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Niedriger Blutdruck: Symptome, Ursachen und Therapie der Hypotonie

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Redaktion:

Luciano Arslan (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung:

Jannis Stange (Assistenzarzt für Innere Medizin/Kardiologie)

Schwindel, ein schwarzer Schleier vor den Augen, kalte Hände: Wenn der Kreislauf in die Knie geht, kann das beängstigend sein. Ein möglicher Grund für ein solches Absacken des Kreislaufs ist ein niedriger Blutdruck, medizinisch Hypotonie. Häufig bleibt niedriger Blutdruck unbemerkt und verursacht kaum Beschwerden. Doch für manche Betroffene wird der Alltag zur Herausforderung: Sie fühlen sich ständig müde, frieren – oder kippen plötzlich um. Erfahren Sie, welche Ursachen es für niedrigen Blutdruck gibt und was sich dagegen tun lässt. 

Auf einen Blick

  • Ursachen: Die Hypotonie kann eigenständig (primär) oder infolge einer Grunderkrankung (sekundär) wie Herzschwäche und Diabetes oder durch Medikamenteneinnahme auftreten. Eine Sonderform ist die orthostatische Hypotonie, bei der das Blut beim Aufstehen in den Beinen versackt und es daher zu einem Blutdruckabfall kommt.
  • Symptome: Niedriger Blutdruck bleibt oft unbemerkt. Bei einigen Menschen macht er sich jedoch durch Schwindel, Müdigkeit, Konzentrationsprobleme und kalte Hände oder Füße bemerkbar. Beim schnellen Aufstehen kann es zu Sehstörungen oder sogar Ohnmachtsanfällen kommen.
  • Verlauf: Oft verläuft niedriger Blutdruck harmlos. Beschwerden entstehen meist nur, wenn die Durchblutung wichtiger Organe beeinträchtigt ist. Dann sind gezielte Maßnahmen sinnvoll.
  • Diagnose: Mehrfache Blutdruckmessungen, Arztgespräche und spezielle Tests wie die Kipptischuntersuchung helfen, die Ursache einzugrenzen und gefährliche Erkrankungen auszuschließen.
  • Therapie: Oft reichen einfache Maßnahmen wie mehr Bewegung, reichlich Flüssigkeit, eine salzreichere Ernährung und Kompressionsstrümpfe. Medikamente sind nur selten nötig.

Definition: Was ist ein zu niedriger Blutdruck?

Niedriger Blutdruck, in der Fachsprache Hypotonie, bezeichnet einen Blutdruck, der unter bestimmten Grenzwerten liegt. Der Blutdruck wird in der Einheit Millimeter Quecksilbersäule angegeben (mmHg) und besteht aus zwei Werten. Der systolische Blutdruck ist der obere Messwert. Er zeigt den Druck in den Gefäßen an, wenn sich das Herz zusammenzieht und Blut in den Kreislauf pumpt (Systole). Der diastolische Blutdruck ist der untere Wert. Er misst den Druck in den Gefäßen, während sich der Herzmuskel entspannt und das Herz sich erneut mit Blut füllt (Diastole).

Frau sitzt auf Sofa dem Sofa, hält sich die Hände an den Kopf und hat scheinbar Schwindel oder Kopfschmerzen

Niedriger Blutdruck kann zu Schwindel, Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Konzentrationsschwäche führen.

Ein normaler Blutdruck bei Erwachsenen liegt etwa bei 120/80 mmHg. Sinkt der systolische Wert unter 100 mmHg, spricht man in der Regel von einer Hypotonie. Ein niedriger Blutdruck ist zunächst nicht schlimm, denn er stellt im Gegensatz zum Bluthochdruck nicht zwangsläufig ein Problem dar. Viele Menschen mit niedrigem Blutdruck bemerken ihn kaum, er verläuft in den meisten Fällen unproblematisch.

Solange also keine Beschwerden auftreten, besteht zumeist kein Anlass zur Behandlung. Anders sieht es aus, wenn Symptome wie Schwindel oder Ohnmachtsanfälle auftreten oder wenn eine organische Ursache dahintersteckt – etwa eine Schilddrüsenunterfunktion oder Herzschwäche. Dann ist der niedrige Blutdruck die Folge einer anderen Erkrankung. In solchen Fällen sind eine medizinische Abklärung und Therapie des Blutdrucks und der zugrundeliegenden Erkrankung erforderlich.

Ursachen: Wodurch entsteht ein niedriger Blutdruck?

