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Reizmagen: Ursachen, Symptome und Therapie der funktionellen Dyspepsie

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Redaktion:

Michaela Hövermann (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung:

Dr. med. Madeleine Vinnemeier (Ärztin, Content Fleet GmbH)

Gerade einmal zwei Bissen gegessen und schon wieder dieses unangenehme Völlegefühl? Dazu ein Druck im Oberbauch, Übelkeit oder Brennen – ohne erkennbaren Grund? Was wie eine vorübergehende Magenverstimmung wirkt, kann auf einen Reizmagen hinweisen: Dabei handelt es sich um Beschwerden, für die sich keine körperlichen Gründe finden lassen, die aber trotzdem deutlich spürbar und oft sehr belastend sind. Dieser Artikel informiert über Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten.

Auf einen Blick

  • Symptome: Typisch für einen Reizmagen sind anhaltende oder wiederkehrende Beschwerden im Oberbauch wie Völlegefühl, Druck, Schmerzen, Brennen, frühes Sättigungsgefühl und Übelkeit, oft unabhängig von der Nahrungsaufnahme. Die Beschwerden bestehen dabei über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten – entweder durchgehend oder mit wiederkehrenden Episoden.
  • Ursachen: Als mögliche Auslöser gelten eine gestörte Magenbeweglichkeit, psychosoziale Faktoren wie Stress und Angst sowie Störungen der Signalübertragung zwischen Darm und Gehirn. Auch vorangegangene Infektionen oder Magen-Darm-Erkrankungen kommen infrage.
  • Verlauf: Die Erkrankung verläuft chronisch oder in Schüben. Die Beschwerden können spontan abklingen oder lange anhalten.
  • Diagnose: Sie erfolgt durch Ausschluss anderer Ursachen mittels körperlicher Untersuchung, Laborwerten und Ultraschall. Bei einer Magenspiegelung lassen sich Proben entnehmen, die weiteren Aufschluss über die Schleimhautbeschaffenheit und eine mögliche Besiedelung mit dem Bakterium Helicobacter pylori geben können.
  • Therapie: Die Behandlung richtet sich nach Art und Ausprägung der Beschwerden. Eingesetzt werden Medikamente, die die Magensäure reduzieren sowie gegen Blähungen und Völlegefühl helfen können. Ergänzend können eine angepasste Ernährung, pflanzliche Präparate wie Pfefferminzöl und Kümmelöl und psychotherapeutische Verfahren zur Stressbewältigung helfen.

Definition: Was ist ein Reizmagen?

Der Begriff Reizmagen – medizinisch als funktionelle Dyspepsie bezeichnet – beschreibt chronische oder wiederkehrende Beschwerden im Oberbauch, für die sich keine nachweisbare organische Ursache finden lässt. Typisch sind Symptome wie Druck, Schmerzen, Brennen oder Völlegefühl im Magenbereich, häufig begleitet von Übelkeit oder einem frühen Sättigungsgefühl. Die Beschwerden treten oft im Zusammenhang mit dem Essen auf, können aber auch unabhängig davon bestehen.

Mann sitzt auf Sofa und hält sich mit Bauchschmerzen die Hand an den Bauch

Typisch für Reizmagen sind Druck im Oberbauch, Brennen im Magen, Übelkeit oder Blähungen.

Da sich keine strukturellen Veränderungen oder entzündlichen Prozesse im Magen nachweisen lassen, spricht man von einer funktionellen Störung. Trotz fehlender körperlicher Ursachen sind die Symptome für Betroffene real, belastend und können die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen.

Der Reizmagen unterscheidet sich vom Reizdarmsyndrom und von einer Gastritis. Während beim Reizmagen der obere Verdauungstrakt betroffen ist, macht sich das Reizdarmsyndrom eher durch Beschwerden im Darm bemerkbar, beispielsweise durch Blähungen, Bauchschmerzen oder in Kombination mit veränderten Stuhlgewohnheiten. Bei einer Gastritis können ähnliche Symptome wie beim Reizmagen auftreten, hier liegt jedoch eine entzündliche Veränderung der Magenschleimhaut mit nachweisbarer Ursache vor.

Symptome: Wie macht sich ein Reizmagen bemerkbar?

Die typischen Symptome eines Reizmagens betreffen vor allem den Oberbauch. Sie bestehen dauerhaft oder treten in Schüben ohne erkennbare organische Ursache auf. 

