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Rheuma: Ursachen, Symptome und Behandlung

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Redaktion:

Jörg Mucke (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung:

Steffen Karpstein (Assistenzarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie)

Wenn Gelenke aufgrund chronischer Entzündungen schmerzen, steht schnell die Frage im Raum: Ist es Rheuma? Hinter diesem Begriff verbirgt sich jedoch nicht nur eine einzelne Krankheit, denn Rheuma ist ein Oberbegriff für eine Vielzahl an möglichen Krankheitsbildern aus dem rheumatischen Formenkreis. Am bekanntesten ist die rheumatoide Arthritis – die häufigste Form des entzündlichen Rheumas. Doch auch andere Krankheitsbilder können ähnliche Beschwerden verursachen. Erfahren Sie hier, welche rheumatischen Erkrankungen besonders häufig auftreten, welche typischen Symptome sie begleiten und welche modernen Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Auf einen Blick

  • Symptome: Schmerzende, warme Gelenke, aber auch anhaltende Rückenschmerzen geben erste Hinweise auf eine rheumatische Erkrankung.
  • Ursachen: Wie entzündlich-rheumatische Erkrankungen entstehen, hängt von vielen Faktoren ab und ist noch nicht vollständig erforscht. Sie gehören zu den Autoimmunerkrankungen, die mit Fehlreaktionen des Immunsystems zusammenhängen.
  • Verlauf: Durch anhaltende Entzündungen, auch in Form von Schüben, kommt es zu Schädigungen und Versteifungen der betroffenen Gelenke.
  • Diagnose: Auf die körperliche Untersuchung durch eine Ärztin oder einen Arzt folgen Blutuntersuchungen und eine Überprüfung der betroffenen Gelenke mit bildgebenden Verfahren wie Röntgen oder MRT.
  • Therapie: Ziele der Behandlung sind Linderung der Symptome, Erhalt der Gelenkfunktionen und Unterdrückung der Entzündungen im Körper. Dazu kommen verschiedene Medikamente und Physiotherapie zum Einsatz.
     

Was ist Rheuma?

Auch wenn umgangssprachlich häufig von Rheuma die Rede ist, handelt es sich medizinisch nicht um eine einzelne Erkrankung, sondern um die Krankheiten des rheumatischen Formenkreises. Der umfasst rund 400 Erkrankungen, die den Bewegungs- und Stützapparat, aber auch die Haut, Gefäße und innere Organe betreffen können. Viele von ihnen sind entzündlich-rheumatische Erkrankungen, die auf Fehlreaktionen des Immunsystems zurückgehen (Autoimmunerkrankungen). 

Ältere Frau mit Gelenkschmerzen in den Händen sitzt auf Sofa

Viele Menschen erkranken erst in der zweiten Lebenshälfte an rheumatoider Arthritis.

Die häufigsten rheumatischen Erkrankungen sind:

  • Die rheumatoide Arthritis führt in der Regel zur anhaltenden Entzündung mehrerer Gelenke, die sich nach und nach verformen und versteifen können.
  • Bei einer Psoriasis-Arthritis treten neben den typischen Hautsymptomen oft auch Gelenkentzündungen auf.
  • Die ankylosierende Spondylitis (Morbus Bechterew) ist eine entzündliche Wirbelsäulenerkrankung.
  • Die juvenile idiopathischen Arthritis (JIA) betrifft Kinder und Jugendliche und ist in mehrere Untergruppen unterteilt. Diese weisen Ähnlichkeiten zu Formen auf, die Erwachsene mit Rheuma haben – zum Beispiel rheumatoide Arthritis und Psoriasis-Arthritis.
  • Seltener sind Kollagenosen, Vaskulitiden und Polymyalgia rheumatica, die zu Entzündungen in Organen, Gefäßen und Muskeln führen können.

Nicht entzündliche Formen von Rheuma sind verschleißbedingte Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen (zum Beispiel Arthrose) und Weichteilrheumatismus (etwa Fibromyalgie).

Wie häufig sind entzündliche Formen von Rheuma?

Etwa 2,6 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland sind von einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung betroffen – das sind rund 1,8 Millionen Menschen. Die rheumatoide Arthritis ist mit etwa 700.000 Erkrankten die häufigste Form von Rheuma. Danach folgen die ankylosierende Spondylitis (auch Morbus Bechterew, circa 350.000 Betroffene) und die Psoriasis-Arthritis mit etwa 200.000 Betroffenen.

