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Schulterschmerzen: Ursachen, Symptome und Behandlung

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Redaktion:

Dr. med. Madeleine Vinnemeier (Ärztin, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung:

Steffen Karpstein (Assistenzarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie)

Beim Heben schwerer Gegenstände, nach dem Sport oder durch eine ungünstige Schlafposition: Schulterschmerzen können in vielen Alltagssituationen auftreten. Sie entstehen häufig durch Überlastung, kleine Verletzungen oder Abnutzung im Laufe der Zeit. Wenn es bei jeder Bewegung schmerzt, schränken die Schulterschmerzen die Beweglichkeit ein. Erfahren Sie, welche Ursachen es für Schulterschmerzen gibt, wann gezielte Übungen gegen Schulterschmerzen hilfreich sind und wie behandelt wird.

Auf einen Blick

  • Symptome: Schulterschmerzen äußern sich meist beim Anheben des Arms der betroffenen Seite, die Schmerzen können aber auch in Ruhe auftreten und besonders nachts Beschwerden bereiten.
  • Ursachen: Es gibt viele Ursachen für Schulterschmerzen. Oft liegen verschiedene Gründe wie eine räumliche Enge im Bereich der Schulter und eine Sehnenentzündung gleichzeitig vor, manchmal bedingen sich diese auch gegenseitig.
  • Verlauf: Schulterschmerzen können akut und chronisch verlaufen. Wenn Beschwerden länger bestehen, steigt das Risiko etwa für einen Gelenkverschleiß (Arthrose) oder eine Schultersteife.
  • Diagnose: Um die Ursachen der Schulterschmerzen festzustellen, findet eine ausführliche ärztliche Untersuchung statt, körperlich und ebenso mittels einer bildhaften Darstellung wie einem Röntgenbild.
  • Therapie: Zur Behandlung von Schulterschmerzen kommen sowohl konservative Methoden wie physiotherapeutische Übungen und Schmerztherapie als auch operative Verfahren wie die Entfernung oder Reparatur geschädigter Strukturen infrage. 
     

Erste Maßnahmen bei akutem Schulterschmerz

Bei akuten Schulterschmerzen wird empfohlen, die Schulter zunächst zu schonen. Das bedeutet insbesondere, dass die Arme nicht über Schulterhöhe angehoben werden sollten. Eine weitere Sofortmaßnahme ist, die betroffene Schulter zu kühlen. Bei Bedarf kann – vorübergehend und bei Verträglichkeit des Wirkstoffs – ein entzündungshemmendes Schmerzmittel wie Ibuprofen eingenommen werden.

Mann im Fitnessstudio mit Schulterschmerzen

Wenn die Schulter schmerzt, ist häufig die Rotatorenmanschette betroffen – ihre Sehnen reißen nicht selten.

Eine umgehende ärztliche Vorstellung sollte erfolgen, wenn die Schulter aufgrund einer akuten Verletzung stark schmerzt: Knochenbruch, Verrenkung (Luxation) und die daraus möglicherweise folgenden Verletzungen von Nerven und Blutgefäßen oder ein Sehnenabriss sind nur einige der möglichen Folgen eines Unfalls, die eine zeitnahe Behandlung erforderlich machen. Aber welcher Arzt ist bei Schulterschmerzen zuständig? Bei einer akuten Verletzung ist die nächste Notaufnahme oder eine unfallchirurgische Notfallpraxis die richtige Wahl. Ist der Unfall bei der Arbeit passiert, ist eine Berufsgenossenschaftliche Klinik oder eine Klinik, die eine Zulassung für die Behandlung von Arbeitsunfällen besitzt, die passende Anlaufstelle.

Sind die Schulterschmerzen länger bestehend, sollte die erste Station die hausärztliche Praxis sein. Werden Sie dann weiterverwiesen, ist es in der Regel sinnvoll, eine orthopädische Praxis mit Erfahrung in der Behandlung von Schultergelenksbeschwerden aufzusuchen.

