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Schuppenflechte – wie Sie die belastende Erkrankung in den Griff bekommen

Lesedauer unter 10 Minuten

Redaktion

  • Dr. Lilian Sperlich (TAKEPART Media + Science GmbH)

Qualitätssicherung

  • Verena Dost (Diplom-Biologin)

Schuppenflechte (Psoriasis) ist eine entzündliche, nicht ansteckende Hauterkrankung. Die Haut ist stark gerötet, bildet Schuppen und kann jucken. Für Betroffene kann Psoriasis psychisch sehr belastend sein. Die Erkrankung ist zwar nicht heilbar, aber ein gutes Therapiekonzept und wichtige Lebensstilveränderungen können die Beschwerden und die Lebensqualität deutlich verbessern.

Auf einen Blick

  • Symptome: Bei Schuppenflechte treten gerötete Hautstellen mit silbrigen Schuppen auf, oft auch Juckreiz.
  • Ursachen & Risikofaktoren: Zugrunde liegt eine Autoimmunerkrankung, die teils erbliche bedingt ist. Faktoren wie Infektionen, Stress oder Alkoholkonsum können die Beschwerden auslösen oder verstärken.
  • Verlauf: Die Krankheit verläuft in Schüben, ihr Verlauf ist nicht vorhersagbar.
  • Diagnostik: Der Hautarzt oder die Hautärztin begutachtet die Haut, gegebenenfalls wird eine Gewebeprobe im Labor untersucht. 
  • Therapie: Eine äußerliche Basistherapie (Eincremen), kann bei Bedarf durch Tabletten und physikalische Maßnahmen wie Lichtbehandlung ergänzt werden.

Was ist Schuppenflechte?

Die Schuppenflechte (Psoriasis) ist eine dauerhafte (chronische) entzündliche Hauterkrankung. Typisch sind gerötete, silbrig-weiß schuppende Hautstellen. Sie können am gesamten Körper auftreten, finden sich aber meist an der Kopfhaut, hinter den Ohren, an Ellenbogen und Knien. Häufig jucken diese Stellen. Daher leitet sich auch der medizinische Name Psoriasis für die Schuppenflechte ab: „Psao“ ist griechisch und bedeutet „ich kratze“.

Die Hautkrankheit ist nicht ansteckend, überträgt sich also nicht auf andere Menschen. Psoriasis ist nicht heilbar, die Symptome können aber gut behandelt werden.

Die Krankheit verläuft schubweise, Phasen mit geringen und stärkeren Hautproblemen wechseln sich ab. Eine leichte Schuppenflechte kann störend sein, weil die betroffenen Hautstellen jucken oder nicht dem Bild einer makellosen Haut entsprechen. Zur Beeinträchtigung im Alltag wird die Psoriasis, wenn sie stark ausgeprägt ist. Der Juckreiz kann dann heftig sein und die Haut schmerzen. 

Etwa zwei bis drei von 100 Menschen in Deutschland haben eine Schuppenflechte. Frauen und Männer sind gleichermaßen davon betroffen. Oft tritt eine Schuppenflechte vor dem 40. Geburtstag auf, häufig im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter. Man spricht dann auch von Psoriasis Typ 1. Eine Psoriasis Typ 2 entwickelt sich meist erst zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr.

Schuppenflechte kann nicht nur die Haut, sondern auch Gelenke oder Nägel betreffen.

Ein junges Paar kann unbesorgt Zärtlichkeiten austauschen, da die Schuppenflechte nicht ansteckend ist.

Schuppenflechte ist nicht ansteckend und überträgt sich nicht auf andere Menschen.

Wie äußert sich Schuppenflechte, und welche Arten gibt es?

Die typischen Hautveränderungen bei einer Schuppenflechte werden Plaques genannt. Sie sind meistens nicht zu übersehen. Die Haut ist stark gerötet und bildet Schuppen, die sich mit dem Fingernagel abheben lassen. Häufig sind Stellen des Körpers betroffen, an denen sich die Haut stark dehnt (zum Beispiel die Ellenbogen) oder an denen Kleidung scheuert. Aber auch an den Händen, Füßen, am Rücken und am Bauchnabel kann die Haut entzündet sein und Symptome der Psoriasis zeigen.

