Die Nacht war kurz, der Tag anstrengend und abends steht noch eine lange Autofahrt bevor? Jetzt soll ein Energydrink liefern, was der Name verspricht – Energie! Doch Vorsicht: Der hohe Koffein- und Zuckergehalt in Energydrinks kann der Gesundheit schaden. Welche Nebenwirkungen beim Konsum von Energydrinks auftreten können und welche gesunden Alternativen es für den ultimativen Energiekick gibt.
Nebenwirkungen von Energydrinks: Ein Risiko für die Gesundheit?
Redaktion:
Dr. rer. nat. Clara Neuhaus (Medical Writer, Content Fleet GmbH)Qualitätssicherung:
Dr. med. Carla Knobloch (Ärztin, Content Fleet GmbH)Was sind Energydrinks?
Energydrinks sind koffeinhaltige Getränke. Die meist leuchtend bunten Dosen versprechen sofortige Energie und gehören in Supermärkten, Tankstellen und Spätis zum Standardsortiment. Ihr Erfolgsrezept: der hohe Koffeingehalt. Die meisten Hersteller schöpfen die gesetzliche Höchstmenge voll aus und ihre Produkte enthalten bis zu 32 Milligramm Koffein pro 100 Milliliter. Zum Vergleich: Die gleiche Menge Cola bringt es auf etwa 10 Milligramm Koffein.
Aufgrund ihres hohen Zucker- oder Süßstoffgehalts schmecken Energydrinks oft extrem süß. Eine große Dose mit einem halben Liter Energydrink kann umgerechnet 20 Würfel Zucker enthalten und ist damit alles andere als gesund für den Körper.
Neben Koffein und Zucker setzen Hersteller häufig auf Zusätze wie Taurin, Vitaminmischungen und Pflanzenextrakte. Insbesondere Taurin wird mit leistungssteigernden Effekten beworben. Eindeutig wissenschaftlich belegt ist diese Wirkung aber bislang nicht.
Können Energydrinks schädlich sein?
Der hohe Koffeingehalt in Energydrinks birgt gesundheitliche Risiken. Richtig kritisch wird es, wenn Sie mehrere Drinks hintereinander konsumieren – etwa beim nächtlichen Lernen für die nächste Prüfung oder auf der Party danach. Dann ist die empfohlene Koffein-Höchstmenge der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) schnell überschritten: Für gesunde Erwachsene gelten 200 Milligramm Koffein als unbedenkliche Einzeldosis. Das entspricht etwas mehr als zwei handelsüblichen 250-Milliliter-Dosen eines Energydrinks. Über den Tag verteilt sollten Sie nicht mehr als 400 Milligramm Koffein zu sich nehmen.
Aber es ist Vorsicht geboten: Die individuelle Koffeinverträglichkeit kann stark variieren und manche Menschen reagieren bereits auf deutlich geringere Mengen mit Nebenwirkungen.
Kurzfristige Nebenwirkungen von Energydrinks
Die hohen Koffeinmengen in Energydrinks können Ihre Gesundheit erheblich beeinträchtigen. Zu den bekannten Nebenwirkungen zählen:
- Kopfschmerzen
- Herz-Kreislauf-Probleme
- Übelkeit
- Verdauungsbeschwerden
- Schweißausbrüche
- Nervosität
- Wahrnehmungsstörungen
- Schlaflosigkeit
Wichtig: Bei starken Beschwerden sollten Sie umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. In schweren Fällen wählen Sie bitte sofort den Notruf 112.
Langfristige Auswirkungen auf den Körper
Neben akuten Beschwerden kann der regelmäßige Konsum von Energydrinks langfristige gesundheitliche Folgen haben. Verschiedene Studien deuten auf ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Diabetes mellitus Typ 2 hin. Zudem ist die Zahngesundheit betroffen: Energydrinks enthalten Säuerungsmittel und oft auch Zucker. Diese Inhaltsstoffe greifen den Zahnschmelz an und erhöhen dadurch das Risiko für Karies. Darüber hinaus bringen Fachleute Nierenprobleme, Übergewicht und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen mit dem dauerhaften Konsum von Energydrinks in Verbindung.
Zudem kann es bei einem regelmäßigen hohen Konsum von etwa vier bis sechs Energydrinks täglich zu einer körperlichen Abhängigkeit kommen. Das bedeutet: Bei einem Verzicht auf Energydrinks machen sich Entzugserscheinungen wie Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Nervosität und Reizbarkeit bemerkbar.
Doch nicht nur Ihr Körper leidet – auch die Psyche kann durch Energydrinks beeinträchtigt werden. Stress, depressive Verstimmungen bis hin zu Depressionen sowie Angstzustände können schwerwiegende Folgen eines länger andauernden regelmäßigen Genusses sein. Sehr besorgniserregend: Eine Übersichtsarbeit kam zu dem Ergebnis, dass der Konsum von Energydrinks sogar mit einem erhöhten Suizidrisiko in Verbindung stehen kann.
Für wen und wann sind Energydrinks gefährlich?
Nicht jeder Mensch reagiert gleich auf Koffein. Dazu kommt: Wie viel Koffein verträglich ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa dem Körpergewicht, dem Gesundheitszustand oder der Lebenssituation.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung gibt Empfehlungen, welche Personengruppen auf den Konsum von Energydrinks verzichten sollten. Dazu gehören unter anderem Schwangere, Stillende, koffeinempfindliche Personen und Kinder.
