- Schwanger und positiv getestet – was jetzt?
- Kann sich das Ungeborene anstecken?
- Ist eine natürliche Geburt trotz Corona-Infektion möglich?
- Stillen und Wickeln mit Mundschutz bei einer Infektion?
- Sollte man sich in der Schwangerschaft impfen lassen?
- Sollte man sich bei einem Kinderwunsch impfen lassen?
Wenige Phasen im Leben einer Frau sind so einzigartig wie die neun Monate einer Schwangerschaft. Alles dreht sich jetzt um die werdende Mutter und das heranwachsende Baby in ihrem Bauch. Viele schwangere Frauen sind wegen des Coronavirus verunsichert. Droht ihnen und dem Ungeborenen Gefahr? Antworten von einer Expertin sowie aktuelle Studienergebnisse.
Am Anfang der Pandemie ging man davon aus, dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 für Schwangere relativ harmlos verläuft. Nach mehr als einem Jahr Corona-Pandemie zeigen die Daten allerdings, dass für sie das Ansteckungsrisiko zwar nicht höher ist, „allerdings steigt das Risiko für einen schweren Verlauf, wenn man in der Schwangerschaft an COVID-19 erkrankt“, sagt Prof. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik an der Universitätsklinik Rechts der Isar in München.
Auch das Risiko der Entwicklung einer Präeklampsie, einer Form der schwangerschaftsbedingten Bluthochdruckerkrankungen, ist erhöht. „Besondere Vorsicht geboten ist bei Schwangeren mit starkem Übergewicht – genauer gesagt einem BMI über 30 – oder mit einer Vorerkrankung wie etwa Diabetes oder einer Herz-Kreislauf-Erkrankung “, betont Frauenärztin Kiechle. „Wichtig ist dann eine engmaschige ärztliche Betreuung.“
Allen Schwangeren wird empfohlen, sich vorsichtig zu verhalten und die bekannten Vorkehrungen zum Infektionsschutz (Mund-Nasen-Schutz, Abstand und Hygieneregeln) zu beachten.
Schwanger und positiv getestet – was jetzt?
Nicht jede Schwangere, die sich mit dem Coronavirus infiziert, wird schwer krank. Dennoch ist es sinnvoll, genau auf die typischen COVID-19-Symptome wie Abgeschlagenheit, Fieber, Atembeschwerden oder Geruchs- und Geschmacksverlust zu achten und bei einer Verschlechterung sofort eine Ärztin oder einen Arzt zu kontaktieren. Oft gibt es in den Arztpraxen spezielle Sprechstunden, in denen infizierte Patientinnen und Patienten angeschaut werden können, ohne die übrigen Hilfesuchenden anzustecken.
Falls die Schwangere vorerkrankt ist, beispielsweise an Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder einer chronischen Lungenerkrankung leidet, oder deutliches Übergewicht hat beziehungsweise nicht gegen Corona geimpft ist, wird die Ärztin oder der Arzt bereits bei einer mittelschweren Symptomatik prüfen, ob die Schwangere besser im Krankenhaus behandelt wird.
Kann sich das Ungeborene anstecken?
Kaum ein Ort ist geschützter als der Mutterleib. Dennoch gibt es Viren, die dem Ungeborenen gefährlich werden können. Für das Coronavirus gilt das – nach heutigem Kenntnisstand – nicht. Zwar steckten sich bisher vereinzelt Babys im Bauch ihrer Corona-positiven Mütter an. Dennoch scheint ein solches Ereignis sehr selten zu sein, das zeigen die Erhebungen des CRONOS-Netzwerks der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM).
Eine potentielle Ansteckung sei laut der Virologin Susanne Modrow von der Universität Regensburg auch nur zu bestimmten Zeitfenstern der Schwangerschaft und unter bestimmten Konstellationen möglich. Das mache eine Infektion im Mutterleib sehr selten. Meist zeigen Kinder von SARS-CoV-2-positiven Müttern nach der Geburt auch keine Krankheitszeichen.
Dennoch sollte nach einer Coronainfektion, die im Krankenhaus stationär behandelt wurde, das Kind im Mutterleib auf infektionsbedingte Schäden untersucht werden.
Ist eine natürliche Geburt trotz Corona-Infektion möglich?
