Porträt eines jungen Mannes, der draußen mit einem angebissenen Apfel steht
Ernährung

Was essen Frutarier im Winter?

Lesedauer unter 4 Minuten

Redaktion

  • Silke Böttcher (Medizinjournalistin, Jellyfish)

Qualitätssicherung

  • Dr. Gunda Backes (Diplom-Ökotrophologin)

Frutarier ernähren sich ausschließlich von pflanzlichen Produkten. In der strengsten Form sind dies Früchte, die gepflückt werden können, ohne die Pflanze zu beschädigen, oder die von allein vom Baum oder Strauch abfallen. Aber ist es überhaupt gesund, so zu leben? Was können die Anhänger dieser Ernährungsform essen und was nicht? Und was essen Frutarier im Winter, wenn die Bäume keine Früchte tragen?

Was sind Frutarier?

Der Begriff Frutarier ist eine Verbindung aus den Wörtern „Frucht“ und „Vegetarier“. Er bezeichnet Menschen, die sich rein pflanzlich ernähren und es ablehnen, für ihr Essen Pflanzen zu beschädigen. Wie viele Frutarier es in Deutschland gibt, ist statistisch nicht erfasst. Weltweit sind es Schätzungen zufolge maximal 10.000. Der prominenteste davon soll der Apple-Gründer Steve Jobs gewesen sein, der einige Zeit so gelebt haben soll. Frutarier werden auch als Fruganer bezeichnet – wie Veganer streichen auch sie sämtliche tierischen Produkte von ihrem Speiseplan. Frutarismus gilt als extrem strenge Form des Veganismus.

Was dürfen Frutarier essen?

Es gibt unterschiedliche Formen des Frutarismus. Einige Anhänger ernähren sich ausschließlich von Obst. Sehr strenge Frutarier essen sogar nur Fallobst, weil der Baum oder Strauch seine Früchte dann schon von allein „losgelassen“ hat. Diese Frutarier essen im Winter vor allem eingelagertes oder weiterverarbeitetes Obst.

Die meisten Frutarier akzeptieren in ihrer Ernährung allerdings Obst, das gepflückt werden kann. Sie nehmen auch Gemüse zu sich, allerdings nur, wenn das irgendwann sowieso von der Pflanze abgeworfen werden würde oder die Pflanze ohnehin verwelkt, wenn die Früchte ausgereift sind.

Das gilt zum Beispiel für Tomaten, Gurken, Paprika, Avocados, Zucchini und Kürbisse, aber auch für Getreide, Nüsse, Samen, Sprossen und Hülsenfrüchte. Sobald die Gefahr besteht, Pflanzen zu verletzen, was zum Beispiel bei Kartoffeln, Zwiebeln, Rüben oder Wurzelgemüse der Fall sein kann, lehnen Frutarier diese Pflanzen für sich ab. Getreide hingegen wie Dinkel, Roggen oder Weizen ist erlaubt, weil die Pflanzen vor der Ernte absterben.

Selbst bei Gewürzen gibt es bei der frutarischen Ernährung Einschränkungen, denn auch hier soll kein Gewächs verletzt werden. Pflanzenöle dürfen verwendet werden, wenn sie zum Beispiel aus Hasel- oder Walnüssen gewonnen wurden.

Wie bei allen Trends und Strömungen gibt es unter den Frutariern auch gemäßigtere Ansichten. Einige sind der Meinung, dass behutsames Abpflücken einzelner Blätter oder Früchte der Pflanze nicht schadet.

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Wie gesund ist Frutarismus?

Was ist mit den gesundheitlichen Aspekten dieser Ernährungsform? Pflanzliche Ernährung ist reich an Nährstoffen, denn Obst enthält viele Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe. Dies allen für sich klingt zunächst nach einer gesunden Ernährung.

Allerdings nehmen Frutarier auch sehr viel Fruktose (Fruchtzucker) auf, und weil ihr Körper mehr Vitamin C aufnimmt, als er braucht, wird überschüssiges Vitamin C wieder ausgeschieden. Das hat aber nur Konsequenzen, wenn man sehr hohe Mengen (ab 2.000 mg/Tag) aufnimmt: Dann kann es zu Verdauungsstörungen kommen. Zudem ist der Speiseplan eines Frutariers sehr begrenzt. Die Einschränkung auf nur wenige Lebensmittel birgt das Risiko, dass Mängel entstehen.

Oft fehlen Frutariern Vitamin B12, Fettsäuren, Eisen, Jod, Kalzium und Zink. Besonders gefährdet sind die sogenannten Rohkost-Frutarier, die nur rohes (ungekochtes) Obst und Gemüse essen und oft zu wenig Proteine zu sich nehmen (Hülsenfrüchte, die gute Proteinlieferanaten sind, müssen vor dem Genuss erhitzt werden). Hinzu kommt, dass bestimmte Nährstoffe erst durch Kochen freigesetzt werden – für Rohkost-Frutarier sind sie nicht zugänglich.

Frutarier sind meist sehr schlank. Untergewichtige Frauen haben ein höheres Risiko, dass ihre Menstruation ausbleibt und sie früher in die Wechseljahre kommen.

Frutarier sollten darauf achten, trotz der Einschränkungen so ausgewogen wie möglich zu essen. Früchte liefern Ballaststoffe, Nüsse gesunde Fette und mit Hülsenfrüchten können sie auch Proteine aufnehmen. Die erlaubten Gemüsesorten versorgen sie mit Mineralstoffen und Vitaminen. Trotzdem ist es empfehlenswert, regelmäßig checken zu lassen, ob bei bestimmten Nährstoffen Mängel bestehen.

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So ernähren sich Frutarier im Winter

Im Sommer ist das Angebot an Obst reichhaltig. Aber was essen denn Frutarier nun im Winter? Es gibt zwar Wintergemüse, aber das lehnen Frutarier ab, weil es meist aus Kohl- oder Wurzelgemüse besteht. Auch Wintersalate wie Feldsalat sind für Frutarier tabu. Dafür sind Pilze erlaubt, sofern das Wurzelgeflecht nicht beschädigt wird.

Frutarier (Ausnahme: die ganz Strengen) essen im Winter Getreideprodukte wie Nudeln ohne Ei, Nüsse oder Samen, die lange haltbar sind. Typische Wintergewächse sind auch Edelkastanien, die viele gesunde Nährstoffe in sich tragen. Hinzu kommt konserviertes Obst und Gemüse. Viele Sorten lassen sich gut lagern oder durch Fermentieren, Trocknen, Einfrieren oder Einlegen haltbar machen.

Ist Frutarismus gesund?

Fazit: Als längerfristige Ernährungsweise ist Frutarismus nicht zu empfehlen. Denn durch den Verzicht auf viele Lebensmittel ist das Risiko für Mangelernährungen sehr hoch. Schon bei der normalen veganen Ernährung warnt die DGE vor einer Nährstoffmangelgefahr vor allem bei bestimmten Bevölkerungsgruppen wie Schwangeren, Stillenden, Säuglingen, Kindern und Jugendlichen.

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