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Hantavirus: Übertragung, Symptome und Behandlung

Lesedauer unter 9 Minuten

Redaktion

  • Constanze Löffler (Wissenschaftsjournalistin, Ärztin)

Qualitätssicherung

  • Pascale Huber (Medizinredakteurin)
  • Dr. med. Martin Waitz (Arzt, medproduction GmbH)

Mäuse und Ratten im Haus sind für viele Menschen ein Albtraum. Sie huschen über Betten und Sofas, knabbern Lebensmittel an – und können sogar Krankheitserreger verbreiten wie etwa das Hantavirus. Die infizierten Tiere scheiden die Viren mit Kot, Urin und Speichel aus; wir Menschen atmen diese dann mit dem aufgewirbelten Staub ein. Zudem können wir uns auch anstecken, wenn wir kontaminierte Lebensmittel essen oder von kranken Tieren gebissen werden. Meistens verläuft eine Infektion harmlos und bleibt unbemerkt. Es können aber auch grippeähnliche Symptome bis hin zu Magen-Darm-Beschwerden und Nierenstörungen auftreten, nur ganz selten verläuft die Infektion tödlich. Die gute Nachricht: Hantaviren-Infektionen treten relativ selten auf. Und wir Menschen können eine Ansteckung mit wenig Aufwand vermeiden.

Auf einen Blick

  • Symptome: Eine Infektion mit dem Hantavirus verläuft in der Regel harmlos und bleibt unbemerkt. Es können aber auch grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Rückenschmerzen auftreten. Ebenso kann es zu Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden sowie Nierenstörungen kommen.
  • Ursachen: Das Hantavirus wird von Nagern übertragen. Die Erreger befallen die Tiere und werden von diesen mit Speichel, Urin und Kot ausgeschieden. Menschen stecken sich unter anderem an, indem sie verunreinigten Staub einatmen.  
  • Verlauf: Eine Infektion mit dem Hantavirus verläuft in unseren Breiten eher harmlos und nur sehr selten tödlich. Im Ausland existieren deutlich gefährlichere Hantavirus-Typen.
  • Diagnose: Für eine Diagnose nimmt der der Arzt oder die Ärztin Blut ab und lässt dieses im Labor auf Antikörper gegen die Erreger analysieren.
  • Therapie: Gegen das Hantavirus an sich gibt es kein spezielles Medikament. Lediglich die mit der Infektion einhergehenden Beschwerden wie Fieber und Schmerzen lassen sich mildern.
  • Vorsorge: Um einer Infektion vorzubeugen, sollten Sie Kontakt mit den Nagern und ihren Ausscheidungen vermeiden.

Was ist das Hantavirus?

Die Erreger kommen als verschiedene Virustypen vor. Dokumentiert wurde eine Infektion damit erstmals Anfang der 1950er-Jahre, als sich im Koreakrieg tausende amerikanische Soldaten nahe dem Grenzfluss Hantan mit den Viren ansteckten. Aber erst 1977 wurde das Hantavirus schließlich identifiziert. Hantaviren sind weltweit aktiv, aber vor allem in Asien sowie Nord- und Südamerika verbreitet. In Europa findet man sie vermehrt in Skandinavien und auf dem Balkan, aber auch bei uns in Deutschland treten immer wieder Infektionen damit auf. Forschende haben verschiedene Stämme identifiziert, die je nach Region unterschiedlich gefährliche Erkrankungen hervorrufen. Die Viren nutzen verschiedene Nagetiere als Wirte, um sich in der Umwelt zu verbreiten.

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Wie macht sich das Hantavirus bemerkbar?

Sollten Sie sich in Deutschland mit dem Hantavirus infizieren, wird es Ihnen höchstwahrscheinlich gar nicht auffallen, oder Sie werden nur sehr leichte, unspezifische Symptome verspüren. Das können zum Beispiel Fieber, Übelkeit oder Augenschmerzen sein. So geht es den meisten Betroffenen.

