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Fersensporn: Ursachen, Symptome und Behandlung

Lesedauer unter 9 Minuten

Redaktion

  • Constanze Löffler (Wissenschaftsjournalistin, Ärztin)

Qualitätssicherung

  • Annette Mittmann (Gynäkologie, Psychotherapie, Psychoonkologie - medproduction GmbH )

Das Auftreten tut höllisch weh, so als ob Nadeln durch die Fußsohle stechen würden? Dafür kann ein Fersensporn der Grund sein. Die schmerzhafte Kalkablagerung an der Ferse ist zwar nur wenige Millimeter klein, kann aber großen Ärger verursachen. Aber wer ist denn für Fersensporne anfällig? Und mit welcher Therapie lassen sich die Beschwerden wirksam und schonend behandeln?

Was ist ein Fersensporn?

Der Fersensporn ist ein wenige Millimeter großer Knochenauswuchs am Fersenbein des Fußes. Er entsteht im Ansatzbereich eines Muskels oder einer Sehne. Der Sporn hat typischerweise eine breite Basis und läuft spitz zu – daher sein Name. Er ist entweder klar definiert oder unregelmäßig geformt. Es gibt zwei Varianten davon:

  • Die weitaus häufigste Form ist der plantare Fersensporn. Er bildet sich direkt unterhalb der Ferse, vermutlich als Reaktion auf eine Überlastung. Oft geht diese Variante mit einer Entzündung der Sehnenplatte an der Fußsohle einher, der Plantarfasziitis.
  • Seltener tritt der obere Fersensporn auf, auch Haglund-Ferse genannt. Die knöcherne Neubildung am Fersenbein setzt an der Achillessehne an und setzt sich nach oben fort. Drückt der Sporn auf die Sehne, wird sie verletzt, kann sich entzünden und schmerzen.

Der Sporn selbst schmerzt nicht. Es ist das ihn umgebende, gut durchblutete und feinnervige Gewebe, das sich entzündet und dadurch die Beschwerden auslöst.

Fersensporn oder Plantarfasziitis?

Laien können einen Fersensporn leicht mit einer Plantarfasziitis verwechseln, da beide mit Hackenschmerzen einhergehen. Bei der Plantarfasziitis entzündet sich vermutlich die Plantarfaszie an ihrer Ansatzstelle am Fersenbein. Das breite Band aus festem Bindegewebe zieht sich von der Unterseite des Fersenbeins bis zu den Zehen und unterstützt das Längsgewölbe des Fußes. Auch Risse und Mikroverletzungen in dem Band könnten die Beschwerden in der Hacke verursachen, die denen bei einem Fersensporn gleichen. Frauen sind von der Plantarfasziitis häufiger betroffen. In rund zwei Dritteln der Fälle macht sich das Leiden nur in einem Fuß bemerkbar.

Der Fersensporn ist hingegen eine Verkalkung am Ansatz der Plantarfaszie am Fersenbein.

Plantarfasziitis und Fersensporn sind zwei eigenständige Phänomene, die allerdings häufig zusammen auftreten. Je nach Studie haben bis zu 85 Prozent der Plantarfasziitis-Betroffenen auch einen Fersensporn. Zudem überschneiden sich einige Risikofaktoren, etwa Übergewicht und fortschreitendes Alter. Beide Fußleiden werden ähnlich behandelt.

Bei wem treten Fersensporne auf?

Viele Menschen haben eine solche knöcherne Veränderung am Fuß. Oft bemerken sie diese jedoch nicht. Erst wenn sich das Gewebe um den Sporn herum entzündet, werden die Schmerzen beim Gehen und Laufen mitunter unerträglich. Schätzungen gehen davon aus, dass rund zehn Prozent der Bevölkerung einen Fersensporn haben.

Unter Fersenspornen leiden vor allem Männer und Frauen, die älter sind als 40 Jahre. Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der Fälle. Schätzungen zufolge haben bereits mehr als die Hälfte der über 60-Jährigen einen Fersensporn. Das könnte unter anderem damit zu tun haben, dass sich im Alter der Gang verändert und die Menschen Hacke und Mittelfuß stärker belasten oder sich die Sehnen verkürzt haben.

Wie bei der Plantarfasziitis sind vom Fersensporn mehr Frauen als Männer betroffen. Auch Übergewichtige weisen die Knochenveränderungen am Fuß häufiger auf. Zudem geht der Sporn in den meisten Fällen mit einer Fußfehlstellung („Plattfuß“) einher.

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Wie fühlt sich ein Fersensporn an?