Frauen, die mit dem Coronavirus infiziert sind, können ihr Kind normal zur Welt bringen, versichert Frauenärztin Kiechle. Allerdings unter besonderen Schutzmaßnahmen: In der Frauenklinik in München zählen dazu Einzelzimmer und Schutzkleidung für das klinische Personal. Klinik-Chefin Kiechle sieht keine Veranlassung, das Neugeborene von einer infizierten Mutter zu trennen. „Die Vorteile des Bonding und des Mutter-Kind-Kontakts überwiegen die Gefahr einer Erkrankungswahrscheinlichkeit des Neugeborenen“, sagt die Frauenärztin.
Manche Kliniken untersagen Besuche nach der Geburt je nach Infektionssituation generell, andere erlauben werdenden Vätern oder einer anderen gesunden Vertrauensperson weiterhin, bei der Geburt dabei zu sein. Wenn Sie ein Kind erwarten, sollten Sie sich deshalb rechtzeitig erkundigen, wie die Besuchssituation in der Klinik gehandhabt wird.
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Stillen und Wickeln mit Mundschutz bei einer Infektion?
Besser ja: Auch wenn es bislang keinen Hinweis darauf gibt, dass sich SARS-CoV-2 über die Muttermilch überträgt, empfiehlt die Unicef infizierten, stillenden Müttern die üblichen Vorsichtsmaßnahmen: also Schutzmaske, Händewaschen vor und nach dem Kontakt mit dem Baby und Desinfektion von Oberflächen.
Das gilt natürlich auch für die anderen Familienmitglieder. Wer seine Hände vor dem Auslaugen durch zuviel Wasserkontakt schützen und stattdessen auf eine Händedesinfektion zurückgreifen möchte, sollte darauf achten, dass das Desinfektionsmittel möglichst wenig Inhaltsstoffe enthält. Oft enthalten von Apotheken hergestellte Produkte nur Alkohol und ein wenig Glycerin. Das schadet dem Baby nicht, sobald der Alkohol verflogen ist. Frauen, die sich zu krank zum Stillen fühlen, sollten versuchen abzupumpen – unter Beachtung der üblichen Hygienemaßnahmen wie Händewaschen.
Sollte man sich in der Schwangerschaft impfen lassen?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die COVID-19-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff für
- Schwangere ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel
- sowie für Wöchnerinnen und Stillende.
- Werdenden Vätern und anderen engen Kontaktpersonen wird ebenfalls explizit zu einer Impfung geraten.
Für die Zeit vor dem zweiten Trimenon soll laut STIKO eine ärztliche Nutzen-Risiko-Abwägung und ausführliche Aufklärung stattfinden.
Bemerkt eine Frau ihre Schwangerschaft erst nach einer COVID-19-Impfung, ist dies keinesfalls ein Grund für einen Schwangerschaftsabbruch.
Sollte man sich bei einem Kinderwunsch impfen lassen?
Frauen, die schwanger werden möchten, empfiehlt die STIKO und die Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGMP) eine Impfung ausdrücklich.
Da zwei Impfungen mit einem mRNA-Impfstoff (Comirnaty® von BioNTech/Pfizer oder Spikevax® von Moderna) notwendig sind und eine Impfung in der Frühschwangerschaft noch nicht empfohlen wird, können Frauen mit Kinderwunsch auf Nummer sichergehen, wenn sie die Zeitspanne zwischen den Impfterminen plus zwei Wochen einplanen.
Insgesamt sind dies mindestens fünf Wochen. Dann ist der Impfstoff vom Körper soweit abgebaut, dass nur noch körpereigene Reaktionen den Impfschutz weiter vorantreiben. Falls die Impfung Fieber, Müdigkeit oder Unwohlsein hervorruft, können die Symptome innerhalb der zwei Wochen gut abklingen und überlagern sich nicht mit möglichen Schwangerschaftsbeschwerden.
Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass die Impfstoffe die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Stattdessen kann eine Impfung die Infektionsgefahr während der Schwangerschaft und so auch die damit verbundenen Risiken für Mutter und Kind minimieren. Bisher konnte auch nicht nachgewiesen werden, dass genbasierte mRNA-Impfstoffe das Erbgut verändern oder sich in das Genom eines Fötus einbauen können.
Das liegt unter anderem daran, dass mRNA nicht in den Zellkern gelangen kann, in der die menschliche DNA liegt. Zudem kann mRNA aufgrund der unterschiedlichen chemischen Struktur nicht in DNA integriert werden.