Junge Frau hat Zahnschmerzen und hält sich die Hand an den Kiefer.
Zahngesundheit

Zahnschmerzen: Ursachen, Lindern, Vorbeugen

Lesedauer unter 8 Minuten

Redaktion

  • Sarah Peitz (Content Creator (Medical), TAKEPART Media + Science GmbH)

Qualitätssicherung

  • Gerhard W. Koch (Zahnmediziner)

Pulsierend, stechend oder ziehend: Zahnschmerzen können extrem unangenehm sein. Sie zu ignorieren ist meist unmöglich – und auch nicht ratsam. Denn akute Zahnschmerzen deuten darauf hin, dass etwas nicht stimmt.

Auch wenn man den Schmerz vorübergehend mit Hausmitteln oder Schmerzmitteln lindern kann, sollte man die Behandlung von Zahnschmerzen nicht auf die lange Bank schieben, sondern zügig eine Zahnärztin oder einen Zahnarzt aufsuchen. Mit dem Hinweis auf Schmerzen bekommt man meist kurzfristig einen Termin.

Die häufigsten Ursachen für Zahnschmerzen

Die Ursachen von heftigen Zahnschmerzen können vielfältig sein. Meist ist ein kranker einzelner Zahn der Übeltäter, aber der Grund kann auch woanders im Körper liegen. Zahnärzte wissen das und überprüfen gezielt verschiedene „Baustellen“ und Symptome. In der Folge eines Zahnarztbesuchs können Patienten auch zu anderen Fachärzten oder Fachärztinnen überwiesen werden. 

Wenn die Ursache der Zahnschmerzen von den Zähnen kommt

1. Karies

Karies ist die häufigste Ursache für Zahnschmerzen. Karies entsteht durch übermäßig zucker- und kohlenhydratreiche Nahrung in Kombination mit unzureichender Mundhygiene: Die Bakterien im Mund, die die Nahrung verarbeiten, produzieren Säure. Diese greift die äußere Zahnschicht, den Zahnschmelz, an. 

Der Zahnschmelz ist zunächst schmerzunempfindlich. Der Schmerz entsteht erst, wenn die Kariesbakterien durch ihre Säure den Schmelz aufgelöst haben und das empfindliche Innere, das Zahnbein, erreichen. Nun können heiße oder kalte, süße oder saure Speisen Schmerzen auslösen. Die Schmerzen können auf andere Zähne ausstrahlen und damit die Lokalisierung des ursächlichen Zahnes erschweren.

2. Parodontitis und Gingivitis

Fast jeder hatte schon mal eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Das gerötete und geschwollene Zahnfleisch kann bluten, schmerzt aber meist nicht. Die Entzündung wird durch ein Übermaß an Bakterien hervorgerufen und geht bei einer guten Mundhygiene in der Regel von selbst wieder weg. 

Beim Zähneputzen ist es wichtig, dass auch am Zahnfleischrand sorgfältig gereinigt wird, damit die Bakterien zwischen Zahnfleisch und Zahn (sogenannten Zahnfleischtaschen) wieder auf ein ungefährliches Maß reduziert werden. Dabei sollte man aber nicht zu fest schrubben, sonst wird das Zahnfleisch noch weiter gereizt. Wenn sich die Entzündung vom Zahnhals bis zur Wurzel ausweitet und sogar den Halteapparat der Zähne angreift, spricht man von Parodontitis.

Oftmals löst sich das Zahnfleisch vom Zahn und vergrößert die Zahnfleischtaschen, in denen sich Entzündungen ausbreiten können. Dabei bildet sich das Zahnfleisch zurück und legt somit die Zahnhälse frei. Freigelegte Zahnhälse sind schmerzempfindlich auf heiße, kalte, süße oder saure Speisen und Getränke. Bei einer fortgeschrittenen Parodontitis können Zähne auch wackeln oder sogar ausfallen.

3. Zahnnerventzündung (Pulpitis) und Zahnabszess

Bei einer unbehandelten Karies, aber auch durch eine Verletzung des Kieferknochens, kann eine Zahnnerventzündung, auch als Zahnwurzelentzündung oder Zahnmarkentzündung bezeichnet, entstehen. Durch die Entzündung bildet sich ein hoher Druck im Zahninneren, was sich meist in starken, pulsierenden Zahnschmerzen äußert. Auch eine „dicke Backe“ oder sogar Fieber sind hier möglich. 

Wenn die Schmerzen dann vorübergehend nachlassen oder verschwinden, kann das bedeuten, dass der Nerv abgestorben ist. Hier ist schnelles Handeln ratsam, sonst ist mit ernsthaften Folgen zu rechnen.

Wenn die Entzündung auf das umliegende Gewebe und den Kieferknochen übergeht, kann sich eine Eiteransammlung (Zahnabszess) bilden. Ein Zahnabszess ist sehr schmerzhaft und wird häufig von einer heißen Schwellung begleitet.