Grundsätzlich ist eine solche Knochenveränderung schmerzfrei. Deshalb wird ein Fersensporn oft nur durch Zufall beim Röntgen eines Fußes entdeckt. Die Schmerzen entstehen im empfindlichen Gewebe, das den Sporn umhüllt. Es ist gut durchblutet und von vielen Nerven durchzogen. Entzündet es sich, führt das zu einem starken stechenden Schmerz unterhalb oder an der Innenseite der Ferse, als würde man über Glasscherben oder Nadeln laufen. Das Stechen kann mitunter bis in die Wade ausstrahlen. Typischerweise treten die Beschwerden nach längerer Ruhe auf, zum Beispiel am Morgen oder beim Anlaufen. Im Laufe des Tages oder auf längeren Strecken lassen sie nach. Manche Betroffene gewöhnen sich an, über die Außenseite des Fußes zu gehen, um die Schmerzen zu vermeiden.

Wie entsteht ein Fersensporn?

Die Gründe für die Knochenveränderung sind bislang nicht ganz klar. Offenbar reagiert das Gewebe in den meisten Fällen auf eine Überlastung, die mit einer verkürzten Bein- und Fußmuskulatur einhergeht.

Das können typische Ursachen für einen Fersensporn sein:

Häufiger und ausdauernder Sport, Übergewicht, langes Stehen am Arbeitsplatz oder unpassende Schuhe sind mögliche Auslöser. Hält die Überlastung zu lange an, entstehen chronische Schäden und winzige Verletzungen. Sie sind zum Beispiel am Ansatz der Sehnenplatte an der Fußsohle, der Plantarfaszie, zu finden oder am Ursprung des Sohlenviereckmuskels, der am Fersenbein ansetzt und das Fußgewölbe stärkt.

Neben der Belastung der Füße spielt wahrscheinlich auch die individuelle genetische Veranlagung eine Rolle. Manche Menschen reagieren von Natur aus empfindlicher auf körperliche Beanspruchung und bilden eher neues Knochenmaterial als andere.

Infolge der ständigen Reizung ist das Gewebe am Faszien- oder Muskelansatz nicht mehr so elastisch. Es entsteht dort eine Narbe, an der sich allmählich Kalk ablagert. Nach und nach wächst so ein knöcherner Sporn. Vermutlich versucht der Knochen auf diese Weise, die Kräfte auf die Fußmuskeln und das umliegende weiche Gewebe abzufedern und das Fersenbein zu stärken. Im Schnitt ist der Sporn zwischen vier bis sechs Millimetern lang. Er kann aber auch deutlich größer werden. Die Länge beeinflusst nicht das Ausmaß der Schmerzen.

Was sind Risikofaktoren für einen Fersensporn? 

Eine junge Frau steht barfuß auf einer Waage. Auf dem Boden neben der Waage liegen ein Handy und kleine Hanteln und steht eine Trickflasche mit Wasser.

Eine Starke Belastung der Füße durch Übergewicht kann die Entwicklung eines Fersensporns begünstigen.


Bestimmte Eigenschaften und Verhaltensweisen steigern das Risiko, dass sich der Knochen an der Ferse verändert. Dazu gehören:

  • das Alter (steigendes Risiko ab 40 Jahre),
  • Übergewicht,
  • fehlerhafter Gang,
  • häufiges langes Stehen, beispielsweise bei der Arbeit,
  • ungeeignete Schuhe (zum Beispiel Stöckelschuhe),
  • übermäßiges Lauftraining,
  • Fußfehlstellungen,
  • dünne, inflexible Fettpolster unter den Fersen.

Wie wird ein Fersensporn festgestellt und behandelt?

Im Gespräch fragt der Arzt oder die Ärztin die typischen Symptome ab wie Anlaufbeschwerden und stechende Schmerzen in der Ferse. Indem sie oder er auf die betroffene Hacke drückt, lässt sich der Schmerzimpuls leicht überprüfen. Ein Sporn lässt sich aber nur im Röntgenbild zweifelsfrei feststellen.

Konservative Methoden

Am häufigsten kommen bei einem Fersensporn Einlagen zum Einsatz. Manche weisen im Bereich des Sporns eine Aussparung auf, andere besitzen ein Gelkissen oder breite Pufferabsätze. Damit soll der Druck auf die schmerzhafte Stelle gemindert werden. Gleichzeitig stützen die Einlagen das Fußlängsgewölbe. Im Fall des oberen Fersensporns (Haglund-Ferse) helfen Modelle, die aus Fersenkeilen, -kissen oder eingeklebten Filzstückchen bestehen.

