Mädchen mit fester Zahnspange liegt lachend im Gras.
Zahngesundheit

Zahnspange für Kinder & Erwachsene: Gründe und Arten

Lesedauer unter 9 Minuten

Redaktion

  • Natalie Tutzer (Medical Writer, TAKEPART Media + Science GmbH)

Qualitätssicherung

  • Gerhard W. Koch (Zahnmediziner)

Die Zahnspange gilt als typischer Begleiter von Teenager-Lächeln – doch auch immer mehr Erwachsene möchten sich den Wunsch nach einem „makellosen“ Gebiss mithilfe der Zahnspange erfüllen. Während das Gebiss bei jedem Menschen ein wenig anders aussieht, können große Abweichungen zu Problemen führen. Dann kann die Zahnspange helfen, Probleme beim Kauen und Sprechen zu beheben oder ihnen vorzubeugen. Auch das Aussehen spielt oft eine Rolle, gilt ein strahlendes Lächeln doch für viele als Symbol für Gesundheit und Attraktivität. In diesem Beitrag erfahren Sie, wann eine kieferorthopädische Behandlung mit Zahnspangen empfohlen wird, welche Arten von Zahnspangen es gibt und welche Vor- und Nachteile die unterschiedlichen Modelle haben.

Warum eine Zahnspange?

Jeder Mensch ist einzigartig – und so auch sein Gebiss. Oft erben wir von unseren Eltern, wie groß unsere Zähne und wie die Kiefer geformt sind. Kleine Zahnlücken und leicht schiefe Zähne sind ganz normal und müssen keine Beschwerden verursachen. Diese leichteren Zahnfehlstellungen bedürfen normalerweise keiner Behandlung.

Passen die Kiefer jedoch nicht gut aufeinander oder stehen manche Zähne sehr schief, kann das Probleme verursachen: Kauen, Sprechen, gründliches Zähneputzen oder sogar Sprechen und Atmen können gestört werden. 

Deutlich hervorstehende Vorderzähne erhöhen beispielsweise auch das Risiko, dass die Zähne bei einem Sturz beschädigt werden. Fehlstellungen, die die Zahnhygiene erschweren, können zu Zahnstein oder Karies führen. Selbst Probleme wie ein Tinnitus oder Migräne können durch Fehlstellungen entstehen. 

Das Aussehen ist ebenfalls für manche Menschen Grund, das Gebiss mit einer Zahnspange „gerade ziehen“ zu wollen. Die kieferorthopädische Behandlung mit Zahnspangen ist eine Möglichkeit, eine Zahnfehlstellung zu korrigieren.

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Kieferorthopädische Behandlung

Momentane oder drohende Fehlstellungen der Zähne oder des Kiefers können unterschiedliche Gründe haben:

  • Lutschen an Daumen oder Schnullern über das Alter von drei Jahren hinaus kann zu „offenem Biss“ führen (die Vorder- und Seitenzähne oben und unten treffen nicht ideal aufeinander)
  • Der Kiefer ist zu klein
  • Überbiss oder Unterbiss (die Vorderzähne schließen nicht voreinander ab, der obere oder untere Zahnbogen ist größer und steht hervor)
  • Kreuzbiss (nicht alle Backenzähne beißen optimal aufeinander, einige Zähne sind nach innen versetzt)
  • Zähne brechen nicht durch oder fehlen von Geburt an (Nichtanlage)
  • Zähne müssen aus verschiedenen Gründen gezogen werden
  • Zähne stehen schief, „kippen“ nach innen, nach außen oder in Richtung benachbarter Zähne
  • Die Weisheitszähne schieben die übrigen Zähne zu eng zusammen

Wann ist eine Zahnspange wirklich sinnvoll?

Kleine „Imperfektionen“ wie etwa kleine Zahnlücken sind normal und müssen nicht immer behandelt werden. Wann eine Zahnspange empfehlenswert ist, bestimmen Kieferorthopäden anhand der kieferorthopädischen Indikationsgruppen (KIG). Die KIG teilen Zahnfehlstellungen in Schweregrade von 1 bis 5 ein. 

Ab Schweregrad 3 tragen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten der Behandlung bei Kindern und Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr. Eine Zahnspange ist dann sinnvoll und erfolgreich, wenn sie wie empfohlen getragen, gereinigt und gepflegt wird.

Zahnspangen für Kinder und Jugendliche

Etwa jeder zweite Jugendliche in Deutschland ist Patient der Kieferorthopädie und trägt eine Zahnspange.

In welchem Alter macht eine Zahnspange Sinn?

Oft bekommen Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren eine Zahnspange. In diesem Alter mit der Behandlung des Gebisses zu beginnen hat den Vorteil, dass in der Regel keine Milchzähne mehr vorhanden sind. Die Kiefer wachsen aber noch bis zum Ende der Pubertät, wodurch sie formbarer sind.

