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Tennisarm: Ursachen, Symptome und Behandlung

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Redaktion

  • Clara Neuhaus (Medical Writer)

Qualitätssicherung

  • Steffen Karpstein ( Assistenzarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie)

Der Umzug und das Aufbauen der Möbel waren ganz schön kräftezehrend – und nun machen sich auch noch stechende Schmerzen im Ellenbogen bemerkbar? Möglicherweise steckt ein sogenannter Tennisarm dahinter. Diese Bezeichnung ist zwar geläufig, doch die Beschwerden betreffen keineswegs nur Tennisspielerinnen und Tennisspieler. Im Folgenden erfahren Sie mehr über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten eines Tennisarms. 

Auf einen Blick

  • Symptome: Charakteristische Schmerzen an der Außenseite des Ellenbogens, die insbesondere bei bestimmten Bewegungen auftreten, sind typisch für einen Tennisarm.
  • Ursachen: Eine intensive, einseitige und meist ungewohnte Belastung des Arms kann zu kleinen Verletzungen in den Sehnenansätzen führen und so die Beschwerden verursachen.
  • Verlauf: Bei den meisten Betroffenen klingen die Beschwerden innerhalb eines Jahres wieder ab, in einigen Fällen verschwinden sie bereits nach wenigen Wochen.
  • Diagnose: Einen Tennisarm festzustellen ist in der Regel unkompliziert: Eine Ärztin oder ein Arzt kann die Diagnose in vielen Fällen durch eine einfache körperliche Untersuchung stellen.
  • Therapie: Betroffene sollten den Arm schonen und durch bestimmte Übungen gezielt kräftigen. Bei akuten Schmerzen können Medikamente vorübergehend Erleichterung verschaffen.
  • Vorbeugung: Um das erneute Auftreten der Erkrankung zu vermeiden, können Personen mit Tennisarm Übungen zur Kräftigung und Beweglichkeit durchführen. Zudem sollten sie den Arm nicht überlasten und bestimmte Bewegungen vermeiden.

Definition: Was ist ein Tennisarm?

Der Begriff Tennisarm oder auch Tennisellenbogen wird umgangssprachlich für Schmerzen an der Außenseite des Ellenbogens genutzt. Fachleute nennen diese Erkrankung Epicondylitis radialis humeri – was eine Reizung der Sehnenansätze im Ellenbogenbereich beschreibt.

Eine Tennisspielerin fasst sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Ellenbogen

Tennis ist nur einer von vielen Auslösern: Häufig führen wiederholte Belastungen zu einem schmerzhaften Tennisarm, etwa beim Musizieren oder Arbeiten am PC.

Doch warum Tennis? Ganz einfach: Die Beschwerden tauchen häufig nach einseitigen und intensiven Belastungen auf. Beim Tennis beispielsweise werden die Sehnen durch wiederholte Schlagbewegungen übermäßig beansprucht. Doch auch andere sich wiederholende Tätigkeiten, etwa bei der Arbeit oder im Haushalt, können einen Tennisarm auslösen. Zum Beispiel, wenn beim Möbelaufbau viele Schrauben eingedreht werden müssen.

Symptome: Wie macht sich ein Tennisarm bemerkbar?

Die Anzeichen bei einem Tennisarm treten bei einigen Betroffenen plötzlich auf, bei anderen wiederum entwickeln sie sich erst nach und nach:

  • Schmerzen an der Außenseite: In vielen Fällen fühlt sich die äußere Seite des Ellenbogens empfindlich an und tut bei Berührung weh.
  • Schmerzen bei bestimmten Bewegungen: Typisch sind auch Schmerzen beim Strecken der Hand oder Aufdrehen eines Flaschenverschlusses.
  • Druckempfindlichkeit: Schon ein leichter Druck auf die Außenseite des Ellenbogens kann unangenehm sein oder Schmerzen verursachen.
  • Ausstrahlende Schmerzen: Die Beschwerden beschränken sich nicht nur auf den Ellenbogen, sondern können in den Oberarm oder Unterarm ausstrahlen – manchmal sogar bis in die Hand.
  • Eingeschränkte Beweglichkeit: Betroffene bemerken oftmals, dass der Arm nicht mehr so beweglich ist wie zuvor.
  • Probleme beim Greifen: Einfache Handgriffe bereiten häufig Probleme – in schweren Fällen kann sogar das Anheben der Kaffeetasse eine Herausforderung sein.

Oftmals verbessern sich die Beschwerden, wenn der Arm ruhig gehalten wird. Jedoch können die Schmerzen auch nachts auftreten und so Betroffene um ihren Schlaf bringen.

Ursachen: Wie entsteht ein Tennisarm?

