Eine junge Frau nimmt ein Schmerzmittel ein
Medikamente

Welche Schmerzmittel gibt es?

Lesedauer unter 7 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • Heidi Günther (Apothekerin bei der Barmer)

Welches Schmerzmittel hilft gegen Rückenschmerzen, Zahnschmerzen oder Kopfschmerzen? Diese Tipps helfen Ihnen bei der Wahl des richtigen Schmerzmittels.

Welche Arten von Schmerzmitteln gibt es?

Es gibt Schmerzmittel, die ohne Rezept erhältlich sind und Schmerzmittel, die nur von der Ärztin oder dem Arzt verordnet werden dürfen. Sie werden deshalb als „verschreibungspflichtige Schmerzmittel“ bezeichnet.

Die am häufigsten angewendeten rezeptfreien Schmerzmittel sind die sogenannten nicht steroidalen Antiphlogistika und Antirheumatika (NSAR). Der komplizierte Begriff stammt noch aus der Vergangenheit, als diese Wirkstoffe hauptsächlich in der Behandlung von Rheuma eingesetzt wurden. Heute werden diese Schmerzmittel zum Beispiel gegen Kopfschmerzen, Zahnschmerzen oder Rückenschmerzen eingesetzt.

Zu den NSAR zählen die Wirkstoffe:

  • Acetylsalicylsäure 
  • Diclofenac 
  • Ibuprofen
  • Naproxen

Ein weiterer gut bekannter Wirkstoff ist das Paracetamol.

Ob Schmerzmittel rezeptfrei erhältlich sind, hängt nicht nur von dem Wirkstoff ab, sondern auch von der Dosierung und der Packungsgröße. So sind beispielsweise Präparate mit Ibuprofen, die 400 mg pro Tablette enthalten, rezeptfrei. In höherer Dosierung ist eine ärztliche Verordnung notwendig.

Ibupropfen gehört übrigens zu den Medikamenten, die von Ärztinnen und Ärzten am häufigsten verordnet werden. Auch für den verschreibungspflichtigen Wirkstoff Metamizol werden viele Rezepte ausgestellt – er lindert nicht nur Schmerzen, sondern hilft auch bei Fieber und Muskelkrämpfen – kann aber auch zu gravierenden Nebenwirkungen führen.

Bei starken und bei länger andauernden oder chronischen Schmerzen werden Wirkstoffe aus der Gruppe der Opioide eingesetzt. Dazu zählen beispielsweise:

  • Tramadol 
  • Tilidin
  • Morphin
  • Fentanyl
  • Buprenorphin
  • Oxycodon

Einige Arzneimittel mit Opioiden dürfen nur auf einem besonderen Rezept, dem Betäubungsmittelrezept verordnet werden, das Patientinnen und Patienten innerhalb von acht Tagen ab Ausstellungsdatum in der Apotheke einlösen müssen.

Schmerzmittel: Welches ist geeignet?

Auch wenn Schmerzmittel rezeptfrei erhältlich sind, sollten sie nicht bedenkenlos gekauft und eingenommen werden. Oft wird in den Medien suggeriert, dass Schmerzmittel harmlos seien und eine schnelle Hilfe bieten. 

Nicht jedes Medikament ist für jede Art von Schmerzen geeignet und einige Schmerzmittel zeigen Wechselwirkungen mit Medikamenten, die aufgrund von weiteren akuten oder chronischen Krankheiten notwendig sind. Besondere Vorsicht bei der Einnahme ist bei Patientinnen und Patienten geboten, die an einer Niereninsuffizienz oder Herzinsuffizienz leiden.

Besonders bei älteren Menschen kommt es vor, dass Herz und Nieren nicht mehr richtig funktionieren. Wenn die Leberfunktion eingeschränkt ist, darf Paracetamol nicht verwendet werden, weil dieser Wirkstoff über die Leber abgebaut wird.

Viele rezeptfreie Schmerzmittel können die Magenschleimhaut stark reizen. Verstärkt wird dieser Effekt, wenn blutverdünnende Arzneimittel oder Glukokortikoide zum Therapieplan gehören. Auch sollten rezeptfreie Schmerzmittel nicht über einen längeren Zeitraum ohne fachliche Beratung eingenommen werden. Mit einer Beratung in der Apotheke oder Arztpraxis lassen sich nicht nur viele Risiken minimieren, es wird auch das passende Schmerzmittel in der richtigen Dosierung gefunden.