Zahnspange auch bei Milchzähnen? In der sogenannten Frühbehandlung erhalten Kinder im Alter zwischen 6 und 8 Jahren die erste Spange. Bei starken Fehlstellungen wird so das Milchgebiss bereits auf eine spätere Behandlung vorbereitet – in der Regel mit einer losen Zahnspange, d.h. herausnehmbaren Spange.

Wie läuft die kieferorthopädische Behandlung ab?

Oft suchen Eltern mit ihren Kindern die kieferorthopädische Praxis auf, weil sie bereits eine Fehlstellung vermuten oder sehen. Im ersten Schritt der Behandlung stellen Kieferorthopäden fest, ob Fehlstellungen vorliegen und wie stark diese sind. Üblicherweise röntgen sie für die Diagnose das Gebiss und fertigen einen Gipsabdruck an. 

Je nach der kieferorthopädischen Indikationsgruppe, die Kieferorthopäden dem Gebiss zuordnen, empfehlen sie die Behandlung mit Zahnspange oder stellen fest, dass die Zähne nicht behandlungsbedürftig sind – denn kleine „Makel“ sind normal und müssen Menschen nicht einschränken. Häufig ist die frühzeitige Entfernung der Weisheitszähne bei Jugendlichen medizinisch notwendig.

Ist eine Behandlung sinnvoll, wird anhand des konkreten Befunds der Behandlungsplan entwickelt, also welche Zahnspange für wie lange getragen werden soll.

In der Behandlungsphase hängt der Erfolg der Zahnspange wesentlich von der Mitarbeit der Kinder und Jugendlichen ab, die sie wie empfohlen tragen, sorgfältig reinigen und pflegen sollten. Kinder sollten das Tragen der Zahnspange nicht über mehrere Tage oder gar Wochen hinweg aussetzen, ohne dies vorab mit den behandelnden Kieferorthopäden zu besprechen – sei es während der Schulferien, im Urlaub oder aus anderen Gründen.

Die Art der Zahnspange bestimmt, wie viele Termine in der kieferorthopädischen Praxis nötig sind, um die Spange einzusetzen und im weiteren Verlauf der Therapie kontinuierlich anzupassen und nachzujustieren. Üblicherweise liegen zwischen Kontrollterminen über die ganze Behandlungsdauer hinweg drei bis acht Wochen.

Wie lange Kinder und Jugendliche eine Zahnspange tragen sollen hängt von mehreren Faktoren ab: wie stark die behandelte Fehlstellung ist, wie früh mit der kieferorthopädischen Behandlung begonnen und welche Art von Spange gewählt wird. Bis die Zähne in der gewünschten Position sind, können zwischen einem und vier Jahren vergehen. Kieferorthopäden können die Therapiedauer für die individuelle Patientin oder den Patienten genauer einschätzen.

Nach der Behandlungsphase werden die Zähne oft mit Retainern in ihrer richtigen Position stabilisiert (Retentionsphase; „retentio“ – lateinisch für „das Zurückhalten“). Das ist wichtig, damit die Zähne nach der langen Behandlung nicht in ihre ursprüngliche Position zurückwandern.

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Sind Zahnspangen auch für Erwachsene sinnvoll?

Immer häufiger interessieren sich auch Erwachsene dafür, Zahnfehlstellungen mit einer Zahnspange zu korrigieren. Einerseits kann dies gesundheitlich notwendig sein, wenn etwa durch Zähneknirschen oder Zahnverlust Fehlstellungen entstehen. Andererseits können auch ästhetische Gründe den Wunsch nach einem "makellosen" Lächeln durch Zahnkorrektur wecken.

Bei Erwachsenen können Zahnspangen ebenfalls dabei helfen, Zahnfehlstellungen zu korrigieren. Da der Kiefer in der Regel nach der Pubertät ausgewachsen ist, brauchen Erwachsene jedoch meist mehr Geduld für eine längere Behandlung. Wie lange die Spange im Einzelfall getragen werden muss, hängt von der Art der Zahnspange und der Fehlstellung ab, die korrigiert werden soll.

Bei Erwachsenen werden die Kosten übernommen, wenn schwere Kieferanomalien vorliegen und diese kombiniert kieferorthopädisch und kieferchirurgisch behandelt werden.

Welche Zahnspangenarten gibt es?

Bei den Zahnspangenarten unterscheidet man grundsätzlichen zwischen festsitzenden („festen“) und herausnehmbaren („losen“) Zahnspangen. Lockere Zahnspangen sind zum Beispiel Platten oder Schienen, die aus dem Mund herausgenommen werden können. Feste und lose Spangen können auch miteinander kombiniert werden (Kombinationsspangen).

Was ist besser? Eine feste oder eine lose Zahnspange?

Welche Zahnspangenart die richtige ist, hängt vor allem davon ab, welche Zahn- oder Kieferfehlstellungen vorliegen und welches Alter die Personen mit dem Wunsch nach Zahnkorrektur haben. Wichtig für die Behandlung ist die Krankengeschichte nach Angaben der Patienten und ihrer Eltern (Anamnese). 