Für die Bewegung der Hände und Finger sorgen zahlreiche Muskeln im Unterarm. Einige dieser Muskeln sind über Sehnen mit dem Ansatz der Oberarmknochen verbunden. Diese Verbindung liegt im Bereich des Ellenbogens. Bei anhaltender Beanspruchung der Muskeln – durch Halte-, Hebe-, Dreh-, Streck-, Greif- oder Beugbewegungen – kann es zu einer Überlastung der Sehnen kommen.

Die genauen Entstehungsmechanismen eines Tennisarms sind wissenschaftlich noch nicht vollständig erforscht. Fachleute gehen jedoch davon aus, dass die dauerhafte Überlastung zu Verschleißerscheinungen führt und kleine Verletzungen in den Ansätzen der Sehnen verursacht.

Nicht nur Tennis kann einen Tennisarm auslösen. Auch andere intensive, sich wiederholende Bewegungen können zu den Beschwerden führen. Zu den häufigen Verursachern zählen unter anderem:

  • Weitere Sportarten wie Rudern oder intensives Krafttraining
  • Handwerkliche Tätigkeiten, etwa Streichen oder wiederholtes Schraubendrehen
  • Heben schwerer Gegenstände, beispielsweise bei Umzügen
  • Regelmäßiges Musizieren, besonders bei Instrumenten wie Geige oder Klavier
  • Berufsbedingte Belastungen, zum Beispiel an der Supermarktkasse oder durch intensive Computerarbeit (sogenannter Mausarm)

Risikofaktoren: Was erhöht das Risiko für einen Tennisarm?

Wer täglich mehr als zwei Stunden einseitigen Belastungen ausgesetzt ist – sei es im Beruf oder während der Freizeit – trägt ein erhöhtes Risiko, einen Tennisarm auszubilden. Da die Muskulatur mit der Zeit anfälliger für Überlastungen wird, steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Tennisarm mit dem Alter an. Besonders Menschen zwischen 40 und 60 Jahren sind häufiger betroffen. Zudem spielen Lebensstilfaktoren eine Rolle: Sowohl Rauchen als auch Übergewicht können die Entstehung eines Tennisarms begünstigen.

Verbreitung: Wie häufig tritt ein Tennisarm auf?

Der Tennisarm ist weit verbreitet: Zwei von 100 Menschen in Deutschland sind von diesen Beschwerden betroffen, wobei Männer und Frauen gleichermaßen oft erkranken. Anders als der Name vermuten lässt, tritt ein Tennisarm nicht nur bei Personen auf, die Tennis spielen. Diese Personengruppe macht tatsächlich nur zehn Prozent aller Betroffenen aus. Allerdings entwickelt etwa jede zweite Tennisspielerin und jeder zweite Tennisspieler im Laufe der Zeit Schmerzen im Ellenbogen, was bei etwa drei Vierteln dieser Betroffenen zu einem Tennisarm führt.

Verlauf: Wie entwickelt sich ein Tennisarm im Laufe der Zeit?

Der Verlauf bei einem Tennisarm kann stark variieren: In einigen Fällen klingen die Schmerzen schon nach wenigen Wochen ab. Allerdings ist es auch keine Seltenheit, dass die Beschwerden mehrere Monate bestehen bleiben. Bestimmte Übungen können bei einem Tennisarm unterstützend wirken, Betroffene müssen jedoch vor allem geduldig sein: In den meisten Fällen klingen die Beschwerden mit der Zeit von selbst ab.

Die Statistik gibt jedoch Anlass zur Hoffnung: Etwa 80 Prozent aller Betroffenen erleben innerhalb eines Jahres eine vollständige Schmerzfreiheit. Bei der verbleibenden Gruppe dauert die Genesungszeit länger.

Diagnose: Wie wird ein Tennisarm festgestellt?

Ein Tennisarm lässt sich in der Regel in der hausärztlichen oder orthopädischen Praxis durch eine Befragung zu den Beschwerden (Anamnese) und eine gezielte körperliche Untersuchung diagnostizieren.

Mit diesen Fragen können Betroffene rechnen:

  • Wie lange halten die Beschwerden bereits an?
  • Bestehen Vorerkrankungen?
  • An welchen Stellen treten die Schmerzen auf?
  • Welche Bewegungen verursachen Schmerzen?

Anschließend folgt eine sorgfältige körperliche Untersuchung. Hierbei führt die Ärztin oder der Arzt gezielte Bewegungen durch, die den charakteristischen Schmerz eines Tennisarms auslösen können. In vielen Fällen reicht dies für eine Diagnosestellung bereits aus.