Für Kinder und Jugendliche gibt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit eine Höchstmenge von 3 Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht an. Das bedeutet, ein Jugendlicher mit einem Gewicht von 50 Kilogramm sollte nicht mehr als 150 Milligramm Koffein zu sich nehmen – zwei kleine Dosen Energydrink mit je 250 Millilitern sind da bereits zu viel. Eine Studie zeigt: Auch wenn die empfohlene Höchstmenge eingehalten wird, steigt bei Kindern und Jugendlichen nach dem Konsum von Energydrinks der Blutdruck an, während die Herzfrequenz sinkt. Selbst kleine Mengen beeinflussen demnach bereits das Herz-Kreislauf-System.
Auch Personen mit bestehenden Vorbelastungen wie Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Übergewicht oder Diabetes sollten keine Energydrinks konsumieren.
Energydrinks beim Sport – keine gute Kombi. Zwar spüren Sie vielleicht einen Boost Ihrer Leistungsfähigkeit, aber es gibt noch keine aussagekräftigen Studien über die langfristigen Effekte und Risiken.
In den folgenden Situationen sind Energydrinks ebenfalls nicht zu empfehlen:
- Kombination mit Alkohol: Wodka-E mag ein Partyklassiker sein, doch die Kombination von Energydrinks mit Alkohol ist besonders gefährlich. Das enthaltene Koffein überdeckt die dämpfende Wirkung des Alkohols. Betroffene können ihren tatsächlichen Rauschzustand nicht mehr richtig einschätzen, was zu gefährlichen Fehleinschätzungen und erhöhter Risikobereitschaft führen kann.
- Einnahme von Medikamenten: Inhaltsstoffe der Energydrinks und bestimmte Medikamente können sich gegenseitig beeinflussen. Dadurch kann die Wirkung der Medikamente verändert sein. Personen, die Medikamente einnehmen, sollten daher vorher immer ärztlich abklären lassen, ob sie Energydrinks konsumieren dürfen.
- Beim Sport: Hier sind Energydrinks keine gute Wahl. Die Getränke erhöhen zwar kurzfristig die Leistung des Herzmuskels, die langfristigen Auswirkungen in Kombination mit Sport sind jedoch noch nicht ausreichend erforscht.
Was sind gesunde Alternativen zu Energydrinks?
Manchmal gibt es einfach Nächte, in denen Sie zu wenig geschlafen haben. Und am nächsten Tag müssen Sie trotzdem fit sein. Statt auf Energydrinks zurückzugreifen, können Sie sich mit diesen gesünderen Alternativen eine Extraportion Energie holen:
- Kaffee und Tee: Kaffee sowie grüner und schwarzer Tee gelten als klassische Wachmacher, denn auch sie enthalten Koffein. Allerdings werden sie in der Regel nicht in so hohen Mengen konsumiert wie Energydrinks. Es gibt Hinweise darauf, dass sich der regelmäßige, moderate Konsum von Kaffee und Tee sogar positiv auf die Gesundheit auswirken kann.
- Bewegung: Schon ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft oder eine kleine Sporteinheit kann vitalisierend wirken und Sie wieder munter machen.
- Regelmäßige Mahlzeiten: Mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt machen weniger müde als wenige große. Setzen Sie möglichst auf gesunde Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Gemüse, Obst und Nüsse.
- Ausreichend Flüssigkeit: Flüssigkeitsmangel kann Müdigkeit verursachen. Trinken Sie über den Tag verteilt ausreichend Wasser, das hält Sie wach und konzentriert.
Häufige Fragen und Antworten zu Energydrinks
Literatur und weiterführende Informationen
- Alina Drozdowska et al. (Abruf vom 04.12.2025): Water Consumption during a School Day and Children's Short-Term Cognitive Performance: The CogniDROP Randomized Intervention Trial
- Bundesinstitut für Risikobewertung (Abruf vom 04.12.2025): Energy Drinks: Wann besteht ein Risiko?
Chen Ee Low et al. (Abruf vom 04.12.2025): Association of Coffee and Energy Drink Intake with Suicide Attempts and Suicide Ideation: A Systematic Review and Meta-Analysis - Deutsches Ärzteblatt (Abruf vom 04.12.2025): Kinderkardiologie und Toxikologie: Energydrinks lösen kardiale Symptomatik aus
- Deutsches Ärzteblatt (Abruf vom 04.12.2025): Wie gesund sind Kaffee und Tee?
- Harvard Medical School (Abruf vom 04.12.2025): 9 tips to boost your energy — naturally
Informationsstelle für Kariesprophylaxe des Deutschen Arbeitskreises für Zahnheilkunde (Abruf vom 04.12.2025): Sommerliche Erfrischung: Freche Früchtchen - Institut Suchtprävention (Abruf vom 04.12.2025): Koffein & Energy Drinks
- Lukasz Dobrek (Abruf vom 04.12.2025): The Review on Adverse Effects of Energy Drinks and Their Potential Drug Interactions
- National Health Service (Abruf vom 04.12.2025): Self-help tips to fight tiredness
- Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Abruf vom 04.12.2025): Energydrinks
- Olga Hladun et al. (Abruf vom 04.12.2025): Interaction of Energy Drinks with Prescription Medication and Drugs of Abuse
- Rat für Ernährungsinformationen (Abruf vom 04.12.2025): Koffeingehalt in verschiedenen Lebensmitteln und Getränken
- Stiftung Warentest (Abruf vom 04.12.2025): Tee trinken – und gesund genießen
- Verbraucherzentrale (Abruf vom 04.12.2025): Energy Drinks: Gesundheitsrisiko für Vieltrinker
- Verbraucherzentrale Hessen (Abruf vom 04.12.2025): Risiko statt Energy
- Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages (Abruf vom 04.12.2025): Zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Energydrinks