Junge Frau liegt im Bett und hält sich ein Kissen vor ihr Gesicht
Sexualität

Wenn Lust wehtut: Schmerzen beim Sex

Lesedauer weniger als 7 Min

Redaktion:

Dr. rer. nat. Clara Neuhaus (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung:

Annette Mittmann (Gynäkologin und medizinische Psychotherapeutin)

Schmerzen beim Sex: Drei Dinge, die Sie gern früher gewusst hätten

So häufig sind sie

Schmerzen beim Sex sind verbreitet, vor allem bei Frauen: Fast jede zweite Frau nach der Menopause ist betroffen, aber auch jüngere Frauen und vereinzelt Männer erleben Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

Diese Ursachen stecken dahinter

Die Auslöser reichen von Infektionen und Erkrankungen über Hormonmangel bis zu anatomischen Besonderheiten. Auch psychische Faktoren wie Depressionen und Beziehungsprobleme können eine Rolle spielen.

Das lässt sich dagegen tun

Ist der Auslöser gefunden, lassen sich Schmerzen beim Sex meist gut behandeln. Je nach Ursache kommen verschiedene Behandlungen infrage – von Medikamenten bis zur Psychotherapie.

Brennende Schmerzen an der Vulva oder Krämpfe im Unterleib: Schmerzen beim oder nach dem Sex sind zwar weitverbreitet, doch vielen Betroffenen fällt es schwer, darüber zu sprechen. Dabei lässt sich zumeist einiges tun, um Intimität wieder in ein lustvolles Erlebnis ohne Schmerzen zu verwandeln. Sind die Ursachen erst erkannt, stehen in der Regel wirksame Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Erfahren Sie, was die Schmerzen beim Sex auslösen kann und wie Sie den Weg zurück zu unbeschwerten intimen Momenten finden.

Definition: Was sind Schmerzen beim Sex?

Schmerzen beim Sex sind unangenehm, frustrierend und belasten das Liebesleben. Viele Betroffene entwickeln Schuldgefühle – etwa den Gedanken, zu empfindlich oder nicht ausreichend erregt zu sein. Gerade deshalb lohnt es sich, das Schweigen zu brechen und mit fachärztlicher Unterstützung die Auslöser der Schmerzen zu finden.

Diese Auslöser können sowohl einen körperlichen als auch einen seelischen Ursprung haben. Entscheidend ist, der Sache genau auf den Grund zu gehen: Ausbleibende Feuchtigkeit kann beispielsweise durch einen Hormonmangel entstehen, aber ebenso gut psychische Ursachen haben, etwa Beziehungsprobleme oder vergangene negative Erfahrungen.

Körperliche und psychische Gründe können sich dabei auch gegenseitig beeinflussen: Treten die Beschwerden wiederholt auf, kann allein die Erwartung von Schmerzen diese zusätzlich verstärken und einen belastenden Kreislauf in Gang setzen.

In der Medizin haben die Schmerzen beim Sex sogar einen eigenen Namen: Dyspareunie ist der medizinische Fachbegriff für häufig wiederkehrende oder anhaltende Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, die von brennenden Empfindungen bis zu krampfartigen Beschwerden reichen können. Überwiegend berichten Frauen von solchen Beschwerden, doch auch Männer können betroffen sein.
 

Häufigkeit: Wie verbreitet sind Schmerzen beim Sex?

Wenn Sie Schmerzen beim Sex verspüren, sind Sie keinesfalls allein mit diesem Problem. Jede zehnte Frau in Deutschland hat Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs oder empfindet ihn als unangenehm. Nach den Wechseljahren steigt diese Zahl deutlich an: Bis zu 46 Prozent der Frauen sind dann von Schmerzen beim Sex betroffen – also fast jede zweite Frau. 

Auch bei Männern können schmerzhafte Erfahrungen beim Sex auftreten, sind aber deutlich seltener: Studien zufolge ist etwa einer von 1.000 Männern davon betroffen.

Symptome: Wie machen sich Schmerzen beim Sex bemerkbar?

Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können sehr unterschiedlich sein. Während einige Betroffene bereits bei den ersten intimen Erfahrungen Beschwerden verspüren, entwickeln sich die Schmerzen bei anderen erst allmählich im Laufe der Zeit.