In etwas schwereren Fällen ähnelt die Krankheit einer Grippe. Sie beginnt typischerweise mit Fieber über 38,5 Grad Celsius sowie Rücken-, Kopf- und Gliederschmerzen in den ersten drei bis vier Tagen.

In sehr seltenen Fällen kann in der folgenden Phase der Blutdruck abfallen. Betroffene klagen über heftige Bauchschmerzen mit Durchfall und Erbrechen, und die Nieren funktionieren nicht mehr richtig. Mitunter versagen die Nieren ganz. Gelegentlich befallen die Viren die Lungen. Betroffenen fällt dann oft das Atmen schwer, es rasselt in der Brust beim Luftholen, und sie spucken schaumigen Auswurf.

Folgende Symptome können auf eine Ansteckung mit Hantaviren hindeuten, treten aber in Deutschland sehr selten auf:

  • Schmerzen in Rücken, Kopf und Gliedern,
  • plötzlich einsetzendes Fieber mit Temperaturen über 38,5 Grad Celsius,
  • punktartige Hautblutungen (Petechien),
  • Hautausschlag (Erythem),
  • erhöhte Nierenwerte im Blut,
  • verstärkt Eiweiß im Harn,
  • schaumiger oder blutiger Urin,
  • verminderte Blutplättchenzahl im Blut und
  • zunächst eine geringere, dann eine stärkere Urinausscheidung.

Sollten Sie diese Symptome bemerken, müssen Sie sie von einem Arzt oder einer Ärztin abklären lassen. Mediziner in Ihrer Nähe finden Sie über die Barmer-Arztsuche. Außerdem können Sie sich über die Teledoktor-App der Barmer von einem Arzt oder einer Ärztin über eine mögliche Hanta-Erkrankung beraten lassen.

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Wie gefährlich ist das Hantavirus?

In unseren Breiten verläuft eine Ansteckung mit Hantaviren eher harmlos. Nur äußerst selten ist die Infektion tödlich: Weniger als ein Prozent der registrierten Fälle sterben daran. Und dabei werden die weitaus meisten Ansteckungen nicht einmal gemeldet, weil die Betroffenen sie gar nicht bemerken oder nur leichte Symptome aufweisen.

Wer ins Ausland reist, kann sich allerdings deutlich gefährlichere Hantavirus-Typen einfangen. So kursieren auf dem Balkan und in Asien Varianten, deren Tödlichkeit bei zehn bis 15 Prozent liegen. Die von ihnen ausgelösten Symptome ähneln jenen, die von den in Deutschland gängigen Typen hervorgerufen werden, sind aber viel stärker. Erreger aus Nord- und Südamerika greifen dagegen vor allem Herz und Lunge an. Für 25 bis 40 Prozent der Betroffenen verläuft die Infektion tödlich.

Wie lange krank bei Hantavirus?

Wenn Sie in Deutschland schwerer an einer Hantaviren-Infektion erkranken, kann es mehrere Wochen oder auch Monate dauern, bis Sie geheilt sind. Sie müssen jedoch normalerweise keine bleibenden Schäden befürchten.

Wie wird das Hantavirus übertragen?

Verschiedene Nagetiere wie Mäuse und Ratten, mitunter auch Fledermäuse und Maulwürfe übertragen das Virus. Die Erreger befallen zunächst die Tiere und werden von diesen mit Speichel, Urin und Kot ausgeschieden. Hantaviren können in der Umwelt mehrere Wochen überdauern.

Man steckt sich gewöhnlich an, indem man Staub einatmet, der mit den Viren infiziert ist, zum Beispiel beim Fegen des Kellers oder Reinigen des Ferienhauses nach dem Winter. Bei der Gartenarbeit können die Erreger beim Graben mit bloßen Händen aus der Erde über kleine Wunden in den Körper gelangen. Wenn die Nager Lebensmittel wie Brot oder Obst in Küche oder Speisekammer anknabbern, steckt man sich beim Essen dieser Nahrungsmittel an. Zwar ist auch eine Übertragung durch einen Biss der Tiere möglich, aber in den meisten Fällen werden sie eher fliehen als angreifen.