Typische Symptome bei Reizmagen sind:

  • Druckgefühl oder Schmerzen im Oberbauch
  • Brennen im Magenbereich
  • Völlegefühl, oft schon nach kleinen Portionen
  • Frühes Sättigungsgefühl beim Essen
  • Übelkeit
  • Gelegentliches Aufstoßen oder Blähungen

Die genaue Ausprägung und Kombination der Symptome kann von Person zu Person variieren. Ein Reizmagen liegt vor, wenn mindestens eines der Symptome regelmäßig auftritt – ohne dass eine organische Ursache nachweisbar ist.

Medizinisch wird von einem Reizmagen gesprochen, wenn die Symptome über mindestens drei Monate hinweg auftreten und andere Erkrankungen wie eine Gastritis oder Magengeschwüre ausgeschlossen sind. Obwohl keine strukturellen Veränderungen vorliegen, sind die Beschwerden real und können den Alltag erheblich beeinträchtigen. Psychische Belastungen und Stress scheinen die Symptome beim Reizmagen noch zu verstärken. 

Grafik mit Verdauungsorganen und Symptomen bei Gastritis, Reizmagen (Oberbauch) und Reizdarm (Unterbauch).

Oberbauchbeschwerden wie Übelkeit und Magenschmerzen sprechen für Gastritis oder Reizmagen, Unterbauchsymptome wie Krämpfe und Durchfall für Reizdarm.

 

Ursachen: Wie entsteht ein Reizmagen?

Die genauen Ursachen für einen Reizmagen sind bislang nicht vollständig geklärt. Fachleute gehen davon aus, dass verschiedene Faktoren zusammenwirken und die Symptome auslösen. Bei einem Reizmagen handelt es sich um eine mit den Standarduntersuchungen organisch nicht fassbare Erkrankung, sondern um eine sogenannte funktionelle Störung.

Eine wichtige Rolle spielt vermutlich eine gestörte Beweglichkeit des Magens. Bei Betroffenen kann sich der Magen verzögert, aber auch beschleunigt entleeren. Zudem scheint die gastrale Akkommodation, das ist die Anpassung des Magens an verschiedene Füllungszustände, verändert zu sein. Es kommt zu einer gesteigerten Empfindlichkeit der Wände des Magens und des Zwölffingerdarms. Schon geringe Nahrungsmengen können dann Beschwerden auslösen, weil die Dehnung der Magenwand intensiver wahrgenommen wird.

Psychische Faktoren wie Stress und Ängste können die Beschwerden verstärken oder wirken als Auslöser. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass vorangegangene Magen-Darm-Infektionen und ein verändertes Mikrobiom (Gesamtheit aller Mikroorganismen, die den Darm besiedeln) im Zwölffingerdarm das Risiko für einen Reizmagen erhöhen können. Sehr selten kann auch eine Besiedelung des Magens mit dem Bakterium Helicobacter pylori die Beschwerden mit bedingen.

Risikofaktoren: Wie kommt es zu einem Reizmagen?

Ein Reizmagen entsteht durch ein Zusammenspiel verschiedener körperlicher und psychischer Einflüsse. Die Beschwerden treten auf, ohne dass eine organische Ursache feststellbar ist. Dennoch lassen sich verschiedene Risikofaktoren benennen, die die Entwicklung oder das Fortbestehen der Symptome begünstigen können.

Zu den bekannten Risikofaktoren zählen:

  • Psychische Belastungen wie Stress, Ängste und depressive Verstimmungen
  • Verändertes Mikrobiom im Zwölffingerdarm
  • Frühere Infektionen des Magen-Darm-Trakts, die zu anhaltenden Beschwerden führen können
  • Genetische Veranlagung, die die Anfälligkeit für Störungen in der hormonellen Regulation im Magen-Darm-Trakt erhöht
  • Negative Erfahrungen in der Kindheit, etwa körperliche oder seelische Belastungen
  • Besiedelung mit dem Bakterium Helicobacter pylori, die in einigen Fällen einen Reizmagen mit bedingt– wobei eine Beseitigung des Bakteriums nur selten zu einer anhaltenden Beschwerdebesserung führt

Diese Faktoren wirken oft im Zusammenspiel. Sie können die Wahrnehmung von Reizen im Verdauungstrakt verändern und dazu führen, dass normale körperliche Prozesse als unangenehm oder schmerzhaft empfunden werden. Auch wenn nicht jeder Risikofaktor allein zu einem Reizmagen führt, zeigen sich bei vielen Betroffenen Überschneidungen.

Häufigkeit: Wie verbreitet ist ein Reizmagen?