Frauen sind von einer rheumatoiden Arthritis etwa dreimal häufiger betroffen als Männer. Die Krankheit tritt bei ihnen auch rund zehn Jahre früher auf. Die meisten Menschen mit rheumatoider Arthritis erkranken nach ihrem 50. Lebensjahr.
 

Welche Symptome zeigen sich bei Rheuma?

Entzündlich-rheumatische Erkrankungen zeigen sich überwiegend durch schmerzende, geschwollene und überwärmte Gelenke und eine schlechtere Beweglichkeit, dazu zählt insbesondere die sogenannte Morgensteifigkeit. Die bedeutet, dass die betroffenen Gelenke durch die längere Ruhe in der Nacht nach dem Aufstehen zunächst weniger beweglich sind. Im Verlauf können sich Symptome verstärken (häufig infolge von Schüben) und zu Gelenkschädigungen führen. 

Die entzündlichen Formen von Rheuma unterscheiden vor allem in den vornehmlich betroffenen Gelenken und Körperbereiche:

  • Eine rheumatoide Arthritis betrifft am häufigsten Finger-, Hand- und Zehengelenke. Es können kleine verhärtete Knötchen unter der Haut auftreten. Diese Rheumaknoten zeigen sich bei 20 bis 40 Prozent der Menschen mit rheumatoider Arthritis.
  • Die Psoriasis-Arthritis ist eine Kombination aus Schuppenflechte (Psoriasis) und Arthritis. Es treten schuppige Hautveränderungen zusammen mit unterschiedlichen Entzündungen von großen und kleinen Gelenken sowie Gelenken der Wirbelsäule oder von Sehnenansätzen auf.
  • Das zentrale Symptom der ankylosierenden Spondylitis (Morbus Bechterew) ist ein länger als drei Monate anhaltender Rückenschmerz, der häufig zu Beginn durch eine Entzündung des Kreuzdarmbeingelenkes hervorgerufen wird.
  • In den Untergruppen der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) können Symptome auftreten, die denen vergleichbarer Rheumaformen bei Erwachsenen ähneln – so zum Beispiel schmerzende, entzündete Fuß- und Fingergelenke und Hautausschlag. Dazu kommen häufig starke Fieberschübe und Augeninnenhautentzündungen.
  • Da Kollagenosen, Vaskulitiden und Polymyalgia rheumatica nicht in erster Linie die Gelenke betreffen, zeigen sich bei ihnen sehr unterschiedliche Symptome an Organen, Gefäßen und Muskeln.

Eine Frau bereitet sich in der Küche einen gesunden Salat zu

Eine gesunde Ernährung hilft, Übergewicht zu vermeiden – und senkt so das Risiko für entzündlich-rheumatische Erkrankungen.

Welche Ursachen und Risikofaktoren gibt es für entzündliche Formen von Rheuma?

Die Ursachen von entzündlichen Rheumaformen wie der rheumatoiden Arthritis sind noch nicht vollständig erforscht. Es handelt sich um Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem infolge einer Fehlsteuerung das körpereigene Gewebe, beispielsweise die Schleimhaut in den Gelenken (Synovia), angreift. Wie es zu dieser Fehlsteuerung kommt, ist nicht bekannt.

Es gibt Hinweise darauf, dass folgende Veranlagungen und Risikofaktoren Rheumaerkrankungen begünstigen können:

  • Gene: Bei vielen Rheumaerkrankungen ist eine familiäre Häufung erkennbar, vor allem bei rheumatoider Arthritis, ankylosierender Spondylitis und Psoriasis-Arthritis. Das bedeutet, das bei vielen der Betroffenen bestimmte Genvarianten nachweisbar sind, die auch bei anderen Familienmitgliedern auftreten können – aber nicht müssen.
  • Rauchen: Die genauen Zusammenhänge sind nicht bekannt, doch es gilt als sicher, dass Zigarettenkonsum die Entstehung entzündlicher Formen von Rheuma begünstigt und ihren Verlauf verschlechtert.
  • Übergewicht: Ein erhöhtes Gewicht kann zu einem stärkeren Entzündungsgeschehen im Körper führen und die Entstehung einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung fördern. Im Verlauf der Krankheit belastet das erhöhte Körpergewicht die erkrankten Gelenke.
  • Infektionen: Auch damit scheint Rheuma in manchen Fällen zusammenzuhängen.
     

Wie erfolgt die Diagnose von entzündlichen Formen von Rheuma?

