Ketamin ist ein schnell wirkendes Schmerz- und Narkosemittel, das seit Jahrzehnten in der Notfall- und Intensivmedizin eingesetzt wird und zum Beispiel den Kreislauf stabilisiert.
Ketamin gegen Depression
Aufgrund seiner antidepressiven Wirkung kommt Ketamin seit einigen Jahren auch bei schwer behandelbaren Depressionen zum Einsatz – doch nur unter strenger ärztlicher Kontrolle.
Ketamin als riskante Droge
In den sozialen Medien wird Ketamin wegen seiner berauschenden Wirkung als Partydroge gefeiert, doch bei Einnahme drohen ernsthafte gesundheitliche Risiken.
Auf TikTok trenden Ketamin-Hashtags mit tausenden Aufrufen: Junge Menschen berichten von tranceartigen Zuständen und „außerkörperlichen Erlebnissen“ nach der Einnahme von hohen Dosen von Ketamin. Gleichzeitig gilt Ketamin in Studien als Hoffnungsträger gegen Depressionen und ist seit Jahrzehnten in der Notfall- und Intensivmedizin etabliert – ist also Droge und Medikament zugleich.
Ketamin: Wie wirkt es und wo wird es eingesetzt?
Das in den 1960er-Jahren entwickelte Ketamin wird seit Jahrzehnten in der Intensiv- und Notfallmedizin eingesetzt, vor allem zur Narkose und zur Schmerztherapie. Gerade in der Notfallmedizin zeigen Ketamin-Infusionen besonderes Potential: Sie lindern starke Schmerzen, stabilisieren gleichzeitig den Kreislauf und tragen dazu bei, dass sich Patientinnen und Patienten nach einem Unfall nicht an die notfallmedizinische Behandlung erinnern.
Das Wirkprinzip: Ketamin blockiert im Gehirn bestimmte Andockstellen für die Vermittlung von Signalen und beruhigt und lindert so Schmerzen. Gleichzeitig erhöht es aber auch den Blutdruck und Puls, sogar die Atemwege kann es erweitern. Daher kommt Ketamin auch zur Behandlung von schweren Asthmaanfällen zum Einsatz.
Ketamin ermöglicht darüber hinaus eine einzigartige Form der Narkose, die sogenannte dissoziative Anästhesie: Die Patientinnen und Patienten wirken dabei wach und ansprechbar, sind aber vom äußeren Geschehen abgekoppelt. Anders als bei anderen Formen der Narkosen bleiben die sogenannte Spontanatmung (selbstständige, kontinuierlich und zumeist unbewusst ablaufende Atmung) und Schutzreflexe des Organismus erhalten. In der Klinik wird Ketamin meist über die Vene oder den Muskel verabreicht, selten erfolgt die Gabe über die Nase oder den Mund.
In den vergangenen Jahren ist Ketamin zudem als Hoffnungsträger gegen Depressionen in den Fokus gerückt. Für schwer therapierbare Fälle gibt es inzwischen ein zugelassenes Nasenspray. Doch Ketamin hat noch eine andere Seite: Abhängig von der Dosis verändert es das Bewusstsein und die Wahrnehmung. Bei höheren Dosen treten die Effekte auf, die Social Media so faszinieren – Halluzinationen, Euphorie und sogar das Gefühl, den eigenen Körper zu verlassen.
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Ketamin bei Depression: Ein neuer Hoffnungsträger?
Bei herkömmlichen Antidepressiva zeigt sich ein großes Problem: die sogenannte Wirklatenz. Zuerst muss die Dosis über ein bis zwei Wochen angepasst werden, dann dauert es weitere vier bis sechs Wochen, bis ein Therapieerfolg beurteilbar ist. Gerade in dieser Phase kann sich die Symptomatik bei Menschen mit einer schweren Depression erstmal verschlechtern.
