Betroffene kennen die Beschwerden gut: Der Genuss des anfangs so cremig-leckeren Latte macchiato oder des fruchtig-sahnigen Erdbeereises führt am Ende zu unangenehmen Bauchschmerzen, im schlimmsten Fall gar zu quälendem Durchfall. Laktoseintoleranz zählt zu den häufigsten Lebensmittelunverträglichkeiten in Deutschland. Ursache der Unverträglichkeit ist ein angeborener oder im Laufe des Lebens erworbener Mangel des Enzyms Laktase im Dünndarm.
Auf einen Blick
- Symptome: Symptome einer Laktoseintoleranz sind beispielsweise Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen und Übelkeit nach dem Genuss von Milch und Milchprodukten. Die Ausprägung der Symptome gestaltet sich sehr individuell.
- Ursachen: Normalerweise spaltet die Laktase im Dünndarm die Laktose in die Zuckermoleküle Galaktose und Glukose auf. Bei einer Laktoseintoleranz besteht ein Mangel des milchzuckerverdauenden Enzyms Laktase im Dünndarm. Dadurch verbleibt der Milchzucker ganz oder teilweise unverdaut im Darm und sorgt für Probleme.
- Verlauf: Meist prägt sich eine Laktoseintoleranz erst im Laufe des Lebens aus. Für Säuglinge ist die normale Funktion der Laktase wichtig. So können sie die Muttermilch verdauen.
- Diagnose: Der gängigste Test, um eine Laktoseintoleranz festzustellen, ist der Atemtest. Dafür nimmt eine Person eine definierte Menge an Milchzucker zu sich. Liegt eine Laktoseintoleranz vor, ist nach der Einnahme des Milchzuckers der Wasserstoff in der Atemluft erhöht.
- Therapie: Die Behandlung besteht in einer individuell zusammengestellten laktoseangepassten Ernährung. Eine komplette Vermeidung von Laktose ist meist nicht notwendig. Tabletten, die das Enzym Laktase enthalten, stehen ebenfalls zur Verfügung, um die Funktion des körpereigenen Enzyms zu ersetzen. Betroffene nehmen sie kurz vor dem Verzehr von laktosehaltigen Nahrungsmitteln ein.
- Vorsorge: Das Auftreten einer Laktoseunverträglichkeit ist meist genetisch bedingt und lässt sich nicht verhindern.
ICD-Code für Laktoseintoleranz: E73.0
ICD-Codes dienen der Klassifikation von Krankheiten und Gesundheitsproblemen. Sie finden sich zum Beispiel auf Heilmittelverordnungen, wie etwa bei der Verschreibung von Physiotherapie.
Was ist Laktoseintoleranz?
Die Laktoseintoleranz ist eine der häufigsten Lebensmittelunverträglichkeiten in Deutschland. Streng genommen ist sie eine Kohlenhydratverwertungsstörung und gehört zu den nicht allergisch bedingten Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Bei einer Laktoseintoleranz können die Kohlenhydrate aus Milch und Milchprodukten nicht verwertet werden. Der in Milch enthaltene Milchzucker (Laktose) gelangt teilweise oder ganz unverdaut in den Dickdarm und sorgt dort für Probleme.
Als Ursache einer Laktoseintoleranz kommt entweder ein Mangel oder eine herabgesetzte Aktivität des milchzuckerverdauenden Enzyms Laktase im Dünndarm infrage. Sprich: Das Enzym ist entweder weniger aktiv oder der Körper produziert nicht genug davon. Aufgabe der Laktase ist es, das Zuckermolekül Laktose in die kleineren Zucker Glukose und Galaktose aufzuspalten. Die Konsequenz eines Mangels und einer Minderaktivität ist dieselbe: Besteht ein Mangel an aktiver Laktase, kommt es zur Laktoseintoleranz.
Bauchschmerzen und -krämpfe, aber auch Übelkeit und Erbrechen zählen zu den Symptomen von Laktoseintoleranz.
Folgende Formen der Laktoseintoleranz existieren:
- Angeborene Laktoseintoleranz (Alaktasie): Bei diesem seltenen genetischen Defekt kann der Körper Laktase nicht selbst herstellen.
- Primäre Laktoseintoleranz (Hypolaktasie): Genetisch bedingt kommt es zu einem relativen Laktasemangel, der Körper produziert irgendwann insgesamt zu wenig Laktase. Erste Symptome einer primären Laktoseintoleranz treten zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Leben auf – meist ab dem fünften Lebensjahr, manchmal erst im Erwachsenenalter.
- Sekundäre Laktoseintoleranz: Die sekundäre Laktoseintoleranz kommt durch Dünndarmerkrankungen wie eine Zöliakie oder eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung zustande. Diese Krankheiten können die Dünndarmschleimhaut und damit die Laktase-produzierenden Zellen schädigen, sodass es zu einem Enzymmangel kommt. Wird die Grundkrankheit behandelt, kann sich dies bessern.
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Die primäre Laktoseintoleranz tritt weltweit am häufigsten auf. Sie betrifft wahrscheinlich mehr als 65 Prozent der Weltbevölkerung, ist aber regional sehr unterschiedlich vertreten. In Asien leiden beispielsweise etwa 70 Prozent der Bevölkerung an einer primären Laktoseintoleranz, in Afrika nahezu alle Menschen.
In Europa sind etwa 28 Prozent der Menschen von einer Laktoseintoleranz betroffen – und auch hier zeigen sich regionale Unterschiede. So liegt die Rate in Skandinavien beispielsweise bei nur 2 Prozent, in Süditalien hingegen bei 70 Prozent. Fachleute vermuten, dass in Nordeuropa historisch mehr Milchprodukte auf dem Speiseplan standen als anderswo und die Menschen deswegen auf die funktionierende Laktase angewiesen waren.
Im Folgenden geht es aufgrund der Häufigkeit vorwiegend um die primäre Laktoseintoleranz.
Milchallergie ≠ Laktoseintoleranz
Laktoseintoleranz darf nicht mit einer Milchallergie verwechselt werden. Bei einer Kuhmilchallergie reagiert der Körper auf bestimmte Proteine in der Milch und es handelt sich um eine Nahrungsmittelallergie, nicht um eine Unverträglichkeit. Meist kommt sie im Säuglings- und Kindesalter vor.
Einige Menschen mit einer Laktoseintoleranz können relativ viel Milchzucker zu sich nehmen, ohne starke Beschwerden zu bekommen. Menschen mit einer Milchallergie reagieren hingegen selbst auf sehr kleine Mengen Milch oder Milchprodukte empfindlich. Mögliche Folgen: Hautausschläge, Magen-Darm-Beschwerden oder selten stärkere allergische Reaktionen. Bei der Laktoseintoleranz kommt es in der Regel nicht zu Symptomen auf der Haut.