Die Beschwerden können sowohl während des Geschlechtsverkehrs als auch danach auftreten. In manchen Fällen entstehen Schmerzen bereits bei zärtlichen Berührungen im Intimbereich, in anderen Fällen werden sie erst bei der Penetration spürbar. 

In diesen Bereichen können die Schmerzen beim Sex auftreten:

  • Im Bereich der äußeren Geschlechtsorgane (Vulva oder Penis)
  • Am unteren Ende der Vagina (auch Scheideneingang genannt)
  • In der Vagina oder am Gebärmutterhals
  • Im Unterleib und Bauchbereich

Typische Schmerzarten sind:

  • Brennende Schmerzen – ähnlich einer Reizung oder Entzündung
  • Stechende Schmerzen – plötzlich auftretende, scharfe Beschwerden
  • Wundgefühl – wie bei einer verletzten oder gereizten Stelle
  • Krampfartige Schmerzen – ziehende oder verkrampfende Empfindungen

Neben den körperlichen Beschwerden können sich auch psychische Symptome entwickeln – insbesondere Ängste vor dem nächsten Geschlechtsverkehr und den damit verbundenen Schmerzen.

Ursachen: Warum tut Sex manchmal weh? 

Wenn Sex schmerzhaft wird, fühlen sich viele Betroffene hilflos und alleingelassen. Dabei sind Sie mit diesem Problem alles andere als allein. Außerdem gibt es fast immer einen Auslöser und damit auch Wege zur Besserung. Die Ursachen für Schmerzen beim Sex sind sehr vielfältig und reichen von körperlichen Veränderungen über hormonelle Schwankungen bis zu seelischen Belastungen.

Gut zu wissen: Oft verstärken sich körperliche und psychische Faktoren gegenseitig: Tut Sex wiederholt weh, entwickelt sich häufig eine Erwartungsangst, die das Schmerzempfinden zusätzlich verstärkt und dazu führt, dass Betroffene weniger Lust auf Intimität verspüren. In manchen Fällen kann bereits eine einmalige schmerzhafte Erfahrung diesen Teufelskreis auslösen.

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Wenn der Körper beim Sex nicht mitspielt

Bei Frauen können bestimmte körperliche Ursachen zu anhaltenden oder immer wieder auftretenden Schmerzen beim oder nach dem Sex führen. Fachleute sprechen dann von einer organischen Dyspareunie. Zu den häufigen Ursachen zählen:

  • Endometriose: eine weitverbreitete Erkrankung, bei der Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter wächst.
  • Gutartige Veränderungen: Zysten an den Eierstöcken oder Myome (gutartige Wucherungen) in der Gebärmutter.
  • Anatomische Besonderheiten der Gebärmutter: ein nach hinten geneigter Uterus oder eine Gebärmuttersenkung.
  • Östrogenmangel: ein in den Wechseljahren absinkender Östrogenspiegel, was zu einer trockeneren Vagina und zu einer Veränderung der äußeren Genitalien führen kann.

Auch bei Männern können bestimmte körperliche Veränderungen zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen:

  • Vorhautverengung (Phimose)
  • Gutartige Bindegewebswucherungen im Penis (Induratio penis plastica, auch Peyronie-Krankheit genannt )

Darüber hinaus gibt es weitere Faktoren, die sowohl bei Frauen als auch bei Männern Schmerzen beim Sex auslösen können. Dazu zählen zum Beispiel anatomische Besonderheiten der Geschlechtsorgane wie Verwachsungen der Vulvalippen und Infektionen durch sexuell übertragbare Krankheiten, aber auch Allergien, etwa gegen den Latex von Kondomen.

Wenn die Erregung ausbleibt

Es ist ein Moment, den wohl fast jede Frau kennt: Die romantische Stimmung ist da – doch der Körper spielt nicht mit. Trotz Intimität will sich die natürliche Feuchtigkeit in der Vagina (Lubrikation) einfach nicht einstellen, was den Geschlechtsverkehr unangenehm und schmerzhaft macht. Passiert das hin und wieder, ist das völlig normal und kein Grund zur Sorge. Ein Gleitmittel kann hier schnell und unkompliziert helfen. Wird die ausbleibende Feuchtigkeit jedoch zu einem anhaltenden Problem, kann eine sogenannte Erregungsstörung, eine Form der Sexualstörung, dahinterstecken.

