Eine junger Mann informiert sich über die Nebenwirkungen seiner Schmerzmittel
Medikamente

Schmerzmittel: Wirkung und Nebenwirkungen

Lesedauer unter 6 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • Heidi Günther (Apothekerin bei der Barmer)

Für die Behandlung von Schmerzen stehen verschiedene sehr wirksame Medikamente zur Verfügung. Doch wie genau lindern diese Arzneien eigentlich den Schmerz? Wie Schmerzmittel auf unseren Körper einwirken und welche Nebenwirkungen dabei auftreten können.

Wie wirken Schmerzmittel?

Die Ursachen für Schmerzen können sehr unterschiedlich sein. Man tritt auf einen spitzen Stein, man verträgt eine Mahlzeit nicht – der Körper kommuniziert dann über Schmerzen, dass etwas nicht stimmt und nutzt dafür verschiedene biochemische Signalwege.

Die meisten Schmerzmittel greifen in die Weiterleitung dieser Informationen ein. 

Schmerzmittel: Wann setzt die Wirkung ein?

Wer starke Schmerzen hat, wünscht sich verständlicherweise eine schnelle Wirkung.

Tatsächlich lindern die meisten Schmerzmittel aber nicht sofort die Schmerzen. Es kann zehn Minuten bis etwa eine Stunde dauern, bis sich die Wirkung einstellt. Die frühzeitige Einnahme einer weiteren Tablette hilft dann nicht. 

Ratsam ist es daher, auf die Uhr zu schauen, wann das Mittel eingenommen wurde. Acetylsalicylsäure und Diclofenac wirken vergleichsweise schnell nach zehn bis 20 Minuten. Bei Ibuprofen und Naproxen können es dagegen schon 45 Minuten sein. Bei Migränemitteln mit Naratriptan dauert es sogar eine Stunde bis zur Wirkung. 

Die Schmerzmittel wirken nicht?

Die Bandbreite der verschiedenen Schmerzmittel ist groß. Besonders in der Langzeittherapie ist es daher durchaus üblich, dass Schmerzmittel im Laufe der Behandlung gewechselt werden, um Patientinnen und Patienten optimal einzustellen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat ein Stufenschema für die Schmerztherapie entwickelt, damit Arzneimittel und Begleitmedikation individuell für die Patienten ausgesucht werden können. Die WHO definiert drei Stufen, die sich an der Schmerzintensität orientieren. Jede Stufe beinhaltet eine Auswahl verschiedener Wirkstoffe.

Welche Nebenwirkungen haben Schmerzmitteln?

Da es sehr viele verschiedene Schmerzmittel gibt, sind auch die Nebenwirkungen sehr unterschiedlich. Nicht alle Nebenwirkungen treten bei jedem oder in der gleichen Stärke auf. Einige Nebenwirkungen verschwinden nach einiger Zeit, andere bleiben während der gesamten Therapiezeit bestehen, können aber über eine Begleitmedikation abgemildert werden. Andere Nebenwirkungen wiederum können ein Warnsignal dafür sein, dass die Therapie gewechselt werden muss.

Die rezeptfreien Schmerzmittel können zum Beispiel diese Nebenwirkungen haben:

  • Übelkeit
  • Schwindel
  • Benommenheit 
  • Schleimhautentzündungen im Magen-Darm-Trakt

Wer langfristig Schmerzmittel gegen Kopfschmerzen einnimmt, sollte wissen, dass die Schmerzmittel bei längerer Einnahme zu Dauerkopfschmerzen führen und im schlimmsten Fall Leber und Niere schädigen können.

Stark wirksame Schmerzmittel können insbesondere diese Nebenwirkungen haben: 

  • Übelkeit
  • Benommenheit
  • Verstopfung
  • trockener Mund
  • Kopfschmerzen
  • Juckreiz
  • vermehrtes Schwitzen
  • Kurzatmigkeit 
  • Luftnot 

Wer aufgrund von Nebenwirkungen das Schmerzmittel nicht verträgt, sollte sich von seiner Ärztin oder seinem Arzt oder in der Apotheke zeitnah beraten lassen.

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Schmerzmittel und ihre Wirkung auf den Magen

Besonders wer über längere Zeit nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) benötigt, wird zusätzlich ein Magenmittel verordnet bekommen.

NSAR greifen die Magenschleimhaut an und können zu Blutungen führen. Dies liegt am Wirkungsmechanismus der NSAR. Sie hemmen die Bildung von körpereigenen Gewebshormonen. Geraten die Hormone aus dem Gleichgewicht, können sie Entzündungen begünstigen und zu Schmerzen führen. Wird die Bildung gehemmt, können die Entzündungen abheilen. An anderen Stellen im Körper haben Gewebshormone aber auch eine Schutzfunktion. Im Magen bewirken sie die Bildung eines Schleims, der die Magensäure neutralisiert und die Magenschleimhaut schützt. Wird diese Schutzbarriere beeinträchtigt, kommt es zu einer Reizung der Magenschleimhaut.