Niedriger Blutdruck kann unterschiedliche Ursachen haben, die Medizin unterscheidet deshalb zwischen drei Hauptformen des niedrigen Blutdrucks:

  • Primäre (idiopathische) Hypotonie: Hierbei handelt es sich um eine eigenständige Erkrankung ohne erkennbare organische Ursache. Das heißt: Es lässt sich keine andere Krankheit als Auslöser identifizieren, der niedrige Blutdruck tritt unabhängig von weiteren Gesundheitsproblemen auf. Die primäre Hypotonie zeigt sich oftmals bei jungen, schlanken Frauen und kann familiär gehäuft vorkommen. Auch wenn sie meist harmlos ist, berichten viele Betroffene über Symptome wie Müdigkeit, Schwindel und Konzentrationsprobleme.
  • Sekundäre Hypotonie: Hier liegt dem niedrigen Blutdruck eine andere Grunderkrankung oder die Wirkung bestimmter Medikamente zugrunde. Typische Auslöser sind eine Herzinsuffizienz – also ein geschwächtes Herz, das den Blutdruck nicht mehr aufrechterhalten kann – eine Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes mellitus, die Einnahme von blutdrucksenkenden Mitteln oder auch eine Blutarmut (Anämie).
  • Orthostatische Hypotonie: Bei dieser Sonderform ist der Blutdruck nicht dauerhaft niedrig, sondern fällt nur in bestimmten Situationen stark ab – typischerweise beim plötzlichen Aufstehen oder längeren Stehen. Das Blut sackt in die Beine ab, das Gehirn wird vorübergehend schlechter durchblutet. Die Folge sind Schwindel, Sehstörungen oder sogar eine kurzzeitige Ohnmacht. Die orthostatische Hypotonie tritt besonders häufig bei älteren Menschen auf. Auslöser können Medikamente (etwa Blutdrucksenker oder Antidepressiva), chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Parkinson, aber auch Krampfadern oder ein Flüssigkeitsmangel sein.

Symptome: Wie macht sich ein niedriger Blutdruck bemerkbar?

Damit Organe wie Herz, Gehirn oder Nieren zuverlässig arbeiten können, müssen sie kontinuierlich mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden. Dafür ist ein gewisser Blutdruck notwendig. Bei Menschen mit niedrigem Blutdruck gelingt die Versorgung meistens trotzdem gut: Die Durchblutung reicht aus, der Körper funktioniert. Viele Menschen mit niedrigem Blutdruck bemerken ihn daher kaum. 

Doch manchmal, gerade wenn der Blutdruck stark abfällt oder dauerhaft zu niedrig ist, gerät der Körper aus dem Gleichgewicht – im wahrsten Sinne des Wortes. Besonders empfindlich reagiert nämlich das Gehirn: Es liegt am höchsten Punkt des Körpers, und das Blut muss gegen die Schwerkraft anpumpen, um das Gehirn zu erreichen. 

Bei niedrigem Blutdruck kann es daher zu Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Konzentrationsproblemen kommen. Auch Schwindel ist möglich. In manchen Fällen verliert die betroffene Person sogar kurzzeitig das Bewusstsein. Dies nennt man in Fachkreisen eine Synkope. Obwohl solche Ohnmachtsanfälle meist ungefährlich sind, bergen die Stürze ein nicht zu unterschätzendes Risiko – insbesondere bei älteren Menschen. 

Weitere typische Beschwerden eines zu niedrigen Blutdrucks sind: 

Kommt es mehrfach zu Schwindel, Ohnmacht oder Stürzen, sollte diese Beschwerden ärztlich abgeklärt werden, um eine ernste Erkrankung auszuschließen. Auch bei unklarer Müdigkeit, Konzentrationsproblemen oder Herzrasen ist es ratsam, bei einem Arztbesuch den Blutdruck kontrollieren zu lassen. Erste Anlaufstelle bei Verdacht auf Bluthochdruck ist in der Regel die Hausärztin oder der Hausarzt.

Diagnose: Wie lässt sich einem niedrigen Blutdruck auf die Schliche kommen?

Niedriger Blutdruck bleibt oft lange unbemerkt – häufig taucht er bei einer Routineuntersuchung erstmals auf. Doch wenn Schwindel, Ohnmachtsanfälle oder Konzentrationsprobleme den Alltag stören, beginnt die medizinische Spurensuche: Was steckt hinter den Beschwerden?

Ausschluss gefährlicher Erkrankungen

Ziel der ärztlichen Abklärung ist es, herauszufinden, ob es sich um eine harmlose oder eine behandlungsbedürftige Hypotonie handelt. Es gilt daher, andere Erkrankungen auszuschließen, die als Ursache für den niedrigen Blutdruck infrage kommen. Denn hinter anhaltend niedrigen Werten können auch ernsthafte Auslöser stecken: eine Herzschwäche, hormonelle Störungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion oder chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus.

Ausführliches Arztgespräch

Die ärztliche Diagnostik beginnt in der Regel mit einem ausführlichen Gespräch (Anamnese). Dabei wird gezielt nach dem Auftreten der Beschwerden gefragt, nach familiären Vorerkrankungen, Trinkmenge und Medikamenteneinnahme. Diese Informationen liefern erste Hinweise darauf, ob es sich um eine harmlose primäre Hypotonie oder die Folge einer anderen Erkrankung handeln könnte.