Anschließend folgt die medizinische und persönliche Befunderhebung, also warum jemand eine Zahnspange möchte und ob und welche Beschwerden auftreten. Nach der Untersuchung wird die Diagnose mithilfe von Röntgenbildern, Gipsmodellen und Fotos gestellt. Auf dieser Grundlage planen Kieferorthopäden die Behandlung. Über die Wahl der passenden Zahnspange entscheiden Kieferorthopäden individuell gemeinsam mit den Patienten.

Feste Zahnspangen mit Brackets

Die festsitzenden Zahnspangen bestehen aus Plättchen, den Brackets, die auf die Zähne aufgeklebt werden, und einem Drahtbogen. Das wird auch Multibandapparatur genannt. Um die Backenzähne werden zusätzlich Metallbänder zementiert, an denen auf beiden Seiten des Kiefers der Drahtbogen befestigt wird. 

Durch Form und Spannung des Drahtes im Zusammenspiel mit den Brackets werden die Zähne in die gewünschte Richtung bewegt. Zur Befestigung des Drahtbogens in den Brackets kommen feine Drähte (Ligaturen) oder Gummiringe (Alastics) zum Einsatz. Geht es um die Lageveränderung von Oberkiefer zu Unterkiefer, können zusätzlich verbindende Gummiringe und Federn verwendet werden.

Lesen Sie mehr über feste Zahnspangen, welche Vor- und Nachteile diese Zahnspangenart hat und worauf man beim Tragen achten muss.

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Innenliegende Zahnspangen

Lingualapparaturen sind innenliegende Zahnspangen, die auf der Innenseite der Zähne, also zungenseitig, angebracht werden. Die Zahnspange funktioniert innen wie die herkömmliche feste Zahnspange: Auf der Zahninnenfläche werden Brackets aufgeklebt, die mit Drahtbögen verbunden werden und so anhaltende Kräfte auf die Zähne ausüben, um sie in die gewünschte Richtung zu bewegen.

Nachteil der innenliegenden Zahnspange ist, dass sie für Träger zunächst als störend empfunden werden kann. Sie kann nicht herausgenommen werden und das Essen und Sprechen einschränken, bis man sich an die Spange gewöhnt hat. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für diese Spange in der Regel nicht.

Durchsichtige Zahnschiene

Als durchsichtige Zahnspangen werden sogenannte Aligner oder Responderschienen bezeichnet. Diese Schienen sollten 18 bis 22 Stunden am Tag getragen werden. Die Patienten erhalten einen ganzen Satz von Schienen im Voraus und tauschen diese selbst nach 8 bis 10 Tagen mit der nächsten aus.

Aligner sind bei Erwachsenen beliebt, da der dünne Kunststoff unauffällig ist. Zum Essen und Zähneputzen kann man diese Zahnspangenart herausnehmen.

Ein Nachteil der durchsichtigen Zahnschiene ist, dass die Behandlung im Vergleich zu anderen Zahnspangen lange dauert. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für diese durchsichtige Zahnspange in der Regel nicht.

Herausnehmbare (lose) Zahnspange

Herausnehmbare Zahnspangen korrigieren leichte Fehlstellungen. Manchmal werden sie auch bei starken Fehlstellungen in der Frühbehandlung von Milchzähnen benutzt, bevor die bleibenden Zähne später mit einer festen Spange behandelt werden.

Lesen Sie mehr über lose Zahnspangen, die verschiedenen Arten und ihre Vor- und Nachteile.

Kombinierte Zahnspangen

Festsitzende und lose Zahnspangen können auch kombiniert werden.

Eine Sonderform ist der sogenannte Gesichtsbogen (Headgear), bei dem eine Konstruktion mit elastischen Bändern um Kopf und Nacken hilft, extreme Zahnfehlstellungen zu korrigieren. Das Headgear sollte 16 Stunden am Tag getragen werden und kann für Schule und Sport abgenommen werden. Diese Zahnspangenart kann bei Platzmangel im Kiefer gewählt werden, um zu vermeiden, dass gesunde Zähne gezogen werden müssen.

Alternative kann ein Distalizer (Distalisierungsapparatur) sein, der an die entsprechenden Zähne geklebt wird und von außen nicht sichtbar ist. Diese Spange schiebt etwa die Backenzähne nach hinten, um den vorderen Zähnen mehr Platz zu verschaffen.

Retainer – damit die Zähne in Position bleiben

Damit die Zähne nach der Behandlung nicht in ihre ursprüngliche Position zurückwandern, werden oft Retainer eingesetzt. Sie können festsitzend oder herausnehmbar sein. Retainer korrigieren keine Fehlstellungen, sondern fixieren Zähne in ihrer neuen Position. Sie üben also keine Kraft auf die Zähne aus.

Diese Zeit der Nachbehandlung kann ein bis zwei Jahre andauern, in einigen Fällen empfehlen Ärzte und Ärztinnen auch, Retainer länger zu tragen.

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