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Salben und Cremes gegen Schmerzen

Schmerzsalben gibt es viele. Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen oder Sportverletzungen sind nur einige Anwendungsgebiete, bei denen auch Salben, Gele und Cremes eingesetzt werden. Die Inhaltsstoffe können dabei chemisch oder pflanzlich sein. Weiterhin gibt es auch Salben und Cremes der alternativen Therapierichtung wie der Homöopathie und Anthroposophie. Allen gemeinsam ist, dass sie auf intakter Haut und in der Regel mehrmals täglich aufgetragen werden. Nach dem Auftragen unbedingt die Hände gut waschen.

Chemische Salben enthalten nicht steroidale Antiphlogistika und Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac oder Ibuprofen. Pflanzliche Zubereitungen können Beinwell, Arnika oder ätherische Öle enthalten. Es gibt Salben und Cremes, die kühlen und einige mit einem durchblutungsfördernden und wärmenden Effekt.

Grundsätzlich ist gegen die Anwendung nichts einzuwenden. Doch auch wenn viele dieser Präparate rezeptfrei erhältlich sind, ist eine Beratung hilfreich. Wirkstoffe und Hilfsstoffe können die Haut reizen und auch Wärme und Kälte wollen richtig angewendet sein.

Pflanzliche Schmerzmittel gegen Schmerzen

Auch pflanzliche Arzneimittel können helfen, Schmerzen zu lindern. Mittel mit pflanzlichen Bestandteilen werden im Fachjargon Phytopharmaka genannt, die Pflanzen Drogen, auch wenn sie im eigentlich Sinne nichts mit den süchtig machenden Drogen zu tun haben. Viele Mittel sind schon lange bekannt und werden traditionell angewendet. In Schmerzmitteln häufig anzutreffende Pflanzenbestandteile oder -extrakte sind:

  • Arnikablüten
  • Beinwellwurzel
  • Calendulablüten
  • Cayennepfeffer
  • Nelkenöl
  • Pfefferminzöl
  • Rosmarinöl
  • Teufelskrallenwurzel
  • Weidenrinde

Arnika, Calendula und Beinwell werden gerne in Cremes und Salben bei Sportverletzungen verwendet. Arnika ist ein echter Allrounder und wird bei vielen verschiedenen Schmerzen in der Homöopathie eingesetzt. 

Ein Mann leidet beim Joggen unter einer Sportverletzung.

Bei der Behandlung von Sportverletzungen werden zum Beispiel schmerzstillende Salben mit Arnika eingesetzt.

Während Cayennepfeffer aufgrund seines wärmenden Effekts bei Verspannungen helfen kann, ist Nelkenöl ein schon sehr langes bekanntes Mittel bei Zahnschmerzen. Einreibungen mit Rosmarinöl können Muskelkater lindern, während Pfefferminzöl seinen Stellenwert insbesondere bei Kopfschmerzen hat. Die Teufelskrallenwurzel wird unterstützend in der Rheumatherapie verwendet. Die Weidenrinde enthält Substanzen, die der Acetylsalicylsäure ähneln und wurde schon in der Antike bei Schmerzen und Fieber eingesetzt.

Pflanzliche Arzneimittel werden als Tee, ätherisches Öl oder in sogenannten Fertigarzneimitteln angeboten. Problematisch bei der Anwendung von Tees ist, dass der Wirkstoffgehalt variieren kann. Je nachdem wie dosiert wurde oder wie hoch der Gehalt der Wirkstoffe in der Pflanze ist, kann die Wirkung unterschiedlich sein. Der Vorteil bei Fertigarzneimitteln ist, dass Pflanzenextrakte mit einem genau definierten Wirkstoffgehalt verarbeitet werden. So enthält dann eine Tablette immer die gleiche Wirkstoffmenge.

Auch wenn es sich um natürliche Arzneimittel handelt, sind Phythopharmaka nicht harmlos. Die Weidenrinde kann Blutungen verstärken, was besonders bei Menschen, die Blutverdünner einnehmen, gefährlich werden kann. Unverdünnt auf die Haut aufgetragene ätherische Öle können die Haut reizen und Allergien auslösen.

„Pflanzlich“ heißt nicht automatisch „unbedenklich“

Gerade wenn Sie bereits Medikamente einnehmen oder an Allergien oder weiteren Krankheiten leiden, sollten Sie sich auch vor der Anwendung von pflanzlichen Arzneimitteln in der Apotheke oder Arztpraxis beraten lassen, etwa zu möglichen Nebenwirkungen. In welchen Fällen die Kosten für ein pflanzliches Arzneimittel übernommen werden können.