Die in Europa und Asien gängigen Hantaviren werden nicht von Mensch zu Mensch weitergegeben. Deshalb müssen Sie sich nicht sonderlich schützen, wenn in Ihrer Umgebung jemand daran erkrankt ist.

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Hantavirus-Infektion: Wer ist besonders gefährdet?

Jeder Mensch kann sich mit dem Hantavirus anstecken. Allerdings sind besonders häufig Männer betroffen, und das vor allem im mittleren Alter. Das liegt vermutlich daran, dass sie häufiger als Frauen in Berufen arbeiten, in denen sie Ausscheidungen von Nagetieren ausgesetzt sind.

Sie müssen mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko rechnen, wenn Sie:

  • in Forstwirtschaft oder auf dem Bau arbeiten,
  • sich in Räumen aufhalten oder Räume reinigen, die von Nagern bewohnt werden oder wurden, zum Beispiel Wohn- und Ferienhäuser, Gartenlauben, Schuppen, Scheunen oder Ställe,
  • im Freien aktiv sind und dabei Kontakt mit Nagern und deren Ausscheidungen haben könnten, wie bei der Gartenarbeit, beim Holzhacken, Jagen, Zelten oder Joggen,
  • sich in Gegenden aufhalten, in denen sich Nagetiere jüngst stark vermehrt haben.

Hantavirus-Infektionen können das ganze Jahr über auftreten. Das Ansteckungsrisiko ist zwischen April und September besonders groß. Dann finden die Nager viel Nahrung und vermehren sich stark. Daneben hängt die Infektionsgefahr auch vom Wohnort ab.

Die meisten Hantavirus-Infektionen treten in ländlichen Gebieten auf. Doch auch in der Stadt muss man damit rechnen, weil Mäuse und Ratten hier viel Nahrung finden, zum Beispiel im Abfall. Seien Sie deshalb lieber auch hier vorsichtig, wenn Sie Ihren Keller oder Boden fegen und wissen, dass es dort Nager gibt oder gab.

Hantavirus Ausbreitung in Deutschland

Das Hantavirus ist überall in Deutschland aktiv, doch bestimmte Regionen sind stärker davon betroffen. In den genannten Regionen sollte man größere Vorsicht walten lassen, wenn man zum Beispiel den Keller ausfegt und dort Mäuse sind oder waren. In folgenden Gegenden wurden vermehrt Infektionen mit Hantaviren registriert:

•    Schwäbische Alb,
•    Münsterland,
•    Teutoburger Wald,
•    Unterfranken,
•    Odenwald,
•    Oberschwaben,
•    Fränkische Alb,
•    Bayerischer Wald,
•    Osthessen
•    Westthüringen.

Wie wird das Hantavirus diagnostiziert?

Wenn der Arzt oder die Ärztin bei Ihnen eine Hantavirus-Infektion vermutet, wird Ihnen Blut abgenommen und im Labor auf Antikörper gegen die Erreger analysiert. Das Virus selbst kann nur in den ersten Tagen der Erkrankung nachgewiesen werden.

Wie wird eine Hantavirus-Infektion behandelt?

Es gibt kein spezielles Medikament gegen Hantaviren. Lediglich die mit einer Infektion verbundenen Beschwerden wie Fieber und Schmerzen lassen sich mildern. In den äußerst seltenen Fällen, in denen Menschen schwer erkranken, wird man sie auf der Intensivstation behandeln. Dort werden Patienten mitunter beatmet oder es erfolgt eine Dialyse (Blutwäsche).

Muss eine Infektion mit dem Hantavirus gemeldet werden?