Hier kommt Esketamin ins Spiel, eine Unterform von Ketamin: Als Nasenspray bei schwer behandelbaren Depressionen oder in psychiatrischen Notfällen wirkt es innerhalb von Stunden – nicht Wochen – und kann so deutlich schneller die psychische Verfassung verbessern.
Doch Vorsicht: Ketamin ist heikel. Die Behandlung erfolgt streng unter ärztlicher Aufsicht, mit Blutdruck- und Kreislaufkontrolle, da die Einnahme von Ketamin beispielsweise bei Bluthochdruck riskant ist. Die Wirkung hält zudem nur kurz an, danach entscheidet das Fachpersonal über die nächste Gabe. Selbstmedikation? Absolut ausgeschlossen – zu gefährlich und zu unberechenbar.
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Auf Partys und in Clubs wird Ketamin als „Special K“, „Kate“ oder „Vitamin K“ konsumiert. Was macht Ketamin als Droge? In der Partyszene ist vor allem die sogenannte „Aufwachphase“, also die Zeit, in der die einschläfernde Wirkung von Ketamin nachlässt, berüchtigt. In dieser Phase können intensive Halluzinationen auftreten – farbenprächtige, verzerrte Sinnestäuschungen, manchmal mit dem Gefühl, den eigenen Körper zu verlassen oder durch einen Tunnel ins Licht zu gehen. Solche Erfahrungen haben sogar zu sogenannten Flatliner-Partys geführt, bei denen Konsumentinnen und Konsumenten bewusst Nahtoderlebnisse provozieren. Beim Konsum von Ketamin hat sowohl die persönliche Grundstimmung als auch die Umgebung einen erheblichen Einfluss auf das Erleben. Befindet sich eine Person in einer negativen Stimmungslage, kann sich dies durch den Konsum noch verstärken.
Meist wird Ketamin geschnupft, seltener geschluckt oder gespritzt. Ketamin hat eine relativ überschaubare Wirkungsdauer: Die Wirkung setzt nach wenigen Minuten ein, erreicht nach rund 15 Minuten ihren Höhepunkt und klingt nach ein bis zwei Stunden wieder ab. Typische Effekte, auf die Konsumentinnen und Konsumenten von Ketamin als Partydroge abzielen, sind Gefühle von Losgelöstheit, Euphorie, eine veränderte Zeit- und Raumwahrnehmung und der Eindruck, vom eigenen Körper abgetrennt zu sein.
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Doch der Preis ist hoch: Neben Schwindel, Übelkeit und plötzlicher Bewusstlosigkeit drohen Panikattacken und Kreislaufprobleme bis zum Atemstillstand. Gerade beim regelmäßigen Konsum besteht die Gefahr bleibender Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen. Beim Mischkonsum mit Alkohol oder anderen Drogen wie zum Beispiel Opiaten steigt zudem das Risiko eines unkontrollierbaren Rauschs massiv. Hinzu kommt: Ketamin kann zu einer Sucht führen – und psychisch und körperlich abhängig machen.
Ein sicherer Rausch? Den gibt es mit Ketamin nicht.
Ketamin und Social-Media: Warum ist der Trend so gefährlich?
Auf TikTok, Instagram und YouTube gehen Beiträge rund ums Thema Ketamin viral. Userinnen und User berichten von ihren Trips, Rapperinnen und Rapper glorifizieren Ketamin in ihren Songtexten. Gerade junge Menschen unterschätzen dadurch, wie gefährlich Ketamin als Droge sein kann. Social Media erzeugt Neugier und weckt Interesse – und kann manche Personen dazu verleiten, mit einer Substanz zu experimentieren, deren Nebenwirkungen auf die Intensivstation führen können.