Ein Reizmagen ist eine häufige funktionelle Magen-Darm-Erkrankung. Schätzungen zufolge leiden etwa zehn Prozent der Bevölkerung an einem Reizmagen. 

Auch Kinder und Jugendliche können von einem Reizmagen betroffen sein. Rund zehn Prozent der Kinder klagen über länger anhaltende oder wiederkehrende typische Beschwerden wie Bauchschmerzen und Völlegefühl. Bei einem Drittel bleibt die Erkrankung bis ins Erwachsenenalter bestehen.

Verlauf: Wie entwickelt sich ein Reizmagen?

Der Verlauf einer funktionellen Dyspepsie – also für Reizmagen – ist sehr individuell. Häufig treten die Beschwerden über einen längeren Zeitraum hinweg auf, in manchen Fällen über Monate oder sogar Jahre. Typisch ist, dass sich bei einer funktionellen Dyspepsie Phasen mit Symptomen und beschwerdefreie Intervalle abwechseln. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen verschwinden die Beschwerden im Laufe der Zeit. Bei anderen bleiben die Reizmagen-Symptome bestehen oder kehren immer wieder zurück.

Ein Reizmagen gilt medizinisch als ungefährlich und hat keinen Einfluss auf die Lebenserwartung. Dennoch können die anhaltenden oder wiederkehrenden Beschwerden die Lebensqualität deutlich einschränken, insbesondere wenn sie häufig auftreten oder stark ausgeprägt sind.

Diagnose: Wie wird ein Reizmagen festgestellt?

Die Diagnose eines Reizmagens stellen Ärztinnen und Ärzte des Fachbereichs Gastroenterologie durch den Ausschluss anderer Erkrankungen. Da die Symptome nicht eindeutig auf eine bestimmte Ursache hinweisen, ist es wichtig, zunächst organische Ursachen wie eine Magenschleimhautentzündung, ein Magengeschwür oder eine Refluxerkrankung auszuschließen.

Zu Beginn steht ein ausführliches Gespräch über die Beschwerden, deren Dauer und mögliche Auslöser. Dabei erfassen Ärztinnen und Ärzte auch, ob Vorerkrankungen bestehen oder ob es Hinweise auf psychische Belastungen gibt. Eine körperliche Untersuchung und Laboranalysen gehören ebenfalls zur Diagnostik. Häufig wird eine Magenspiegelung durchgeführt, um strukturelle Veränderungen der Magenschleimhaut auszuschließen. Auch ein Test auf Helicobacter pylori ist üblich. Damit sich weitere organische Ursachen wie eine Refluxerkrankung oder Krankheiten des Dünndarms ausklammern lassen, können noch weitere gastroenterologische Spezialuntersuchungen folgen.

Erst wenn alle organischen Ursachen ausgeschlossen wurden und die Symptome über einen längeren Zeitraum bestehen, wird die Diagnose Reizmagen beziehungsweise funktionelle Dyspepsie gestellt.

Therapie: Welche Behandlung hilft bei Reizmagen?

Die Behandlung eines Reizmagens richtet sich nach Art und Schwere der Beschwerden. Da die Ursachen unklar sind, ist es oft sinnvoll, gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt einen individuellen Therapieplan zu entwickeln. Nicht jede Maßnahme wirkt bei allen Betroffenen gleich. Daher kann es notwendig sein, mehrere Ansätze zur Behandlung einer funktionellen Dyspepsie auszuprobieren und/oder diese miteinander zu kombinieren.

Eine Frau bereitet sich in der Küche einen gesunden Salat zu

Wer auf Salat nicht verzichten möchte, sollte ihn gut kauen, mild würzen und blähende Zutaten vermeiden – so wird er auch bei Reizmagen besser vertragen.

Lebensstiländerung bei Reizdarm zur Linderung der Symptome

Die Ernährung kann Einfluss darauf haben, wie stark sich die Beschwerden bei funktioneller Dyspepsie zeigen. Vielen Betroffenen hilft es, ihre Essgewohnheiten bei einem Reizmagen bewusst umzustellen – etwa durch kleinere, regelmäßige Mahlzeiten und den Verzicht auf fettige, stark gewürzte oder blähende Speisen.

Empfehlenswert sind leicht verdauliche Lebensmittel wie gekochtes Gemüse, Haferschleim und Reis. Auch fettreduzierte kleine Mahlzeiten können helfen. Es ist jedoch wichtig, nicht zu wenig zu essen und auf eine ausreichende, ausgewogene Ernährung zu achten. 