Erregungsstörungen haben vielfältige Ursachen: Sie reichen von der eigenen Körperwahrnehmung über bestimmte Erwartungshaltungen und das soziale Umfeld bis zu psychischen und körperlichen Erkrankungen.

Eine weitere Form der Sexualstörung ist der Vaginismus: Dabei verkrampft sich die Beckenbodenmuskulatur unwillkürlich so stark, dass eine Penetration kaum möglich oder extrem schmerzhaft ist. Vaginismus hat in den meisten Fällen psychische Ursachen.

Obwohl beide Störungen oft zu Schmerzen beim Sex führen, werden sie medizinisch von der Dyspareunie abgegrenzt.

Wenn der Kopf den Sex ausbremst

Schmerzen beim Sex können auch nicht organische Ursachen haben. Das bedeutet, dass den Schmerzen keine körperlichen Auslöser zugrunde liegen.

Die Psyche spielt dabei eine wichtige Rolle: Seelische Belastungen wie Depressionen oder Ängste können Schmerzen beim Sex auslösen. Traumatische erste intime Erfahrungen, eine sexualfeindliche Erziehung oder Probleme in der Partnerschaft sind weitere mögliche Auslöser.

Manchmal bleibt die Ursache der Schmerzen jedoch trotz ausführlicher Diagnostik unklar. In solchen Fällen sprechen Fachleute von einer idiopathischen Dyspareunie – die medizinische Bezeichnung für Schmerzen beim Sex ohne erkennbare Ursache.

Ein junges Paar lacht und umarmt sich

Schmerzen beim Sex sind weit verbreitet – und kein Grund für Scham oder Schuldgefühle. Viele Ursachen lassen sich gut behandeln und der Weg zu mehr Spaß an der Intimität ist frei.

Therapie: Wie lassen sich Schmerzen beim Sex behandeln?

Es gibt keinen Grund, sich für Schmerzen beim Sex zu schämen. Trotzdem fällt es vielen Betroffenen schwer, sich Hilfe zu suchen. Eine medizinische Behandlung ist jedoch oftmals der beste Weg zu einem schmerzfreien und unbeschwerten Liebesleben.

Um Schmerzen beim Sex erfolgreich zu behandeln, ist eine gründliche Ursachenforschung unerlässlich. Dabei ist es wichtig, dass Urologinnen, Gynäkologen und andere Fachkräfte sich ausreichend Zeit für eine sorgfältige Diagnose nehmen und die Beschwerden der Betroffenen ernst nehmen.

  • Therapie körperlicher Ursachen: Liegt eine körperliche Ursache vor, kann diese meist gut therapiert werden. Infektionen lassen sich beispielsweise mit Antibiotika behandeln, einem Östrogenmangel kann mit entsprechenden Medikamenten entgegengewirkt werden. In manchen Fällen sind auch operative Eingriffe erforderlich, um anatomische Probleme zu korrigieren.
  • Behandlung psychischer Ursachen: Bei seelischen Auslösern kann eine Psychotherapie helfen, zum Beispiel in Form einer Paartherapie. Gegebenenfalls wird die Therapie durch Medikamente wie Antidepressiva unterstützt.
  • Schmerztherapie: Zusätzlich kann eine gezielte Schmerztherapie sinnvoll sein, um den Teufelskreis aus Schmerzerwartung und tatsächlichen Beschwerden zu durchbrechen und neue positive Erfahrungen zu ermöglichen.

Den ersten Schritt zur professionellen Hilfe zu wagen, fällt vielen Betroffenen schwer. Umso wichtiger ist es, eine ärztliche Ansprechperson zu finden, die einfühlsam mit diesem sensiblen Thema umgeht. Betreffen die Beschwerden die weiblichen Geschlechtsorgane, ist eine gynäkologische Praxis die erste Anlaufstelle. Bei Schmerzen am Penis können sich Betroffene an eine Urologin oder einen Urologen wenden. Die Begleitung durch den Partner, die Partnerin oder eine andere nahestehende Person kann zusätzlich Sicherheit geben.

Vergessen Sie nicht: Sie sind mit diesem Problem nicht allein und in den allermeisten Fällen gibt es wirksame Behandlungsmöglichkeiten, mit denen Sie Ihre Beschwerden überwinden und wieder Freude an Intimität finden können.
 

Literatur und weiterführende Informationen

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