Ursachen und Symptome von Schulterschmerzen

Im Schulterbereich arbeiten zahlreiche Muskeln, Bänder, Sehnen, Schleimbeutel und Knochen auf sehr engem Raum zusammen. Deshalb können Beschwerden verschiedene Ursachen haben, die sich nicht in allen Fällen eindeutig identifizieren lassen. Zudem sind sich selbst Fachleute nicht immer einig, ob ein festgestelltes Problem (etwa eine entzündete Sehne) die Ursache der Beschwerden oder die Folge eines anderen Problems ist (beispielsweise zu wenig Platz unter dem Schulterdach). Oft liegen auch verschiedene Schäden gleichzeitig vor. Es gibt einige Phänomene, die neben akuten Verletzungen wie Knochenbrüchen häufig sind. Über diese erfahren Sie in nachfolgenden Abschnitten mehr. 

Schulterschmerzen: Impingement-Syndrom

Viele Beschwerden im Bereich der Schulter sind auf eine strukturelle Enge im Bereich des Schultergelenks zurückzuführen. Die Medizin spricht meist von einem subakromialen Impingement, das heißt, der Raum unterhalb eines Knochenfortsatzes (Akromion) des Schulterblatts ist eingeengt. Das führt dazu, dass die dort verlaufenden Muskeln und Sehnen eingeklemmt werden und sich entzünden. In der Folge bildet sich Bindegewebe und es kann zu Sehnenrissen kommen. Beim Impingement zeigen sich folgende Symptome: 

  • Bewegungsabhängige Schulterschmerzen, besonders beim Anheben eines Arms in einem Winkel zwischen 60 und 120 Grad (Painful Arc, englisch für schmerzhafter Bogen)
  • Nächtliche Schmerzen, vor allem beim Liegen auf der betroffenen Schulter 

Die Muskeln und Sehnenkönnen auch an anderen Stellen im Bereich der Schulter eingeklemmt werden, diese Formen treten jedoch deutlich seltener auf. 

Schulterschmerzen: Rotatorenmanschetten-Ruptur

Schmerzen in der Schulter haben häufig ihren Ursprung in der schulterumgebenden Muskulatur, der sogenannten Rotatorenmanschette. Dabei reißen die Sehnenfasern der Muskulatur teilweise oder ganz. Das kann altersbedingt auftreten, durch ein Impingement, aber auch durch eine akute Verletzung. Außerdem kann ein solcher Riss als Folge einer Entzündung in einem Schleimbeutel (Bursitis) unterhalb des Schulterdachs vorkommen). Je nachdem, ob ein Riss akut oder chronisch entsteht, unterscheiden sich die Symptome: 

  • Bei einem akuten Riss treten starke akute Schmerzen in Verbindung mit einem akuten Kraftverlust auf.
  • Bei einem altersbedingten oder durch eine Entzündung ausgelösten Riss verlaufen die Beschwerden schleichender.

Schulterschmerzen: Kalkschulter

Bei der Kalkschulter (Tendinosis calcarea) kommt es zu einer Einlagerung von Kalk in die Sehnen der Rotatorenmanschette. Als Ursache kommt etwa eine ungenügende Durchblutung oder Mikrotraumata der betroffenen Sehne infrage. Mikrotraumata sind kleine Verletzungen der Schultersehnen. Durch die Kalkeinlagerungen, genauer gesagt den Abbau der Kalkeinlagerungen durch den Körper, kann es auch zu Entzündungen der Sehnen kommen (Tendinitis). Die Beschwerden können sich sehr unterschiedlich äußern: 

  • Bewegungseinschränkung
  • Schmerzen
  • Rötung, Schwellung, Wärmegefühl im Schulterbereich

Bei der Schultersteife (Frozen Shoulder, Englisch für eingefrorene Schulter) ist die Schulter in ihrer Beweglichkeit maximal eingeschränkt. Außerdem schmerzt die Schulter. Die Ursache der Schultersteife ist noch nicht abschließend geklärt. Diskutiert werden Entzündungen, Verklebungen und Verdickungen der Sehnen, Bänder und Muskeln im Schulterbereich. 

Schulterschmerzen: Arthrose

Eine langfristige Folge der zahlreichen möglichen Veränderungen im Schulterbereich ist die Arthrose (Gelenkverschleiß). Dabei wird der die Knochenanteile im Gelenk überziehende Gelenkknorpel zerstört und auch der darunterliegende Knochen nimmt Schaden. Die Arthrose des Schultergelenks zwischen Schulterblatt und Oberarmkopf wird als Omarthrose bezeichnet. Besonders häufig ist die sogenannte primäre Omarthrose. Ihre Ursachen sind unklar, die Erkrankung scheint jedoch erblich bedingt zu sein. Die seltenere sekundäre Omarthrose entsteht als Folge etwa eines Knochenbruchs am Oberarmkopf, einer Instabilität in der Schulter oder einer Rotatorenmanschetten-Ruptur. Auch vorangegangene Operationen und Gelenkentzündungen können die Ursache sein. 