Starke Schmerzmittel und Übelkeit

Wer Opioide wie Tramadol verordnet bekommt, kann zu Beginn der Therapie unter starker Übelkeit leiden. Die Übelkeit kann zwischen zwei bis vier Wochen anhalten und lässt sich mit dem Wirkstoff Metoclopramid (MCP) oder Domperidon therapieren.

Mit dem bei allgemeiner Übelkeit häufig eingesetzten rezeptfreien Dimenhydrinat sollte man eher vorsichtig sein: Der Wirkstoff kann die unerwünschte verstopfende Wirkung der Opioide verstärken.

Mögliche Nebenwirkungen von Metamizol

Der Wirkstoff Metamizol, auch Novaminsulfon genannt, ist verschreibungspflichtig. Er kann nicht nur die Schmerzen lindern, sondern auch Fieber senken und Muskelkrämpfe lösen.

Der guten Wirkung von Metamizol steht auf der anderen Seite eine schwere, allerdings seltene Nebenwirkung gegenüber: Metamizol kann die Blutbildung schwer stören, indem bestimmte weiße Blutkörperchen, Granulozyten, nicht mehr gebildet werden können. Diese Störung nennt man Agranulozytose – sie kann sogar lebensbedrohlich sein kann. 

Diese Nebenwirkung kann auch nach bereits längerer Einnahme auftreten. Wer grippeähnliche Symptome wie Fieber, Halsschmerzen oder Mattigkeit fühlt, sollte daher sofort ärztliche Hilfe aufsuchen.

Eine Frau sitzt stark erkältet auf einer Couch

Das Schmerzmittel Metamizol kann in seltenen Fällen zu gefährlichen Nebenwirkungen führen. Warnzeichen sind zum Beispiel grippeähnliche Symptome wie Fieber und Abgeschlagenheit.

Erhöht wird das Risiko der Agranulozytose, wenn gleichzeitig ein Medikament mit dem Wirkstoff Methotrexat, kurz MTX, eingenommen wird. MTX wird bei rheumatischen Erkrankungen und bei Krebs eingesetzt. Methotrexat und Metamizol dürfen daher nicht kombiniert werden. 

Mögliche Nebenwirkungen von Acetylsalicylsäure (ASS)

Auch wenn die Entdeckung der Acetylsalicylsäure (ASS) schon 125 Jahre her ist und die Anwendung vielen gut bekannt ist, sind bei der Einnahme auch Neben- und Wechselwirkungen zu beachten.

ASS lindert nicht nur Schmerzen, sondern verdünnt auch das Blut, was auch therapeutisch genutzt werden kann, um etwa Schlaganfälle zu vermeiden. Wer einen zahnmedizinischen Eingriff vor sich hat, sollte unbedingt die Dosierung und bisherige Einnahmedauer mit der Zahnärztin oder dem Zahnarzt besprechen.

ASS sollte nicht zusätzlich mit den schmerzstillenden Wirkstoffen Ibuprofen oder Naproxen eingenommen werden, weil dann die Wirkung der ASS herabgesetzt wird.

Mögliche Nebenwirkungen von Schmerzpflastern 

Wenn Sie beim Tragen eines Schmerzpflasters zu langsam oder flach atmen, einen niedrigen Puls haben, sich schläfrig oder schwindelig fühlen, über ein Kältegefühl klagen, Schwierigkeiten beim Gehen oder Sprechen haben oder verwirrt sind, sollten Sie sofort handeln. Möglicherweise liegt eine Überdosierung vor.

Das Pflaster sollte dann abgezogen und eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. Die Patientin oder der Patient wird dann weitere 24 Stunden ärztlich überwacht.

Schmerzmittel: Gewöhnung und Sucht

Kann man sich an Schmerzmittel gewöhnen?

Schmerzmittel haben die Eigenart, dass sie empfindlicher gegenüber Schmerzen machen können. Dies ist auch bei rezeptfreien Schmerzmitteln möglich. Schmerz wird schneller und stärker empfunden und es besteht die Gefahr, dass weitere Schmerzmittel eingenommen werden oder die Dosierung erhöht wird.

Verursacht wird dies durch einen Gewöhnungseffekt. Es handelt sich hier nicht um eine Sucht, sollte aber ernst genommen werden und unter ärztlicher Beobachtung korrigiert werden.

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Machen Schmerzmittel süchtig?

Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide können physisch und psychisch abhängig machen. Die Schmerzmittelsucht äußert sich dabei unterschiedlich. Die Symptome treten vor allem dann auf, wenn das Medikament abgesetzt wird oder der gewohnte Zeitraum bis zur nächsten Einnahme überschritten ist. Je nach Wirkstoff kommt es zu Kopfschmerzen, Übelkeit, innerer Unruhe, Angstzuständen, Zittern oder einem starken Verlangen nach dem Medikament.

Eine Sucht nach starken Schmerzmitteln lässt sich vermeiden

Wer ein starkes Schmerzmittel mit Morphin oder Fentanyl benötigt, wird nicht automatisch abhängig. Über die richtige Dosierung und Anwendung lässt sich eine Sucht vermeiden. Welche frühen Warnsignale einer Medikamentensucht Sie beachten sollten.
 

Literatur und weiterführende Informationen

 

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