Außerdem wird der Arzt oder die Ärztin eine oder mehrere der folgenden nicht-operativen Therapien empfehlen:

  • Nichtsteroidale Antirheumatika lindern die Schmerzen.
  • Eispackungen mildern die Beschwerden, hemmen die Entzündung und lassen sie abschwellen.
  • Schuhe mit ausreichend Raum für die Hacke nehmen bei einem oberen Fersensporn den Druck von der gereizten Stelle.
  • Eine Sportpause nach übermäßigem Training verschafft der überlasteten Ferse Ruhe.
  • Abnehmen hilft bei Übergewicht, den Druck auf die Füße zu reduzieren.
  • Kortison in die Ferse gespritzt, kann die Entzündung lindern. Das ist jedoch schmerzhaft, da das Präparat durch die Fußsohle an die entzündete Stelle injiziert wird. Gelegentliche Anwendung.
  • Bei der Röntgentherapie wird das entzündete Gewebe mit niedrig dosierten Röntgen-, Elektronen- oder Photonenstrahlen behandelt. Sie sollen die Entzündung stoppen.
  • Krankengymnastik dehnt Waden und Fußsohlen. (siehe Übungen unten)

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Übungen gegen den Schmerz

Bei Ihnen wurde ein Fersensporn festgestellt? Mit einfachen Gymnastikübungen können Sie die Heilungsprozesse unterstützen und die Schmerzen lindern. Am besten nehmen Sie sich mehrmals am Tag dafür Zeit.

Übung 1
Stellen Sie die Ferse in einen Handballen. Umfassen Sie mit der anderen Hand die Fußspitze, und drücken Sie damit die Zehen nach oben. Wiederholen Sie die Übung anschließend mit dem anderen Fuß. So dehnen Sie ihre Plantarsehne.

Übung 2
Stellen Sie sich mit dem halben Fuß auf eine Treppenstufe, und senken Sie die Ferse langsam ab, bis es in der Wade zieht. Halten Sie die Stellung 15 Sekunden. Wechseln Sie dann das Bein. Diese Übung dehnt die Wade sowie Muskel- und Sehnenansätze im Fersenbereich.

Geben Sie sich etwas Zeit, wenn Sie die verschiedenen Methoden und Übungen ausprobieren. Ob eine Therapie anschlägt, lässt sich frühestens nach vier Wochen beurteilen; meist ist eine sichere Einschätzung nach zwei bis sechs Monaten möglich. Sollten Sie nach sechs bis zwölf Monaten keine Verbesserung spüren, verlieren Sie nicht den Mut. Die Medizin hält noch weitere Möglichkeiten bereit, Ihren Fersensporn zu behandeln.

Weitere Therapiemöglichkeiten

Die Stoßwellentherapie ist eine weitere Möglichkeit, sollten die konservativen Methoden nicht anschlagen. Sie ist der vorletzte Pfeil im Köcher gegen den Fersenschmerz und hat sich in vielen Fällen als wirksam erwiesen.

Mit Stoß- und Druckwellen heilen
Bei der extrakorporalen, also außerhalb des Körpers angewandten Stoßwellentherapie (ESWT) werden Stoß- oder Druckwellen auf das entzündete, schmerzhafte Gewebe abgefeuert. Sie sollen die Durchblutung steigern, die Verknöcherung stoppen und so das entzündete Bindegewebe zur Selbstheilung anregen. Die Therapie kann mitunter schmerzhaft sein. Bei Anwendungen mit relativ niedriger Energie, wie im Fall der Fersenbehandlung, ist aber meist keine Betäubung nötig. Gewöhnlich sind für eine wirksame Behandlung ein bis drei Sitzungen notwendig.

Gut zu wissen: Die Barmer übernimmt die Kosten einer Stoßwellentherapie bei Fersenschmerzen, wenn konservative Therapieansätze die Beschwerden nicht bessern konnten.

Sollte auch die Stoßwellentherapie nicht helfen, bleibt noch die Operation. Die meisten beschriebenen Therapien einschließlich eines operativen Eingriffs zielen darauf ab, die Entzündung im

Gewebe um den Fersensporn herum zu lindern oder zu stoppen. Der Sporn selbst bildet sich dadurch nicht zurück. Er kann jedoch mittels eines minimal-invasiven Eingriffs, der nur kleine Schnitte erfordert, entfernt werden. Dabei wird die Knochenwucherung mit einer Fräse abgetragen.

Wie bei jeder Operation können dabei Komplikationen auftreten, beispielsweise Infektionen, Wundheilungsstörungen und schmerzhafte Narben. Besprechen Sie daher mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem Arzt die Vor- und Nachteile des Eingriffs. Sollten Sie immer noch unsicher sein, können Sie sich eine ärztliche Zweitmeinung einholen.

Kann ich mich vor einem Fersensporn schützen?

Das Risiko für einen Fersensporn lässt sich deutlich senken, wenn Sie bestimmte Dinge im Alltag und beim Sport beachten.

So sollten Sie Übergewicht vermeiden, um die Füße nicht dauerhaft übermäßig zu belasten. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung helfen dabei. Klären Sie bei Übergewicht, wenn Sie sich nicht sicher sind, mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, welches Laufpensum für Sie richtig ist, damit Sie Ihre Füße nicht überlasten. Vermeiden Sie Laufen auf hartem Untergrund, etwa Asphalt. Bequeme Schuhe mit Platz für die Ferse beim Sport und im Alltag beugen dem Spornwachstum vor.

Tun Sie ihren Füßen und Waden etwas Gutes, indem Sie sie regelmäßig dehnen (siehe Übungen oben).

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