Mögliche Symptome sind:

  • Eingeschränkte Beweglichkeit
  • Schmerzen

Diagnose von Schulterschmerzen

Bei Schulterschmerzen werden Betroffene zunächst ausführlich zu ihren Symptomen und deren Verlauf befragt. Dann schließt sich eine ausführliche Untersuchung der Schulter und ihrer Beweglichkeit an. Dafür nutzen Ärztinnen und Ärzte eine Reihe verschiedenster Funktionsprüfungen wie den Painful-Arc-Test: Betroffene heben dabei den Arm seitlich vollständig ab und führen ihn bogenförmig über den Kopf. Zusätzlich werden für die Diagnose die verschiedenen Strukturen im Schulterbereich meist auch bildhaft dargestellt, etwa durch Röntgen, Ultraschall, Magnetresonanztomographie oder Computertomographie. 

Junge Frau bei sitzt beim Physiotherapeuten

Bei der konservativen Therapie von Schulterschmerzen stehen Schonung und gezielter Muskelaufbau durch Physiotherapie im Vordergrund.

Behandlung von Schulterschmerzen

Welche Therapie bei Schulterschmerzen hilft, ist je nach vorliegender Ursache unterschiedlich. Grundsätzlich gibt es die konservative und die operative Therapie. Bei der konservativen Behandlung schonen sich die Betroffenen zunächst und bauen dann mit gezielten physiotherapeutischen Übungen Muskulatur auf. Zusätzlich kommen etwa entzündungshemmende Injektionen (Spritzen) und Wärmebehandlungen infrage. Bei der operativen Behandlung werden geschädigte Strukturen repariert oder entfernt. Das Ziel der Behandlung ist immer, die Schmerzen zu beseitigen und die Funktion im Gelenk wiederherzustellen und um Folgeschäden und ein Voranschreiten bestehender Defekte zu vermeiden. Sowohl im Rahmen der konservativen Therapie als auch nach einer Operation aufgrund von Schulterschmerzen sind Übungen zum Muskelaufbau ein wichtiger Teil der Behandlung.

Was hilft bei Impingement?

Wenn beim Impingement keine stärkeren Schäden vorliegen, erfolgt die Behandlung in der Regel konservativ. Dazu kommen verschiedene Maßnahmen und Heilmittel infrage: 

  • Ruhigstellung
  • Entzündungshemmende Schmerzmittel
  • Physikalische Therapie mit Wärme- oder Kälteanwendungen, Bewegungsbädern
  • Entzündungshemmende Injektionen mit dem Wirkstoff Cortison
  • Physiotherapie

Wenn die konservative Behandlung nicht ausreicht und die Beschwerden länger als drei Monate bestehen, wird eine operative Behandlung angestrebt. Dabei entfernen Medizinerinnen und Mediziner Teile des Knochenfortsatzes (Akromion) und den darunterliegenden Schleimbeutel (Bursa subacromialis), unter Umständen lösen sie auch Bänder, die den Raum einengen. Eine Operation kam in der Vergangenheit besonders bei jüngeren Menschen infrage, heutzutage spielt das Alter eine immer geringere Rolle.

Was tun bei Rotatorenmanschetten-Ruptur?

Sind die Muskeln der Rotatorenmanschette beschädigt, wird insbesondere bei jüngeren Betroffenen eine Operation bevorzugt. Dabei werden die betroffenen Sehnen mithilfe verschiedener Verfahren repariert. Nach einer solchen Operation erfolgt eine Schonung der Schulter mit einem frühfunktionellen physiotherapeutischen Nachbehandlungskonzept, damit die Naht gut verheilen kann. Bei einer Entzündung eines Schleimbeutels (Bursitis) kann dieser entfernt werden.

Was hilft bei Kalkschulter?