Ja, das Gesundheitsamt muss gemäß Infektionsschutzgesetz über jede entdeckte Erkrankung in Deutschland mit Hantaviren informiert werden. Das erledigt die Ärztin oder der Arzt.

Was tun gegen Hantavirus?

Es gibt bislang keinen Impfstoff gegen das Hantavirus. Deshalb sollten Sie Kontakt mit den Nagern und ihren Ausscheidungen vermeiden. Das können Sie tun, wenn Sie Nagerkot oder tote Tiere beseitigen müssen:

  • Lüften Sie den Raum zunächst mindestens 30 Minuten.
  • Befeuchten Sie Kot und Kadaver vor dem Beseitigen, um das Aufschleudern von Staub zu vermeiden.
  • Benutzen Sie keinen Staubsauger. Sonst könnten die Viren aufgewirbelt werden.
  • Tragen Sie Einmalhandschuhe und eine Feinstaubmaske (FFP3).
  • Werfen Sie Kadaver und Kot in einer gut verschlossenen Plastiktüte in den Hausmüll.
  • Reinigen Sie die befallenen Flächen gründlich mit einem Haushaltsreiniger. Werfen Sie die benutzten Lappen oder Schwämme danach in den Müll.
  • Duschen Sie nach den Arbeiten, waschen Sie sich gründlich die Hände und Haare, reinigen Sie die Arbeitskleidung.

Am besten ist es, wenn die Tiere erst gar nicht ins Haus kommen. Mäusen reichen schon bleistiftdicke Ritzen und Löcher, um einzudringen. So halten Sie die Nager fern:

  • Beseitigen Sie Öffnungen im Mauerwerk und schließen Sie Kellerfenster, durch die Nagetiere eindringen könnten.
  • Verfüllen Sie Löcher und Zwischenräume mit Eisenwolle. Die können Mäuse nicht durchbeißen.
  • Rüsten Sie Türen mit Bürstenstreifen oder Gummilippen aus.
  • Kappen Sie Rankpflanzen am Haus auf einer Höhe von einem Meter, damit sie nicht als Kletterhilfe dienen.
  • Schließen Sie in der kalten Jahreszeit Türen zum Garten oder Hof.
  • Werfen Sie Ihren Abfall in verschließbare Tonnen und Eimer.
  • Bewahren Sie Lebensmittel und Tierfutter in fest verschlossenen Behältern aus Glas, Plastik oder Metall statt in Folie oder Papier auf. So können die Tiere die Nahrung nicht erschnüffeln und die Gefäße nicht durchnagen.
  • Entsorgen Sie Essensreste nicht auf dem Kompost oder in der Biotonne. Der Komposthaufen sollte nicht direkt am Haus stehen.
  • Beseitigen Sie potenzielle Nistmöglichkeiten wie Abfall- und Sperrmüllhaufen oder Altreifen.

Bekämpfen Sie Nagetiere im Haus oder Garten konsequent:

  • Stellen Sie Schlagfallen in dunklen Ecken und an Wänden auf. Wichtig: Positionieren Sie die Fallen so, dass Kinder und Haustiere sie nicht erreichen können.
  • Überprüfen Sie die Fallen regelmäßig.
  • Tiere in Lebendfallen sollten Sie mindestens 500 Meter von Ihrem Haus entfernt freilassen, sonst finden sie rasch den Weg zurück. Halten Sie dabei auch einen entsprechenden Abstand von anderen Häusern und Gärten.
  • Hausmittel wie Pfefferminze oder technische Geräte wie Hochfrequenzbeschaller helfen nicht dauerhaft. Die Tiere gewöhnen sich schnell an unangenehme Gerüche und Töne und ignorieren sie.
  • Beauftragen Sie einen professionellen Schädlingsbekämpfer, falls die anderen Maßnahmen nicht wirken sind.

Literatur und weiterführende Informationen

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