Blutdruckmessung unter verschiedenen Bedingungen

Ein zentrales Instrument der Diagnostik ist die wiederholte Blutdruckmessung – in Ruhe im Sitzen oder Liegen, direkt nach dem Aufstehen und bei längerem Stehen. So lässt sich beispielsweise die orthostatische Hypotonie erkennen. In manchen Fällen wird auch eine 24-Stunden-Messung eingesetzt, um typische Schwankungen im Tagesverlauf sichtbar zu machen.

Gezielte Tests zur Ursachensuche

Je nach Verdacht kommen weitere Untersuchungen zum Einsatz:

  • Bluttests, um eine mögliche Blutarmut, hormonelle Ungleichgewichte oder Stoffwechselstörungen abzuklären
  • EKG und Echokardiografie, um das Herz strukturell und funktionell zu überprüfen
  • Belastungstests, die zeigen, wie der Kreislauf unter körperlichem Stress reagiert
  • Untersuchungen zu Hormonen und Botenstoffen sowie Ultraschall, etwa zur Abklärung der Schilddrüsenfunktion
  • Kipptischuntersuchung, bei der geprüft wird, wie Blutdruck und Kreislauf auf das Aufrichten des Körpers reagieren – besonders hilfreich bei wiederholten Ohnmachtsanfällen oder ungeklärten Stürzen, da hiermit eine orthostatische Hypotonie aufgedeckt werden kann

Therapie: Was tun bei niedrigem Blutdruck?

Ein niedriger Blutdruck ist nicht immer behandlungsbedürftig. Doch wenn er Beschwerden verursacht oder auf eine zugrunde liegende Erkrankung hinweist, wird gezielt therapiert. Selten kommen auch Medikamente zum Einsatz, vorwiegend bei starkem Leidensdruck oder wiederkehrenden Ohnmachtsanfällen.

Sekundäre Hypotonie: Ursachen bekämpfen

Ist der niedrige Blutdruck die Folge einer Herz-, Hormon- oder Stoffwechselerkrankung, gilt es, diese Grunderkrankung zu erkennen und zu behandeln. Auch die Einnahme von Medikamenten kann eine sekundäre Hypotonie hervorrufen. In solchen Fällen prüfen Ärztinnen und Ärzte gemeinsam mit der betroffenen Person, ob sich die Dosis anpassen oder das Präparat wechseln lässt.

Gruppe fitter Seniorinnen und Senioren beim Ausruhen nach dem Training im Fitnessstudio

Nicht nur nach dem Sport: Bei sekundärer Hypotonie kann ausreichend Trinken helfen, das Blutvolumen zu erhöhen und den Blutdruck zu stabilisieren.

Primäre Hypotonie: Beschwerden lindern

Bei der primären Hypotonie, die keine erkennbare Ursache hat, ist nicht der Blutdruck selbst das Problem, sondern die damit verbundenen Symptome. Eine medikamentöse Behandlung wird nur bei hohem Leidensdruck empfohlen oder wenn der niedrige Blutdruck häufiger zu Ohnmachtsanfällen führt. Stattdessen setzen Fachleute auf einfache, aber effektive Maßnahmen, die den Kreislauf stabilisieren und die Beschwerden lindern können. Zu diesen Maßnahmen zählen:

  • Regelmäßige Bewegung: Sportarten wie Schwimmen, Joggen und Gymnastik bringen den Kreislauf in Schwung. Schon tägliche Spaziergänge können helfen.
  • Wechselduschen und Kneippkuren: Die abwechselnde Reizung durch warmes und kaltes Wasser trainiert die Gefäße und verbessert die Durchblutung.
  • Kompressionsstrümpfe: Sie verhindern, dass sich das Blut in den Beinvenen staut, und unterstützen den Rückfluss zum Herzen.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Zwei bis drei Liter Flüssigkeit täglich helfen, das Blutvolumen zu erhöhen – eine wichtige Voraussetzung für stabile Blutdruckwerte.

Orthostatische Hypotonie: Dem Kreislauf beim Aufstehen helfen

Wer morgens schlecht in die Gänge kommt oder wem beim raschen Aufstehen schwindelig wird, ist womöglich von einer orthostatischen Hypotonie betroffen. Doch mit folgenden einfachen Alltagsstrategien lässt sich gegensteuern:

  • Mit leicht erhöhtem Oberkörper schlafen, so muss sich der Kreislauf beim Aufstehen nicht so stark anpassen.
  • Ein Glas Wasser trinken, bevor man aufsteht, schon im Bett.
  • Langsam mit Zwischenschritten aus dem Bett oder vom Stuhl aufstehen – beispielsweise im Bett erst hinsetzen, dann aufstehen.
  • Im Stehen die Beine überkreuzen, um den Rückstrom des Blutes zum Herzen zu fördern.

Mit etwas Achtsamkeit und den richtigen Handgriffen im Alltag lässt sich Schwindel beim Aufstehen oft wirksam vorbeugen – und der Kreislauf kommt wieder besser in Schwung.

Literatur

Weiterführende Informationen

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