Bei Nachweis von Kalk in den Sehnen lässt sich dieser entfernten, das geschieht etwa durch sogenanntes Needling (englisch für Nadeln). Im Rahmen dieser Behandlung schieben Ärztinnen und Ärzte eine Kanüle (Injektionsnadel) in den Kalkherd vor und spülen dann den Kalk heraus. Alternativ gibt es die Möglichkeit einer sogenannten Stoßwellenbehandlung, bei der außerhalb des Körpers (extrakorporal) erzeugte Druckwellen den Kalk zertrümmern sollen. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Kalkdepots operativ bei einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) zu entfernen.

Was tun bei Schultersteife?

Schultersteife (Frozen Shoulder) lässt sich mit verschiedenen Methoden behandeln, deren Wirksamkeit aber unterschiedlich bewertet wird. In der Regel werden Cortison-Spritzen, physiotherapeutische Bewegungstherapie, Dehnübungen und eine schmerzfreie Mobilisation des Schultergelenks unter Narkose empfohlen. Auch hier besteht die Möglichkeit, eine Gelenkspiegelung durchzuführen, bei der etwa Verklebungen gelöst werden. Es ist sinnvoll, erfahrenes Fachpersonal für die Behandlung auszuwählen, damit individuell passende Behandlungsmöglichkeiten auswählen lassen.

Was hilft bei Arthrose?

Kommt es zu einem Gelenkverschleiß in der Schulter, eignen sich im Frühstadium konservative Behandlungsmöglichkeiten: Schmerzbekämpfung, Injektionen mit Cortison, dem körpereigenen Stoff Hyaluronsäure oder mit Blutplasma, das mit Blutplättchen angereichert ist. Das Ziel dieser Behandlungen ist, eine entzündungshemmende Wirkung zu erzielen, Schmerzen zu lindern sowie stoffwechselanregende und aufbauende Prozesse im Knorpelgewebe zu stimulieren. Auch regelmäßige Bewegung ist bei einer Schultergelenks-Arthrose wichtig. 

Die Implantation (Einpflanzung) einer Schulterprothese bildet besonders bei älteren Betroffenen, die möglicherweise auch eine Schädigung der Rotatorenmanschette aufweisen, die beste Behandlungsoption. Wenn Sie sich unsicher sind, ermöglicht Barmer Ihnen die Einholung einer ärztlichen Zweitmeinung.

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Was Betroffene von Schulterschmerzen tun können

Bei Schulterschmerzen ist es zunächst ratsam, Tätigkeiten zu vermeiden, die die Beschwerden verschlimmern könnten. Dazu gehört beispielsweise, nicht über Kopf zu arbeiten, keine schweren Lasten zu heben oder zu tragen sowie keine Sportarten zu betreiben, die die Schulter besonders beanspruchen wie etwa Tennis, Volleyball und Basketball. Zudem wird empfohlen, nicht auf der schmerzenden Seite zu schlafen.

Obwohl die Schulter geschont werden sollte, ist es dennoch wichtig, sie weiterhin sanft zu bewegen. Eine vollständige Ruhigstellung kann dazu führen, dass die Muskulatur an Kraft verliert und die Schulter zunehmend unbeweglicher wird. Zur vorsichtigen Mobilisation eignet sich beispielsweise folgende Übung bei Schulterschmerzen:

  • Mit dem schmerzfreien Arm an einer Tischkante oder einem Stuhl abstützen.
  • Nun den Oberkörper leicht nach vorn beugen und den betroffenen Arm entspannt nach unten hängen lassen.
  • Anschließend den betroffenen Arm langsam kreisen oder sanft hin und her pendeln.

Diese Übung kann zwei- bis dreimal täglich für jeweils ein bis zwei Minuten durchgeführt werden.

Schulterschmerzen sind in vielen Fällen gut behandelbar

Nicht alle Arten von Schulterschmerzen verlaufen chronisch. In vielen Fällen bessern sich die Schmerzen mit konservativen Maßnahmen wie Physiotherapie und Schmerzmitteln innerhalb weniger Wochen bis Monate, besonders wenn frühzeitig behandelt wird. Manchmal ist auch etwas mehr Geduld erforderlich. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können den Verlauf positiv beeinflussen. Wichtig ist, dass die ärztlichen und physiotherapeutischen Empfehlungen eingehalten werden. Vorbeugen lassen sich Schulterschmerzen durch regelmäßige körperliche Aktivität und gezielte Kräftigung der schulterumgebenden Muskulatur.

Literatur

Weiterführende Links

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