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Der Begriff K-Hole bezeichnet einen sehr intensiven dissoziativen Zustand nach einer hohen Ketamin-Dosis: Bewusstsein, Sinneswahrnehmungen und Gedächtnis sind in diesem Zustand stark voneinander entkoppelt, was sich wie eine vollständige Loslösung von der Umwelt anfühlen kann. Typisch sind:
Völlige Bewegungsunfähigkeit (Personen wirken wie bewusstlos)
Außerkörperliche Erlebnisse (Personen haben das Gefühl, ihren Körper von außen zu beobachten)
Verlust von Zeit- und Raumgefühl
Nahtodartige Erfahrungen
Alptraumhafte Halluzinationen
Tunnel-Visionen (Personen meinen, in einem Tunnel auf ein Licht zuzugehen)
Kurze Phasen von Gedächtnisverlust
Trotz Romantisierung und Bagatellisierung in den sozialen Medien: Beim K-Hole handelt es sich um riskanten Ausnahmezustand: Wer im Club in ein K-Hole fällt, kann weder Hilfe rufen noch sich selbst schützen. Es kann zu Verschlucken, Stürzen und Atemproblemen mit potenziell lebensgefährlichen Folgen kommen.
Die Nebenwirkungen von Ketamin als Partydroge können nicht nur sehr unangenehm, sondern auch lebensbedrohlich sein.
Ketamin: Was sind akute und langfristige Nebenwirkungen?
Akut können nach der Einnahme von Ketamin Übelkeit, Erbrechen, ein Anstieg von Blutdruck und Puls sowie Herzrhythmusstörungen auftreten. Auch muskuläre Versteifungen bis zu krampfartigen Zuständen (Ketamin-Krämpfe) sind möglich. Treten diese Krämpfe im Bereich des Kehlkopfes auf, kann es zu einer gefährlichen Blockierung der Atemwege kommen. Angst- und Panikzustände, im Extremfall sogar ein Atemstillstand sind weitere akute Gefahren des Konsums von Ketamin. Besonders riskant wird es, wenn zusätzlich andere Substanzen konsumiert werden, die sich auf die Atmung auswirken – wie etwa Alkohol. Dann steigt die Gefahr eines Atemstillstands deutlich.
Zu den weniger dramatischen, aber dennoch belastenden Nebenwirkungen gehören Albträume und albtraumhafte Halluzinationen in der Abklingphase.
Bei regelmäßigem Konsum von Ketamin drohen schwerwiegende Langzeitschäden: Dazu zählt das sogenannte Ketamin Bladder Syndrome (auf Deutch Ketamin-Blasen-Syndrom) mit schmerzhaften Blasenentzündungen, die in manchen Fällen sogar eine Operation erforderlich machen können. Außerdem sind Nieren- und Leberschäden, Gedächtnisprobleme, Depressionen, psychotische Symptome wie Wahnvorstellungen oder starke Veränderungen des Verhaltens und die Entwicklung einer Abhängigkeit möglich.
Auch bei medizinisch kontrollierter Gabe sind Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen. Deshalb gilt: Ketamin gehört ausschließlich in die Hände von Fachpersonal.
Fazit: Ketamin hat im Club nichts verloren
Ketamin ist beides zugleich: unverzichtbar in der Notfall- und Intensivmedizin sowie neuer Hoffnungsträger bei der Behandlung von Depressionen und gleichzeitig gefährliche Partydroge mit unkalkulierbaren Risiken. In der Hand von Ärztinnen und Ärzten kann Ketamin Leben retten, Schmerzen lindern und die psychische Verfassung in aussichtslosen Situationen schnell verbessern. Außerhalb dieses Rahmens jedoch wird die Substanz zur tickenden Zeitbombe – mit Nebenwirkungen, die von Panikattacken über Atemstillstand bis zu bleibenden Organschäden reichen.
Die klare Empfehlung lautet: Finger weg von Ketamin, sei es als Selbstmedikation oder als Partydroge im Club. Seine Wirkung ist zu unberechenbar, die möglichen Folgen sind zu gefährlich. Wer die Substanz dennoch verharmlost, unterschätzt ein Risiko, das im schlimmsten Fall tödlich enden kann.
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