Es gibt verschiedene Arten von Schuppenflechte:

  • Die häufigste Form ist die Psoriasis vulgaris, auch Plaque-Psoriasis genannt. Sie tritt in acht von zehn Fällen auf. Die Plaques sind meist klar begrenzt und bilden sich bei manchen Menschen nur an wenigen und einzelnen Stellen. Sie können aber auch großflächig den gesamten Körper bedecken. Die Plaques sind ein bis mehr als zehn Zentimeter groß. Die Haut kann sehr trocken sein und einreißen, was schmerzhaft ist. Eine dauerhafte Hautpflege mit Salben oder Cremes ist daher sehr wichtig. Juckreiz sollte von Anfang an behandelt werden, da Kratzen die Haut verletzen und Beschwerden verstärken kann.
  • Häufig sind auch die Nägel von der Schuppenflechte betroffen (Nagelpsoriasis). Es erscheinen kleine Dellen auf den Nägeln (Tüpfelnägel), der Nagel wird dicker oder löst sich ab. Die Nägel können sich gelblich-braun verfärben (sogenannte Ölnägel) und die Betroffenen optisch stören.
  • Manchmal tritt die Schuppenflechte in Hautfalten auf, zum Beispiel in der Leiste, Gesäßfalte oder unter den Achseln. Bei dieser Psoriasis inversa kommt es nicht zur typischen Schuppung, die Haut ist stark gerötet und sieht eher feucht aus.
  • Bei einer Psoriasis pustulosa bilden sich zusätzlich mit Eiter gefüllte Bläschen.
  • Die seltene Psoriasis guttata tritt vor allem bei Kindern und Jugendlichen etwa ein bis zwei Wochen nach einer Infektion mit bestimmten Bakterien auf. Sie kann vollständig verschwinden, aber auch wiederkehren und sich zu einer Psoriasis vulgaris entwickeln.

Welche Ursachen hat Schuppenflechte?

Einer Schuppenflechte liegt eine sogenannte Autoimmunerkrankung zugrunde. Hierbei greift das Immunsystem – das ja eigentlich vor äußeren Einflüssen schützen soll – körpereigene Zellen an. Bei einem Schuppenflechte-Schub lösen die Immunzellen Entzündungsreaktionen in der Haut aus.

Die oberste Hautschicht besteht aus den sogenannten Hornzellen, die sich laufend erneuern. Normalerweise dauert es etwa einen Monat, bis sie an die Oberfläche wandern und dort fast unbemerkt abgestoßen werden. Bei einer Schuppenflechte ist dieser Vorgang durch das überaktive Immunsystem extrem beschleunigt: Die Hornschicht erneuert sich innerhalb weniger Tage, und es bilden sich übermäßig viele neue Hautzellen. Die Haut schafft es nicht, die toten Zellen abzustoßen – sie wird dicker, rötet sich und schuppt.

Welche Risikofaktoren und Auslöser gibt es bei der Schuppenflechte?

Bei der Entstehung von Schuppenflechte spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen beruht sie auf einer familiären (genetischen) Veranlagung. Das heißt aber nicht, dass alle Familienmitglieder Psoriasis bekommen werden. Schuppenflechte kann auch auftreten, wenn niemand aus der Verwandtschaft daran erkrankt ist.
Zudem können unterschiedliche Auslöser Schübe hervorrufen. Sie werden auch Triggerfaktoren genannt. Dazu gehören:

  • Reizungen und Verletzungen der Haut (zum Beispiel Sonnenbrand, Kratzer, Tätowierungen)
  • Infektionen
  • hormonelle Schwankungen, zum Beispiel während der Schwangerschaft
  • bestimmte Medikamente gegen Bluthochdruck, Rheuma, Malaria
  • psychische Belastungen und Stress
  • Rauchen
  • Alkoholkonsum

Es gibt keinen Test, der eine Psoriasis vorhersagen kann. Nicht immer ist genau nachvollziehbar, warum Schuppenflechte plötzlich auftritt.

Wie verläuft Schuppenflechte, und welche Folgen kann sie haben?

Schuppenflechte ist bereits im Anfangsstadium aufgrund der typischen Hautveränderungen früh zu erkennen. Die Haut ist gerötet und schuppt sich. Der Verlauf der Erkrankung ist nicht vorhersagbar. Zeiten mit nur leichten Hautproblemen können sich mit starken Beschwerden abwechseln. Es kann helfen, Triggerfaktoren zu vermeiden. Im tages- und jahreszeitlichen Verlauf gibt es Schwankungen: Häufig verschlimmern sich die Symptome gegen Abend und in den Wintermonaten.