Wirksame Schmerzmittel gegen leichte Schmerzen, mittelstarke Schmerzen und starke Schmerzen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ein Stufenschema entwickelt, das je nach Schmerzintensität unterschiedliche Schmerzmittel für die Behandlung empfiehlt. Ursprünglich war das Stufenschema für Tumorpatientinnen und –patienten gedacht und wurde erst später auf alle anderen Schmerzpatienten übertragen. Während zunächst für jede Stufe nur ganz spezielle Schmerzmittel empfohlen wurden, werden mittlerweile je nach Schmerzintensität die Arzneimittel patientenindividuell eingesetzt oder kombiniert. 

Schmerzskala: Die WHO empfiehlt je nach Intensität der Schmerzen bestimmte Schmerzmittel.

Schmerzskala: Die WHO empfiehlt je nach Intensität der Schmerzen bestimmte Schmerzmittel.

Stufe 1 befasst sich mit der Behandlung leichter Schmerzen, die zweite empfiehlt Wirkstoffe bei mäßig starken Schmerzen und die dritte Stufe beschreibt Möglichkeiten zur Behandlung starker Schmerzen. 

Weil Schmerzen individuell unterschiedlich empfunden werden, kann eine Schmerzskala Patientinnen und Patienten helfen, ihrer Ärztin oder ihrem Arzt die Stärke des Schmerzes zu beschreiben. Es gibt unterschiedliche Schmerzskalen. Beispielsweise wird über eine Skala von 1 bis 10, über Farben von grün über gelb bis rot oder über Emoticons die Schmerzintensität abgefragt. Ärztinnen und Ärzte können dann entsprechend dem Leidensdruck geeignete Medikamente nach dem angepassten WHO-Stufenschema auswählen.  

Schmerzmittel: Alternative Medikamente und Methoden

Antidepressiva und Mittel gegen Epilepsie gegen Schmerzen?

In der Schmerztherapie haben sich Medikamente bewährt, die normalerweise bei anderen Erkrankungen eingesetzt werden. Dazu zählen z.B. Antidepressiva oder Antiepileptika.

Für Patientinnen und Patienten ist es manchmal irritierend, ein Antidepressivum verordnet zu bekommen, obwohl doch Schmerzen behandelt werden sollen. Die Vermutung, nicht ernst genommen zu werden, liegt nicht weit entfernt. Diese Wirkstoffe helfen aber tatsächlich besonders bei Nervenschmerzen. Nervenschmerzen, die auch als neuropathische Schmerzen bezeichnet werden, treten z.B. bei der Zuckerkrankheit, dem Diabetes mellitus, oder nach einer Gürtelrose-Erkrankung auf.

Antidepressiva werden dabei in einer niedrigeren Dosierung eingesetzt als zur Behandlung der Depression. 

Häufig eingesetzte Wirkstoffe sind Mirtazapin, Amitriptylin, Citalopram und Duloxetin.

Muskelrelaxantien gegen Schmerzen?

Muskelrelaxantien werden eingesetzt, wenn die Ursache für den Schmerz verspannte Muskeln sind. Dies ist häufig bei Rücken- und Schulterschmerzen der Fall. Die Präparate sind verschreibungspflichtig und werden nur kurzzeitig verordnet. Zu beachten ist, dass sie müde machen und bei längerer Einnahme süchtig machen können.

Wärme oder Kälte gegen Schmerzen?

Sowohl Wärme als auch Kälte können Schmerzen lindern. Häufig sag einem schon das innere Gefühl, ob man eher Wärme oder Kälte benötigt. In der Regel wird bei akuten Verletzungen gekühlt und bei verspannten Muskeln und steifen Gelenken sowie allen chronischen Leiden gewärmt.

Alternative Heilverfahren gegen Schmerzen?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Schmerzen auch mit alternativen Heilverfahren zu begegnen, zum Beispiel Akupunktur oder Osteopathie. 

Hilfe bei Schmerzen mit alternativer Medizin und Naturheilverfahren

Alternative Heilverfahren sollen die Selbstheilung Ihres Körpers aktivieren. Von diesen Kostenzuschüssen profitieren Barmer-Versicherte.

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Auch sogenannte TENS - und EMS-Geräte können hilfreich sein.

Cannabis gegen Schmerzen?

Grundsätzlich gilt, dass nur Patientinnen und Patienten mit einer schwerwiegenden Erkrankung unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf Cannabismedikamente auf Rezept haben. Auch Schmerzpatienten können unter bestimmten medizinischen Kriterien von einer Therapie mit Cannabis profitieren.

Literatur und weiterführende Informationen

 

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