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4. Zahnfraktur

Trotz ihrer Stabilität können Zähne brechen, etwa durch einen Unfall oder wenn man unerwartet auf etwas sehr Hartes beißt. Zahnfrakturen können sehr schmerzhaft sein.

5. Zähneknirschen (Bruxismus)

Regelmäßiges Zähneknirschen belastet den Zahnhalteapparat und reibt die Kauflächen der Zähne ab. Der Druck auf die Kiefergelenke kann Schmerzen im Bereich von Kaumuskulatur, Kiefergelenk, Wangen, Nacken und Schläfen auslösen und manchmal sogar in die Ohren ausstrahlen.

6. Zahndurchbruch

Wenn bei Babys die ersten Zähne durch das Zahnfleisch „brechen“, kann ihnen das sehr wehtun. Auch der Durchbruch der Weisheitszähne bei Erwachsenen kann schmerzen.

7. Undichte und verlorene Füllungen

Zahnfüllungen oder Kronen können undicht sein oder herausfallen. Der abgeschliffene Zahn darunter liegt dann frei und reagiert schmerzempfindlich auf äußere Reize.

Kleine BARMER-Infotafel zum Thema: Zahnschmerzen

Infografik: Zahnschmerzen - Karies ist der häufigste Grund dafür. 

Wenn die Ursache der Zahnschmerzen nicht von den Zähnen kommt 

Die Ursache von Zahnschmerzen kann auch an anderer Stelle im Körper liegen. Insbesondere, wenn es auch andere körperliche Symptome gibt, oder die Zahnärztin oder der Zahnarzt nichts feststellen kann, sollte man weitere Möglichkeiten abklären lassen.

1. Entzündung der Nasennebenhöhlen oder der Kieferhöhle

Eine Entzündung der Nasennebenhöhlen oder der Kieferhöhle kann sich ausbreiten und dumpfe oder klopfende Schmerzen verursachen, die bis in die Backenzähne ausstrahlen. Meist sind die Schmerzen mit einem Druckgefühl verbunden, das sich verstärkt, wenn man sich nach unten beugt. Auch eine starke Erkältung führt nicht selten zu unklaren Zahnschmerzen.

2. Cranio-Mandibuläre Dysfunktion

Cranio-Mandibuläre Dysfunktion (CMD) ist eine Funktionsstörung im Kauapparat. Belastet man die Kaumuskulatur zu stark oder falsch, kann sie sich an einigen Stellen (Triggerpunkte) schmerzhaft verhärten. Der Schmerz kann in den Oberkiefer ausstrahlen, aber auch den Kopf, die Kiefer, die Schultern oder den Nacken betreffen.

3. Trigeminusneuralgie

Der Trigeminus ist ein Nerv, der für die Gefühlswahrnehmung des Gesichts, der Schleimhäute in Mund und Nase oder der Hornhaut im Auge verantwortlich ist. Bei einer Erkrankung des Trigeminus (Trigeminusneuralgie) können blitzartige Zahnschmerzen auftreten, zum Beispiel bei Berührung des Gesichts, beim Zähneputzen oder beim Essen.

5. Weitere Ursachen

Selten sind andere Ursachen für Schmerzen im Mund oder Kiefer verantwortlich, deren Ursprung nicht in den Zähnen liegt. Zu diesen gehören:

Doch bevor Sie sich sorgen: Diese Erkrankungen können sich durch Zahnschmerzen äußern, gehen aber meist mit weiteren, jeweils charakteristischen Symptomen einher.

Zahnschmerzen – wann zum Zahnarzt?

Viele Menschen gehen nicht gerne zum Zahnarzt oder zur Zahnärztin und hoffen, dass die Schmerzen vorbeigehen. In folgenden Fällen sollten Sie dringend zum Telefonhörer greifen und einen Termin für die Untersuchung und Behandlung vereinbaren:

  • Wenn Zähne dauerhaft schmerzen und der Schmerz trotz guter Mundpflege nicht verschwindet
  • Wenn die Beschwerden intensiver oder häufiger werden
  • Wenn weitere Symptome wie Fieber, Kiefer- oder Kopfschmerzen dazu kommen
  • Wenn das Zahnfleisch anschwillt oder blutet

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Wenn man beim Anruf bei der Zahnarztpraxis angibt, Schmerzen zu haben, bekommt man in der Regel kurzfristig einen Termin. Sollten die Zahnschmerzen abends, an Wochenenden oder Feiertagen akut auftreten oder sich verschlimmern, helfen zahnärztliche Notdienste. Diese findet man auf den Seiten der Kassenzahnärztlichen Vereinigungen (KZV) nach Bundesländern sortiert.

Unbehandelte Zahnprobleme können schwerwiegende Folgen haben, weil Entzündungen sich auf andere Bereiche des Körpers ausbreiten können. Toxine der Entzündung können in die Blutbahn gelangen. 

Aber auch wenn die Schmerzen keine dramatischen Ursachen haben, beispielsweise weil es sich „nur“ um freiliegende Zahnhälse oder empfindliche Zähne handelt, können Zahnärzte helfen, denn sie können in der Regel Abhilfe schaffen und bieten professionelle Hilfe zur optimalen Mundhygiene.