Um eine entzündliche Rheumaerkrankung gut behandeln zu können ist eine frühe Diagnose besonders wichtig – vor allem, um Gelenkschädigungen zu vermeiden. 

Erste Hinweise auf eine rheumatische Erkrankung geben:

  • Weiche Gelenkschwellungen in mehr als zwei Gelenken für sechs Wochen und länger
  • Schmerzempfindliche Gelenke schon bei leichtem Druck 

Diese Hinweise erfassen Ärztinnen und Ärzte im Gespräch über die Symptome und Krankheitsgeschichte (Anamnese) und im Verlauf der klinischen Untersuchung durch Sicht, Tasten und mithilfe einfacher Instrumente. Die betroffenen Gelenke lassen erste Rückschlüsse auf die Rheumaform zu.

Danach folgen weitere Diagnoseschritte:

  • Die Untersuchung einer Blutprobe im Labor kann Hinweise auf Entzündungen (Erhöhung der Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG) oder Nachweis des C-reaktiven Proteins, CRP) und sogenannten Rheumafaktoren. Rheumafaktoren sind bestimmte Antikörper, die bei 65 bis 80 Prozent der Menschen mit rheumatoider Arthritis nachweisbar sind (seropositiv). Auch die genetische Veranlagung eines Menschen, die auf rheumatoide Arthritis oder ankylosierende Spondylitis deuten kann, lässt sich mittels einer Blutuntersuchung nachweisen.
  • Mit bildgebenden Verfahren (Ultraschall, Röntgen, Magnetresonanztomographie, kurz MRT, Gelenkszintigrafie) sind Entzündungen und Schädigungen von Gelenken zu erkennen. 

Wie lassen sich entzündliche Formen von Rheuma behandeln?

Die Behandlung entzündlicher Formen von Rheuma erfolgt in erster Linie mit Medikamenten. Sie sollen Symptome, besonders Schmerzen, lindern, Entzündungen hemmen und Fehlreaktionen des Immunsystems unterdrücken. 

Folgende Arzneimittelgruppen kommen zum Einsatz: 

  • Medikamente ohne Kortison (NSAR, nicht steroidale Antirheumatika) wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd.
  • Kortisonhaltige Präparate kommen in der Regel als Injektion bei akuten Schüben oder stärkerer Krankheitsaktivität zum Einsatz.
  • Basismedikamente oder Disease-Modifying Anti-Rheumatic Drugs (DMARDs) wirken auf das Immunsystem und hemmen bei vielen Rheumaerkrankungen die Entzündungsmechanismen.
  • Biologika (auch bDMARDs) werden biotechnologisch aus Zellkulturen hergestellt. Sie greifen sehr gezielt in das Immunsystem ein.

Ebenso wichtig wie die Medikamententherapie sind Physiotherapie und Bewegungstherapie bei der Behandlung von Rheuma. Sie helfen, die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten, Muskeln aufzubauen und durch Entspannung Schmerzen zu lindern.

Weitere Maßnahmen zur Unterstützung der Therapie sind:

  • Wärmebehandlungen zur Förderung der Durchblutung und Muskelentspannung
  • Kältebehandlungen zur Linderung von Schmerzen und Hemmung von Entzündung
  • Ein gesunder Lebensstil – Faktoren wie ein gesunder Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und wenig Stress tragen dazu bei, das Entzündungsgeschehen zu bremsen und das Immunsystem zu stärken.

Bei schwereren Verläufen von Rheuma sind unter Umstände Reha-Maßnahmen und Operationen geschädigter Gelenke notwendig.

Wie lässt sich entzündlichen Formen von Rheuma vorbeugen?

Da die Ursachen entzündlicher Formen von Rheuma noch nicht vollständig bekannt sind, gibt es keine Möglichkeiten, einer solchen Erkrankung verlässlich vorzubeugen. Jedoch ist ein Rauchstopp ratsam, weil Nikotinkonsum die Entwicklung von entzündlichem Rheuma begünstigt und den Verlauf verschlechtert. 

Wer auffällige Symptome wahrnimmt, sollte diese ernst nehmen und ärztlich untersuchen lassen. Denn eine frühe Diagnose ist für die erfolgreiche Behandlung wichtig.

Literatur

Weiterführende Informationen

  • Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e. V. (Abruf vom 17.04.2025): Rheumatologie
  • Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e.V. (Abruf vom 17.04.2025): Startseite
  • Deutsche Rheuma-Liga (Abruf vom 17.04.2025): Rheuma

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