Bei Menschen mit Psoriasis kommen häufiger zusätzlich Diabetes, Herzerkrankungen und Bluthochdruck, entzündliche Darmerkrankungen sowie starkes Übergewicht vor.

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Die Autoimmunerkrankung kann nicht nur die Haut betreffen, sondern auch andere Körperbereiche. Bei etwa einem Viertel der Betroffenen kommt es zusätzlich zu einer Entzündung der Gelenke, der sogenannten Psoriasis-Arthritis.

Die Gelenke können sich vor oder nach den Hautveränderungen entzünden. Eine Entzündung äußert sich durch Schmerzen und Schwellungen. Es ist wichtig, eine Psoriasis-Arthritis frühzeitig festzustellen. Je früher sie diagnostiziert wird, desto besser kann man sie behandeln und Schäden an den Gelenken verhindern.

Schuppenflechte kann sehr belastend sein und Depression und Angststörungen begünstigen. Eine Psychotherapie kann helfen, mit der Belastung umzugehen.

Sehr selten treten bei einer Schuppenflechte lebensbedrohliche Komplikationen auf. Wenn sich die Psoriasis auf den gesamten Körper ausweitet, kann es zu einer Blutvergiftung und Herzversagen kommen. Fieber und Schüttelfrost, stark gerötete Hautausschläge und angeschwollene Lymphknoten können Anzeichen dafür sein.

Diagnose: Wie lässt sich Schuppenflechte feststellen?

Die Diagnose Schuppenflechte wird meistens von Hautärztinnen und Hautärzten gestellt. Bei Verdacht auf Psoriasis wird an einer kleinen Stelle die oberste Hautschicht vorsichtig mit einem Spatel abgelöst. Treten nacheinander typische Hautphänomene auf, bestätigt sich der Verdacht:

  • Die abgekratzte Haut erinnert stark an die Konsistenz von Kerzenwachs.
  • Darunter bleibt ein dünnes, glänzendes Häutchen zurück.
  • Entfernt man auch diese Schicht, kommt es zu kleinen punktförmigen Blutungen (Phänomen des „blutigen Taus“).

Wenn die Diagnose nicht eindeutig ist, wird eine Hautprobe im Labor untersucht. Bestimmte Formen der Psoriasis ohne charakteristische Schuppung können leicht mit einem Ekzem (Sammelbegriff für entzündliche Hauterkrankungen) oder einer Pilzerkrankung verwechselt werden.

Die Ärztin oder der Arzt begutachtet auch, wie stark die Schuppenflechte ausgeprägt ist. Danach richtet sich die Therapie der Psoriasis. 

  • Wenn nur drei bis fünf Prozent der Hautoberfläche betroffen sind – das entspricht ungefähr der Größe von zwei Handflächen –, spricht man von einer leichten Schuppenflechte. 
  • Bei einer mittelschweren Form sind es bis zu zehn Prozent, also ungefähr die Oberfläche eines Arms. 
  • Ist mehr als zehn Prozent der Hautoberfläche betroffen, handelt es sich um eine schwere Psoriasis.

Wenn die Schuppenflechte viele Körperstellen betrifft und den Menschen stark in seiner Lebensqualität beeinträchtigt, wird sie ebenfalls den Kategorien mittelschwer bis schwer zugeordnet.

Behandlung: Was hilft bei Schuppenflechte?

Schuppenflechte kann nicht geheilt werden. Ziel der Behandlung ist es, das Hautbild zu verbessern beziehungsweise die entzündeten Stellen ganz abklingen zu lassen. Ein erneuter Schub und Juckreiz sollen verhindert werden. Im Fokus steht außerdem die Behandlung eventueller Begleiterkrankungen. Das Ziel ist, Wohlbefinden und Lebensqualität von Betroffenen zu verbessern.

Es gibt verschiedene Arten der Behandlung, die auch miteinander kombiniert werden – je nachdem, wie ausgeprägt die Hauterkrankung ist.

  • Basisbehandlung
    Eine konstante Hautpflege mit rückfettenden Cremes verbessert den Zustand der betroffenen Stellen auch in Phasen ohne Beschwerden. Sie allein reicht allerdings nur bei leichter Schuppenflechte. Zum Einsatz kommen auch Salben und Lotionen mit Harnstoff (Urea) oder Salicylsäure.
  • Äußerliche (topische) Behandlung
    Andere wirkstoffhaltige Salben und Cremes wirken direkt auf die betroffenen Hautstellen. Sie hemmen die Immunzellen, die bei der Psoriasis überaktiv sind. Beispiele sind Kortisonpräparate, sogenannte Calcineurininhibitoren, sowie Calcipotriol, ein Vitamin-D3-Abkömmling.