Darüber hinaus berichten einige Betroffene, dass es helfen kann, auf sehr kalte oder heiße Speisen sowie kohlensäurehaltige Getränke, Alkohol und Kaffee zu verzichten. Personen mit Reizdarm können daher ausprobieren, ob es individuelle Auslöser für die Beschwerden gibt, auf die sie anschließend verzichten.

Achtsam zu essen, also langsames Kauen und eine entspannte Atmosphäre beim Essen, kann das Völlegefühl mindern und die Verträglichkeit verbessern. 

Zusätzlich wirken sich regelmäßige Bewegung und ein Rauchverzicht positiv auf die Magenfunktion und das allgemeine Wohlbefinden aus.

Hausmittel bei Reizmagen 

Zur Linderung der Beschwerden und als begleitende Maßnahme bei der Behandlung eines Reizmagens können verschiedene Hausmittel eingesetzt werden. Beruhigend und entkrampfend wirken beispielsweise Kräutertees mit Kamille, Fenchel oder Melisse. Auch äußere Anwendungen haben sich bewährt. Wärmeauflagen wie Wärmflaschen auf dem Oberbauch fördern die Durchblutung und helfen, Verspannungen zu lösen. Solche unterstützenden Maßnahmen können das allgemeine Wohlbefinden spürbar verbessern.

Medikamentöse Behandlung des Reizmagens

Zur Behandlung eines Reizmagens stehen verschiedene Arzneimittel zur Verfügung. Je nach Beschwerdebild kommen Wirkstoffe zum Einsatz, die beispielsweise die Produktion von Magensäure reduzieren oder gegen Blähungen und Völlegefühl helfen. Auch eine antibiotische Therapie bei nachgewiesener Besiedlung mit Helicobacter pylori kann die Symptome lindern. Jede Therapie gilt zunächst als Versuch und sollte bei ausbleibender Wirkung spätestens nach drei Monaten beendet werden.

Pflanzliche Präparate mit Pfefferminz- oder Kümmelöl wirken beruhigend auf den Magen-Darm-Trakt und können daher eine weitere Behandlungsoption bei Reizmagen sein. 

Psychotherapeutische Ansätze zur Behandlung der funktionellen Dyspepsie 

Wenn psychische Belastungen eine Rolle spielen, kann psychotherapeutische Unterstützung einen wichtigen Beitrag zur Behandlung leisten. Besonders bewährt haben sich Verfahren, die dazu beitragen, Stress abzubauen, innere Anspannung zu reduzieren und den Umgang mit körperlichen Empfindungen zu verbessern. Dazu zählt vor allem die kognitive Verhaltenstherapie, die unter anderem Gedankenmuster, Stressreaktionen und das damit verbundene individuelle Schmerzempfinden in den Blick nimmt.

Auch achtsamkeitsbasierte Verfahren wie Meditation, Progressive Muskelentspannung und Yoga können helfen, Stress zu reduzieren. Ziel dieser Ansätze ist es, die Beschwerden nicht nur symptomatisch zu behandeln, sondern den Betroffenen langfristig zu mehr Lebensqualität im Alltag zu verhelfen.

Welche Möglichkeiten zur Vorsorge und Früherkennung gibt es bei Reizmagen?

Eine gezielte Vorsorge zur Vermeidung eines Reizmagens ist bislang nicht bekannt, da die Ursachen komplex und individuell sind. Dennoch gibt es Möglichkeiten, das Risiko für die Entstehung funktioneller Magenbeschwerden zu senken.

Eine bewusste Lebensweise kann hilfreich sein – insbesondere der Umgang mit Stress spielt eine zentrale Rolle. Entspannungstechniken, regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung gelten als unterstützende Maßnahmen zur Entlastung des Verdauungssystems. Auch ein achtsamer Umgang mit belastenden Alltagssituationen kann dazu beitragen, Beschwerden vorzubeugen.

Da bei Reizmagen keine organische Ursache zugrunde liegt, gibt es keine spezielle Früherkennungsuntersuchung. Bei wiederkehrenden oder länger anhaltenden Beschwerden im Oberbauch ist es jedoch ratsam, ärztlichen Rat einzuholen.

Literatur

Weiterführende Informationen 

  • Bundesministerium für Gesundheit (Abruf vom 02.06.2025): Reizmagensyndrom (funktionelle Dyspepsie)
  • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (Abruf vom 02.06.2025): Reizmagen (funktionelle Dyspepsie)
  • Karina Haufe und Uschi Kaltner: Reizmagen. Wenn alles auf den Magen schlägt: Rezepte und Entspannungsübungen gegen Gastritis, Sodbrennen, Völlegefühl & Co (2021)

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