeitweiligen Atemstillstand. Diese Form der Schlafapnoe entsteht meist durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche (Herzinsuffizienz).

Infografik des obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms: Darstellung rechts zeigt den Kopf einer schlafenden Person mit blockiertem Atemfluss mit erschlaffter Rachenmuskulatur. Links zeigt den normalen Atemfluss.

Bei obstruktiver Schlafapnoe ist die Atmung durch erschlaffte Rachenmuskulatur blockiert.

Welche Symptome deuten auf eine Schlafapnoe hin?

Eine Schlafapnoe kann sehr belastend sein. Auch wenn Betroffene die Atemaussetzer selbst nicht wahrnehmen, macht sich die fehlende Erholung aufgrund des gestörten Schlafs im Alltag bemerkbar. 

Typische Symptome des obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms sind:

  • Atemaussetzer: Charakteristisch für eine Schlafapnoe sind Atemaussetzer von mindestens zehn Sekunden Dauer, die mehrmals pro Stunde auftreten.
  • Schnarchen: Partnerinnen und Partner von Betroffenen beschreiben meist ein sehr lautes und unregelmäßiges Schnarchen.
  • Nächtliches Aufwachen: Personen mit Schlafapnoe wachen häufig plötzlich mit trockenem Mund, Herzrasen und Luftnot auf, schwitzen stark und müssen häufiger zur Toilette.
  • Tagesmüdigkeit: Der nicht erholsame Schlaf führt dazu, dass Betroffene tagsüber müde sind und ungewollt einschlafen. In schweren Fällen tritt auch Sekundenschlaf auf.
  • Morgendliche Kopfschmerzen: Nach dem Aufwachen berichten Betroffene häufig von Kopfschmerzen
  • Konzentrationsstörungen: Der gestörte Schlaf kann Vergesslichkeit und verminderte Leistungsfähigkeit zur Folge haben.
  • Depressionen: Schlafapnoen beeinträchtigen die Stimmung stark und können in schweren Fällen sogar zu Depressionen führen.
  • Sexuelle Einschränkungen: Eine Schlafapnoe kann sich auch negativ auf Potenz und Libido auswirken.
     

Die Symptome des zentralen Schlafapnoe-Syndroms unterscheiden sich von denen des obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms:

  • Betroffene schnarchen in der Regel nicht.
  • Tagesmüdigkeit tritt seltener auf.
  • Die Grunderkrankung bestimmt das Krankheitsbild: Bei Herzinsuffizienz entwickeln Betroffene zum Beispiel Leistungsminderung, Kurzatmigkeit und Wassereinlagerungen.
     

Welche Risikofaktoren begünstigen die Entstehung einer Schlafapnoe?

Herzschwäche gilt als Hauptrisikofaktor für das zentrale Schlafapnoe-Syndrom. Für das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom gibt es hingegen eine Reihe von Risikofaktoren. Dazu zählen unter anderem:

Zudem lassen starker Alkoholkonsum und bestimmte Medikamente – etwa Schlaf- und Beruhigungsmittel – die Atemmuskulatur erschlaffen und verstärken somit eine Schlafapnoe. Auch das Alter spielt eine Rolle: Ab dem 45. Lebensjahr steigt das Risiko, an einer Schlafapnoe zu erkranken, kontinuierlich an.

Wie häufig tritt eine Schlafapnoe auf?

Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom ist weitverbreitet: In Deutschland sind je nach Definition zwischen vier und neun Prozent der Bevölkerung betroffen, Männer doppelt so häufig wie Frauen. Fachleute gehen davon aus, dass die Erkrankung bei einem Großteil der Betroffenen unerkannt bleibt.
 

Welche Folgen kann eine Schlafapnoe haben?

Wie stark eine Schlafapnoe die Gesundheit beeinträchtigt, hängt von der Häufigkeit und Dauer der Atemaussetzer ab. Chronisch gestörter, nicht erholsamer Schlaf mindert langfristig erheblich die Lebensqualität und erhöht das Unfallrisiko durch Tagesmüdigkeit und plötzlichen Sekundenschlaf.

Die erschwerte Atmung kann zudem nächtliches Sodbrennen begünstigen. Darüber hinaus steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Schlaganfall an: Etwa die Hälfte der Personen mit Schlafapnoe sind auch von einer Herz-Kreislauf-Erkrankung betroffen. Auch Diabetes Typ 2 steht im Zusammenhang mit Schlafapnoe.

Wie wird eine Schlafapnoe diagnostiziert?

Die richtige Anlaufstelle für gesundheitliche Probleme zu finden ist nicht immer einfach. Welche Ärztin oder welcher Arzt ist überhaupt die richtige Ansprechperson bei Verdacht auf Schlafapnoe? Betroffene können sich bei Schlafproblemen zunächst an ihre hausärztliche Praxis wenden oder direkt eine Praxis für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO) oder Lungenfachkunde aufsuchen. Dort beginnt die Diagnostik mit einem ärztlichen Gespräch und einer körperlichen Untersuchung.