Ausgeschlagener oder abgebrochener Zahn: ein Notfall

Wenn Sie oder Ihr Kind einen „Zahnunfall“ hatten und dabei ein bleibender Zahn abgebrochen ist oder ganz ausgeschlagen wurde, sollten Sie schnellstmöglich zum Zahnarzt gehen. Wenn man schnell ist, das abgebrochene Stück Zahn wiederfindet und gut aufbewahrt (am besten in einer sogenannten „Zahnrettungsbox“), kann die Zahnärztin ihn möglicherweise wieder einsetzen oder rekonstruieren. Weitere Informationen dazu liefert die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung.

Sind Schmerzmittel gegen Zahnschmerzen sinnvoll?

Zahnschmerzen können unerträglich sein: Sie rauben uns den Schlaf in der Nacht und die Konzentration am Tag. Wenn es beim Kauen oder bei bestimmten Reizen wehtut, vermiesen sie uns ein leckeres Eis oder eine heiße Mahlzeit. Kurz: Wir wollen, dass die Schmerzen aufhören – und zwar sofort. 

Die goldene Regel: Schieben Sie den Termin beim Zahnarzt oder der Zahnärztin nicht auf, sondern greifen Sie zum Hörer. Wenn Sie starke, wiederkehrende Zahnschmerzen haben, werden diese wahrscheinlich nicht von selbst verschwinden.

Schmerzmittel sollten nur eingenommen werden, um die Zeit bis zum Zahnarzttermin zu überbrücken. Grundsätzlich wirksam gegen Schmerzen sind klassische, frei verkäufliche Mittel wie Paracetamol, Acetylsalicylsäure (ASS) oder Ibuprofen, die man meist als Tabletten in der Apotheke bekommt. ASS wirkt blutverdünnend – vor einer etwaigen Operation oder Zahnbehandlung sollte man unbedingt die Ärztin über die Einnahme informieren.

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Zahnärztliche Behandlung

Hausmittel zur Linderung von Zahnschmerzen

Zur Linderung von Zahnschmerzen gibt es auch einige altbewährte Hausmittel. Sie sind in der Regel nebenwirkungsfrei, man kann mit ihnen also nichts schlimmer machen. Aber auch sie eignen sich nur dafür, die Zeit bis zum Arzttermin zu überbrücken. Mögliche Hausmittel, um Zahnschmerzen oder Beschwerden am Zahnfleisch zu lindern, können sein:

  • Eis oder ein Kühlakku können Zahnschmerzen kurzfristig lindern, indem sie die Blutgefäße verengen und entzündliche Prozesse verlangsamen. Einfach in ein Tuch wickeln und auf die schmerzende Stelle drücken.
  • Gewürznelken enthalten das schmerzstillende Mittel Eugenol, das sogar in der Zahnmedizin in einigen Präparaten eingesetzt wird, da es eine anästhesierende und antibakterielle Wirkung hat. Vorsichtig ankauen und auf den schmerzenden Zahn drücken.
  • Rosmarin, Salbei oder Kamille wirken ebenfalls schmerzstillend. Die Pflanzen können entweder gekaut oder als Spülung oder Tee aufgebrüht werden.
  • Propolis ist eine von Bienen hergestellt Substanz, die desinfizierend wirkt. Man kann Propolis als Tinktur kaufen, die man direkt auf die betroffene Stelle tupft oder mit Wasser verdünnt als Gurgellösung verwendet.
  • Kaltgepresste Sonnenblumen-, Oliven- oder Sesamöle können gegen Zahnschmerzen helfen. Einen Esslöffel in den Mund nehmen und zwei bis drei Minuten durch die Zähne ziehen, dann ausspucken.

So beugen Sie Zahnschmerzen wirksam vor

Genauso unterschiedlich, wie Zahnschmerzen verursacht werden können, kann man sie behandeln und vorbeugen. Die häufigste Ursache für Zahnschmerzen ist Karies. Die beste Vorsorge gegen Zahnerkrankungen wie Karies, Parodontitis oder eine Zahnnervenentzündung ist eine gründliche Mundpflege:

  • Zweimal täglich sorgfältig Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta
  • Einmal täglich die Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder sogenannten Interdentalbürstchen reinigen
  • Zweimal im Jahr zur zahnärztlichen Kontrolle
  • Möglichst zuckerarme Ernährung

Bei empfindlichen Zähnen und freiliegenden Zahnhälsen hilft Zähneputzen mit weniger Druck oder eine Versiegelung der Zahnhälse. Gegen einen Abrieb des Zahnschmelzes durch Zähneknirschen kann eine Beißschiene helfen. Liegt die Ursache für die Zahnschmerzen woanders, hilft Ihre Zahnärztin oder Ihr Zahnarzt und überweist Sie falls nötig an andere Fachärzte weiter.

Literatur und weiterführende Informationen

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