Bei mittelschwerer bis schwerer Schuppenflechte:

  • Lichtbehandlungen (Phototherapie)
    Betroffene Hautstellen werden mit UV-Licht behandelt. Davor kommen eventuell Bäder mit Salzwasser infrage oder bestimmte Wirkstoffe, die die Haut lichtempfindlicher machen. Die Lichtbehandlung vermindert die Entzündung und verlangsamt die zu schnelle Teilung der Hautzellen. 
  • Innerliche Behandlungen, um das überaktive Immunsystem in schweren Fällen zu hemmen
    1. Herkömmliche Therapie in Form von Tabletten oder Injektionen: Meist kommen die Wirkstoffe Fumarsäureester, Methotrexat, Retinoide und Ciclosporin A zum Einsatz. 
    2. Sogenannte Biologika in Form von Spritzen oder Infusionen: Diese biotechnologisch hergestellten Medikamente greifen gezielt in Vorgänge des Immunsystems ein. Sie richten sich gegen bestimmte Botenstoffe oder Abwehrzellen und hemmen den entzündlichen Prozess. 

Bei Behandlungen mit herkömmlichen Medikamenten oder Biologika sind regelmäßige Blutuntersuchungen notwendig, um mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen. Bei bestimmten Begleiterkrankungen, zum Beispiel Darm- und Herzerkrankungen oder Diabetes mellitus, sind nicht alle Medikamente geeignet. Auch eine Impfung mit einem Lebendimpfstoff ist während des Behandlungszeitraums nicht möglich und sollte davor oder danach erfolgen.

Während einer Schwangerschaft und einer durch die Schuppenflechte ausgelösten Entzündung der Gelenke (Psoriasis-Arthritis) sind ebenfalls nicht alle Medikamente geeignet. Unter Umständen kann es etwas Zeit in Anspruch nehmen, das passende Medikament und die richtige Dosierung zu finden, um die Beschwerden zu lindern. Weitere Medikamente und Wirkstoffe werden erforscht, sodass Betroffene in den nächsten Jahren mit zusätzlichen Behandlungsoptionen rechnen können.

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Was kann ich selbst tun, um die Symptome meiner Psoriasis zu lindern?

Es erfordert meist etwas Geduld, die richtige Therapieform gemeinsam mit dem Arzt oder der Ärztin festzulegen. Wichtig ist, sich möglichst genau an den ärztlich erstellten Therapieplan zu halten. Besonderheiten oder Veränderungen sollten mit dem Behandlungsteam besprochen werden – beispielsweise, wenn sich Medikamente oder ihre Dosierung bei einer Herzerkrankung ändern.

Auslösende Faktoren, die sich negativ auf das Hautbild auswirken können, gilt es im Alltag zu meiden. Die Haut sollte gut gepflegt werden, um Hautverletzungen vorzubeugen – auch in der beschwerdefreien Zeit. 

Die Fingernägel sollten insbesondere bei einer Nagelpsoriasis kurz geschnitten sein und mit einer fetthaltigen Creme gepflegt werden. Sonne und Salzwasserbäder können sich günstig auswirken, allerdings sollten Betroffene einen Sonnenbrand vermeiden, da er Beschwerden verstärken kann. Sonnenschutzmittel und lichtundurchlässige Kleidung helfen dabei. Stress und psychische Belastungen, Rauchen und ein übermäßiger Alkoholgenuss können sich ebenfalls negativ auf die Haut auswirken und sollten daher vermieden werden.

Studien haben gezeigt, dass bei starkem Übergewicht eine Gewichtsabnahme die Hautbeschwerden verbessern kann.

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Schuppenflechte kann einen starken Leidensdruck hervorrufen und die Lebensqualität stark einschränken. Auch schämen sich manche Menschen wegen der sichtbaren Hautveränderungen oder haben Angst vor der Reaktion anderer. Die Schuppenflechte kann psychisch belasten. Dann kann es sinnvoll sein, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann ebenso unterstützen und den Umgang mit der Erkrankung erleichtern.

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