Allgemeine Untersuchung

Im Rahmen des ärztlichen Gesprächs (Anamnese) erfragen Ärztinnen und Ärzte gezielt Symptome, die auf eine Schlafapnoe hinweisen können. Dazu zählen charakteristische Beschwerden wie Schnarchen, Atemaussetzer während des Schlafs und eine ausgeprägte Tagesmüdigkeit. Besonders wichtig sind auch die nächtlichen Beobachtungen der Partnerin oder des Partners, da Betroffene ihre nächtlichen Atemaussetzer häufig nicht selbst wahrnehmen.

Darüber hinaus wird die familiäre Vorgeschichte erfragt, um zu klären, ob bereits Fälle von Schlafapnoe in der Familie bekannt sind.

Auch eine Untersuchung der oberen Atemwege stellt einen wichtigen Baustein für die Diagnosestellung dar. Ergänzend kann eine 24-Stunden-Blutdruckmessung Hinweise auf das Vorliegen einer Schlafapnoe liefern. Standardisierte Fragebögen helfen bei der Bewertung der Einschlafneigung in alltäglichen Situationen.

Deutet die bisherige Untersuchung auf eine Schlafapnoe hin, schließt sich eine detaillierte Untersuchung in einem Schlaflabor an.

Patient schläft in einer medizinischen Klinik, die Polysomnographie durchführt

Im Schlaflabor werden während einer Polysomnografie Sensoren an Kopf und Körper angebracht, die Gehirnströme, Augenbewegungen sowie die Aktivität von Muskeln und Herz aufzeichnen.

Spezialisierte Schlafuntersuchung 

Für eine detaillierte Schlafdiagnostik gibt es spezielle Untersuchungen, die Betroffene entweder ambulant zu Hause durchführen können oder die stationär im Schlaflabor stattfinden. Dabei kommen zwei Hauptverfahren zum Einsatz:

  • Polygrafie: Die Messung bestimmter Werte während des Schlafs mittels Polygrafie liefert erste Hinweise auf eine Schlafapnoe. Dieses Verfahren können die Betroffenen in der Regel selbst zu Hause durchführen. Ein Bauchgurt misst die Atembewegungen und die Körperlage, am Finger erfasst ein Sensor den Puls und die Sauerstoffsättigung des Blutes. Ein kleines Gerät für die Nase registriert den Atemfluss und mögliche Schnarchgeräusche.
  • Polysomnografie: Diese Methode führen Expertinnen und Experten vor Ort im Schlaflabor durch. Neben den Werten der Polygrafie erfassen spezielle Geräte zusätzlich Gehirnströme, Augenbewegungen sowie die Muskelaktivität. Dazu befestigt medizinisches Personal Sensoren auf verschiedenen Körperteilen. In manchen Fällen zeichnet das System zusätzlich die Herzaktivität auf. Trotz der Verkabelung bleibt die Bewegungsfreiheit während des Schlafes erhalten.

Die Ergebnisse dieser Messungen liefern wertvolle Hinweise und können eine Schlafapnoe in vielen Fällen bestätigen oder ausschließen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Schlafapnoe?

Fachleute behandeln die Schlafapnoe individuell und richten die Therapie nach den zugrundeliegenden Ursachen, Begleiterkrankungen und Risikofaktoren der betroffenen Person. Eine Anpassung des Lebensstils spielt in vielen Fällen eine wichtige Rolle: 

  • Verzicht auf Substanzen, die den Schlaf verändern: Betroffene sollten Alkohol und Nikotin konsequent meiden. Bei Schlaf- und Beruhigungsmitteln sollten sie ärztlich abklären lassen, ob diese notwendig sind oder angepasst werden können.
  • Gewichtsreduktion: Bei Übergewicht ist eine Normalisierung des BMI anzustreben.
  • Optimierte Schlafhygiene: Eine gute Schlafhygiene mit ausreichend Schlaf und bevorzugter Seitenlage verbessert die nächtliche Atmung.

Neben den Lebensstiländerungen bietet die Medizin bei Schlafapnoe verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten:

  • Behandlung von Begleiterkrankungen: Eine vorliegende Herzschwäche oder ein Bluthochdruck muss konsequent mit behandelt und optimal eingestellt werden.
  • Operative Korrekturen: Fehlstellungen im Nasen-Rachen-Raum wie beispielsweise eine Nasenscheidewandverkrümmung können chirurgisch korrigiert werden.
  • Atemunterstützung: Je nach Schweregrad und Ursache der Schlafapnoe gibt es verschiedene Methoden zur Unterstützung der nächtlichen Atmung. Besonders bei einem ausgeprägten obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom gilt die Beatmungstherapie als Mittel der Wahl.

Warum ist eine frühzeitige Erkennung wichtig?

Nicht jedes Schnarchen ist behandlungsbedürftig: Schnarchen ohne begleitende Atemaussetzer ist in der Regel harmlos und erfordert keine Therapie. Wenn jedoch zusätzliche Anzeichen wie Atemaussetzer, Tagesmüdigkeit und Konzentrationsstörungen hinzukommen, sollten Betroffene in jedem Fall ärztlichen Rat suchen. Denn Schlafapnoe kann schwerwiegende Folgen haben. Je früher die Diagnose gestellt und eine geeignete Therapie eingeleitet wird, desto besser lassen sich Komplikationen vermeiden. Eine medizinische Behandlung zusammen mit einem angepassten Lebensstil verhilft zu einem erholsamen Schlaf, mehr Energie und einer besseren Lebensqualität.

Literatur

Weiterführende Informationen

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