Bei unklaren Befunden oder dem Verdacht auf andere Erkrankungen kommen bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen oder Magnetresonanztomografie (MRT) zum Einsatz.

Therapie: Wie wird ein Tennisarm behandelt?

Vor allem in den ersten Wochen ist es wichtig, den Arm zu schonen und Bewegungen zu vermeiden, bei denen die Schmerzen auftreten. In vielen Fällen lassen die Beschwerden eines Tennisarms dann von selbst nach.  

Eine Frau im Trainingsanzug gibt einem Mann Anleitung zur Physiotherapie

Neben Schonung können Kräftigungs- und Dehnübungen bei einem Tennisarm zur Besserung der Beschwerden beitragen.


Doch was kann man sonst noch bei einem Tennisarm tun? Zusätzlich zur Schonung gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten, die den Heilungsprozess bei einem Tennisarm unterstützen und Schmerzen lindern können. Dabei sollten Betroffene unbedingt darauf achten, die Übungen nur auszuführen, wenn sie keine starken Schmerzen hervorrufen. Treten Schmerzen auf, sollte der Arm geschont werden und die Übungen wieder aufgenommen werden, wenn Besserung eingetreten ist.

Diese zusätzlichen Behandlungsmöglichkeiten neben der Schonung kommen in Frage:

Anpassung des Arbeitsplatzes: Kleine Änderungen am Arbeitsplatz können ebenfalls zur Entlastung des Arms beitragen. Dazu gehört zum Beispiel die Nutzung einer ergonomischen Maus.

Kräftigungs- und Dehnübungen: In einer Praxis für Physiotherapie werden Betroffenen bestimmte Übungen gezeigt, die die Muskeln des Arms kräftigen und die Sehnen dehnen. 

Manuelle Therapie: Diese Therapieform soll das Zusammenspiel zwischen Gelenken, Muskeln und Nerven verbessern und so Schmerzen lindern und eine bessere Beweglichkeit herstellen. Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten nutzen dabei sowohl aktive Übungen als auch passive Methoden, bei denen die betroffene Person behandelt wird, ohne selbst mitzuarbeiten.

Ultraschalltherapie: Die durch Ultraschall erzeugten Schallwellen erwärmen das Gewebe und verbessern dadurch die Durchblutung. Die Therapie kann zur Schmerzlinderung beitragen, es dauert jedoch einige Wochen, bis die Wirkung einsetzt. 

Schmerzmedikamente: Besonders zu Beginn der Beschwerden, wenn die Schmerzen besonders stark sind, können nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) in Form von Tabletten oder Gelen unterstützend wirken. Sie beschleunigen jedoch nicht die Heilung eines Tennisarms und sollten nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.

Kortisonspritzen: Injektionen mit Kortison können kurzfristig die Schmerzen lindern, tragen jedoch nicht zum Heilungsprozess bei. Zudem gibt es mögliche Nebenwirkungen wie etwa einen Rückgang des Gewebes am Ellenbogen.

Operationen: Ein chirurgischer Eingriff ist nur bei sehr schweren, chronischen Fällen eines Tennisarms notwendig. In mehr als neun von zehn Fällen können die Beschwerden gut über andere Maßnahmen behandelt werden. 

Des Weiteren gibt es eine Vielzahl von Therapien, deren Wirksamkeit zur Behandlung eines Tennisarms jedoch nicht wissenschaftlich belegt ist. Dazu gehören zum Beispiel Schienen und Bandagen, Injektionen mit Hyaluronsäure, Eigenblut oder Botox, Stoßwellentherapie, transkutane elektrische Nervenstimulation, Lasertherapie und Akupunktur.

Vorsorge: Welche Maßnahmen helfen, einem Tennisarm vorzubeugen?

Regelmäßige Übungen, die die Beweglichkeit fördern und die Armmuskulatur stärken, sind nicht nur wichtige Helfer auf dem Weg zur Besserung bei einem Tennisarm – wer sie konsequent durchführt, kann damit auch wirksam vorbeugen.

Um den Arm zu schonen, empfiehlt es sich zudem, einseitige und intensive Belastungen zu reduzieren und ausreichend Erholungsphasen einzulegen.

Besonders abrupte Beug- und Streckbewegungen sollten bei einem Tennisarm vermieden werden. Bei körperlich anspruchsvollen Aktivitäten – etwa beim Sport oder im Alltag wie beim Heben schwerer Gegenstände – ist es sinnvoll, die Belastung auf beide Arme zu verteilen, statt nur einen Arm zu beanspruchen.

Treten dennoch wiederholt Beschwerden auf, sollten Betroffene unbedingt ihre Ärztin oder ihren Arzt aufsuchen.

Literatur

Weiterführende Informationen